Enslaved - Odyssey to the West ist eine wahre Perle. Kein großer Seller, aber ein qualitativ hochwertiges Spiel. Dem Spieler wird ein tolles, audiovisuelles Erlebnis in einer glaubhaften, postapokalyptischen Szenerie geboten. Das knackig kurze Spielerlebnis mit einer Dauer von rund 10 Stunden fesselt euch von Beginn an und erzählt euch eine emotionale Story gepaart mit einer sensationell gut eingefügten Charakterentwicklung im Verlauf der Handlung. Die Beziehungen zwischen dem Triforce aus Kraft (Monkey), Wissen (Trip) und Technik (Pigsy) stellen eine perfekte Zusammenarbeit sicher und bieten innerhalb der Gruppe durch die unterschiedlichen Charaktereigenschaften ein cooles, humorvolles Ambiente inklusive Stimmungsschwankungen durch äußere Einflüsse. Die Kämpfe machen durchgehend Laune und sind weitaus mehr als stupides Hack & Slay, wofür die Konkurrenz im Genre meist deftig ihr Fett abkriegt. Taktisches Vorgehen steht hier an oberster Stelle und wer ein herausforderndes Action-Adventure sucht, dem sei die höchste Schwierigkeitsstufe empfohlen. Die drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade sind doch extrem verschieden und beeinflussen neben den einzigartig, aber sich wiederholenden Bosskämpfen die normalen Mech-Fights enorm.
Leider besitzt Enslaved - Odyssey to the West auch eine große Schattenseite der Medaille. Man kann natürlich den geringen Umfang kritisieren, doch dafür wurden auch die beiden Uncharted-Spiele, vor allem Teil 1, heftig kritisiert. Gleichzeitig wird recht wenig Abwechslung geboten. Einzig Verfolgungsjagden und generell Szenen mit der fliegenden Wolke, die an Jindujun aus Dragonball erinnert, lockern den linear gestalteten Ablauf zusammen mit vereinzelten Rätseln auf. Auch hierfür wurde die Uncharted-Serie kritisiert und dennoch zählen sie zu den besten Spielen im Genre. Würde man an dieser Stelle abbrechen und könnte die folgenden Kritikpunkte ignorieren, so hätte man einen waschechten Toptitel in der Hand:
Die Kletterpassagen sind viel zu anspruchslos und ein Scheitern während den zu leicht gestalteten Abschnitten ist nahezu ausgeschlossen. Auch die wenigen Rätsel sind zu leicht gestaltet. Doch der größte Kritikpunkt gilt eindeutig der technischen Umsetzung. Irgendwie muss einem der nette Designer Tameem Antoniades Leid tun, denn seine tolle Inszenierung verliert durch die krassen Framerate-Einbrüche ordentlich an Authentizität und ziehen euch oft aus dem Bann. Ständig begleiten den Spieler Objekte, die sprichwörtlich vor der Nase sekundenlang nachgeladen werden. Es gibt zwar kaum Ladeszenen, doch die wären es eindeutig Wert gewesen, um genau solche Szenen zu verbergen. Ich kann jetzt nur für die Deutsche Sprachausgabe sprechen, da sich keine Sprachauswahl im Menü befindet: Zum einen handelt es sich um eine grandiose Stimmauswahl, die eine auf die Charaktere zugeschnittene Persönlichkeit erschaffen, doch neben der auffallend schlechten Lippensynchronisation sowie der deutlich (!) zu niedrigen Lautstärke wird dieses Licht getrübt. Dafür hat man sich aber Mühe gegeben die Entfernung der Charaktere zu Monkey zu berücksichtigen. So hört man die Stimmen der anderen Charaktere ab einer gewissen Distanz durch ein Funkgerät. Ebenfalls etwas nervig sind zum Teil Passagen, bei denen die Kamera ungünstige Fixpunkte einnimmt, sodass man gerne mal einzusammelnde Objekte oder Pfade übersieht.
Wer den letzten Absatz voller Kritik rund um die Technik missachten kann, dem kann ich eine ganz klare Kaufempfehlung aussprechen - unabhängig vom Preis. Wem die aufgeführten Kritikpunkte zu negativ erscheinen, der sollte eventuell etwas abwarten und zur Weihnachtszeit zuschlagen, denn Enslaved - Odyssey to the West zählt inhaltlich zu den besten Action-Adventures der aktuellen Konsolengeneration.
bewertet am 07.11.10 um 10:08