Time Bandits (Neuauflage) Blu-ray
ReviewAus der Sicht eines Filmfans ist es eigentlich unbegreiflich, warum
Ex-Monty Python Terry Gilliam nie in die erste Liga der Regisseure
aufgestiegen ist. Objektiv betrachtet liegen die Gründe jedoch auf
der Hand: Gilliam macht keine „gewöhnlichen“ Filme und steht daher
in der Gunst der Produzenten nicht gerade an erster Stelle. Obwohl
Kritiker und Zuschauer zumeist von seinen Werken begeistert sind,
hat er doch nie einen echten Blockbuster abgeliefert – die
Eintrittskarte in den Hollywood-Olymp. Schaut man in seine Vita,
begegnet man einigen außergewöhnlichen Filmen, die bis heute
Kultstatus genießen. Von den frühen Python-Eskapaden wie
Die Ritter der
Kokosnuss (1974) einmal abgesehen, sind es vor
allem Werke wie
König der
Fischer (1991),
12
Monkeys (1995),
Das Kabinett des
Dr. Parnassus (2009) und vor allem die beißende
Gesellschaftssatire
Brazil (1985), die seinen Ruf
als unverwechselbares Regie-Unikat begründen. Doch bereits im Jahr
1981 machte er mit einem Film auf sich aufmerksam, der sich vor
allem in den USA sogar zu einem veritablen Kassenerfolg
entwickelte:
Time Bandits.
Story:
Eigentlich sollen Randall (D. Rappaport), Fidgit (Kenny „R2D2“
Baker), Wally (J. Purvis), Og (M. Edmonds), Strutter (M. Dixon) und
Vermin (T. Ross) im Auftrag des Obersten Wesens (R. Richardson) die
Schöpfung in Form halten und reparieren. Doch die sechs Zwerge
haben andere Pläne. Kurzerhand klauen sie ihrem Chef eine wertvolle
Karte, die sämtliche Löcher in Raum und Zeit aufzeigt. Damit hegen
sie den gar nicht so uncleveren Plan, durch die Zeitgeschichte zu
reisen und sich jeweils die Taschen zu füllen, nur, um ebenso
schnell wie sie gekommen sind wieder zu verschwinden. Auf diese
Weise landen sie einigermaßen unplanmäßig im Kinderzimmer des
kleinen Kevin (C. Warnock), der sich ihnen nach kurzem Hin und Her
anschließt. Ihre aufregende Reise führt sie quer durch die
Weltgeschichte, doch auch „Das Böse“ (D. Warner) ist hinter der
Karte her.
Oft sind es nicht die bis ins kleinste Detail durchgeplanten und
auf dem Reißbrett konstruierten Hollywood-Streifen, die durch
Inspiration und unkonventionelle Einfälle überzeugen, sondern die
knapp budgetierten und mit reinem Herzblut am Leben erhaltenen
Projekte, die Kultstatus erlangen. Genau das trifft auch auf den
Fantasy-Film
Time Bandits zu. Da sich für die
abgefahrene Story um die sechs kleinwüchsigen Helden wider Erwarten
keine Geldgeber fanden, war es letztlich der ehemalige
Beatles-Gitarrist George Harrison, der durch seine Produktionsfirma
Hand Made Films die Finanzierung übernahm. Harrison gilt als großer
Fan der Pythons und unterstützte sie bereits bei Das Leben des
Brian finanziell. Dabei hatte Harrison seine Produktionsfirma
lediglich gegründet, um die Steuerlast auf sein beträchtliches
Vermögen zu mildern. Solche Finanztricks lässt sich der Filmfan
natürlich gerne gefallen. Schon damals zeigte sich die Handschrift
des Regisseurs überdeutlich. Die liebevoll gestalteten Kostüme und
die bis ins Detail sorgfältig ausgestatteten Sets suchen bis heute
ihresgleichen. Dass Gilliam lediglich ein Budget von rund fünf
Millionen Dollar zur Verfügung stand, sieht man, wenn überhaupt,
erst auf den zweiten Blick. Dafür strotzt der Film nur so vor
bizarren Charakteren und Einfällen.
Die Handschrift des ehemaligen Monty-Python-Mitglieds ist
unverkennbar. Für den Massengeschmack ist das ganze Chaos und
Durcheinander, dass den Zwergen quer durch die Weltgeschichte
folgt, tatsächlich eher weniger geeignet. Und das, obwohl
Time Bandits sogar als „Kinderfilm“ konzipiert
wurde. Doch ehrlicher Weise muss man sagen, dass die vielen
hintersinnigen Gags den Kleinen wohl verborgen bleiben, während sie
sich hauptsächlich an den turbulenten Abenteuern der Helden
erfreuen dürften. Nicht nur der Humor, auch die Struktur des Films
werden bei einigen für Irritationen sorgen. Eine kohärente,
durchweg stringent erzählte Geschichte gibt es eigentlich nicht.
Die Zeitbanditen hüpfen dank ihrer Karte mehr oder weniger abrupt
von einem Abenteuer ins nächste, bis es schließlich zur
unvermeidlichen Konfrontation mit dem Bösen kommt. Bis dahin
begegnen sie Napoleon, Agamemnon (Sean Connery!) und diversen
Fantasiegestalten, die an Einfallsreichtum kaum Wünsche offen
lassen. Wenn man sich eine krude Mischung aus „Willow“, „Legende“
und „Der dunkle Kristall“ vorstellt und das ganze mit anarchischem
Python-Humor anreichert, kommt man der Sache schon recht nahe. Wer
das bunte Treiben bis zum Ende durchhält, wird sogar mit dem tollen
Song „Dream Away“ von George Harrison belohnt.
Bildqualität:
-
sauberes und detailliertes Bild
-
der Einsatz von künstlichen Scharfzeichnern ist durchweg
erkennbar
-
relativ schwache Kontrastwerte
-
vor allem in hellen Bildbereichen tritt deutliches Rauschen
hervor
-
solider Schwarzwert, der aber nur selten gefordert
wird
-
natürliche, nicht allzu kräftige Farbgebung
-
keine altersbedingten Ausfälle
Auch wenn das Bild einen stabilen und durchweg ansehnlichen
Eindruck vermittelt, verhindert der Einsatz von DNR doch eine
uneingeschränkte Empfehlung. Für das Alter des Films ist das
Ergebnis aber akzeptabel.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
-
permanentes leichtes Hintergrundrauschen
-
nur wenig ausgeprägte Dynamik
-
Dialoge nicht immer klar zu verstehen
-
sporadische, mehr schlecht als recht künstlich „hochgerechnete“
Surroundeffekte
-
vor allem in Minute 51 geht der Surroundeinsatz gründlich in die
Hose, wobei man fast schon von einer fehlerhaften Tonspur reden
kann
-
insgesamt recht schrille Abmischung
Die deutsche Tonspur ist nicht gerade ein Aushängeschild modernen
HD-Tons. Teilweise treten sogar handfeste Fehler in der Abmischung
auf, die man so noch nicht gehört hat. Im Großen und Ganzen
entwickelt sich die Akustik jedoch nicht zum Ärgernis.
Ausstattung:
-
Interview mit Michael Palin und Terry Gilliam (ca. 27
Min.)
-
Dokumentarfilm: „The Directors – The Films of Terry Gilliam“
(ca. 58 Min.)
-
Interview mit Terry Gilliam und Terry Jones (ca. 17
Min.)
-
Handmade Story – George Harrison als Filmproduzent (ca. 25
Min.)
-
Time Bandits Scrapbook (ca. 3 Min.)
-
Deutscher Trailer
-
Original Trailer
Für einen über 30 Jahre alten Film gestaltet sich das Bonusmaterial
als recht umfangreich. Vor allem die launigen Interviews zeigen,
dass die Pythons nur sehr schwer aus ihrer Rolle als Chaos-Komiker
ausbrechen können. Recht unterhaltsam, aber teilweise etwas
überdreht. Die Dokumentation über Gilliams Filme umfasst die Werke
bis ins Jahr 2002. Die Extras sind deutsch untertitelt und liegen
in SD vor.
Fazit:
Im Gegensatz zum Film macht die technische Umsetzung der Blu-ray
nur bedingt Spaß. Das Bild krankt an dem Einsatz digitaler
Verschlimmbesserer, während der deutsche Surroundsound kurze, aber
gravierende Fehler in der Abmischung offenbart. Das Bonusmaterial
ist erfreulich umfangreich, beinhaltet aber nur bedingt
Informationen zum Film selbst.
Time Bandits ist ein typischer Gilliam-Film, der
bei den einen Begeisterung, bei den anderen ob seiner (gewollt)
chaotischen Inszenierung Kopfschmerzen hervorrufen dürfte. Wer sich
aber auf das turbulente Fantasy-Abenteuer einlässt, erlebt eine
zweistündige Tour-de-Farce quer durch die Weltgeschichte und
darüber hinaus. Die bizarren Figuren, Kostüme und Settings deuten
darauf hin, was uns erwartet hätte, wenn die Produzenten der
Harry-Potter-Filme kein Veto gegen Gilliam als Regisseur eingelegt
hätten. Für Fans abgedrehten und gleichzeitig hintersinnigen Humors
ist
Time Bandits Pflichtprogramm.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 7/10
Ton: 6/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 6/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Time Bandits
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST735
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)