Herr Scott, was haben Sie uns da zugemutet? Leute, die seit 1979, als der erste Alien herauskam, mit der Thematik vertraut sind, werden hier dermaßen grob enttäuscht. Doch das sollte auch nicht der Maßstab sein und war bekannt. Nach einer grandiosen Eröffnungsszene, die extrem neugierig macht, kommt nur noch eine scheinbar oberflächliche und willkürliche Aneinanderreihung von Ereignissen mit einigen absolut vermeidbaren Fragezeichen, die einfach keinen Spaß macht. Man fragt sich nach dem Abspann, ob man das Werk nicht vielleicht besser mit Ridley Scott's Audio-Kommentar hätte sehen sollen bzw. ob dieser einem seine erklärenden Worte sogar aufzwingen will oder ob hier einfach nur radikal und eiskalt Vorbereitungen für einen späteren Director's Cut getroffen wurden. Die Charaktere sind in keinster Weise gut ausgearbeitet, ihre Motive allzuoft fragwürdig. Dies war in den Alien-Filmen (man vergleicht ja dann doch) zwar immer so üblich, doch wurde der Zuschauer eigentlich immer mit gut gemachter und harter Action nach dem Katz-und-Maus-Prinzip bedient. Bei Prometheus plätschert die Handlung einfach so dahin, ohne dass sich wenigstens mal zwischendurch, geschweige denn am Ende, ein nennenswerter Aha-Effekt einstellt. Natürlich ist der Film nicht als "der neue Alien-Film" konzipiert worden, wie bereits erwähnt. Doch die Meinungen in meinem persönlichen Umfeld fallen durchweg negativ aus und die individuellen Standpunkte und Sichtweisen dieser Personen könnten unterschiedlicher nicht sein. Und das obwohl sicherlich jede Szene ein logisches Teilchen des Ganzen darstellt. Es nützt aber nichts, wenn kein Spaß aufkommt. Schade, denn die opulente Optik, die gelungenen Spezialeffekte und die wirklich gute Darstellungkunst von Michael Fassbender wären ideale Voraussetzungen für einen neuen Klassiker gewesen. David Twohy (Riddick) hätte mit dem Auftrag, diesen Film zu drehen, seine reine Freude gehabt und die meisten Zuschauer womöglich zufriedener gestellt. Scott dagegen sollte ganz klar bei historischen Themen bleiben, da hat er in neuerer Zeit einige sehr interessante Streifen als Regisseur und/oder Produzent abgeliefert und oftmals überrascht wie z.B. bei Robin Hood oder Die Säulen der Erde (beide 2010). Videotechnisch spielt der Film natürlich auf höchstem Niveau. Da die Optik sehr düster ausfällt, kommt hier gerade der sehr gute Schwarzwert zum Tragen. Die Zeiten, als Ridley Scott ständig mit Farbverfälschungen herumgespielt hat, scheinen nun hoffentlich endlich vorbei zu sein. Prometheus überzeugt mit natürlichen, eher ins Warme tendierenden Farben, wie sie die Alien-Reihe immer geboten hat. Fazit: Diese Blu-ray braucht keinen Platz in meinem Regal; die Lücke, die sie hinterlässt, ersetzt sie vollkommen. Hoffentlich wird die zu erwartende Fortsetzung nicht von Scott inszeniert. Das wäre einfach zu viel. Vielleicht rettet Cameron das Thema eines Tages. Der Science-Fiction-Hit der Saison bleibt... ja: Men in Black 3. Wer hätte das gedacht?
bewertet am 09.12.12 um 18:37