Blog von Blackidol

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Es ist 9:18 Morgens. Ich finde, die Zeit ist gut. Die Party bis eben auch. Es ist hell draussen. Der Schnee hat die Stadt zugedeckt. Das steht ihr, und Sie scheint munter zu schlafen. Ich bin immer noch wach…
Eine Erinnerung an alte Schultage blasst auf, an denen ich um die Uhrzeit die Pause um 9:25 nicht erwarten konnte. Es war immer große Pause. 15 Minuten ohne Klassenzimmer, ohne Schulgelände. Als Raucher musste man sich früher immer vor den Lehrern verstecken. Wir sind dazu in einen angrenzenden Park auf einen Spielplatz gelaufen. Natürlich nur, wenn sich dort keine Kinder aufhielten.
Dort war es immer so schön ruhig. Keine kreischende, rennende, tollende, Fußballspielende, rempelnde Kinder. Wir Jungs aus der Mittelstufe hielten uns für soviel älter.
Wir haben den Platz gemocht. Ich erinnere mich nicht mehr daran, wieviele wir waren, aber wir hatten immer Spaß. Wir teilten Freude und Trauer wie Zigaretten und Pausenbrot. Und jeder war auf seine Weise einzigartig.

Was für eine intensive Zeit. Ich denke, jeder von uns hat früher seine Gruppenphase gehabt. Leute, mit denen man sich einfach auf einem Platz getroffen hat. Ohne sich absprechen zu müssen. Mit Fahrrädern sind wir angefahren gekommen, mit Cityscootern, Inline-Skates, zu Fuß. Was waren wir aufgeregt, als der Erste 16 war und einen eigenen Roller besaß. Nach langem Betteln erlaubte er mir, unter seiner Führung eine Runde auf dem Schulhof fahren. Das Gefühl, am Gashahn zu ziehen und vorwärts zu kommen…nie schien fortbewegen einfacher.
Doch fortbewegen ist eine gefährlich einfache Angelegenheit.

Ich hatte damals einen „besten“ Freund. Bester Freund, weil er wirklich der Beste war. Wenn mich ein Klassenkamarad bedrängte, hat er mich befreit. Als ich mal einen schlechten Tag hatte, und nicht zu Hause schlafen wollte, nahm er mich auf. Beim Fußballspielen auf dem Platz waren wir das Team oder spornten uns als Rivalen umso mehr an. Jede Kombination in jeglicher Hinsicht brachte Spaß.
Denkt mal zurück an Eure Zeit. Es gab bestimmt einen Menschen, mit dem ihr mehr Zeit verbracht habt als mit irgendwem anders. In einer Zeit, in der ihr alles Andere gemacht habt, nur nicht über Eure Zukunft nachzudenken. Und diese Person ein fester Bestandteil Eures Daseins war.
So einer war er. Wir haben alles geteilt. Und wir haben viel voneinander gelernt. Man erlebt eine völlig neue Art der Selbsterkenntnis, wenn man sich einer Person vollkommen preisgibt. Dinge, die man sonst nicht auszusprechen wagt, fallen einem kinderleicht (weil wir noch Kinder waren?). Dieses Herantasten in ein neues Feld, ist ein sehr wichtiger Schritt auf dem Weg des Erwachsenwerdens. Ich habe ihn Vertrauen getauft. Und wir haben diesen Schritt gemeinsam mit Bravour gemeistert.
Doch gibt es in der Pubertät bei Jungen neben der Selbsterkenntnis ein weiteres, nicht unprägsames Thema: Das Mädchen.
Und die gab es auch bei ihm. Ich freute mich für ihn. Erste Erfahrungen sammeln. Erstes Mal küssen. Erstes Mal ein Mädchen daten. Erstes Mal Sex. Man kann es drehen und wenden, aber in einem Alter, das noch keine 2 vor der 0 gesehen hat, ist es eines der interessantesten Themen im Leben eines Teenagers. Das merkte man am schnellen Themenwechsel. Der erste Junge mit einem Roller weichte dem ersten je bemerkten Busen. Fc Bayern wurde so rasant wie Michael Schumacher durch The Dome (/Top of the Pops), Deos und Parfüm ersetzt. Innerhalb von 2 Monaten wurde das Fahrrad durch einen Bus ersetzt. Mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren war plötzlich uncool. Ein Mp3 Player musste her, um überall Musik zu haben. Dauerbeschallung zum Abschalten (Leider geht manchmal der „Anschalten“-Knopf dabei kaputt, am Rande bemerkt). Der Drogeriemarkt wird als kostenlose Duft-Spray-Anlage benutzt. Wir bemerken plötzlich, dass wir stinken, und duschen uns nach dem Fußballspielen und Albernheiten machen jetzt öfter.
All das war neu. Und irgendwie interessant. Doch ich wusste, dass etwas hier gegen eine Wand rennt. Zu viele Veränderungen auf einmal. Wenn auf jedes kleine Detail eine Reaktion folgt, wird man euphorisch. Es werden mehr Dinge abgeändert, als notwendig. Man spielt sich auf. Man pumpt sich auf. Der Aufmerksamkeitskick wird zur neuen Jugenddroge. Und dass ich das bin, der in die Wand läuft, wurde mir erst beim Aufprall bewusst.

Ich habe die Veränderungen mitdurchlebt. Weil wir alles miteinander gemacht haben. Auch wenn ich Sie nicht in allen Teilen gut geheissen habe. Doch mir fehlte etwas. Und als ich gegen die Mauer krachte, war mir bewusst, dass ich das fehlende Puzzle nicht bei mir suchen kann. Durch das ständige Miterleben habe ich vergessen, selbst zu erleben.
Mein Freund und ich,
aus wir wurden er und mich.
Ein „Ich“ hatte ich in diesem Moment nicht.
Er hatte dieses Mädchen gefunden. Und mich (aus den Augen) verloren. Er hat sich fortbewegt. Entwickelt hat er das genannt. Ich nannte es im Stich lassen.
Der erste Streit ließ nicht lange auf sich warten. Und so kommt es, dass im Laufe der Zeit aus Freundschaften Bekanntschaften werden, die langsam entgleiten.   

So gefährlich schnell kann Fortbewegen sein…

Um diese Erfahrung reicher, war ich auf den daraufhin folgenden Zusammenbruch der eingeschworenen Gemeinschaft der Spielplatz-Gänger vorbereitet. Wir hielten uns nicht mehr für älter, wir waren es und wollten es nicht wahrhaben. Wenn eine Veränderung in der Gruppendynamik einhergeht, löst das oftmals eine Kettenreaktion aus. Der Rest passiert ziemlich schnell. Schlechte Nachrichten, als ob wir Sie schon ewig vor uns hergeschoben hätten, scheinen sich im Minutentakt immer kreativere Wege auszudenken, unserer Gemeinschaft ins Mark zu schneiden. Ein weiterer Freund beschließt, mehr Zeit mit seiner Freundin zu verbringen. Ein Mädchen aus der Gruppe erzählt weinend, Sie müsse wegziehen. Sie hat Angst vor diesem Schritt, alles Neu. Tränenreicher Abschied in der darauffolgenden Woche. Aus dem 16jährigen mit Roller wird ein 18jähriger mit Auto, der mehr Spaß am Autofahren hat. Ich habe mein Fahrrad wieder aus dem Keller geholt und bin schneller in der Stadt als mit dem Bus.

Wir verlieren die Motivation, Treffen werden unregelmäßiger. Irgendwo sehen wir auch, dass dieses Kapitel dem Ende zu geht. Manche haben das Gefühl früher, manche später. Interessen entwickeln sich. Oder bilden sich gar von Neuem?

Freundschaften muss man Pflegen.

Wir kommen, wir gehen, wir verkehren, wir laufen, wir bewegen uns fort. Wir setzen einen Fuß vor einen anderen und machen damit einen Schritt. In eine richtige oder in eine falsche Richtung. Oder im Kreis.

Wenn man bedenkt, wieviele Schritte wir planen und wieviele wir tatsächlich gehen…kommen wir da nie auf einen gemeinsamen Nenner. Menschen sind dazu gepolt, zu überlegen und eine Lösung zu finden. Das bedeutet, Ideen zu sammeln, zu vergleichen, zu bewerten, verwerfen, und letztlich anzuwenden. Aber ist das nicht manchmal auch schon ein Schritt? Heisst es nicht oft genug: „Der Weg ist das Ziel“?
Wenn man sich ändert oder ändern will, was passiert dann? Neues kommt und Altes geht? Es heisst sprichwörtlich eben doch nicht umsonst, dass wir „einen neuen Weg einschlagen wollen“. Denn auf dem neuen Weg bleibt der Alte quasi auf der Strecke. Doch sollten wir dann Gedanken an Altes wegsperren? Sind wir der Gedanke?

……
8 Jahre später, war ich in dem Park spazieren. Ich habe mich auf die Bank gesetzt, auf der wir früher saßen. Bei kühlem Herbstwetter zündete ich mir die Zigarette an. Es war so leise, dass ich mich selbst beim Ausatmen gehört habe. Ich ließ den Blick über die Parkanlage schweifen. Und da entdecke ich 3 Grabsteine in der Nähe eines Baumes. Ein kleiner Ort der ewigen Ruhe. Wie passend. Wo Freundschaft entstand, da wurde Sie letztendlich begraben. Interessant, so ein Besuch in der Vergangenheit. Ich frage mich, was Sie heute wohl machen. Doch als ich die Zigarette ausdrücke, verwerfe ich den Gedanken wieder. Ich gehe zurück zu meinem Auto und fahre davon. Doch jedes Mal, wenn ich rauche, haftet an einer Zigarette auch eine Erinnerung.

Heute haben wir mittlerweile 10:27.
Und ich gehe jetzt eine Rauchen.

Ende.

 
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Hattet ihr mal eine besondere Freundschaft, erinnert Euch. Erinnert Euch und dankt dafür. Entweder im Stillen nach Beenden des Textes, oder im Lauten, falls ihr die Glücklichen seid, die solch eine Freundschaft erfolgreich gepflegt haben.






Die Ode an die Frau

7. Januar 2012
Hast du schonmal darüber nachgedacht, was es bedeutet, zu bedeuten?
Es hilft nichts. Ich verliere mich zum ersten Mal an eine Frau, und ich verliere.
Zu sehen, was du wohl nicht sehen kannst, lässt mich darüber sinnieren, was der Sinn darin ist.
Unstimmigkeiten stimmen mich stimmlos. Die Sprache, die ich einst sprach, spricht erstmal ohne mich.
Doch was, was kann ich tun, um dir ein "kann" abzuringen? Was bin ich bereit, zu geben? Gäbe es doch ein paar Gegebenheiten, die ein Ergebnis ergeben!
Doch Ergebnisse mit Bedeutung sind ohnehin nur Kompromisse.
In diesem Fall war der Fall ja schon länger fällig. Zieht sich seit Monaten doch ein unangenehmes Ziehen durch die Rippen.
Es wäre wohl gegangen, wenn ich nicht gegangen wäre. Für die feige Art könnt ich mich heute noch ohrfeigen.
Beinahe wäre ich dir nahgekommen.
Beinahe.
Ist eben auch nicht das Wahre.
Doch was war das Wahre, was wäre die Wahrheit? Könnte ich es wahrhaben, würdest du mich wahrnehmen, wie ich dich wahrnehme?
Liebst du es, geliebt zu werden, oder liebst du manchmal auch?
Ich bewundere deine Vollkommenheit wundere mich über die Unvollkommenheit ohne dich.
Wäre es nicht einfacher, die Bedeutung einfach zu vereinfachen?
Nein. Der Kern bleibt kernig. Es zu ändern, wäre, wie dich zu ändern. 
Und da Änderungen anderst sind als Gleichheit, geht die Gleichung ohnehin nicht so auf, dass du in ihr aufgehst.
Jedoch..Du veränderst die Veränderung und Gegebenheit beidermassen zugleich, du gleichst trotzdem die Gleichung, du stellst stetig die Frage, du bleibst immer noch die Antwort...du bedeutest die Bedeutung.

An dem Tag, an dem du in mein Leben eingetreten bist, hast du mein Leben eingetreten, nur um mit deinem Auftritt einen neuen Auftrieb zu betreiben.

Danke. Dankenswerterweise. Nur beim letzten Punkt des Auftritts bist du noch unpünktlich.

Ich renne dir hinterher und die Zeit mir davon.


(Kleine Wortspiele mit der deutschen Sprache, die zusammenhängend eine Geschichte erzählen sollen. Da es schon spät ist, wird der Kontext vielleicht ein bisschen leiden. Doch im Kern geht es um eine Frau, der ein Mann verfallen ist. Doch Sie erwidert die Gefühle nicht wirklich, was kein nein, aber auch kein ja ist. Somit bleibt seine Hoffnung bestehen, obwohl seine Möglichkeiten und Zeit langsam versiegen...in einer Sekunde des Gefühls des Scheiterns schreibt er dann diesen Text.)
Heute möchte ich mit der Tradition brechen, die ich in meinen bisherigen Blogs angestrebt habe: Etwas über das Leben abseits von Filmen und Alltag zu berichten.
Aber gestern habe ich es endlich geschafft, Sucker Punch zu Ende zu schauen. Es hat mich 4 Anläufe gekostet und jedes Mal bin ich eingeschlafen, doch heute Nacht um 3:48 war es soweit. Und ich muss dazu meine Gedanken sortieren.
Ich habe viel über den Film gelesen. Er spaltet die Zuschauer in 2 Lager: Ich nenne Sie mal Genie und Wahnsinn.
Im Bereich Wahnsinn befinden sich die Zuschauer, die dem Film folgende Kritik zur Last legen:
-Schlechte Story, übertriebene Special Effects, Schauspieler nicht wirklich tauglich, was soll ich damit nun anfangen.
All diesen Menschen möchte ich nun mitteilen, dass ich Ihre Ansicht nicht teilen kann. Sucker Punch ist ein aussergewöhnlicher Film, der mehr möchte, als nur angeschaut zu werden. Sucker Punch muss verstanden werden.

Sucker Punch würde ich am ehesten mit der Gruppe Rammstein vergleichen.
Auch Rammstein versteht es, seine Musik für viele unverständlich zusammenzutexten und mit übertrieben aggressiven Mitteln zu unterstreichen.
Auch bei Sucker Punch bleibt dieses Gefühl hängen.
Ich hab noch nie soviel denken müssen bei einem Film. Jede Szene lässt Freiraum für Interpretation. Man muss sich in den Charakter, um den es geht, hineinversetzen. Das alles ist ein riesen Katz- und Mausspiel. Zuerst einmal muss man wissen, was es mit einer Lobotomie auf sich hat:
"Lobotomie ist eine Operation, bei der Nervenbahnen sowie Teile der grauen Substanz durchtrennt werden (Denervierung). Sie wurde ursprünglich zur Schmerzausschaltung in extrem schweren Fällen angewendet, dann bei agitierten psychischen Erkrankungen wie Psychosen und Depressionen. Als Folge der Lobotomie tritt eine Persönlichkeitsänderung mit Störung des Antriebs und der Emotionalität auf." (Quelle: Wikipedia)

Was fangen wir mit dieser Information an? Springen wir an den Anfang der Geschichte.
Babydolls Mutter ist gestorben. Ihr grausamer Stiefvater tötet Baby Dolls Schwester und sorgt dafür, dass die einzige Zeugin, nämlich Baby Doll, in einer psychiatrischen Klinik landet. Dort gefangen wird Sie für eine Lobotomie vorbereitet, und damit beginnt das Märtyrium. Wir finden uns in der letzten Sekunde vor dem Eingriff in ihr Hirn plötzlich auf einer Bühne wieder. Sie wird als Neuling vorgestellt.

Ab hier beginnt die fantasiegeladene Reise durch das Leben der Babydoll, deren Name auch nur ein Synonym für etwas ist, woran sich weibl. Kinder gerne klammern: Eine Kinderpuppe. Wie wir wissen, ist Sie früh eingesperrt worden. Den Namen erhält Sie im Traum - das erste Indiz, dass wir uns in Ihrem Kopf befinden. Wir haben einen Namen, der einen Wunsch ausdrückt.
Der ganze Film ist eine psychologische Irr-Achterbahnfahrt. Nehmen wir den Chef: In einer psychiatrischen Anstalt, in der fast nur Männer arbeiten, ist ein Begehren für Frauen nicht unbegründet. Und der Gedanke, dass wirre Frauen "eh nur wirres Zeug" von sich geben, setzt die Hemmschwelle sehr schnell nach unten. Babydoll versucht in dieser Welt zu überleben, in dem Sie sich in eine andere Welt flüchtet, in der es sich besser schönreden lässt. Auf der Bühne des Lebens tanzt Sie ihren persönlichen Überlebenstanz. Dabei ist der Tanz immer nur als Brücke zu einer Aktion zu sehen, die in vielen Special Effects Bildern (deshalb die Übertreibung) umschrieben wird. (Operation Küchenmesser, der Tanz bedeutet nichts Anderes als der Beginn dieser Aktion, die Bilder drücken Ihr Empfinden gegenüber der Schwierigkeit des Unterfangens und Ihre abstrakte Sicht darauf aus.)

Und genau das ist es, was wir in Sucker Punch erleben. Eine junge Frau, die genug einstecken musste, landet in einem von Männern beherrschtes Irrenhaus voller Frauen. Spätestens jetzt ist klar, worauf der Film abzielt.
Die Schwierigkeit besteht darin, das gefilmte Gedankenszenario auf die Realität zurückzumünzen.
Der Highroler (engl. für große Rolle, Höhepunkt) ist nichts anderes als der finale Eingriff und Abschluss der Lobotomie. Bis dahin erlebt nicht nur Sie, sondern auch ihre Freundinnen mit ihr ein grausames und von Peinigung und Demütigung erfülltes Leben. Daraus resultiert dann auch der Wunsch am Ende, einfach loszulassen. Babydoll lässt sich auf den Highroler zum Schluss ein, Sie möchte sogar, dass das vorbei ist. Und mit diesem Eingriff endet dann auch Ihre Möglichkeit, in die Fantasie zu flüchten - wir werden aus Ihrem Kopf zurück in die Realität katapultiert.
Und hier erleben wir das, was vorher vermutet und jetzt bestätigt wird. Aber dazu möchte ich nicht mehr erzählen.
Der Film selbst ist für jeden anderst interpretierbar. Und das finde ich so schön. Er ist so abgedreht und dabei so tiefgründig. Mir hat er sehr gut gefallen.

Ich konnte über die übertriebenen Bilder hinwegsehen, weil ich nie auf das geachtet habe, was mir visuell geboten wurde. Das funktioniert bei diesem Film nicht. Man muss darauf achten, was einem zwischen den Bildern geboten wird. Auch die Hauptdarstellerin, die nur ein Gesicht machen konnte: Egal ob Sie weint, oder schlecht gelaunt ist, oder ängstlich - es gab nur dieses eine Gesicht. Und weiter oben haben wir gelernt, dass im Zuge der Lobotomie ein Emotionsverlust stattfinden kann, und schon sind wir wieder bei einem greifenden Punkt angekommen.

Im Laufe des Films und mit genügend Vorstellungskraft ist es dir möglich, dich soweit hineinzuversetzen, dass vor lauter Bilder und Gedankenflut ein rauchender Kopf nicht fernbleibt und auch stellt sich das Gefühl ein, dass du es bist, der das denkt. Das ist ein wichtiger Prozess. Wer hat schon vorher sonst durchschaut, was die 5. Essenz ist. Ist man sehr sehr fit im Kopf, leitet sich das schnell ab.
Mich würde ernsthaft interessieren, was Psychologen zu diesem Film sagen. 

Alles in Allem empfehle ich diesen Film an Menschen, die Unterhaltung suchen, die man sich erarbeiten muss. Je mehr man sich auf den Film einlässt, desto mehr erhält man aus dem Film.
Interessant. Das ist wohl das Adjektiv dazu.

(Das oben genannte spiegelt meine Meinung wieder und muss nicht zwingend der Meinung anderer entsprechen. Für Diskussionen bin ich offen. Und achja: Es ist die Kurzform. Ich könnte noch mehr auf einzelne Szenen eingehen aber ich wollte jemand, der den Film ncoh nicht gesehen hat, nicht vor den Kopf stoßen.)
Matthias.

PS: Neujahr war ja im Lande. Viele Grüße und alles Gute dafür.



"Sehet, was nicht gesehen werden kann. Denn die Augen sind das Tor zur Seele, doch ein Tor allein reicht nicht. "

Wir schreiben den 23.12.11.
3 Uhr Morgens in Wilna. Tränenreicher Abschied. Ich nehme meinen Koffer in die Hand und schultere den Rucksack. Security und Polizei steht im Vorraum. Junge Menschen laufen hastig umher. Glasscherben, Schwarzpulver, Flaschenweise Alkohol wird weggeräumt.
Das Resultat einer letzten großen Party, in der wir alle Register gezogen haben.
Ich verabschiede mich von den letzten Übriggebliebenen Studenten aus aller Welt. Ich verspreche, ich komme am 29.12. zurück. Silvester ist geplant. Vorfreude, Umarmungen, Gelächter. Und hier und da ein paar Tränen. 
Die Zeit hat uns zusammengeschweisst. 4 Monate auf den Tag genau habe ich in diesem fremden Land zugebracht. Und ich würde es wieder tun. Ich werde es wieder tun.
Am Boarding Gate wartend, lasse ich meine Gedanken treiben. Erinnerungen an eine intensive Zeit rufen sich mir ins Gedächtnis.
4 Monate.
Wer hätte gedacht, dass soviel möglich ist.
Ich meine, ich hatte davor ein Leben. Nur ein Anderes. 
Erinnerungen kollidieren. In meinem Kopf läuft eine Sequenz, in der ich in einem Audi R8 chauffiert wurde. Doch die Musik ist die, die ich hier zuletzt gehört habe. "I'm coming home" von P.Diddy.

Es gibt viel, auf das man nicht vorbereitet ist, wenn man sich eine Auszeit im Ausland nimmt. Weil man vieles nicht bedenkt. Eine Sache davon ist die Sorge der Eltern. Ihre Freude stand Ihnen ins Gesicht geschrieben, als Sie mich nach so langer Zeit in die Arme schliessen konnten.
Ich wusste nur: Es ist 10 Uhr Morgens. Ich war seit 9 Uhr Vortags wach. Und verdammt, vor 7 Stunden war ich noch in Litauen, Party machen. Jetzt sitze ich in Zürich am Flughafen und muss realisieren, was nicht realisierbar ist: Willkommen in der Realität.
Und diese hat mich mehr unsanft aufgenommen.
Ich habe mir immer vorgestellt, wie es sein würde, aus meiner Stadt auszubrechen. Durchzubrennen. Und nach einer langen Zeit nach Hause zu kommen. Durch die Stadt zu laufen. Erinnerungen an Ort und Stelle abrufen und ein anderes Gefühl durch die Umgebung zu empfangen.
Ich hab den Anfang geliebt. Auch weil man erkennt, wer wirklich für jemand da ist, und wer nicht. Freunde, die sich gefreut haben, und Freunde, die nichtmal wussten, dass ich weg war.
Doch ich bin wieder hier. Es hat sich nicht viel verändert. Wie es aussieht, nur der Kilometerstand einiger Leute...und doch..
Es folgen ein paar ungefilterte Eindrücke der letzten Zeit.
23.12. 
Nachts: Einmarsch in den Nachtklub. Erstes Show-Off. Viele Leute erkennen mich wieder. Nichts Aufregendes, aber für mich eine krasse Umstellung. In Wilna kommen 8 Frauen auf einen Mann. Hier kommen 300 Spartaner auf 8 Frauen. Die Leute, breitschultrig, rennen und rempeln und kennen kein Pardon. Nicht meine Welt. Nicht mehr.
Ich verliere den Zettel für meine Jacke. An der Kasse wird mir schroff erklärt, ich muss bis 6 Uhr Morgens warten. Ein Freund und ich verlassen den Klub und laufen zu seinem Auto, nur um festzustellen, dass jemand seinen Spiegel abgetreten hat. 300 Euro für nichts.
Wir holen eine Freundin ab. Sie ist betrunken. Sie weint und hält mich eine halbe Stunde fest. Ich solle nicht mehr gehen. Es ist so anderst ohne mich.
Auch mein bester Freund stimmt nun mit ein. Erklärt mir dasselbe.
Zuhause denke ich noch ein bisschen darüber nach, bis ich einschlafe.
24.12.
Es ist Weihnachten. Durch die laufende Umstellung von Wilna nach Heimat fällt es mir schwer, mich darauf zu konzentrieren. Ich denke immer noch zurück. Ich lasse die Gedanken aber schnell fallen, heute steht noch ein weiteres Ereignis an: Der Geburtstag meines Bruders. Er wird 19 und feiert Mittags mit Freunden in einer Bar. Ich geselle mich dazu.
Junge Leute trinken Tee, Kaffee und Bier. Finde ich wunderbar. Sie lachen zusammen und sprechen über Silvester in Berlin. Ich werde vorgestellt und integriert.
Die Feier wird gestört. Viele SMS und Anrufe platzen auf die Leute ein. Besorgte Mütter rufen ihren Töchtern an. Sie sollen nicht rausgehen. Um Himmels willen nicht.
Es kursiert das Gerücht um einen Amokläufer in der Stadt.
Zugegeben, die Informationen erschienen am Anfang sehr real und verstörend. Ein Freund meines Bruders soll einen Streifschuss abbekommen haben und liegt im Krankenhaus. 2 Frauen sollen getötet worden sein. Wir sollten erst später erfahren, dass diese Hysterie durch Facebook ausgelöst wurde und aus einem Raubüberfall mit einer halbtotgeprügelten 65Jährigen Juwelieladenbesitzerin ein Amoklauf mit mehreren Toten wird.
Bis dahin galt es als meine Aufgabe, die sehr besorgten Teenagermädchen neben mir zu beruhigen.
Ich überlege nicht lang und gehe zum Barbesitzer. Ein alter Bekannter. 2 Worte, und die 2 Tore zur Bar sind zu. Ich rufe einen Freund an, Rettungssanitäter, mit Zugang zum Polizeibericht. Entwarnung.
Ich biete den Mädchen an Sie nach Hause zu bringen. Sie wirken ein wenig schockiert über die jüngsten Ereignisse, "wer macht sowas an Weihnachten". 
Rest des Tages verlief relativ unspektakulär.

25.12.
Ein Bekannter holt mich ab. Ich finde mich in einem Mercedes E350 mit Vollausstattung wieder. Endlich, good old german cars. Nächstes Ziel, Autobahn. Wir haben Spaß. Die Gedanken sind frei, dank 257km/h. Nicht zu erwähnen, dass das sein Fahrauftrag ist. Jeden Tag 300 Km fahren mit einem neuen Luxusauto. Sprit wird gezahlt.
Hätte ich doch nur ein BA-Studium bei Mercedes gemacht.

26.12.
Heute ist ein Audi Q5 dran. Auch Vollausstattung. Das Gerät ist ein Monster.
2 Gute Tage. Ich geniesse den Tag.

Doch das sollten die letzten sein. Ein Strudel aus kompliziert verketteten Ereignissen in denen ein Reisepass, eine verzweifelte Mutter, ein paar Freunde, 2 Tote, ein Messer, und eine Frau eine Rolle spielen, läuft bis heute an. Fakt ist, ich bin nicht in Wilna. Ich bin immer noch in der statistisch gesehen 3.kriminellsten Stadt. 
Welcome back home. Hoffentlich bald zurück. Ich hab nur diese eine Chance, hier rauszukommen.



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