"Donnie Darko" (incl.
Bonus-DVD
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"Wach auf, Donnie!"
1. Prolog:
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Als Debütant, gleich auf welchem Gebiet, steht man vor der schweren
Entscheidung, wie man seinen ersten Auftritt gestalten soll – eher
konventionell und damit vermeintlich sicher oder sucht man sich
abzusetzen und Neues zu wagen?
Diese Problematik stellte sich wohl auch für Richard Kelly
anlässlich der Planung seines ersten Spielfilmes, welchen er mit
„Donnie Darko“ betitelte.
Kelly, der hier neben der Regie auch für das Drehbuch
verantwortlich zeichnet, entschied sich dabei, soviel sei bereits
hier offenbart, für die zweite Alternative und schuf einen Film,
der sich jedweder Kategorisierung sperrt und in jeder Hinsicht
bemerkenswert ist. Einen Film, der im Gedächtnis verweilt und
geistige Auseinandersetzung sucht – und vielleicht gerade wegen
dieser Attribute eine treue Fangemeinde für sich gewinnen
konnte.
Letzteres mag man, wenn man sich die folgende, wohlgemerkt die
komplexe Handlung nur tangierende Inhaltsangabe vor Augen führt,
kaum glauben:
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2. Inhalt:
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Donnie Darko, ein intelligenter, allerdings in psychiatrischer
Behandlung befindlicher Teenager, entgeht am 02.Oktober 1988 nur
knapp dem Tod, als ein Flugzeugtriebwerk auf sein Elternhaus und
sein dortiges Zimmer stürzt.
Der Tod ereilt Donnie nur deshalb nicht, weil ein hasenartiges
Wesen mit Namen Frank ihn dazu motiviert hatte, das Haus zu
verlassen. Frank, in welchem Donnie einen Zeitreisenden vermutet,
prophezeit Donnie das Ende der Welt und weiß den genauen Zeitpunkt
zu benennen - 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden
sollen insoweit verbleiben.
Frank veranlasst Donnie zudem, einen Wasserrohrbruch in seiner
Schule zu bewirken. Vor dessen Hintergrund kommt Donnie letztlich
mit einer neuen Schülerin namens Gretchen in Kontakt, was wiederum
in einer Beziehung der beiden mündet.
Bedingt durch das Erlebnis mit Frank ist Donnie von der Idee des
Zeitreisens fasziniert und beginnt diesbezüglich nachzuforschen. Er
stößt hierbei auf das Buch einer als verrückt geltenden Einwohnerin
seines Heimatortes, welches den Titel „Die Philosophie des
Zeitreisens“ trägt.
Auf Veranlassung Franks, der Donnie immer wieder erscheint,
beschließt Donnie, der Buchautorin einen Brief zu schreiben. Dies
setzt eine Kausalkette mit ungeahnten Folgen in Gang, wobei Donnie
eine ganz besondere Rolle zukommt.
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3. Filmbesprechung:
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Wie eingangs erwähnt, lässt sich für „Donnie Darko“ keine der
gängigen Schubladen finden – der Film kombiniert Elemente des
„coming of age“-Dramas, mit Sci-Fi-Aspekten und Zeitreisethematiken
ebenso wie die des Arthaus- mit dem Genrekino. Zudem spielt der
Film mit physikalischen Fragestellungen bei gleichzeitigem Verweis
auf metaphysische Elemente - und selbst eine gewisse
Superheldenfilm-Attitüde ist feststellbar.
Bei einer derartigen Mischung verschiedener Filmgenreelemente und
Thematiken besteht zweifellos die Gefahr, den Betrachter zu
verstören, was der Film allerdings geschickt umgeht, denn trotz
dieser Vielgestaltigkeit zeichnet sich der Film durch eine in
seiner Wirkungsweise überraschende Homogenität aus.
Gleichwohl setzt der Genuss des Filmes allerdings voraus, dass man
als geneigter Betrachter gewillt ist, sich auf einen sperrigen,
intellektuell anspruchsvollen Film, der mehr Fragen aufwirft denn
beantwortet, einzulassen. Vor diesem Hintergrund wird der Film
zweifellos polarisieren und nicht überall Anklang finden
können.
Von Vorteil ist hier sicherlich, eine gewisse Latenz des
Betrachters in Bezug auf den Umgang mit den filmischen Irr-Werken
eines David Lynch, dessen erklärter Fan Richard Kelly ist. Die
mystisch-bedrohliche Grundstimmung bei gleichzeitiger
Interpretationsoffenheit der lynchen Filme ist es denn auch, die
sich in „Donnie Darko“, gleichsam als liebevolle Hommage, wieder
findet. Dies gilt dabei auch bezüglich der visuellen Präsentation
des Filmes, der ähnlich dunkel und wunderschön cinematographisch
wie die bis dato von Lynch kreierten Filme daherkommt. Das hier
lediglich ein Budget von geradezu minimalistischen 4,5 Millionen
US-Dollar zum Einsatz kam, wird dabei nicht offenbar - im
Gegenteil, denn selbst die in geringem Maße zum Einsatz gebrachten
computergenerierte Effekte sind optisch überzeugend.
„Donnie Darko“ erschöpft sich nun aber keineswegs in den
vorbehandelten Bezügen, denn Kelly offenbart mit dem Film
Querverweise zu verschiedenen weiteren Einflussgebern, nämlich zu
so einem illustren Personenkonglomerat wie Stephen King, Stephen
Hawking und Graham Greene. Zudem wird die Filmliebe Kellys durch
eine ganz wunderbare Einbindung einiger Szenen des Genreklassikers
„Tanz der Teufel“ offenbar.
Und all diese unterschiedlichen Bezüge bilden hier eine Einheit -
umspannt von der coming-of-age-Thematik, die zu keiner Zeit
aufgesetzt wirkt. Selbige rückt den Film, so merkwürdig dies
klingen mag, neben den vorgenannten Kontexten gleichzeitig auch in
den Bereich der Teenagerfilme der ausgehenden 80er Jahre, in denen
der Film spielt, was dem Film zusätzlichen Rückhalt gibt.
Unterstrichen wird dies wiederum von dem sensationellen 80er
Soundtrack, der weniger mit den ganz großen Titeln dieser Zeit,
dafür aber mit sehr stimmungsvollen, nachhaltigen Songs den Film
gleichsam durchdringt. Eine gewisse Tears-for-Fears-Dominanz ist
insoweit auszumachen, deren Songs, gleich ob neuinterpretiert oder
im Original, das Geschehen so nachhaltig unterstreichen, dass man
meinen könnte, sie sein hierfür geschrieben worden.
Hinzukommt, dass auch die darstellerischen Leistungen der in dem
Film agierenden Schauspieler, die bemerkenswerter Weise 28
Drehtagen und damit exakt binnen der von Frank benannten Zeitspanne
bis zum Weltuntergang hiermit befasst waren, diese besondere
Wirkung unterstreicht. Insoweit dominiert v.a. das Spiel des damals
noch unbekannten Jake Gyllenhaal, der den vielschichtigen Teenager
derart überzeugend darbringt, dass ihm dieser Rolle einfach
anhaften muss.
Aber auch das weitere Ensemble, bestehend beispielsweise aus der
gleichzeitigen Produzentin des Filmes, Drew Barrymore, sowie einen
sich, völlig in den Dienst des Filmes stellenden, gegen sein
übliches Rollenschema besetzten Patrick Swayze, überzeugt vollauf
und vermag hierdurch der besonderen Wirkung des Filmes weiteren
Nachdruck zu verleihen.
„Donnie Darko“ gelingt es in der Summe, den geneigten Betrachter
verstört und gleichzeitig euphorisiert zurückzulassen. Das Gesehene
kann und wird den Betrachter nicht loslassen und verlangt geradezu
danach wiederholt konsumiert zu werden, um die Mysterien des Filmes
zu enträtseln. Dem Film gelingt es damit eine enorme Nachhaltigkeit
zu erzeugen, die wohl letztlich dafür ursächlich war, dass der an
der Kinokasse seinerzeit geschmähte Film nach seiner
Heimkinoauswertung zum Kultfilm avancierte - und dies vollkommen zu
Recht!
Story: 10/10
"Warum trägst du dieses dumme
Hasenkostüm?" - "Warum trägst du dieses dumme
Menschenkostüm?"
4. Bild:
Die Bildgebung der Blu-Ray wird der Qualität des filmischen Werkes
leider gar nicht gerecht und vermag kaum eine qualitative
Steigerung zur DVD-Variante zu begründen.
Dies gilt dabei bereits für den Kontrast, welcher allenfalls
punktuell überzeugt. In der Regel wird das Geschehen jedoch viel zu
matt visualisiert.
Der Schwarzwert zeigt sich schon im Grundsatz nur im
Durchschnittsbereich, kann aber selbst diese Kategorisierung nicht
durchweg halten, da hier eine Schwankung teils bis ins Graue
feststellbar ist. Folglich ergeben sich dann auch Tiefe und
Plastizität nur bedingt bzw. von variierenden Qualität, welche
allerdings selbst in ihren besten Momenten nicht über ein Mittelmaß
hinausgelangt.
Auch scheint der HD-Transfer nicht vom bestmöglichen
Ausgangsmaterial bewirkt worden zu sein, denn es sind gelegentlich
Bilddefekte feststellbar.
Einzig, was die Schärfe des Bildes angeht, vermittelt sich ein
leichtes Plus gegenüber der DVD, wenngleich dieselbe für ein
HD-Release dennoch zu wünschen übrig lässt und vielfach schlicht zu
weich wirkt.
Insgesamt ist das Bild kaum als HD-würdig zu bezeichnen und kann
einen nennenswerten technischen Mehrwert der Blu-Ray gegenüber der
DVD nicht begründen.
Bild: 5/105. Ton:
Formal wird hier sowohl für die deutsche wie für die englische
Tonspur ein DTS-HD Master Audio 5.1 geboten, was durchaus
wohlwollende Erwartungshaltungen begründet, die leider nur bedingt
erfüllt werden. Dies liegt darin begründet, dass selbst die
vorangegangene DVD-Veröffentlichung bereits über DTS-Ton verfügte
und die nunmehrige Tonspur der Blu-Ray sich hiervon kaum abzusetzen
vermag.
Immerhin werden Effekte und v.a. die wunderbare Musik unter
Ausnutzung aller Boxen präsentiert, während Stimmen und sonstige
Geräusche frontlastig wiedergegeben werden.
Gerade der erstgenannte Aspekt begründet allerdings einen
qualitativen tonalen Mehrwert gegenüber der DVD, da hierdurch eine
recht überzeugende Dynamik erreicht wird und sich der Sound
differenzierter darstellt.
Der Bassuntermalung gestaltet sich hinreichend druckvoll und
überzeugt.
Bedauerlicherweise bieten die wiedergegebenen Höhen keine
korrespondierenden Qualitäten, denn hier mangelt es gelegentlich an
Klarheit, was einen gelegentlich zurückhaltenden, geradezu „dünnen“
Soundeindruck vermittelt.
Insgesamt gestaltet sich der Sound zumindest HD-würdig, wenngleich
die insoweitigen Möglichkeiten mitnichten ausgeschöpft werden.
Allerdings kann der Sound als solide bezeichnet werden.
Ton: 6/106. Bonusmaterial / Ausstattung:
Das erste Ausstattungsmanko der HD-Auswertung dieses modernen
Klassikers liegt bereits darin, dass man es, obgleich dies
technisch zwanglos möglich gewesen wäre, verabsäumt hat, neben der
Kinofassung hier ebenfalls den später erschienenen Directors Cut
als Alternative anzubieten. Dies wäre fraglos eine sinnvolle und
mit geringem Aufwand zu bewerkstelligende Option gewesen, die das
Release zusätzlich aufgewertet hätte, weshalb es schade ist, dass
man diese Chance hat verstreichen lassen.
Hierneben stößt bei der Ausstattung der Blu-Ray negativ auf, dass
selbige lediglich den Filmtrailer jeweils in deutsch und englisch
und eine Programmvorschau sonst aber keinerlei Extras in HD
beinhaltet.
Dies soll nun offenbar dadurch kompensiert werden, dass man der
Veröffentlichung einfach die Bonus-DVD der DVD-Veröffentlichung des
Directors Cut, gar unter Beibehaltung der Disc-Belabelung der
entsprechenden DVD-Veröffentlichng, beigefügt hat. Diese verfügt
zwar über eine Vielzahl von Extras, die aber medienbedingt nur in
SD vorliegen und zudem eben von der entsprechenden
DVD-Veröffentlichung bereits bekannt sind.
Dies ist sehr schade und wirkt, wie auch die sonstigen
Ausstattungsmerkmale der Blu-Ray-Veröffentichung nahe legen, sehr
lieblos.
Zugegebenermaßen ist aber der Extra-Inhalt der Bonus-DVD
umfangreich.So findet sich hier ein knapp 53 minütiges Making Of,
bei welchem es sich um das Produktionstagebuch des Kameramannes
handelt. Dieses bietet variierende Seteinstellungen und, was
besonders interessant ausfällt, einen optionalen Audiokommentar des
Kameramannes.
Anhand von vier Szenen werden dann noch Storyboard-Film-Vergleiche
als weitere Bonus angeboten.
Ferner gibt es eine Doku über den wohl größten Fan des Filmes, als
"Darkomentary" betitelt.
Es finden sich zudem Fotogalerien, Interviews mit 15 am Film
Beteiligten, ein Videoclip zum "Mad World"-Cover sowie Texttafeln
zu den Inspirationsquellen des Filmes.
Besonders lobenswert ist die separat angebotene Filmmusik sowie das
Bonus-Feature "The Philosophy of Time Travel", welches eben
"Buchauszüge" aus dem im Film so wichtigen Buch offenbart.
Leider fehlen aber, bedingt durch die bloße Beifügung der
DVD-Bonus-Disc, die auf der DVD-Veröffentlichung noch verfügbaren
Audiokommentare, was ob deren Qualität ein weiteres echtes Manko
der Blu-Ray darstellt.
Auch in optischer Hinsicht präsentiert sich die Blu-Ray trostlos
und uninspiriert. Geboten wird hier nur eine Amaray mit Wendecover
- wenn man bedenkt, wie hochwertig insoweit die
DVD-Veröffentlichungen erfolgten, ist dies besonders
bedauerlich.
Insgesamt lässt die Ausstattung der Blu-Ray sehr zu wünschen übrig
und "rettet" sich überhaupt nur ins Mittelmaß, da durch Beifügung
der seinerzeitigen Bonus-DVD zumindest ein Großteil der dortigen
Extras vorliegen.
Bonusmaterial/Ausstattung: 6/10
7. Fazit:
Richard Kelly ist es mit seinem Debütfilm das gelungen, wovon die
allermeisten Regisseure und Autoren nur zu träumen wagen. Er schuf
einen in jeder Hinsicht einzigartigen Film, der sowohl
multifunktionale Hommage funktioniert als auch derart ideenreich
und vielgestaltig ist, dass er den geneigten Betrachter fordernd
völlig vereinnahmt und einen enorm hohen Wiedersehenswunsch
begründet. Dabei sperrt sich die komplexe Handlung einer einfachen
Ergründung und eröffnet mannigfaltige Interpretationsmöglichkeiten.
Passend zur angestrebten Wirkung kombiniert Kelly die visuelle
Präsentation des Films sowie dessen außergewöhnlichen Soundtrack,
was ein filmisches Gesamtergebnis schafft, das seinesgleichen
sucht. Der Film selbst sollte damit von jedem ernstlich
Filminteressierten zumindest gesehen werden.
Leider spiegelt sich die enorme Qualität des Filmes in der
Blu-Ray-Veröffentlichung überhaupt nicht wieder, denn diese
erfolgte erkennbar ohne Leidenschaft und Bemühen. Das Bild erreicht
kaum mehr als DVD-Niveau und nur der Ton erscheint gegenüber der
DVD wenige Nuancen überzeugender. Das Bonusmaterial begründet sich
aus einer bloßen Kopie der DVD-Veröffentlichung und auch die
optische Präsentation ist äußerst einfach gehalten.
Insgesamt kann dem geneigten Filmfreund hier fast eher zum Kauf der
DVD-Varianten geraten werden. Obgleich die Blu-Ray zwischenzeitig
bereits mehrfach neu aufgelegt wurde, wurden die benannten Mängel
dabei nicht behoben. Was bleibt, ist die Hoffnung darauf, dass man
sich entschließt, den Directors Cut irgendwann noch auf Blu-Ray
nachzureichen und dieser Veröffentlichung mehr Sorgfalt angedeihen
zu lassen, denn der Film hätte dies mehr als verdient!
Gesamtnote: 7/10
"28 Tage, 6 Stunden, 42 Minuten, 12
Sekunden... dann ist das Ende der Welt
gekommen!"