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Wir leben in einer Zeit, in der im Kino recht wenig los ist. Hollywood liefert Fortsetzungen, arbeitet Comic-Serien der Reihe nach ab, spult so ziemlich jedes Märchen als 3D-Special-Effects-Marathon durch und wenn den Autoren dann völlig die Einfälle ausgehen, kramt man altes Material wieder hervor und liefert: Reboots.

Erst Spider-Man (nach 10 Jahren schon? Ist das euer Ernst?), dann kündigt Bay ein Reboot seiner Transformers-Reihe an obwohl eigentlich Schluss damit sein sollte, im Kino läuft Werbung von Dredd (den ich aus jungen Jahren mit Sylvester Stallone noch als Judge Dredd in Erinnerung habe) und plötzlich sieht man einen Trailer von Total Recall auf der Leinwand. Mit Colin Farrell.

Mein erster Gedanke: "BITTE NICHT :(((("

Ich war großer Fan von Schwarzeneggers Original aus dem Jahre 1990 und der aktuelle Trailer hat mir absolut nicht zugesagt. "Moah, müssen die echt jeden Scheiß neu aufsetzen und irgendwie nochmal zu Geld machen wollen?"

Mein Protest: Ich war nicht im Kino. Fuck!

Jüngst lächelte mich nämlich die Scheibe zu einem moderaten Preis im Regal an und ich dachte mir: "Ach, was soll's. Nimm ihn mit."

Gekauft, katalogisiert, verräumt und gerade eben: Geschaut.

 

Die Story

... basiert auf dem Roman ... und auf dem Originalfilm von 1990. Ein Problem, mit dem Reboots generell zu kämpfen haben. Der Zuschauer weiß schlichtweg einfach, was passiert und man kann ihn daher nicht mehr so einfach mit unerwarteten Storyline-Momenten schocken. Die wichtigsten Elemente des alten Films finden sich eben auch im neuen Part wieder, so z.B. der Auftritt der dreibusigen Lady.

Was ich allerdings toll fand: Man hat auch Veränderungen vorgenommen. Gravierende Veränderungen, die für sich wiederum sehr toll ausgearbeitet wurden. Das fängt schon mit der Auswahl der beiden Lager an, die betreffend man sehr geile Feinheiten und Einfälle in das Werk eingebaut hat, die von der technischen Umsetzung im Film wirklich gut durchdacht wurden. Ich war echt baff.

 

Die Filmwelt

Hier komm ich jetzt echt ins Schwärmen. Was ich bei den neuen Resident Evil's zum Kotzen fand, wurde hier in liebevoller Handarbeit bis ins kleinste Detail durchdacht und umgesetzt. Natürlich wirkt die Welt an einigen Stellen noch leicht unausgegoren (ich schätze, da reichte das Budget für die Special Effects dann nicht, um sie gänzlich durchzuziehen), allerdings spürt man durchweg das hohe Niveau, auf dem man sich hier elegant bewegt. Was mich echt verblüfft hat, waren die vielen Kleinigkeiten.

Hier, fahr du!

oder:

Leg deine Hand auf irgendeine Scheibe.

Die technischen Raffinessen sind nicht nur ausgeklügelt und machen James Bond's Q mächtig Konkurrenz, sondern in heutigen Zeiten sogar durchaus realistisch. Die Technik wirkt nicht an den Haaren herbeigezogen, weil man sie für irgendeinen stupiden Handlungsstrang grade braucht, sondern das ganze Konstrukt wirkt in sich geschlossen und funktioniert. Egal, welche Wendungen die Handlung annimmt. Nichts ist übertechnisiert, sondern das Futuristische hat seinen soliden Platz in der derzeitigen Welt und man merkt, dass da keine "Beta-Versionen" mehr rumfahren oder ihren Dienst in irgendeiner Konsole tun.

Die Telefone (wuah!), die Art und Weise, wie man hier videophoniert, die Autos (oben und unten), das Reisesystem generell - alles vom Feinsten. Als Technik-Fan ist man hier im Paradies. Die, die sich das ausgedacht haben, haben wirklich ihr ganzes Herzblut in die Sache gesteckt.

Man hat endlich mal nicht das Gefühl, irgendwas musste billig und funktionell gefüllt werden, sondern hier durfte sich jemand mit Geld austoben und hat ganze Arbeit geleistet. Das hebt den Film echt ziemlich hoch!

 

Der Soundtrack

Irgendwann ziemlich am Anfang taucht Viktor aus Underworld auf einem Monitor auf und ich wusste, warum mir der Sound so "bekannt" vorkam. Len Wiseman hat schon in Underworld bewiesen, dass er ein Händchen für gute Soundtrackschreiber hat. Seinen Charakter spürt man auch bei Total Recall auf wohltuende Art und Weise. Neben dem "suisch" der Türen und dem Piepen auf den Monitoren bettet sich die Hintergrundmusik als gigantisches Soundbed unter den Film und liefert eine Basis, die nicht nur fürsorglich trägt, sondern die heimische Anlage zum Glühen bringt.

Ich bete zu Gott, dass meine Nachbarn soundresistent sind, denn die hatten in den letzten zwei Stunden einiges auszuhalten. Der ganze Film ist trächtig von Wucht und Stärke, die im Soundtrack so richtig zur Geltung kommt und sich auch den ganzen Film über zieht. Keine innere Zerteiltheit zwischen Lückenfüllerdialogen und übermäßigen Tonabmischungen, sondern solide, durchweg auf hohem Niveau angesiedelte Töne, die Nolan's Dark Knight Trilogie das Wasser reichen können.

Was das angeht, wird diese Blu-ray wohl demnächst als Sound-Referenz-Scheibe herhalten müssen!

 

Das Bild

... ist unbestechlich, kristallklar und lupenrein. Trotz des metallischen Looks, der futuristischen Filmen gerne verpasst wird und gerne mal nicht ganz so sauber dargestellt wird - hier ist alles ge-stoch-en scharf! Auch ein Grund, warum die Filmwelt so einen positiven Eindruck bei mir hinterlassen hat. Es macht einfach Spaß, hinzusehen, denn das Auge wird mit jeder Filmsekunde verwöhnt.

Dafür wurde Blu-ray erschaffen, hier wird das Potenzial genutzt. Ich bin begeistert. Selbst schnelle Szenen sind sauber verarbeitet und man hat zu keiner Zeit den Eindruck, als hätte man doch wieder nur die Mittelklasse erworben. Sauber durchgezogen von Anfang bis Ende. Man spürt auch hier wieder die große Liebe zum Detail und dass jemand wirklich Lust auf den Film hatte und ihn nicht aus Gründen des Rechteverlusts hat drehen müssen, wie es beispielsweise bei The Amazing Spider-Man der Fall war.

 

Das Filmerlebnis

BERAUSCHEND! Der Film lebt als eigenständiges Werk und ist weder auf den Roman, noch auf seinen Vorgänger angewiesen. Er macht Spaß. Er erzählt eine tolle Geschichte, die sich nur an Eckpfeilern orientiert und ansonsten ein eigenständiges Innenleben vorweisen kann. Die Storyline funktioniert.

Die Dialoge sind zwar nicht durchweg tiefgründig, andererseits aber auch nicht so enttäuschend billig und im krassen Gegensatz zu den Special Effects, wie es beispielsweise bei Battleship der Fall war.

Die Details der einzelnen Umgebungsvariablen sind beeindruckend und katapultieren in Kombination mit dem Soundtrack wirklich ein paar Meter tiefer in den Kinosessel.

Der Erzählspeed hält an, der Film weist trotz seiner 130minütigen Laufzeit (17 Minuten längerer Film + 3 Minuten neue Szenen) keine Längen auf. Man hat immer nur halb so lang Zeit, Luft zu holen, bevor es in die nächste Speedhetzjagd geht. Der Flow stimmt!

 

FAZIT:

Meinen Wunsch, dass mich ein Film mit verschiedenen Stilmitteln einfach wegbashen soll, hat Total Recall seit langem mal wieder richtig erfüllt. Hier stimmt die Chemie zwischen Hersteller und Konsument und ich bin heilfroh darüber, dass meine Heimkino-Anlage die der umliegenden Kinos im Umkreis von 150 km locker wegsteckt. Sonst hätte ich mich wohl bis ans Ende meines Lebens dafür verflucht, nicht ins Kino gegangen zu sein.

Hollywood: Weiter so! Davon wollen wir in der Tat mehr sehen! Drückt die Chemie in meinen Blutkreislauf und lasst mich noch ein paar weitere Teile in dieser genialen Welt leben!

Wertung: 9.5 von 10

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