Hauptdarsteller Robert Redford hat sich im Vorfeld zu den
diesjährigen Oscar Verleihungen zu Recht darüber aufgeregt, dass
sein aktuelles Meisterwerk
All is lost lediglich
in einer Kategorie (bester Tonschnitt) nominiert war und alle
anderen Bereiche sträflich ignoriert wurden. Verwunderlich auch
alleine deswegen, da Regisseur und Drehbuchautor J. C. Chandor
bereits für sein Vorwerk
Der große Crash – Margin Call eine
Oscar-Nominierung für das beste Originaldrehbuch erhielt. Nun gut,
es hat nicht sollen sein, aber dennoch ist die erbrachte Leistung
bei dem vorliegenden Film auszeichnungswürdig, was dieses Review
darlegen soll.
Story
Ein namenlose Segler (R. Redford) wacht eines Tages auf seinem
39-Fuß-Segelboot Virginia Jean auf und muss feststellen, dass
Wasser einläuft. Offensichtlich wurde er von einem verloren
gegangenen Container getroffen, der sein Boot beschädigt hat. Zwar
schafft er es, das Loch zu stopfen, aber dennoch hat das
eingetretene Wasser die komplette Bordelektronik zerstört, so dass
er hilflos auf dem Indischen Ozean umhertreibt. Ohne, dass
irgendjemand seine genaue Position kennt, versucht er nun
sämtlichen Gefahren durch Wind und Wetter zu trotzen, denn bei
diesem Abenteuer steht schließlich sein Leben auf dem Spiel.
Der Film
All is lost ist alleine schon wegen der
Tatsache, dass abgesehen von einem Kommentar aus dem Off, so gut
wie keine Dialoge vorhanden sind, und darüber hinaus Robert Redford
(
The Company You Keep – Die Akte
Grant) der einzige Schauspieler ist, absolut
herausragend. Da nun der Charakterdarsteller alleine im Mittelpunkt
steht, wird ihm sein komplettes Können abverlangt. Das gelingt ihm
allerdings – wie auch nicht anders zu erwarten – absolut
meisterhaft. Die Handlung wurde dabei auf das Wesentliche
reduziert, den Überlebenskampf in einer Notfallsituation.
Erfreulicherweise sind sämtliche Darstellungen außerordentlich
realistisch gehalten. Unnötige dramatische Elemente sucht man
ebenso vergeblich wie ausschweifende Dialoge. Bis auf manche
einsilbigen Ausrufe oder ein Kommentar aus dem Off zu Beginn des
Filmes wurde nämlich das gesprochene Wort bestenfalls rudimentär
eingesetzt. So wird
All is lost fast schon zu
einem Kammerspiel, bei dem Redford lediglich durch seine Handlungen
den Zuschauer in seinen Bann zieht. Dass dabei keine wirkliche
Charakterzeichnung vorhanden ist bzw. zustande kommt, stört nicht
weiter. Nicht einmal sein Name ist bekannt. Die Handlung spricht
dabei für sich und stellt quasi eine Momentaufnahme dar, die
dennoch trotz ihrer Schlichtheit keine Sekunde an Spannung missen
lässt. Grund dafür sind zahlreiche überraschende Wendungen und
straff getimte Szenen, die sich J. C. Chandor in seinem Drehbuch
erdacht hat. Apropos: Selbiges umfasste insgesamt lediglich 31
Seiten. Da bleibt selbstverständlich für den Zuschauer viel Raum
für Interpretationen und philosophische Diskussionen. Was mag wohl
in diesem Mann gerade vorgehen? Wo kommt er her? Was macht er so
alleine inmitten des Indischen Ozeans? Was hat der Brief zu
bedeuten? Würden wir genauso reagieren wie dieser einsame Mann auf
dem Meer, wenn – wie der Titel suggerieren will - denn alles
verloren zu sein scheint? Fragen, die in dem Film nicht geklärt
werden, aber dafür beim zweiten Mal Anschauen schon wieder neue
Betrachtungsweisen bieten.
In diesem Zusammenhang ist es absolut unverständlich wie ein
herausragend gespieltes cineastisches Kleinod wie
All is
lost nicht nur von der Academy so sträflich ignoriert und
darüber hinaus auch an den Kinokassen gnadenlos abgestraft wurde.
Bei einem lächerlichen Budget von 8,5 Millionen US-Dollar wurden
gerade einmal etwas mehr als 10 Millionen US-Dollar wieder
eingespielt.
Bildqualität
Auf den ersten Blick liegt ein herausragendes Bild vor, das dem HD
verwöhnten Auge schmeichelt. Gerade in puncto Schärfe heißt es
sowohl bei Detailgrad als auch Kantenschärfe, so gut wie nie
Abstriche zu machen. Insbesondere die zahlreichen Nahaufnahmen von
Robert Redfords Gesicht wissen dies eindrucksvoll zu belegen. Die
Farben sind sehr natürlich gehalten und stets kräftig bei starker
Sättigung und leicht erhöhtem Kontrast. Das führt aber bei sehr
hellen Szenen zu leichten Durchzeichnungsproblemen. Immerhin macht
dies ein satter Schwarzwert annähernd wieder wett. Deutlich
erkennbare Störungen sind aber ohnehin selten. Kompressionsspuren
sind in diesem Zusammenhang übrigens nicht aufgefallen. Besonders
erwähnenswert ist darüber hinaus die tolle Kameraarbeit von Frank
G. DeMarco und Peter Zuccarini (wie gewohnt für die
Unterwasseraufnahmen verantwortlich), die etliche beeindruckende
Panoramen sowie wunderbar fotografierte Szenen bietet.
Tonqualität
Es ist nur schwer vorstellbar, dass ein Film, der so gut wie
keinerlei Dialoge bietet, dennoch beim Ton die Höchstpunktzahl
erreicht. Grund dafür ist die sehr aktive Abmischung, die
durchgehend sämtliche Kanäle beansprucht und dadurch eine
herausragende Räumlichkeit bietet. Darüber hinaus ist auch die
Dynamik sehr umfangreich ausgefallen und entführt, ergänzt durch
einen natürlichen Klang, den Zuschauer in akustischer Hinsicht
mitten aufs Meer. Wenn die Wogen und Wellen sich aufbäumen, das
Rauschen des Meeres sämtliche Kanäle belegt oder einfach nur die
Umgebungsgeräusche, wie etwa der Wind, zu hören sind, geht es kaum
noch besser. Selbst der Subwoofer weiß gerade in den Sturm Szenen
zu punkten, und liefert kräftige aber stets prägnante Bässe, welche
die deutsche und englische DTS HD Master Audio 5.1 Spur perfekt
abrunden. Die Nominierung für die Kategorie Bester Tonschnitt bei
der Oscar Verleihung war wohl gewählt.
Ausstattung
Das Bonusmaterial liegt komplett in HD vor. Dort finden sich
insgesamt fünf kürzere, aber nicht minder aussagekräftige
Featurettes, zehn sehr ausführliche Interviews mit Cast & Crew,
eine B-Roll Beitrag sowie dem Original Kinotrailer zum Film.
Sämtliche englischsprachigen Beiträge wurden komplett deutsch
untertitelt. Leider muss der Käufer der deutschsprachigen Blu-ray
auf den Audiokommentar mit u. a. Regisseur J.C. Chandor sowie einem
Beitrag zur Filmmusik verzichten. Dennoch sind die gebotenen
Special Features mehr als der übliche Standard. Ein Wendecover ist
vorhanden.
Fazit
Ein derart herausragender Film verdient eine ebenbürtige technische
Umsetzung, die erfreulicherweise bei dieser Veröffentlichung
gegeben ist. Neben einem bis auf wenige Ausnahmen einwandfreien
Bild schafft es gerade der Ton mühelos, die Höchstpunktzahl zu
erreichen. Am Bonusmaterial wurde ebenfalls nicht gegeizt, sondern
dem interessierten Zuschauer eine Vielzahl an Beiträge geboten, die
zusätzliche Informationen zum Film offerieren.
All is
lost ist ein absolut herausragendes Zweitwerk von
Regisseur und Drehbuchautor J. C. Chandor, das den Zuschauer mit
minimalistischen Mitteln die ganze Spielzeit über vor den
Bildschirm respektive der Leinwand fesselt. Mit einem fantastisch
spielenden Robert Redford als Alleinunterhalter in der Hauptrolle
wird mit diesem Film wirklich großes Kino geboten. Da bleibt nur zu
hoffen, dass der verdiente Erfolg sich wenigstens nachträglich über
den Heimkinomarkt einstellt. (sah)
Story 9
Bildqualität 9
Tonqualität 10
Ausstattung 8
Gesamt * 9
Kaufempfehlung 9 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1