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Frankensteins Army

Gestartet: 23 Dez 2013 08:31 - 2 Antworten


Veröffentlichung:
24.09.2013
Laufzeit:
84 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 23 Dez 2013 08:31

Michael Speier

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Story: 7/10
Bildqualität: 6/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 3/10


Seit dem Blair Witch Project im Jahre 1999 wurde das Prinzip des Found Footage für allerhand Filme verwendet, wobei es kaum ein Thema gibt, das noch nicht im Pseudo-Dokumentarfilm-Stil verwurstet wurde. Das größte Manko der zumeist billigst produzierten Titel, wobei es auch hochbudgetierte Ausnahmen wie Cloverfield oder Chronicle gibt, sind die wackligen Bilder und der Verzicht, aus Kostengründen immer dann die Kamera wegzudrehen, wenn es im Prinzip etwas zu sehen gäbe. Nun ist das Found-Footage-Genre allerdings inzwischen ein alter Hut, und wenn Filmemacher mit diesem Stil überhaupt noch etwas reißen wollen, dann lässt sich das nur über eine ausgefallene Story erreichen.


Story:

Winter 1944/45 an der Ostfront: Eine Gruppe russischer Soldaten geht einem Hilferuf verschollener Kameraden nach, als sie eine skelettierte Leiche mit absonderlichen Veränderungen vorfinden. Schnell wird klar, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Bald stößt der Trupp auf eine verängstigte Familie, die sich in einer Ruine vor „dem Doktor“ und seinen monströse Kreaturen versteckt hält, die dort auf die Jagd nach Menschen gehen. Als die Soldaten eine abgelegene Fabrikanlage stürmen, die der Ursprung des Hilferufst zu sein scheint, stoßen sie auf monströse Wesen, die halb Mensch, halb Maschine sind – und der Doktor brauch frisches Fleisch für seine Experimente.

Richard Raaphorst siedelt seine Found-Footage-Geschichte im zweiten Weltkrieg an, und erklärt die Herkunft des Filmmaterials dadurch, dass ein Soldat für Stalin persönlich Filmaufzeichnungen eines geheimen Einsatzes aufzeichnen soll – was im Grunde schon einmal keine schlechte Grundidee ist. So gibt es anfangs das übliche Kriegsgeplänkel, Feuergefechte und haufenweise verwackelter Bilder, doch bereits nach einer knappen Viertelstunde bekommt der Zuschauer schon die ersten Anzeichen für das zu sehen, was im weiteren Verlauf der Handlung maßgeblich sein wird. Und hier zeigt sich auch schon der größte Pluspunkt des Films, denn während andere Filme dieser Machart sich unendlich viel Zeit lassen die Figuren einzuführen und Stimmung aufzubauen, wird der Zuschauer hier sofort ins Geschehen geschmissen und es geht recht flott zur Sache. Und wie es hier zur Sache geht!

Ein weiterer Pluspunkt ist nämlich, dass hier nicht weggeblendet wird, wenn es interessant wird, sondern der Kameramann sein Objektiv voll auf das Geschehen hält – zumindest, wenn er nicht gerade die Flucht ergreift. Die Fluchtszenen sind dann auch schon die wenigen Momente, in denen die Kamera überhaupt wackelt. Frankensteins Army ist für einen Found-Footage-Film ausgesprochen zeigefreudig inszeniert, und die Kamera ist in den meisten Szenen so stabil, dass man schnell vergisst, hier einen Found-Footage-Film zu sehen.
Und er hat auch allerhand zu zeigen: Neben den zahlreichen Gore-Momenten ist es vor allem das Design der makabren Nazi-Kreaturen, was diesen Film zu einem Fest für Horrorfans macht. Das, was Raaphorst hier an Kreaturen auffährt, ist einfach nur genial und erinnert stellenweise an die Hellraiser-Figuren von Clive Barker.
Wesentlich uninteressanter sind die Protagonisten. Da sie nicht groß vorgestellt wurden wirken sie allesamt etwas farblos, sind entbehrlich und eine Identifikationsfigur lässt sich nur schwerlich ausmachen. Somit kann jeder einzelne als willkommenes Kanonenfutter herhalten. Daher ist ihr unweigerliches dahinscheiden auch wenig tragisch und kann in vollen Zügen „genossen“ werden, zumal der „böse“ Doktor Frankenstein im Schlussteil des Films ironischer weise sehr viel sympathischer rüberkommt, als alle Helden des Streifens zusammen. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass mit Karel Roden in der Rolle des wahnsinnigen Doktors das einzig bekannte Gesicht auftaucht.

Roden spielt seine Rolle phänomenal überdreht und doch irgendwie glaubwürdig, sofern das angesichts einer Rolle wie dieser in einem solchen Film überhaupt möglich ist. Das soll nun im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass die anderen, eher unbekannten, Schauspieler ihre Arbeit nicht gut verrichten würden – ganz im Gegenteil. Authentisch und glaubwürdig spielen sie ihre Rollen, denen man die Schrecken des Krieges in den Gesichtern ablesen kann und im Originalton schreien sie auch ganz ordentlich, teilweise sogar markerschütternd, was in der deutschen Synchronisation leider ein wenig verloren geht.

Und so ist Frankensteins Army ein echtes Highlight, sowohl für das Found-Footage-Kino, als auch für trashigen Nazi-Horror. Abgefahrene Monster, ein wahnsinniger Wissenschaftler und haufenweise Blut, Eingeweide und eine morbide Handlung, die zwar nicht neu ist, aber mit allerhand kultiger Ideen aufwartet.


Bildqualität:

- Zahlreiche, genrebedingte Filmfehler und Störungen
- Blasse, gräuliche Farbgebung
- Hervorragender Schwarzwert und gut abgestimmter Kontrast
- Schärfe und Detailgrad über den Erwartungen eines Found-Footage Streifens

Ein Found-Footage-Film, dessen Handlung obendrein auch noch im zweiten Weltkrieg spielt - es wäre vermessen, hier Bilder in perfekter High Definition zu erwarten. Dennoch ist das Bild, gerade was die Schärfe angeht, über alle Erwartungen gut, was darauf hinweist, dass für den Film moderne Digitalkameras verwendet wurden, und das Bild nachträglich schlecht gemacht wurde. Das mag zwar inkonsequent sein, wertet das Bild aber dennoch auf, und nur absolute Authentizitäts-Liebhaber hätten hieran etwas auszusetzen – allerdings dürften diese Zuschauer auch das falsche Publikum für einen derartigen Film sein.


Tonqualität:


- Satter Sound mit zahlreichen Highlights
- Haufenweise Umgebungsgeräusche und perfekter Raumklang
- Klar verständliche Dialoge, selbst im größten Filmchaos

Der Ton ist absolut überzeugend und wartet mit einer Soundkulisse auf, die zwar nicht authentisch für das Found-Footage-Prinzip ist, dafür aber so bombastisch daherkommt, dass der Zuschauer sich mitten im Geschehen wähnt.


Ausstattung:

- Making of (30:54 Minuten)
- Original Trailer (Deutsch/Englisch)
- Trailershow

Neben den obligatorischen Trailern gibt es noch ein halbstündiges Making Of, das einen kleinen Blick hinter die Kulissen wirft und in diversen Interviews die Geschichte beleuchtet. Nichts Besonderes, aber bei einem solchen Film dennoch ein echter Zugewinn.


Fazit:

Technisch betrachtet ist der Found-Footage-Film bar jeder Referenz, da um der Authentizität willen allerhand Fehler eingebaut wurden, die einem regulären Film das Genick brechen würden. Dennoch bleibt die Kamera überwiegend relativ wackelfrei, das Bild ist zwar dreckig und farblos, aber dennoch verblüffend scharf. Der Ton ist hingegen ganz hervorragend und zieht den Zuschauer mitten ins Geschehen, was mit dem halbstündigen Making-Of sogar noch intensiviert werden kann.

Der Film selbst ist ein makabres, teils witziges, teils ekliges Stück Genrekino, das viel besser ausgefallen ist, als zu erwarten war. Gerade wegen der skurrilen Monster für Fans dieser Art von Film absolut sehenswert, und – wenn wir einmal ganz hoch stapeln möchten – ein Kandidat, irgendwann einmal ein Kultfilm zu werden. (ms)


Testgeräte:

TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung BD-P 1580
Boxen: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System
#2
Geschrieben: 26 Dez 2013 00:58

Gast

Abgedrehte Monster, zweiter Weltkrieg und blutige Szenen?!? Genau meins!!! ;) Wäre diese Foud-Footage-Technik nicht verwendet worden, hätte ich den Film schon lange gesehen. Da es sich jedoch um die besagte Kameratechnik handelt, habe ich den Film eigentlich bojkotiert, da ich diese Art von Filmen absolut verabscheue...Du hast mich nun dennoch neugierig gemacht, da die verwackelten Szenen, wie du schreibst, ja minimalst sein sollen. Von dem her bin ich schon am überlegen, ob ich mir den Film nicht doch ansehen sollte...wird online ausgeliehen. Danke für dieses tolle und aufschlussreiche Review! ;)
#3
Geschrieben: 26 Dez 2013 23:41

Perspektivlos

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Die Monster und das Ende vom Film sind schon sehrrrrr derb :thumb:

Danke für das Review!
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