Geschrieben: 20 Juli 2013 08:16
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 9/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 9/10
Alfred Hitchcock ist unbestritten der Master of Suspense, der
Meister der Überraschungen.
Basierend auf seiner Biografie, die hauptsächlich von den
Schwierigkeiten und Problemen der Dreharbeiten zu Psycho handelt,
schuf Regisseur Sacha Gervasi einen Film über den Meister, und
besetzte die Titelrolle ebenfalls mit einem Meister seines Fachs:
Anthony Hopkins.
Zur Unterstützung holte er Hellen Mirren als Hitchs Ehefrau mit an
Bord, und setzte dem Großmeister der Filmgeschichte, der niemals
einen Oskar für seine Werke verliehen bekam, ein filmisches
Denkmal,.
Film:
Nach der Uraufführung des gefeierten Films Der Unsichtbare Dritte
sucht der 60jährige Alfred Hitchcock händeringend nach einer Story
für einen neuen Film.
Da in Hollywood jeder zu glauben scheint, er gehöre zum alten
Eisen, will Hitchcock etwas völlig neues wagen. Er plant den
relativ unbekannten Roman Psycho zu verfilmen, der wiederum auf den
wahren Gräueltaten des Serienmörders Ed Gain basiert, die noch in
aller Munde sind.
Da niemand an den Erfolg eines solchen Films glaubt ist Hitchcock
gezwungen den Film selbst zu finanzieren.
Zahlreiche Probleme stellen sich ihm in den Weg, angefangen bei der
Zensur, die seinen Film bereits verdammt, bevor noch die erste
Klappe gefallen ist. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz dreht
Hitchcock den Film zu Ende.
Der Film besticht durch eine tolle, mitreißende Story, unheimlich
gute Darsteller, eine grandiose – den Hitchcock Filmen angepasste –
Filmmusik und genau der richtigen Mischung aus Komik und Drama, die
auch den Filmen des Meisters innewohnte. Kurz: Hitchcock ist nicht
nur ein Biopic, sondern vielmehr eine Verbeugung vor den Werken des
Meisters.
Kameraführung, Spannungsaufbau, die eingesetzte Musik – der Film
sieht nicht aus, als wäre er ein Film über, sondern ein Film von
Hitchcock. Absolut genial!
Auch wenn im Bonusmaterial mehrfach darauf hingewiesen wird, dass
man nie vorhatte Hitchcock zu imitieren, ist dies Hopkins absolut
und in jeder Hinsicht gelungen. Die Maske ist perfekt, im Original
spricht Hopkins sogar wie der Meister, und in manchen Szenen
vergisst man, dass man es nicht mit dem echten Alfred Hitchcock zu
tun hat. Eine bessere darstellerische Leistung hat Hopkins seit
Jahren nicht mehr erbracht, und es tut gut zu sehen, dass er
durchaus noch in der Lage ist, in einer Hauptrolle den kompletten
Film zu tragen, und absolut noch nicht zum alten Eisen gehört, so
wie Hitchcock im Film selbst auch nicht.
Dieses Lob trifft übrigens auch in vollem Umfang auf die anderen
Stars des Films zu. Hellen Mirren gibt eine absolut überzeugende
Performance zum Besten.
Scarlett Johnasson und James D’Arcy als Janet Leigh und Anthony
Perkins sind so überzeugend, dass man auch hier meint, man hätte
die Originalkünstler vor Augen.
Die Filmmusik von Tim Burtons Haus- und Hofkomponist Danny Elfman
passt perfekt zur Stimmung des Films, und er erweist sich als ein
absoluter Glücksgriff. Da er bereits für Gus Van Saints 1:1 Remake
von Psycho aus dem Jahre 1996 für den Soundtrack verantwortlich war
– der zugegebenermaßen der Originalkomposition von Bernard Hermann
entsprach – war Elfman nicht nur die erste Wahl sondern, wie man in
jeder Score-Szene hört, die einzig richtige.
Letztendlich kann man sagen, dass Hitchcock trotz einiger Längen im
letzten Drittel eine absolut gelungene Hommage an den Meister ist,
ein filmisches Denkmal an den Mann, der selbst so viele filmische
Denkmäler gesetzt hat. Ferner bietet der Film nicht nur einen
Einblick in das Leben des Meisters, sondern nebenbei auch noch
unheimlich viel über die Entstehung seines Meisterwerks
Psycho.
Inszenatorisch wurde hier einfach alles richtig gemacht, und kein
Cineast sollte sich diesen Film entgehen lassen.
Bild:
- Bildformat: 2,35:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p/24
Auflösung
- In der Total gute Detailschärfe
- Ansonsten leicht weiche Bilder
- Kanten verschwimmen leicht.
Die Schärfe lässt leider in vielen Szenen zu wünschen übrig.
Details wirken teilweise leicht verwaschen und weich, wie auch der
Rest des Films, was aber andererseits gut zum Film selbst passt.
Auch sind dadurch die Masken nicht gleich als solche zu
erkennen.
In Weitwinkelaufnahmen präsentiert sich hingegen ein detailreiches
Panorama.
Dafür ist der Film frei von Filmkorn und anderen
Störfaktoren.
Ton:
- Deutsch DTS 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Französisch, Spanisch, Russisch, Italienisch DTS 5.1
- Deutscher Ton leicht dumpf
Der deutsche Ton kommt leider ein wenig dumpf rüber, während der
Originalton mit seinen glasklaren Tönen absolut überzeugt. Die
Dialoge bleiben in beiden Versionen stets klar verständlich und
werden nie von dem grandiosen Score überlagert, der ebenfalls in
beiden Versionen eine tolle Klangkulisse bildet, nur im HD-Master
des Originals eben etwas klarer und dynamischer klingt.
Großartige Soundeffekte gibt es hier erwartungsgemäß nicht, und so
kann auch die deutsche DTS Tonspur als zweckmäßig betrachtet
werden.
Hin und wieder gibt es etwas Raumklang, aber alles in allem bleibt
der Ton recht zurückhaltend.
Extras:
- Audiokommentar von Regisseur Sacha Gervasi und Autor Stephen
Rebello
- Entfallene Szene (1:42 Minuten)
- Hopkins wird zu Hitchcock (12:28 Minuten)
- Besessen von Hitchcock – Die Entstehung des Films (29:09
Minuten)
- Handy-Videos der Produktion von Sacha Gervasis (13:31
Minuten)
- Kino-Spot „Handy Aus!“ mit Hitchcock (0:41 Minuten) –
deutsch
- Die Story im Film (3:54 Minuten)
- Die Darsteller (4:25 Minuten)
- Die Filmmusik von Danny Elfman (2:16 Minuten)
- Alfred Hitchcock und Alma Reville (3:15 Minuten)
- In Erinnerung an Hitchcock (4:44 Minuten)
Die Extras sind allesamt recht informativ und erlauben in mancher
Hinsicht einen tiefen Einblick in die Produktion des Films.
Filmmusik, Maske, Hintergründe – nahezu jeder Aspekt der Produktion
wird zumindest kurz beleuchtet.
Sämtliche Extras sind deutsch untertitelt, auch der Audiokommentar.
Übrigens nicht nur deutsch, sondern auch in zahlreichen anderen
Sprachen. Es liegt sogar eine englische Sprachfassung mit
erläuternden Beschreibungen für Sehbehinderte vor. Absolut
vorbildlich von Twentieth Century Fox!
Fazit:
Das Bild des Streifens ist leicht verwaschen und weich, was
andererseits gut zum Stil des Films passt. Hin und wieder gibt es
ein paar Nahaufnahmen in guter Schärfe, und auch
Weitwinkelaufnahmen vermitteln ein schönes HD-Feeling.
Der deutsche Ton ist ebenfalls nicht ganz optimal, bleibt ein wenig
dumpf und bietet kaum hörenswerte Highlights, was bei dieser Art
von Film allerdings auch nicht zu erwarten war.
Das Bonusmaterial hingegen lässt kaum Wünsche offen und beleuchtet
jeden Aspekt der Entstehung des Films. Dazu gibt es noch einen
Audiokommentar mit Untertiteln in zahlreichen Sprachen. Was will
man mehr?
Der Film selbst ist ein Meisterwerk, dass dem Meister und seinem
Werk in jeder Hinsicht würdig ist. Hervorragende Schauspieler, eine
packende Story, perfekte Inszenierung – ein rundum gelungener Film,
den kein Cineast verpassen darf. Absolut hervorragend! (ms)