Pseudowissenschaft: Serien

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24. März 2014

Hallo da draußen!

Ich habe in meinen Archiven einen Text gefunden, den ich vor ein paar Jahren mal aus Spaß aufgesetzt habe. Es soll durchaus humoristisch betrachtet werden, dennoch lebe ich in dem Glauben, unter der Oberfläche (wissenschaftliche Texte ironisch darzustellen) etwas Nachvollziehbares zu geschrieben zu haben. Es folgt also ein von mir verfasster Originaltext aus dem Jahre 2012. Und wie gesagt: Das Ganze soll nicht wirklich ernst genommen werden. Alle genannten Fachbegriffe sind meinem kreativen Verstand entsprungen - also gänzlich frei erfunden. :D



Im folgenden versuche ich mich der tieferen Bedeutung des Schauens oder auch Betrachtens einer Fernsehserie anzunähern. Fernsehserien spielen im Leben vieler Menschen eine essentielle Rolle. Doch der Vorgang, der dahintersteht, bedarf einer näheren Betrachtung, welche ich in den folgenden Phasen verdeutlichen werde.

 

Phase 1: Das Auswählen

 

Es scheint ein einfacher Vorgang zu sein. Man sucht sich eine Fernsehserie und schaut sie an. Doch so einfach, wie es sich anhört, ist es nicht. In einer Gesellschaft, die von einer Fülle an Fernsehserien überrannt wird, kann genau dieser erste Schritt zum Verhängnis werden. Mag nur ein Aspekt, ein kleiner Bestandteil der ausgesuchten Serie nicht zu gefallen wissen, schon stehen wir kurz vor dem Abbruch oder quälen uns nur so durch die verschiedenen Staffeln. Um das Thema zumindest ein wenig einzugrenzen, beschränke ich mich auf das Genre der amerikanischen Sitcoms.

Der Auswahlvorgang erfolgt nun noch verschiedenen Kriterien: Welches Thema liegt der Serie zugrunde? Welche Akteure treten auf? Von welchen Schauspielern werden diese dargestellt? Welche Entwicklung könnten die Figuren durchmachen bzw. liegt die Möglichkeit einer Entwicklung überhaupt vor? Nur einige Fragen, die schon jetzt deutlich sichtbar machen, welch weitschweifende kognitive Leistung einem Menschen bei der Auswahl seiner Serie abverlangt wird. Anhand von verschiedenen Auswahlkriterien werde ich die Lage verdeutlichen.

 

1. Die Schauspieler

Ob einem eine Serie zusagt oder nicht steht und fällt mit den Schauspielern. Sind es Schauspieler, die mir gänzlich unsympathisch sind, werde ich mich schwer damit tun, eine Qualität der Serie anzuerkennen. Es kann nun noch so gut geschrieben sein, der Humor kann noch so tiefsinnig, intellektuell oder auf den Punkt formuliert worden sein – selbst wenn es meine Wunschvorstellung von Humor ist, wird mir die Serie höchstwahrscheinlich nicht gefallen. Hier blickt ein interessantes Phänomen der Menschheit empor: Die Oberflächlichkeit. Versuchen wir uns als menschliche Wesen doch von einer solch verkommenen Eigenschaft abzuwenden, so tritt sie doch immer wieder in unser Leben und in unsere Entscheidungen. Sie ist eine allgegenwärtige und omnipotente Erscheinung der durch die Gesellschaft bedingt negativen Form. Wir sind nicht im Stande, etwas anzuerkennen, was uns vom rein bildlichen her nicht entspricht. Ein Beispiel: Denken Sie an einen Witz, den sie wirklich lustig finden. Nun stellen Sie sich eine Person vor, die Sie sympathisch finden und lassen Sie diese den Witz sagen. Anschließend denken sie an die unsympathischste Person, die sie in Ihrem Kopf finden und lassen diese den Witz sagen. Wenn Sie nun im ersten Fall gelacht haben und im zweiten nicht, entsprechen sie der unausgesprochenen Mehrheit der Menschen.

Wir sehen nun also, wie wichtig es ist, die Person, die agiert, sympathisch zu finden, sich mit ihr identifizieren zu können. Wenn dies rein von der Äußerlichkeit nicht funktioniert, funktioniert Humor nicht.

 

2. Die Figuren

Ist die erste Hürde gemeistert, also es agiert eine Person, die uns sympathisch ist, folgt die zweite: Die Figur, die der Darsteller darstellt. Alle Sympathie verfliegt schnell, wenn nun unter der Oberfläche etwas nicht stimmt, sprich, der Charakter, der Dargestellt wird ist platt, dumm, seicht – kurz gesagt, er entspricht nicht unseren Vorstellungen. Auch hier kann der Humor noch so gut in Szene gesetzt sein, sollte die Figur nicht so handeln, wie wir das für richtig halten, werden wir uns schwer damit tun, Spaß bei der Sache zu empfinden. Man braucht mindestens eine Figur in der Serie, mit der man sich soweit identifizieren kann, dass man ähnlich handeln würde.

 

3. Das Grundthema

Jede Serie spielt in einem bestimmten Umfeld oder wird durch ein bestimmtes Thema zusammengehalten. Beispiele: Das Krankenhaus (‚Scrubs‘), die Suche nach der richtigen Frau (‚How I Met Your Mother‘), Werkzeug (‚Hör mal wer da hämmert‘), Nerds (‚The Big Bang Theory‘). Neben diesen Hauptelementen spielt zudem fast immer die Familie und die Freunde eine große Rolle, wo es immer wieder zu Konflikten kommt, die meist kafkaeske Ausmaße annehmen und trotzdem wie von Zauberhand nach 20 Minuten wie aufgelöst sind. Dennoch: Sollte uns das Hauptinstrument der Serie nicht zusagen, könnte es sein, dass uns der Rest auch nicht zusagt. Doch die steht und fällt mit der…

 

4. …Handlung

Kommen wir mit den Schauspielern und deren dargestellten Figuren nun klar, kommen wir zum letzten Stolperstein: Die Handlung. Hier läuft alles zusammen, sollte einem der Mensch noch so sympathisch sein, ist die Handlung langweilig oder entspricht nicht unserer Form von Humor, werden wir uns schwer damit tun, Spaß dabei zu haben. Es müssen einige Probleme auftreten, die allesamt in 20 Minuten gelöst werden können, es müssen Wendungen, Überraschungen, etc. auftreten, die uns im Interesse halten.

 

Haben wir nun eine Serie gefunden, die uns sowohl mit Schauspielern, Figuren, Thema und Handlung einfängt, kommt die zweite, sehr kritische Phase.

 

Phase 2: Die erste Staffel / Die kritische Trilogie

 

Ein kritischer Zeitpunkt zieht sich über die gesamte erste Staffel, hier entscheidet sich, ob die oben genannten Elemente meiner Vorstellung entsprechen und ob die Serie mich so einfängt, dass ich dran bleiben möchte. Oftmals kann es zu einem Zeitpunkt, etwa in der Hälfte der ersten Staffel, dazu kommen, dass man die Motivation verliert, dass das anfängliche Interesse für Charaktere, Thema und Setting verflogen ist und man nach und nach Abstand zur Serie nimmt. Die Zeitphasen zwischen den Folgen wird immer größer, das Interesse während der Folgen immer geringer und gegen Ende des zweiten Drittels ist meist der Zeitpunkt erreicht, wo man nicht mehr weiterschaut.

Dieser Moment, zwischen der Hälfte und dem letzten Drittel, hängt sehr stark von den ersten drei Folgen ab, weswegen man hier auch von der „kritischen Trilogie“ spricht.

 

        Exkurs: Die kritische Trilogie

Die kritische Trilogie, auch terziere Fokussierung genannt, beschreibt den Vorgang, der im Mensch während der ersten drei Folgen beim Schauen einer Serie stattfindet. Während dieser drei Folgen wägt er ab, ob er mit den einzelnen Elementen klar kommt, ob sie für ihn stimmig im Zusammenhang stehen und ob sie die Möglichkeit einer Weiterentwicklung beinhalten. Sollte eines davon nicht der Fall sein, wird höchstwahrscheinlich zwischen der Hälfte und dem letzten Drittel der Staffel der Moment erreicht sein, wo der Zuschauer die Serie nicht weiterverfolgt.

 

Ist man aber mit den Geschehnissen in der kritischen Trilogie zufrieden, wird man aller Wahrscheinlichkeit nach dabei bleiben.

Wirklich außerhalb der Gefahrenzone befindet man sich allerdings erst nach Beendigung der ersten Staffel. Sobald man die erste Folge der zweiten Staffel erreicht und diese hinter sich gebracht hat, kann man von einer Beständigkeit sprechen und sicher davon ausgehen, dass man die Serie komplett bis zum Ende hin verfolgen wird.

 

Phase 3: Der entspannte Zuschauer

 

Nach den anfänglichen Kämpfen kann man sich nun getrost den Vorzügen der Serie hingeben. Es bieten sich mannigfaltige Möglichkeiten der Auslebung innerhalb der Serie. Man kann für den Zeitraum, in der man die Serie schaut, zu einem Teil von ihr werden. Sie kann zu einem Zufluchtsort werden, die Charaktere erleben Situationen, die aus dem eigenen Leben gegriffen sein könnten, und können Möglichkeiten aufzeigen, mit diesen umzugehen.

Man wird zum entspannten Zuschauer, der sich in der Serie wiederfindet und dort fürs Leben lernen kann. Ein Beispiel: Ein Vater hat Probleme mit seinen zwei Söhnen, die sich streiten. Er muss mal abschalten und greift deshalb zur Fernbedienung, um den Fernseher einzuschalten. Er schaut sich eine Folge aus ‚Hör mal wer da hämmert‘ an und ist gerade bei der Folge, in der sich die beiden Söhne streiten. In der Serie wird eine Lösung gefunden, der Mann zieht die Verbindung der Serie zu seinem Leben und kann sein eigenes Problem lösen.

Für den Zeitraum, in der man die Serie schaut, wird man zu einem Charakter in der Serie, man kann nachvollziehen, wie die Figuren handeln und überlegt sich, wie man selbst handeln würde. Es bietet in diesem Stadium ein sicheres Forum.

 

Phase 4: Die letzte Folge

 

Jede Serie findet zu einem Ende. Hier kann ein schwieriger Moment für den Zuschauer entstehen, denn für eine längere Zeitspanne war die Serie ein Teil von seinem Leben. Nun heißt es Abschied nehmen. In den meisten Serien wird die letzte Folge sehr groß gemacht, teilweise in Mehrteilern. Viele Elemente tauchen wieder auf, einige Gastauftritte kehren zurück und man lässt allgemein Revue passieren. Hier kann der Zuschauer sehr emotional getroffen werden und sobald man zur letzten Szene kommt wird einem klar, dass man diese Serie erst einmal beiseitelegen muss.

Doch einher mit dem Gefühl der Traurigkeit geht auch ein warmes Gefühl, man freut sich, die letzten Momente mitzuerleben und denkt zwangsläufig darüber nach, was alles passiert ist.

Nach dem Ende der letzten Folge können Gefühle des Verlusts eintreten, als hätte man einen Freund verloren, der einem über die letzten Wochen beigestanden hat. Doch gleichzeitig hat man nun die Möglichkeit, sich eine weitere Serie auszusuchen, einen neuen Abschnitt zu betreten und mit dem Wissen aus dieser Serie in eine neue einzusteigen.

 

Phase 5: Neue Serien und das Wiedersehen

 

Nach dem Ende sucht man sich in der Regel eine neue Serie. Nun durchläuft man erneut die Phasen und nach dem Ende der nächsten Serie kommt wieder eine Neue. Nach einigen Jahren stößt man wieder auf die Serie, mit der man angefangen hat. Man legt sie erneut ein und kann sich wieder darauf einlassen. Diesmal kommt eine weitere Sichtweise dazu: Man weiß ungefähr, was passiert, man kennt den groben Handlungsverlauf. So weiß man in einigen Situationen, welche Folgen eine bestimmte Handlung eines Charakters hat, oder wie sich eine bestimmte Figur entwickeln wird und welche Auswirkung sein jetziges Handeln auf die Zukunft haben wird. Man kann die Serie einerseits erneut, andererseits mit neuen Augen sehen.

 

Fazit

 

In einer Serie wird einem die Möglichkeit geboten, vom realen Leben abzuschalten und sich in Situationen und Handlungsweisen wiederzufinden und eventuell fürs Leben zu lernen. Es ist wichtig, Sympathie für die Schauspieler zu empfinden und mit Charakteren und Handlung klarzukommen. Sollte man in den ersten drei Folgen schon Punkte finden, die einem weniger oder gar nicht gefallen, kann es gut sein, dass man die Serie nicht bis zum Ende verfolgen wird. Nach dem Ende einer Serie kann man sich anderen widmen und nach einiger Zeit die besagte Serie unter erweiterten Blickwinkeln erneut ansehen.

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Sehr schöne Herangehensweise...

Was du schreibst ist doch durchaus Ernst zu nehmen, deckt es sich doch durchaus auch mit meiner eigenen Herangehensweise...

obwohl ich schon sagen muss, daß es gerade die zu Anfangs eher abgelehnten Serien waren die bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben ("24" als Beispiel, ich habe "Kiefer Sutherland" bis zu diesem Zeitpunkt gehasst, heute liebe ich ihn! Das Echtzeit Format war mir auch ein einziges Greul!)

Von Serien die mir das geboten haben, was ich mir eigentlich gedacht/erhofft habe, konnte sich dagegen kaum eine längerfristig in meinen Gedanken halten (da fehlte einfach auf Dauer der sogenannte "Überraschungsmoment") da es mir dann einfach auch zu langweilig wurde, weil ich dauernd nur bestätigt wurde.

"The Big Bang Theory", da mochte ich einfach die Handlung und die Charaktere nicht (Wissenschaftler!!!)
Aber ein Freund hat mich so lange bedrängt, dass ich dann doch zugeschlagen habe und siehe da...heute ist es sogar meine Lieblingssitcom!!!

Die Liste an Überraschungen ist lang...und mein Fazit fällt daher folgend aus...Serien bei denen ich im Vorfeld besonders negativ eingestellt war, aus den unterschiedlichsten Gründen, (Game of Thrones, Six feet under, Rom usw...) gehören heute zu meinen persönlichen Highlights!

Daher kann ich nur den Tipp geben..."seid mutig und schaut mal über den Tellerrand"!

Schöner Blog, Danke!
Kodijak
24.03.2014 um 20:17
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von SANY3000 
am Danke für diesen …
am Viele Dank für deine …
von MoeMents 
am Ah, der erste der sich …
am Ja der gute Will …
von cpu lord 
am Eine schöne Filmauswah…

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