Film: 9/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 8/10
Nachdem die Vampire in der TWILIGHT-Saga bereits zu romantischen
Teenagerträumen verklärt wurden, sind nun die Zombies an der Reihe.
Zumindest drängt sich der Gedanke auf, wenn man die ersten Bilder
und Berichte über die Verfilmung des Romans Mein Fahler Freund von
Isaac Marion sieht.
Nun ist es allerdings so, dass Vampire schon von Grund auf als
sexuelle Reizwesen erdacht wurden, während der Zombie im
Allgemeinen eher unromantisch und übel riechend vor sich hin fault
und nur wenig Anziehungskraft besitzt, zumal ihm auch sprachliche
Barrieren in den Weg gelegt sind.
Ob und wie es Regisseur Jonathan Levine gelungen ist, einen
romantischen Zombiefilm zu drehen, soll dieses Review klären.
Film
R (Nicholas Hoult) – an mehr von seinem Namen erinnert er sich
nicht mehr – ist ein Zombie! Das bedeutet für ihn, er torkelt durch
die Gegend, langweilt sich, frisst hin und wieder einen Menschen,
wofür er sich anständig schämt, und führt tiefgehende
Unterhaltungen mit seinem besten Freund.
Die letzte Bastion der überlebenden Menschen befindet sich hinter
einer großen Mauer, und hin und wieder wagen sich einige von ihnen
zu den Untoten, um nach Lebensmitteln und ähnlichem zu
suchen.
Eines Tages frisst R das Gehirn eines dieser Menschen, und verliebt
sich daraufhin unsterblich in dessen Freundin Julie (Teresa
Palmer).
Nachdem R besagte Julie vor seinesgleichen gerettet und in
vermeintliche Sicherheit gebracht hat, passiert etwas Merkwürdiges:
die Macht der Liebe lässt sein Herz wieder schlagen.
Dadurch entstehen allerdings ganz neue Probleme, denn einerseits
ist Julies Vater (John Malkovich) alles andere als gut auf die
Untoten zu sprechen, und in den Reihen der Untoten lauern die
Knochen, erbarmungslose Monster, die über alles herfallen, was
einen Herzschlag besitzt.
Im Gegensatz zu der Twilight-Reihe ist Warm Bodies weder kitschig,
noch zieht er die bekannten Schauerfiguren ins Lächerliche. Der
Zombie ist und bleibt ein Zombie.
Zwar ist R in der Lage, das ein oder andere verständliche Wort
herauszuknurren, aber alles in allem bleibt die Darstellung der
gewohnten Linie treu.
Erst die Macht der Liebe erweckt die Lebensgeister, und damit
kommen auch erst nach und nach die restlichen Fähigkeiten
zurück.
Obwohl der Film recht humorvoll ist, wird er nur selten witzig und
fast nie albern. Stattdessen ist der Humor eher unterschwellig und
hintergründig, und regt eher zum schmunzeln denn zum lachen
an.
Das Erzähltempo des Films ist genau richtig, die Annäherung der
beiden Protagonisten ist nachvollziehbar und glaubhaft inszeniert.
Nie zuvor konnte man sich derart mit einem Zombie
identifizieren.
Natürlich ist das auch zu einem großen Teil der Verdienst des
Hauptdarstellers, der den freundlichen Zombie R mit Leben füllt und
dennoch glaubwürdig umhertorkelt, wie man es von einem Untoten
erwartet. Der einzige Vorwurf, den man diesem Untoten machen kann:
er ist vielleicht ein bisschen zu hübsch und zu wenig verwest, aber
das geht gerade noch in Ordnung.
Auch der weibliche Part ist mit Teresa Palmer gut besetzt, zumal
sie nicht einmal ansatzweise so debil oder liebestrunken wie ihr
Pendant bei den Glitzervampiren rüberkommt.
Auf der Gegenseite nimmt Altstar John Malkovich Aufstellung, und
das macht er gewohnt gut. Er ist der verbitterte Vater der
Protagonistin, der alles an die Zombies verloren hat, und seine
Tochter vor den lebenden Toten schützen will. Nachvollziehbar, aber
verheerend für die aufkeimende Liebe – ein Charakter, den man zwar
versteht, aber dennoch hasst.
Die nicht minder große Bedrohung geht indessen von Seiten der
„bösen“ Zombies aus, den so genannten Knochen. Die sind allerdings
auch das größte Manko des Films, denn die CGI-Skelette wirken etwas
billig und unglaubwürdig.
Nicht nur, dass die Knochen sich, im Gegensatz zu den übrigen
Untoten, in einem rasenden Tempo fortbewegen – was angesichts der
aktuellen Entwicklungen im Zombiegenre noch in Ordnung gehen mag –
sondern vor allem, weil die Bewegungen einfach unecht und künstlich
wirken.
Dazu kommt, dass die Schauerwesen zwar recht bedrohlich wirken,
aber eben nicht mehr wie Zombies aussehen, nicht einmal mit viel
Phantasie. Natürlich ist das logische Endstadium eines verwesenden
Körpers das Skelett, aber ein paar Fleischfetzen oder Haut- und
Haarreste hätten der Sache etwas mehr Nachdruck verliehen. Nun ja,
man kann nicht alles haben.
Letztendlich ist Warm Bodies eine gelungene Romanze mit einem
gewissen Gruselfaktor, der sowohl handwerklich, als auch
inszenatorisch voll und ganz gelungen ist.
Zudem ist der Film ein strahlendes Plädoyer für mehr Toleranz und
Menschlichkeit, und schon alleine das macht den Streifen
sehenswert.
Bild:
- Bildformat: 2,35:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p/24
Auflösung
- Video-Codec: MPEG-4/AVC
- Genretypisch entfremdete Farbtöne
- Guter Schwarzwert
- Störungsfreies, leicht weiches Bild mit kaum feststellbarem
Filmkorn
Das Bild präsentiert sich genretypisch in tristen, kalten
Farbtönen. In einigen Rückblicken und in der Welt der Menschen
dominieren warme bunte Farben und hinterlassen dabei einen
hervorragenden Eindruck. Gerade die Anfangsszene besticht durch
eine fast greifbare Plastizität. Hier ist das Bild auch unglaublich
scharf, während ansonsten alles etwas weich gezeichnet erscheint,
was allerdings dem Look sehr zuträglich ist und – da offensichtlich
gewollt – nicht als Negativpunkt gewertet wird.
Ton:
- Deutsch DTS-HDM 5.1
- Englisch DTS-HDM 5.1
- Gute Signalortung
- Satte Bässe bei Musikeinlagen und Kampfszenen
- Klar verständliche Dialoge
Die hohe Qualität des Bildes setzt sich auch beim Ton fort. Hier
werden allerhand Highlights geboten, besonders in den Szenen, in
denen die Zombies angreifen. Da hört man Knurren, Schlurfen,
Keuchen, und die Maschinengewehre der Überlebenden zerreißen die
unheilvolle Stille mit unglaublich tollem Sound. Während der
Angriffe und bei ruhigeren Szenen im Regen wird ein stimmungsvoller
Raumklang geboten, und hin und wieder donnert es aus dem Subwoofer.
Herrlich, aber leider etwas zu selten.
Extras:
- Audiokommentar mit Regisseur und Hauptdarstellern (ohne deutsche
Untertitel)
- Roman und Filmentwicklung
- R & J
- Das Schauspielerensemble
- Zombie Make-Up
- Produktionsdesign und Montreal
- Waffen und Stunts
- Visuelle Effekte
- Hinter den Kulissen mit Teresa Palmer
- „Wie man einen Zombie spielt“ mit Rob Corddry
- Entfallene Szenen
- Outtakes
- Original Kinotrailer (Deutsch und Englisch)
- Filmtipps
Die Extras lassen kaum einen Wunsch offen. In zahlreichen Features
wird vom Buch bis zur Produktion alles bedient, was man sich
vorstellen kann. Dabei kommen auch so ziemlich alle Aspekte der
Produktion zur Sprache, man bekommt einen schönen Einblick hinter
die Kulissen und taucht noch tiefer in den Streifen ein.
Einzig der Audiokommentar muss mal wieder ohne deutsche Untertitel
auskommen.
Fazit:
Qualitativ bekommt man mit Warm Bodies eine Blu-Ray auf äußerst
hohem Niveau in die Hand. Das Bild ist stimmig und sauber, zwar
nicht immer von besonderer Schärfe, aber ganz genau so, wie es sein
soll. Tontechnisch wird ebenfalls ganz großes Kino geboten. Toller
Raumklang, eine schöne Klangkulisse, mitreißende Musik und klare
Dialoge.
Dazu kommen haufenweise Extras, die kaum einen Wunsch offen
lassen.
Der Film selbst ist eine schöne, romantische Komödie mit Zombies,
wobei der Streifen nie ins lächerliche oder kitschige abdriftet,
sondern eine perfekte Gratwanderung hinlegt.
Zudem ist er ein strahlender Appell an die Toleranz, um auch den
sozialkritischen Aspekt zu bedienen. Ein Film, der absolut gelungen
ist