Natürlich wissen wir heute genauer, wie sich der Untergang der Titanic abgespielt hat. Daher sollte man der mittlerweile als historisch fehlerhaft einzustufenden Darstellung der Katastrophe in diesem Film von 1953 keine größere Beachtung schenken, zumal es sich ohnehin in erster Linie um das Ehedrama eines Paares handelt, welches auf der Titanic ein in jeder Hinsicht tragisches Ende findet. Die Stärken des Films liegen eindeutig im Dialogbereich (das Drehbuch erhielt 1953 einen Oscar) und der geschickten Dramatisierung. Der Untergang selbst spielt nur eine Nebenrolle, der auch erst im letzten Viertel der Handlung einsetzt.
Die DVD-Bildqualität ist für einen Film dieses Alters in Ordnung, auch der Ton, wobei die deutsche Tonspur klarer erscheint. Ärgerlich ist jedoch die damalige Synchronisation, die viele Übersetzungsfehler aufweist. Wenn der 1. Offizier Murdoch beim Auftauchen des Eisberges im Original „Engines full astern" (Maschinen volle Kraft zurück) ruft, hört man auf der deutschen Tonspur „Volle Kraft voraus". Auch am Ende, wenn aus dem Off die Untergangszeit mit „Zero Two, Twenty" angegeben, im Deutschen daraus aber „Null Uhr Zweiundzwanzig" gemacht wird, muss man dem damaligen, für die Übersetzung der Dialoge ins Deutsche verantwortliche Schreiberling entweder mangelnde Englisch-Kenntnisse oder schlampiges Arbeiten vorwerfen.
Dennoch fesselte der Film durch seine dichte, atmosphärische Handlung, da sieht man auch über den größten „Goof" (logischen Fehler) in der Handlung hinweg, wenn der Eisberg den Rumpf der Titanic in der einen Einstellung unter Wasser Backbords eindrückt, er sie aber in der anderen Einstellung auf der Steuerbordseite passiert. Vermutlich hatte man damals im Schneideraum versäumt, dies in der Nachbearbeitung zu spiegeln, damit die Gesamtszene stimmt.
Die DVD kommt im Übrigen in einem hübschen Schuber, einem netten, aber nicht übermäßig informativen Booklet, und einer Postkarte mit dem Postermotiv des Film. Ein kleines Highlight der DVD ist ein wirklich spannendes Extra, bei dem selbst Titanic-Freaks noch viele Neues erfahren können. Es handelt sich um eine fast eineinhalbstündige Dokumentation über die Geschichte der Titanic-Verfilmungen, von denen es weitaus mehr gibt, als die meisten bislang wissen. Erzählt von Victor Garber, der in der Cameron-Verfilmung den Thomas Andrews (Chefkonstrukteur der Titanic) spielt. Das Feature wurde dafür mit deutschen Untertiteln versehen.
bewertet am 06.10.12 um 07:08