Ich habe den ganzen Sh*t-Storm samt Spoilern mitbekommen, bevor ich das Spiel gespielt habe und ich bin glücklich darüber. Die Enttäuschung während des Spielens war entsprechend geringer, als er sonst ausgefallen wäre. Ich habe überlegt, ob ich der Story auch eine 2 geben soll, wie mein Vorredner, allerdings hätte ich das nur gemacht, weil es sich um ein TLOU-Spiel handelt. Und ich will mit der 1 auch meine Enttäuschung und meinen Frust ausdrücken.
Ich kann dem bisher gesagten in den anderen Bewertungen nur zustimmen. In fiktionalen Geschichten (ob Film, Roman oder Spiel) geht es zwar auch darum, dass etwas realistisch sein soll, der/die Konsument/in soll vergessen können, dass das ales erfunden ist. Leider geht bei dem Anspruch an den Realismus der Geschichte oft die Authentizität unter und Charaktere tun dann Dinge, die man von ihnen nicht erwarten würde, was dann wiederum zB mit Dingen außerhalb der Geschichte begründet wird. Das führt dazu, dass die Geschichte und die Charakter unauthentisch wirken. Der "derbe Schlag in die Magengrube" (Zitat Vorredner) ist zwar realistisch, hinterlässt aber bereits nach dem ersten Fünftel des Spiels einen unangenehmen (Kotz-)Geschmack im Mund, der über den ganzen rest des Spiels bleibt. Nach der Hälfte kommt aber dann auch noch ein Nachschlag: Der/die Spieler/in soll jetzt auch verstehen müssen, warum er/sie in die Magengrube geschlagen wurde. Asnuancierung von Gut und Böse in allen Ehren, dann aber bitte mit Glaubwürdigkeit und Authetizität. Und zu dem "Gutpunch" nach dem ersten Fünftel gibt es schlicht keine Begründung, die glaubwürdig genug wäre, um nach dem Szenenwechsel nach der Hälfte sich noch in die Geschichte investieren zu können. Die Enttäuschung am Ende ist somit schon vorprogrammiert. Die einzige authentische und ansatzweise zufriedenstellende Auflösung wäre der Schlag in die Magengrube zurück gewesen. Dann aber hätte die zweite Hälfte des Spiels ihre Legitimation verloren.
Diese zweite Hälfte war aber auch teilweise schlicht die Wiederholung von Szenen aus der ersten Hälfte, einfach nur aus einer anderen Perspektive erzählt. Keine Zusatzinformation, keine neue Interpretation des Geschehenen, die nicht hätte ihn einem 2-minütigen Cut-Scene abgearbeitet werden können, größtenteils sinnlos, nur forciertes pseudo-moralisches Getue. Meine Güte, ja! Wir haben verstanden, dass jede Geschichte mindestens 2 Seiten hat. Es uns trotzdem über die zweite Hälfte des Spiels hinweg in den Rachen stopfen zu müssen, ist dann allerdings zu viel des Guten!
Der ganze Subplot um die Romanze war auch völlig überflüssig und in so einem Spiel mMn fehl am Platz.
Bild und Ton sind dafür erste Sahne. Die Farben und die athmosphärischen Darstellungen sind beinahe fotorealistisch. Ich weiß außerdem nicht wie ND es macht, aber es gibt sehr wenige Spiele, die die Bewegung der Figuren so realistisch und flüssig umsetzen können.
Die Dauer kriegt wegen dem im vorletzten Absatz Erwähnten einen Abzug. Die Spieldauer an sich ist angemessen, allerdings ist vieles in der zweiten Hälfte nur eine Wiederholung ohne relevanten neuen Gehalt. Ja, kann man machen (ist realistisch), aber man bekommt beim Spielen oft das Gefühl, dass das jetzt unnötig in die Länge zieht (ist nicht authetisch). Ich wollte das Spiel auch nicht selten einfach nur noch weglegen.
bewertet am 08.01.21 um 15:40