Blog von Menschenfeind

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Der Soldat James Ryan

USA, 1998
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Robert Rodat
Musik: John Williams
Kamera: Janusz Kaminski
Darsteller: Tom Hanks, Tom Sizemore,
Edward Burns, Barry Pepper, u.a.


 
Der Soldat James Ryan ist in vielerlei Hinsicht ein sehr diskutables Werk. Der von mir nicht immer ohne Kritik gelassene Steven Spielberg, schlug mit seinem Kriegsepos aus dem Jahr 1998 wortwörtlich ein wie eine Bombe. Ausgezeichnet mit 5 Academy Awards, nominiert für 6 weitere. Allein die Auflistung von Cast und Crew ließen bereits ein zukünftiges Großwerk vermuten, Spielberg als Regisseur, wie immer Kaminski hinter der Kamera, John Williams als Musikverantwortlicher und über das bis ins letzte Detail aus bekannten Namen besetzte Cast, muss man auch nicht mehr viele Worte verlieren.

Genügend honoriert wurde der Film in den letzten 12 Jahren zu Genüge, was zu der vor kurzem veröffentlichen Blu-ray Version natürlich wieder in purer Begeisterung aufflammte. Wie oft hat man es gelesen "bester Kriegsfilm aller Zeiten!", oder "unumstrittenes Meisterwerk!". Der Hype um die BD Veröffentlichung und die fast ausnahmslos überbegeisterten Bewertungen brachten auch mich dazu, nach langer Zeit mal wieder einen Blick in dieses vermeintliche Großwerk zu riskieren.

Und ja, beeindruckt war ich wie damals zum Release, als ich mit meinen 13-14 Lenzen den Film das erste Mal sah, aber diesmal definitiv nicht ausnahmslos.

Was ich mir nach diesmaligem Schauen jedoch als ausnahmslos perfekt im Hinterkopf behalten werde, ist die wirklich ausgesprochen gelungene Inszenierung der Herren Spielberg und Kaminski. Visuell ist der Film einfach atemberaubend und zeigt einmal mehr, dass Steven Spielberg einer der größten Regisseure unserer Zeit ist. Der Mann hat ein perfektes Auge, welches seinem Ideenreichtum in nichts nachzustehen scheint. Dass Kaminski Kameraführer aller moderneren Spielbergfilme war, konnte sich nur positiv auf den Film auswirken. Blendeffekte, Kameraeinstellungen, inkl. großer Kranfahrten, nichts wirkt standartisiert, sondern einfach nur nach großem Kino. Wieviel Atmosphäre man durch einfache Visualistik ausbauen kann, zeigt dieser Film ungemein. Besonders im Gedächtnis blieb mir die Sterbeszene von Vin "Caparzo" Diesel. Eine seitlich auf dem Boden liegende Kamera, die einen förmlich den Regen schmecken lies. Ich wage zu behaupten, dass man letzten Endes Der Soldat James Ryan als eine kinematographische Bestleistung bezeichnen kann.

Das Problem an der Sache ist, dass es sich damit dann auch gegessen hat, denn egal wieviel "Ästhetik" der Film auch aufzubauen scheint, getrübt wird alles durch ein eher schwaches Drehbuch. Die Story ist einfach Murks und für mich nichts weiter als typischer, amerikanische und vorallem massentauglicher Pseudo-Patriotismus. Eine Kerbe in der auch später Randall Wallace' "Wir waren Helden" einschneiden sollte, auch wenn dieser nicht ansatzweise diese inszenatorische Klasse erreichte.

Ein eben typisch einseitig, amerikanischer Kriegsfilm, in dem der Feind immer gesichtslos bleiben wird, die eigenen Soldaten aber stets bereit sind heldenhaft in den Tod zu gehen, natürlich unter sehr pathetischem Getöse. Und das ist es auch was dem Film, für meinen Geschmack das Genick bricht, denn unkritisch dargestellter Patriotismus und dazu addierter Pathos, unterscheidet in diesem Fall den Kriegsfilm vom Antikriegsfilm.



Die Umsetzung der Disc hingegen, ist genau wie der Film selbst, bombastisch. Das von Spielberg allzu gern verwendete Graining kam auch hier zum Einsatz und unterstreicht die Unerbittlichkeit der Kampfhandlungen sehr gelungen. Das Bild ist dreckig aber scharf und passt sehr gut zum Design des Films.

Der Ton kommt wieder nur im englischen mit nem HD Master daher und im deutschen lediglich mit einem DD 5.1 Sound. Jedoch rumste der früher auf der DVD schon ordentlich und kommt hier noch um Längen besser rüber. Perfekt zum Nachbarn Erschrecken, wird der Ton, genau wie das Bild, der Umsetzung somit sehr gerecht.

Auch wenn die Extras, mit Ausnahme der Trailer, nicht in HD vorliegen, sind sie jedoch zahlreich und liefern mit ausführlichem Making Of und einer Menge Featurettes großes Hintergrundwissen zum eigentlichen Film.

Wenn man Der Soldat James Ryan als besten Film seines Genres bezeichnen möchte, sollte man sich vorab fragen, welches Genre man damit überhaupt meint. Denn mit Antikriegsgroßwerken von Coppola, Kubrick, oder Wicki hat Spielbergs Metzelepos rein gar nichts gemein. Erfolgreich war der Film ohne Ende, jedoch sollte man differnenzieren, ob sich dies mit der kritischen Auseinandersetzung des Themas Krieg, oder dem reinen Schlachtenvoyeurismus begründen lässt.

Wie bereits gesagt, die kinematographische Meisterleistung kann nicht über die schlechte Rahmenhandlung hinwegblenden, aber inszenatorisch Interessierte wie mich, verleitet es dennoch dazu 8 starke Punkte für den Film zu zücken, da man ihn trotz Inhalts wirklich mehr mals schauen kann und vielleicht auch sollte, da er aufgrund der Umsetzung definitiv seine Daseinsberechtigung besitzt. Das Publikum was dazu neigt den Inhalt zu glorifizieren, sollte vielleicht versuchen die Härte der Kampfdarstellungen von der inhaltlichen zu differenzieren und sich anschliessend mit wirklichen Antikriegsfilmen auseinander setzen, um festzustellen, dass Der Soldat James Ryan trotz fulminanter Kriegsszenarien letzten Endes reines Massenkino bleiben wird. Spielberg hätte zu den ganz großen des Antikriegsgenres aufsteigen können, aber diese Chance wurde leider durch das austauschbar fragwürdige Drehbuch zunichte gemacht, so dass nichts weiter bleibt als ein weiterer amerikanischer Kriegsfilm, der nur durch seine Inszenierung glänzt.



Filmbewertung: 8/10

Bildqualität: 8,5/10
Tonqualität: 8/10
Extras: 8,5/10


Kaufempfehlung!

 



 
Flags Of Our Fathers

USA, 2006
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: William Broyles jr., Paul Haggis
Musik: Clint Eastwood
Kamera: Tom Stern
Darsteller: Ryan Phillippe, Adam Beach, Jesse Bradford, Barry Pepper, u.a.



Letters From Iwo Jima

USA, 2006
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Iris Yamashita
Musik: Kyle Eastwood, Michael Stevens
Kamera: Tom Stern
Darsteller
: Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya,
Tsuyoshi Ihara, u.a.

 
 
 
Das Jahr 2006 sollte ein sehr ereignisreiches Jahr für Clint Eastwood werden. Er konnte zum Einen endlich seinen Wunsch einer Verfilmung von James Bradley's Romanklassikers „Flags of Our Fathers: Heroes of Iwo Jima“ nachkommen und zum Anderen noch einen weiteren Film über die Geschehnisse dieser legendären Insel, aus japanischer Sicht drehen. Dieses fast schon monumentale Projekt endete somit in Flags Of Our Fathers und dem im gleichen Jahr erschienenen Letters From Iwo Jima.

Eastwood hatte eine Verfilmung des Themas schon viele Jahre im Auge, jedoch musste erst ein Steven Spielberg daherkommen um den Stein ins Rollen zu bringen, nämlich indem er sich als Produzent in das Projekt mit einklinkte. Bereits während die ersten Entwürfe des Drehbuches erstellt wurden, überkam Eastwood die Idee die Geschichte noch von der anderen Seite her zu thematisieren. Und zwar schienen ihn die gefundenen Briefe von General Kuribayashi so sehr zu faszinieren, dass ihn diese Idee nicht mehr losließ und wir somit, anstatt eines Kriegsfilms, ein kleines Gesamtkunstwerk geschenkt bekamen.

Jedoch erstmal zum eigentlichen Thema. Das was im Februar und März 1945 auf dieser kleinen, im Pazifik liegenden Insel, namans Iwojima geschehen ist, stellt noch bis heute ein Paradebeispiel militärischer Taktik und Kampfhandlung dar. Knapp 20.000 japanische Soldaten gegen etwas über 100.000 US Marines. Mit dem Resultat von 30.000 Toten in 30 Tagen und 27 verliehenen Medal Of Honor. Die emotionale, sowie die historische Bedeutung dieser Ereignisse, verlangen demnach eine Menge Fingerspitzengefühl, zumindest wenn man sich als etablierter Regisseur nicht gänzlich auf den Arsch setzen will. Also kein Thema von ungefähr was sich die großgewachsene Legende aus San Francisco da ausgesucht hat. Aber fangen wir einfach mit dem ersten Film an.


Flags Of Our Fathers:
Der Film ist kein Kriegsfilm im traditionellen Sinn, sondern eher ein Film mit Kriegsthematik. Das mag jetzt etwas widersprüchlich klingen, aber letzten Endes meine ich damit nur, dass hier keine großen Schlachtszenerien im Mittelpunkt stehen, sondern drei junge Menschen, die zusammen durch die Hölle gegangen sind und nun versuchen trotz schwerwiegender Erinnerungsbewältigung ein ansatzweise normales Leben zu führen.

Welche Bedeutung diese Schlacht inne hat sprach ich bereits an, aber auch diese drei Charaktere sind legendär und allseits bekannt, so dass Eastwood stehts bemüht war historische Korrektheit walten zu lassen. Diese drei Charaktere sind natürlich die letzten Überlebenden der 6 Flaggenhisser vom Berg Suribachi, von denen das wohl berühmteste Foto des 2. Weltkrieges geschossen wurde, deren als Statur verewigte Darstellung wohl jeder von uns kennen dürfte. Da ich die Vorlage nicht gelesen habe, kann ich nur meiner Recherche her entnehmen, dass sich Eastwood inhaltlich wohl sehr eng an den Roman gehalten hat, welcher schliesslich vom Sohn des berühmten John „Doc“ Bradley verfasst wurde, welcher einer dieser drei Überlebenden war.

Ob die von Eastwood gewälte Erzählstruktur ebenfalls so im Buch zu finden war, oder aber diese auf Eastwoods künstlerischen Freiheit beruht, kann ich leider nicht sagen. Was ich jedoch sagen kann ist, dass obwohl diese Struktur des Öfteren Kritik erfuhr, diese für mich eine der interessantesten Aspekte des Films darstellt. Sie verschaffte ihm die Möglichkeit ein paar wirklich atemberaubende Schnitte und Übergänge zu kreieren, die zwischen verschiedenen Zeitebenden, sowie Erzählperspektiven hin und her wechselten. Die Erinnerungs- und Flashbackthematiken der Protagonisten konnten so perfekt dargestellt werden und die wenig vorhandenen Kriegsszenen fanden somit noch viel mehr Bedeutung. Der Schmerz und das Leid diese Erinnerungen erfahren zu müssen, konnte den Figuren fast nachempfunden werden.

Schauspielerisch wusste der Film ebenfalls zu überzeugen. Der sonst eher solide spielende Ryan Phillippe und der mir bis dahin gänzlich unbekannte Adam Beach lieferten wirklich eine beachtliche Leistung, besonders letzterer, der hier Ira Hayes verkörperte.



Das Bild der Blu-ray ist mehr als gelungen. Besonders die farbliche Gestaltung der einzelnen Szenarien sollte hervorgehoben werden. Die Unterschiede zwischen farbenfroher Heimat und der heißen und kargen Vulkaninsel sehen wirklich fantastisch aus. Jede Erinnerung wirkt, als wären die Jungs auf einem anderen Planeten. Ein wirklich tolles Bild!

Der Ton kommt zwar "nur" im einfachen DD 5.1 Sound daher, aber dass mir beim Schauen irgendetwas negativ auffiel kann ich eigentlich nicht behaupten. Der Ton war sauber und klar und wenn man merkte, jetzt wird es laut, dann wurde es das auch.

Bei den Extras hat man alles andere als gegeizt. Wunderbar verpackt und sehr informativ kommen diese auf der Disc mitgeliefert. Viele interessante Infos zur Entstehung des Films und zum historischen Hintergrund bieten den perfekten Ausklang, nach dem Schauen des Films. Daher ist dieser Punkt mehr als gelungen.

Alles in allem ist aber irgendetwas noch anders an diesem Film, als man es sonst aus diesem Genre gewohnt ist. Die Zeit der überirdisch guten Antikriegsfilme wie Apocalypse Now, oder Full Metal Jacket ist leider längst vorbei. Die Filme der letzten Jahre waren hingegen eher von massivem Pathos durchträngt und dazu zähle ich auch die vermeintlichen Kriegskracher der Herren Ridley Scott oder auch Steven Spielberg. Da letzterer auch an dieser Produktion beteiligt war, verwunderte es mich zunächst, dass dieser Film dann doch so eine eigene Note inne hat und der Grund dafür kann logischer weise nur Maestro Eastwood sein. Die sensible Bitterkeit der anfänglich selbst noch pathetisch wirkenden Szenen lässt einem fast die Mundwinkel nach unten ziehen. Der Umgang der amerikanischen Gesellschaft mit den Veteranen die ihr Blut, ihre Körperteile und meist auch ihr Leben für ihr Land gegeben haben ist die wahre Brutalität dieser wahren Geschichte.

Genau wie auch schon in Filmen wie Erbarmungslos, wirkt das Erzählen wie eine Abrechnung mit der Gesellschaft und dem Umgang mit sich selbst, anhand von wunderschönen, subtilen und doch so bösen Bildern. Eben ein echter Eastwood!


Letters From Iwo Jima:
Im gleichen Jahr erschien, wie bereits erwähnt, das Pendant zu Flags Of Our Fathers in Form von Letters From Iwo Jima. Diesmal aus der Sicht der japanischen Truppen.

Im Gegensatz zu Flags Of Our Fathers diente hier kein Roman als Vorlage, sondern der Fakt, dass nach Einnahme der Insel durch die amerikanischen Truppen, dort unzählige Briefe japanischer Soldaten gefunden wurden. Somit wird die Geschichte hier mit teils fiktiven und teils real existiert habenden Figuren erzählt. Wirklich existiert haben unteranderem Oberstleutnant Baron Takeichi Nishi und natürlich der legendäre Befehlshaber Generalleutnant Tadamichi Kuribayashi, hier gespielt von Ken Watanabe, den man bereits aus The Last Samurai kennen dürfte.

Eine wichtige Thematik des Films war vorallem der enorm große Stolz- und Ehrbarkeitsbegriff der japanischen Soldaten und der der japanischen Gesellschaft im Allgemeinen. Anders als bei Flags handelt nahezu die komplette Geschichte auf Iwojima und beginnt mit der Stationierung der Truppen, viele Wochen vor dem Angriff der US Streitkräfte. Iwojima stellte die wichtigste Insel der ganzen Inselkette vor Japan dar, da von dort aus ein Angriff auf das japanische Festland möglich wäre. Dem entsprechend hoch war der Druck auf die meist sehr jungen Soldaten, die zum Großteil mit dem Wissen dort hingingen, nie wieder von dort zurückzukehren.

Die Erzählstruktur in diesem Film verläuft größtenteils linear, weshalb er nach erstmaligen Anschauen auch etwas runder wirkt, als Flags Of Our Fathers. Besonders gelungen ist die sich stetig aufbauende Atmosphäre und vorallem die detailgenaue Analyse der einzelnen Charaktere. Der ausgewählte Cast für diesen Film weiß ebenfalls zu punkten, wobei besonders Ken Watanabe eine regelrechte Glanzleistung ablieferte.



Das Bild bei dieser Blu-ray ist ebenfalls mehr als exzellent weißt technisch das gleiche Niveau auf, wie auch Flags Or Our Fathers. Hervorheben möchte ich auch gern nochmal die tolle Arbeit von Tom Stern, der auch schon Flags visualisierte, wobei man hier bei den beeindruckenden Schlachtszenen sieht, wozu der Mann im Stande ist. Wirklich toll. Die Farbwahl des Bildes verleiht dem Film eine feine Ästhetik. Alles ist so grell und karg, aber dorch irgendwie wunderschön. Zumindest wenn um einen herum grad keine Bomben abgeworfen werden.

Der Ton kommt ebenfalls im DD 5.1 Sound und hat somit gleiches Format wie Flags Of Our Fathers. Anders als bei Flags wurde der Soundtrack hier nicht von Eastwood selbst komponiert, sondern von seinem Sohn Kyle, der ebenfalls eine stilistisch sehr treffsichere Arbeit abgeliefert hat.

Auch die Extras sind wieder über jeden Zweifel erhaben. Interessante Dokumentationen zur Geschichte und zur Produktion finden sich auch hier. Besonders gefielen mit jedoch die Aufnahmen von der Weltpremiere in Tokio, sowie der der Pressekonferenz am Folgetag. Wirklich sehr interessant.

Mit Letters From Iwo Jima schließt Clint Eastwood ein kleines filmisches Kunstwerk ab, welches eigentlich im Kontext zu Flags Of Our Fathers und somit als ein Werk gesehen werden sollte. Viele betrachten Letters als den gelungeneren Film, aber im Endeffekt sind beide wohl gleichwertig, da man niemals nur einen der beiden Filme sehen sollte, denn erst zusammen ergeben sie das ganze Bild. Fakt ist, dass Eastwood mit seiner Geschichte über die kleine Insel vor den Toren Japans, wirklich anspruchsvolles Unterhaltungskino liefert, welches einfach in jede Filmsammlung gehört. Die fast poetische Bildgewaltigkeit eines Eastwood Films sieht man selten so deutlich wie in diesen beiden Kunstwerken!


Filmbewertung:
9/10

Bildqualität: 8,5/10
Tonqualität: 8/10
Extras: 8/10 

Filmbewertung:
9/10

Bildqualität: 8,5/10
Tonqualität: 8/10
Extras: 8/10
 

Absolute Kaufempfehlung!

 



 

Watchmen - The Ultimate Cut


USA, 2009

Regie: Zack Snyder
Drehbuch: David Hayter, Alex Tse
Musik: Tyler Bates
Kamera: Larry Fong
Darsteller: Jackie Earle Haley, Patrick Wilson,
Carla Gugino, Billy Crudup, u.a.
 
 

The Ende Is Nigh!
Alan Moores Jahrhundertwerk, anders kann man diesen wahrscheinlich nie zu übertreffenden Comic nicht bezeichnen. Und ja, es ist ein Comic. Ich verwende den Begriff Graphic Novel bewusst nicht, da er meiner Meinung nach ein reiner Marketingbegriff ist, der Pseudointellektuelle davon überzeugen soll, dass nicht jede gezeichnete Geschichte nur für Pubertierende geeignet ist, sondern eben auch ganz normale Literatur darstellt, die sich weiterführender Stilmittel bedient. Eben den Zeichnungen. Letztenendes ist demnach auch eine Graphic Novel nichts weiteres als ein Comic und ein Comic wie Watchmen, nichts weiteres als ein Roman. Watchmen erschien zwischen 1986 und 1987 als 12teilige Comicserie, die erst im Laufe der Jahre zu einem kompletten Buch zusammengetragen wurde und seit dem auch so verkauft wird. Was natürlich völlig legitim ist, da es sich so einfach angenehmer liest und man die einzelnen Hefte in einem Band hat. Logischerweise unterteilt sich das Buch auch daher in 12 Kapitel.

Da man wie fast bei jeder Comicverfilmung davon ausgehen muss, dass der Großteil des Filmpublikums die Vorlage wohl eher nicht kennen wird, werde ich es auch mir nicht ersparen ein paar Worte zum Buch zu verlieren.

Genaue Beobachter des Films werden festgestellt haben, dass der Name Alan Moore im Vorspann nicht erschien und auch sonst nirgendwo erwähnt wurde, sondern nur der Name des Zeichners und Co-Schöpfers Dave Gibbons. Hintergrund ist, dass nach der Verfilmung von Alan Moores The League of Extraordinary Gentlemen (Hauptrolle: Sean Connery), Alan Moore darauf bestand, dass sein Name bei keiner weiteren Verfilmung seiner Werke erwähnt wird, da er den Film einfach zu schlecht und nicht würdig gegenüber seiner Vorlage empfand. Berechtigterweise. So auch geschehen bei V Wie Vendetta und eben auch bei Watchmen.

Schade ist meiner Meinung nach, dass dadurch der Blickpunkt zwar auf den großartigen Zeichner der Geschichte gelenkt wird, aber eben nicht auf den noch großartigeren Autor, aus dessen, vielleicht leicht gestörten aber dennoch genialen Geist, eben die gesamte Geschichte entsprungen ist.

Für mich ist Watchmen der ultimative Comic und nicht ohne Grund vom Time Magazine zu einem der wichtigsten literarischen Werke des 20. Jahrhunderts ausgezeichnet worden. Zack Snyder hat sich demnach hier nicht mal eben an der Verfilmung einer Comicgeschichte versucht, bei der es um einen großen Namen, wie z.B. Spider-Man oder Hulk geht, sondern an dem bis dato unantastbaren Meisterwerk einer ganzen Generation, bei der Watchmen einen vergleichbaren Standpunkt mit dem Herrn der Ringe im Bereich der Fantasy-Literatur inne hat.

Anders als bei seinem Vorgänger 300, bei dem es sich zwar um ein bekanntes, aber nicht mal ansatzweise so bedeutendes Nebenwerk von Sin City Schöpfer Frank Miller handelt, lief Zack Snyder hier mit einem enorm hohen Risiko auf, sein Projekt sehr leicht gegen die Wand zu fahren, da die Erwartungen von vornherein unglaublich hoch gesteckt waren.

Im Nachhinein sollte sich leider herausstellen, dass der Film bei den eingefleischten Fans der Vorlage nicht wirklich Anklang erhielt, was oft damit begründet wurde, dass die Essenz, die Details, sowie die eigentlichen Intentionen Moores nicht mal im Ansatz erreicht werden konnten. Ich für meinen Teil, würde mich von dieser Einstellung schon dahingehend distanzieren, da dieses Fanboy-gequatsche von seinem Grundgedanken her, zwar definitiv richtig sein mag, aber eben den Blick dafür verloren hat, dass es sich hier um einen Kinofilm handelt, der nicht nur für Liebhaber des Comics gedreht wurde.

Daher sollte man, wenn man das Buch liebt, versuchen so offenherzig wie möglich an den Film heran zu gehen, da man so 1. erkennt, dass Snyder zwar keinen perfekten, aber dennoch sehr guten Job gemacht hat und 2. man so einen bombastisch guten Kinofilm serviert bekommt. Im großen und ganzen hat sich Snyder sehr dicht an die Vorlage gehalten, aber eben dennoch Unterschiede eingebaut, wie z.B. das Kennedy-Attentat des Comedian, was im Buch überhaupt nicht vorkam. Dennoch schafft es Snyder mit Watchmen einen wirklich bemerkenswerten Tritt ins Gesicht der filmischen Pop-Kultur zu setzen, um uns eine wundervolle Alternative zum alltäglichen Schrott zu liefern, dem wir heutzutage im Kino ausgesetzt sind.

In einer Zeit, in der wir von schlechten Action- und Horrorfilmen, sowie noch schlechteren Comicverfilmungen überflutet werden, ist Watchmen wie eine kleine Essenz des guten Geschmacks die sich zwischen dem ganzen Dreck hindurch wühlt um zu zeigen wie es wirklich gemacht werden sollte. Das Drehbuch wurde im Übrigen von David Hayter geschrieben, seines Zeichens bekannt aus der Videospiele-Reihe Metal Gear Solid.



Genug der einleitenden Worte. Wie allen bekannt sein dürfte, ist der Film in Deutschland bisher nur in der regulären Kinofassung erschienen. Eine Änderung dieser Situation ist wohl in nächster Zeit nicht abzusehen, und da ich ein Mensch von wenig Geduld bin, entschied ich mich zur US Version des Watchmen - Ultimate Cut zu greifen.

Anders an dieser Version ist zum einen, dass der Film in der Extended Edition, sprich der gut 25 Minuten längeren Version enthalten ist und zum anderen, dass die Tales Of The Black Freighter in den Film integriert wurden. Zur Info, im Buch war ein wichtiger Punkt, dass des öfteren ein kleiner Junge an einem Zeitungsstand zu sehen war, der ein Comic las. Nämlich die Tales Of The Black Freighter. Die Geschichte die er dort las, wurde im Comic aufgegriffen und dort erzählt, weil so eine Art Parabel zur eigentlichen Hauptstory zu erkennen war. Dies wurde im Film auch getan, nur findet man das nur im Ultimate Cut. Unteranderem sieht man nun den Jungen in den einzelnen Szenen am Zeitungsstand (Szenen aus der Extended Edition) und ausserdem wird in diesen Szenen nun auch die Geschichte des Comics im Comic eingebaut, sprich, die Tales Of The Black Freighter, die hier als Zeichentrick in den Film eingeschnitten werden. In Deutschland bekommt man die Tales Of The Black Freighter als einzel DVD oder Blu-ray zu kaufen, aber eben nicht im kompletten Film, wie es eigentlich sein müsste.

Daraus folgt unteranderem, dass der gesamte Film so eine Länge von 3 1/2 Stunden erreicht und ausserdem, dass die Geschichte nun endlich einen gewissen Grad der Komplettheit erlangt hat. Allein schon wieviel verständniserleichternde Szenen durch die einzelnen Szenen der Extended Edition hinzugefügt werden ist einfach unglaublich. Die Tales tun ihr Übriges dazu und verleihen dem Film einen unglaublichen Abwechslungsreichtum.

Die Bildqualität ist identisch mit der der deutschen Blu-ray Version, und somit einfach nur als extrem gut zu bezeichnen. Ich finde es immer wieder fantastisch wie genau man die einzelnen umherfliegenden Partikel um Dr. Manhatten sehen kann. Für solch einen bildgewaltigen Film, ist das eine mehr als gelungene Qualität. Die Szenen der Tales Of The Black Freighter Story sehen natürlich besonders stark aus, haben wundervolle Farben und ergänzen die bis dorthin herrschende Bildqualität ungemein.

Der Ton kommt im 5.1 DTS-HD Master, mehr muss nicht gesagt werden. Schade ist hingegen, dass die US Version eben nur diese Tonspur hat, also keine deutsche Sprachausgabe. Marger bleibt es leider auch bei den Untertiteln, denn da sind ebenfalls keine deutschen zu finden.

Bei den Extras hingegen hat Warner wirklich gezeigt was sie drauf haben, denn dieser Ultimate Cut verdient die Bezeichnung Special Edition wirklich. Erstens kommt die Edition in einer wunderschönen schwarzen Hardcase Box, mit Magnetdeckel und einem alternativen Coverdesign. Zum anderen ist die Box wahrlich vollgestopft mit Extras. Neben der Hauptfilm Disc liegt eine weitere BD(!) mit Bonusmaterial vor, sowie eine weitere Disc für die Digital Copy. Das beste Extra ist jedoch das in einer extra Amaray hinzugefügte Motion Picture Comic. Hier hat man das original Watchmen Comic als digitales Motion Picture, welches man sich auf Blu-ray anschauen kann, mit einer satten Spielzeit von 5 1/2 Stunden! Ausserdem bietet diese Motion Picture BD ebenfalls noch mal eigenes Zusatzmaterial.



Watchmen ist sicherlich die bisher beste Comicverfilmung die dem gemeinen Kinobesucher vorgestzt wurde und ich hoffe vorallem, dass diese Verfilmung auch dazu motiviert die noch viel bessere Vorlage zu lesen, denn wer Watchmen nicht gelesen hat, verpasst Weltliteratur. Es ist an sich eigentlich überhaupt nicht möglich in Worte zu fassen wie bedeutungsschwanger dieses Werk ist und wieviel Genialität dahinter steckt, aber letzten Endes geht es hier auch nur um die Verfilmung und Fakt ist, die hat es in sich!

Ob man nun zum Ultimate Cut oder zur Kinoversion greift, muss jeder für sich selbst entscheiden. Jedoch bietet eben der UC das komplette und eigentlich vom Regisseur so gedachte Werk und das ist schlicht um Längen besser. Nachteil ist natürlich der fehlende deutsche Ton, was für viele sicherlich ein Kaufhindernis darstellt. Wer natürlich der englischen Sprache halbwegs mächtig ist und bereits Gefallen an der Kinoversion gefunden hat, sollte unbedingt zugreifen. Genauso können Fans der Vorlage, denen die Kinoversion nicht gefiel, hier nochmal einen Blick riskieren und Freunde von guten Filmen sowieso. Sollte sich jetzt immer noch keiner angesprochen fühlen, bitte auf den nächsten Maintreamschinken warten, denn das ist nicht so anstrengend.




Filmbewertung: 9,5/10

Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 9/10
Extras: 10/10


Absolute Kaufempfehlung!
 

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