Das Auspeitschen des Sklaven wirkt zu Beginn
realistisch und hart und auch wie die Kinder einer Sklavin
weggenommen werden kann beeindrucken. Ok Django Unchained hatte zu
Beginn auch ein paar härtere Szenen und hat mich dann eher
gelangweilt. Zumindest hat mich der Beginn positiv überrascht, da
ich von einem Oskar Gewinner in der heutigen Zeit nicht wirklich
realistische Härte erwarte. Die Kulissen von Louisiana sind sehr
schön geworden, sowohl der Audubon Park, das Felicity Plantation
als auch das St. Joseph Plantation sind einfach traumhaft schön und
spiegeln die Zeit um 1840 mit klaren und traumhaften Naturbildern
wieder. Die Outfits haben richtig Klasse und sind modern sie
schaffen es trotzdem die damalige Zeit wiederzuspiegeln ohne dabei
künstlich zu wirken, auch wenn ich eher ein Bild von Sklaven in
herunter gekommener Kleidung bildlich vor mir habe, was hier aber
falsch ist, denn ähnlich wie bei „Die Farbe Lila“ sehen Sklaven
nicht so verlaust aus wenn sie auf Plantagen von Reichen akern
müssen, sie sehen höchstens seelisch fertig aus und das wird hier
gut verkörpert.
Was störend wirkt sind zu Beginn mal zwei und drei plötzliche
Zeitsprünge, die ein bisschen unsauber geschnitten wirken, wobei
dann im Verlauf der Film aber doch mit dem Schnitt sehr flüssig
wirkt. Vom schwarzen Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor hätte man
sein Familienleben zu Beginn mehr und tiefer zeigen können, um
später noch mehr Emotionen zu erzeugen, sein Sturz in den
Sklavenhandel lässt einen zu Beginn noch etwas kalt. Die Aufmachung
des Films erinnert dann ziemlich an Schindlers Liste, nur in einer
anderen Zeitepoche, aber da der Film schon allein an dieses
Meisterwerk erinnert zeigt das 12 Years a Slave doch auch
überzeugen kann. Mit 30 Minuten Kürzung wäre die Geschichte noch
spannender gewesen, ohne das es hier aber richtig langweilig wird,
dafür sorgen vor allen die harten Szenen wie Auspeitschen oder
Aufhängen der Schwarzen, die wahrlich schockierend wirken und für
den Mainstream von Heute eigentlich schon eine Spur zu derb wirken
könnten, um so mehr bin ich über den Oskar für diesen Film auch
erfreut, da er doch gegen den aktuellen Trend in Hollywood
schwimmt. Bei der Musikuntermalung hätte ich mir noch was
Dramatischeres gewünscht, das ist etwa dieselbe Musik wie bei
„Shame“ von Regisseur Steve McQueen zuvor, nur in leiser, Hans
Zimmer ist einfach nur noch ein Schatten seiner selbst. Mal kurz zu
„Shame“, ich hab den Film nur 1Punkt gegeben da er
sterbenslangweilig ist, hab ihn mir nun auch noch mal 30 Minuten
angeschaut, ob ich nicht überreagiert hatte, hab den dann aber aus
gemacht, der hat mir rein gar nichts gegeben. Erstaunlich das ich
von demselben Regisseur nun 12 Years a Slave doch ganz ordentlich
fand, der auch eine ganz andere Handschrift offenbart, vielleicht
auch weil es ein komplett anderes Thema ist, was mich
interessiert.
12 Years a Slave ist nicht überragend, da ein paar kleine Längen
vorhanden sind, aber doch ein erstaunlich hart gemachter und
realistisch wirkender, moderner Oscar-Abräumer. Die junge
Schauspielerin Lupita Nyong’o hat den Oskar als Nebendarstellerin
anhand ihrer derben Peiniger-Szenen verdient, sie soll ja nicht
umsonst das blutige Auge dafür bekommen haben und zu ihrer
Schauspielleistung fällt mir der Song „Schlag mich“ von Umbra et
Imago ein.
http://www.youtube.com/watch?v=Ayk-oeu4moI
Ob Lupita sich das in Zukunft in Hollywood beibehalten kann ist
aber fragwürdig. Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor macht seine Sache
ordentlich, ein bisschen mehr Mimik wäre aber drin gewesen, wirkt
etwas austauschbar für eine solch dominante Rolle, schaurig sind
aber einige Kameraeinstellungen die lange auf sein trauriges
Gesicht und den großen Augen drauf halten. Dazu Michael Fassbender
und Brad Pitt die überzeugen können, der ganze Cast wirkt
Rund.
Ich werde 12 Years a Slave mal mit Django Unchained aus dem letzten
Jahr vergleichen, da bin ich sicher nicht der einzige anhand der
Sklaverei-Thematik bin der das macht. Beide Filme sind aber vom
Stil her sehr unterschiedlich. Django hat mehr Schauplätze und
wirkt abwechslungsreicher. Er hat auch wesendlich mehr Humor und
Splatterszenen an Board. Allerdings ist das Drehbuch von Django
Unchained sehr dumm (unlogisch), zu sprunghaft, zu sehr überdreht,
die Charakterrolle des Negers entwickelt sich rasch äußerst
unglaubwürdig, dadurch verliert Django Unchained nach ansprechendem
Beginn ganz schön an Interesse sowie Spannung und wirkt einfach nur
noch platt. 12 Years a Slave ist hingegen Konstant ohne viel Tempo
aufzunehmen, wirkt realistisch hart. Was die Handlung und den
Spannungsbogen angeht kann Django Unchained nicht mithalten, denn
12 Years a Slave geht in die Tiefe und bietet Aufklärung wo es weh
tut, was Django anhand der glatten und witzigen Oberfläche nicht
möglich macht. Zudem sehen die Meuchelszenen und Peitschenhiebe bei
12 Years a Slave gar blutig und sadistisch aus und es wirkt dadurch
härter als lustige Splatter aus der Computerkiste.
12 Years a Slave hat verdient den Oskar von diesem fürchterlich
peinlichen „Argo“ aus dem letzten Jahr übernommen.