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Zurück in dem Moment

9. November 2010
„Ich seh, in deinem Herz deine Gedanken. Ein Blick in deine Welt. Ich fühl deinen Schmerz, die Zeit ist verloren. Der Augenblick, der unsere Träume erhellt“
- „Back in the Moment“ von Angelzoom & Joachim Witt
Es ist irgendwie vorprogrammiert, in den grauen Tagen dieser Zeit neigt sich der Kopf eher in südliche Ausrichtung und wirkliche kreative Einflüsse schwirren wie ein entleerender Luftballon, der qualvoll das letzte Quäntchen an Input aus sich raus prustet, durch die Luft.  Kopfschüttelnd macht man sich Situationen bewusst, die so schwer die Zeit wie ein Paddel in den nicht enden wollenden See von Problemen tauchen und kraftaufwändig zu hoffen Ihnen zu entfliehen. Mut sollte wie ein Segel auf dem Boot gespannt sein, in das der aufkommende Wind der Hoffnung flüsternde Stimmen erneut einbettet.
Mal weg von dem ganzen Blu-Ray oder Games gequatschte was ich sonst so mache, mal was persönliches, etwas was viele von uns beschäftigt – Mut und Aufrichtigkeit.
Ich war gestern auf einem Geburtstag einer Freundin und alles war ein recht spaßiger Abend, jedoch sehen mich Menschen manchmal an als sehen sie etwas in mir was ich nicht wirklich wahr haben will. Ist das so? Was jetzt anfangs klingt wie blanke Selbstbeweihräucherung ist im Endeffekt nichts anderes als harsche Kritik an denen die zu leben aufhören.
Warum bist du noch da, wo du jetzt bist? Frage ich dich. In dir steckt so viel Leidenschaft, woher kommt es?
Mir wurden gestern erneut diese Fragen gestellt und irgendwie scheint es mir so als gäbe es genug Menschen da draußen die zu mir Aufsehen. Warum?  
Ich bin ein Mensch aus sehr einfachen Verhältnissen und hatte eine furchtbare Kindheit. Gewalt, Hass, Angst und Kummer standen an der Tagesordnung. So bescheuert es klingt aber ich habe Großteils meines Lebens nichts anderes als Leid und Dunkelheit erlebt. Ich glaub es gab kaum einen Haushaltsgegenstand den ich nicht schon mal irgendwie abgekriegt hab, oder ein Schimpfwort was ich noch nicht gehört habe. Da ging es mir wie sehr vielen Menschen auf dieser Welt.
Es tut weh zu sehen wie die eigene Familie sich wie ein Häufchen Asche im tossenden Sturm auseinander reißt und in alle Richtungen flieht, während man selber in der Flamme deren Hasses noch eingesperrt ist. Jahre, Worte und Aktionen prägten einen so stark das man sich irgendwie nie fortbewegen konnte. Zuhause, in der Schule - überall war es gleich. Es gab kein Ying zu all dem Yang, keinen Ausgleich nur eine permanente tristes.
Im Alter von 17 Jahren wurde ich auf einmal Krank und konnte mich nicht mehr bewegen. Ärzte durchsuchten mich in unzähligen Sitzungen, fanden aber nichts. Man nannte mich einen Simulanten, lachte über die angebliche „Show“ die ich ablieferte wenn ich mal wieder quer über den Schulhof in stöhnenden Schmerzen schlurfte. Wurden die Jahre der Gewalt mir zum Verhängnis?
Mit 18 Jahren fand man die Krankheit Morbus Bechterew“ (med. Spondylitis ankylosans) in meinem Blut und man erklärte mir dass ab jetzt alles anders wird. (Es ist eine chronische rheumatische Krankheit die, die Versteifung von Gelenken und einem Sack voll Schmerzen beschert. Es führt dazu dass die Wirbelsäule immer Steifer und Krümmer wird, sodass der Mensch sich quasi wie ein C verformt. Der schiefe Oberkörper „kann“ die Lunge zerdrücken und das Rheuma die Regenbogenhaut der Augen oder andere Organe angreifen). Man erklärte mir das ich wenn ich beweglich bleibe ein langes Leben haben könnte, oder im fortgeschritten Stadium normale Funktionen wie das Arme heben, greifen, springen, laufen usw. nicht mehr ausführen kann und eventuell in einem Rollstuhl ende oder meine Lunge von der Schiefhaltung zerdrückt wird.  
Ich sag euch ganz ehrlich, das ist sicherlich kein Material das ein junger Mann hören will, der es gerade aus einem endlos langen Tunnel aus Angst und Dunkelheit geschafft hat. Natürlich gibt es Menschen da draußen die viel schlimmere Krankheiten haben und kämpfen, natürlich gibt es Kinder die jämmerlich an Krebs sterben vor ihrem 5 bis 10 Lebensjahr, aber für mich, war das meine persönliches Armageddon. Dinge die so alltäglich waren, wie das Müde ins Bett fallen, lachen, laufen und halten wurden in den ersten Monaten zu einer absoluten Qual und waren mit unerträglichen Schmerzen verbunden. Es schien so absurd, man fühlte sich wie isoliert von der ganzen Welt. Alles was ich je wollte war ein stinknormales Leben haben, mit Freundin und einem gut bezahlten Job.
Freunde wurden abtrünnig, denn ich war nicht ein Schürzenjäger oder konnte die selben sportlichen Aktivitäten ausführen. Der einzige der immer bei mir blieb und ein wahrer Freund war, ist noch heute mein bester Freund, nein – mein Bruder. Man kann sich natürlich denken dass man für viele Menschen auf einmal erschreckend wirkt, wenn man mit hochgezogenen Schultern, vorgezogenen Kopf und krummen Rücken auf einen zugewankt kommt. Das nehme ich auch nie jemandem Übel, warum auch, ich hätte mich wahrscheinlich selber erschrocken.
Mit 19 Jahren gab ich für einen Moment all meine Hoffnung auf. Ich wünschte mir wie andere zu sein, wünschte mir nicht mehr ein Produkt meiner Alpträume zu sein und ganz normal ein Leben zu führen wie es so vielen Millionen anderen Menschen gewährt ist auf dieser Welt. Ja, ich gebe zu, der eine oder andere Gedanke hatte einen Suiziden Unterton. Doch davor hatte ich nur viel zu viel Angst und meine Schmerzen, wenn nicht sogar größere, sollten nicht auf die Paar übertragen werden die noch an meiner Seite standen. Als ich dann in einem Krankenhaus lag, zwischen all den Menschen die mich traurig und geschwächt anblickten, die jegliche Hoffnung schon in bitteren Tränen von ihrer Seele geweint hatten, wurde mir bewusst das ich es nicht soweit kommen lassen darf. Warum darf ich nicht ein Leben haben wie jeder andere auch? Warum darf ich keine Freundin haben? Warum darf ich nicht lieben? Warum darf ich nicht schmerzfrei leben? Ich erhob mich schmerzstöhnend aus dem viel zu tief gestellten Bett, ging an einen Tisch und schrieb mir einen Plan all das zu ändern was ich ändern muss.
Ich hatte nie eine Kindheit, musste sehr schnell erwachsen werden und für jedes bisschen Platz und Freiheit kämpfen, doch all das machte mich nicht bitter, weinerlich, arrogant oder perplex. Ich habe mir aus dem Nichts eine Zukunft geformt, alleine durch meinen Willen alles besser zu machen. Ich habe mir mein Leben zurück geholt was ich irgendwo zwischen Selbstmitleid und Eifersucht verloren hatte. In den Jahren legte ich nie etwas zur Seite – Aufmerksamkeit. Wenn immer man meine Hilfe brauchte war ich da. Wann immer jemand ein liebes und aufmunterndes Wort hören wollte, fing ich an zu philosophieren. Wann immer man lachen wollte, tat mein Humor das Übrige und all die Dinge obwohl ich wusste dass ich sie in so einem Ausmaß nie zurück kriegen würde.
Durch meine Krankheit bin ich viel Feinfühliger geworden und das mischt sich mit der oben genannten Tugend wie Schokolade und Vanille – hervorragend. Ich habe gelernt wie wichtig es ist sein Leben zu respektieren und zu lieben, denn ist nun mal nur eins. Egal ob man an einen Rollstuhl gefesselt ist oder überhaupt keine Beine mehr hat, man lebt und man kann noch lachen, alles andere fügt sich wie es sich fügen soll.
Der Behindertenausweis sagt dir nichts wer ich bin, aber wenn du in die Augen meiner Muse schaust und ihre rötlichen Wangen vernimmst, hast du eine ungefähre Ahnung. Ja, es ist hart, aber Mitleid will ich keins. Wahre Stärke kommt nicht aus Worten, lässt sich nicht auf Papier schreiben oder idealisieren – sie wird durch deine Taten geboren und durch deine Aufrichtigkeit großgezogen.
Ich lebe nun seit 8 Jahren mit dieser Krankheit und natürlich hat sich sehr viel zum Schlechten aber auch zum positiven gedreht. Ich habe mir durch mühsame Kleinarbeit eine eigene Firma aufgebaut die all meine Rechnungen bezahlt und meine Kreativität fördert und mein „leiden“ wird mit Sport und Medizin in Schach gehalten. Ist sie heilbar? Nein, leider nicht aber das ist auch nicht schlimm. So lange mein Herz schlägt werde ich dagegen ankämpfen denn ich liebe das Leben und die wunderschönen Gefühle die einem das Glück beschert. Hätte ich mich aufgegeben, hätte ich nie gesehen dass nach all dem schweren Regen sich ein Regenbogen bilden kann. Ich hätte nie erlebt wie der Erfolg einen das Kreuz stärken kann obwohl es ein bisschen schiefer ist.
Ich bin kein Mensch der jeden Tag lacht oder in einer Zuckerwelt lebt, auch ich hab mal nen schlechten Tag. Es fragen mich Leute immer wieder „Warum bist du so? Woher kommt die Leidenschaft oder warum tust du die Dinge die du tust?“ und das ist berechtigt mich das zu fragen. Und ich sage immer wieder:
  1. Wie sollte ich sonst sein?
  2. Ich Lebe, mit oder ohne Problemen und bin dankbar dafür
  3. Weil sie sonst kein anderer tut
Ein Mensch der mir sehr am Herzen liegt nannte mich mal einen Engel, weil ich so selbstlos und fürsorglich immer für sie da bin. Das finde ich zwar süß und schmeichelhaft, aber ich wunder mich dann nur, warum ist das so ein Abstrakt die Augen auf anderen Menschen zu haben? Leben wir wirklich in einer Ich-Orientierten Gesellschaft? Oder erwartet man von Menschen mit einem Handicap das sie auf etwas angewiesen sind und mit starker Bitterkeit kämpfen?
Heute hat es geregnet und war ein Scheisstag,und? Morgen oder übermorgen wird es besser. Ich bin und werde immer für Menschen da sein die mir sehr nahe stehen, aber dieser spezielle Mensch, kann sogar mein Herz haben wenn es ihr Leben retten würde. Mahatma Gandhi hat mal gesagt: „Sei du die Veränderung die du dir wünschst auf Erden“ und irgendwie Lebe ich seit meinem 19 Lebensjahr nach diesem Motto.
Und warum erzähle ich dir das jetzt alles? Warum gab ich dir gerade hier eine Kurzfassung von meinem bisherigen Leben? Weil ich dich daran erinnern möchte, niemals aufzugeben, niemals dein Lächeln zu verlieren, niemals nachzugeben wenn andere dir von Hoffnungslosigkeit erzählen.
Wir kennen uns nicht, du kennst lediglich meinen Forenname oder durch meinen Steckbrief meinen Spitznamen, aber mehr wusstest du nicht. Und dass du bis hier her gelesen hast, zeigt mir das dir etwas daran liegt verstanden zu werden, denn jeder hat sein Päckchen zu tragen. Mach dir keine Sorgen und sollte es dir zu diesem Zeitpunkt schlecht gehen oder dich irgendwas schwer beschäftigen, bitte lass mich dir sagen:
Egal ob es regnet, egal ob es schneit. Auch wenn du am Boden liegst und du das Gefühl hast das jeder, wirklich jeder in deine Rippen tritt, vergiss niemals das du immer wieder aufstehen kannst. Es ist egal ob du groß oder klein, dick oder dünn, weiblich oder männlich, schwarz oder weiß oder religiös oder Agnostiker/Atheist bist, solange du atmest, kannst du was bewegen. Sie können dir deine Knochen brechen und versuchen deine Seele zu verängstigen aber solange du dir im klaren bist wer du bist und wohin du willst, kann dich nichts aufhalten. Deine Taten werden immer lauter als deine Worte sprechen und auch wenn du kein „Danke“ kriegst, mach einfach weiter, denn du wirst dir selber dankbar sein das du dir treu geblieben bist und Versprechen in die Tat umgesetzt hast. Solltest du einen Fehler machen, lerne aus diesen und renn nicht von den Konsequenzen davon, denn auch wenn sie unangenehm sind, sie werden dich prägen das nächste Mal besser zu machen.
Mach dir nicht zu viel sorgen, belaste dich nicht unnötig mit Gedankengänge die in deinem Kopf bleiben, denn diese lassen sich sowieso nicht ändern außer du vergisst sie. Sei dankbar für den Partner an deiner Seite und die Familie um dich herum, denn du weißt wie es sein würde wenn nichts davon mehr da wäre. Beobachte die Menschen und verstehe sie bevor du sie ansiehst oder kritisierst, nur so trägst du den Respekt nach außen den du gerne hättest.
Ich weiß das klingt wie aus dem Tagebuch des Dalai-Lama (der gute Twittert recht oft) aber sei einfach mal ehrlich zu dir selber, möchtest du nicht einfach nur glücklich werden? Willst du nicht einfach nur das restliche Leben genießen das dir noch bleibt? Memento Mori. Vergiss was war und gedenke dessen was kommt.
Ich will dich nicht in die Irreführen und dir eine „Vom Tellerwäsche zum Millionär“ Geschichte aufbrummen, ich hab beileibe noch nicht alles geschafft. Mein Leben hab ich zwar zurück und habe mir ein Geschäft hart erarbeitet, aber eine Lebenspartnerin hab ich immer noch nicht. Aber auch das wird eines Tages kommen und sollte ich gehen müssen bevor das passiert, ist das auch kein Abbruch den ich für meinen Teil hatte mal die Möglichkeit eine Traumfrau kennen zu lernen und auch das wunderschöne Gefühl ist mir nun geläufig. So kitschig und banal das klingen mag, man kann zwar im Leben nicht alles haben, aber nichts ist unmöglich oder sollte je unversucht bleiben. Nur so findet man wirklich seinen Frieden mit sich selbst, denke ich. Mach weiter, versuch es weiter und das nächste Mal härter aber hör niemals auf zu kämpfen wenn dir etwas lieb und kostbar ist, denn nichts auf der Welt kann dir je deine Lebenswillen oder die wahre Liebe ersetzen.
Dieser Blog ist mein frühzeitiges Weihnachtsgeschenk an DICH. DU bekommst Verständnis, Mut und Aufmerksamkeit.



 Danke fürs lesen :-) Sollte ich dir mit diesem Blog entgegen gekommen sein, lass es mich bitte wissen in den Kommentaren, nur zu.

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