Filmkritik: The Grey - Unter Wölfen
Am 10/04/2012 startet die Deutschlandpremiere, am 12/04/2012 ist er offiziell in den Kinos und ich habe ihn bereits im Screening am 04/04/2012 im CinemaxX München gesehen.
Höchste Zeit also, endlich mal ein paar Worte darüber zu verlieren!
Mein erstes Screening: 2 Tickets zum Preis von 0.50 € Telefonkosten |
Los gings damit, dass mir im Internet eine Anzeige auffiel, in der mit einem Gewinnspiel geworben wurde, wo es um Freitickets ging. Normalerweise nehm ich an sowas ja gar nicht erst teil, da mir diesmal aber mein Lieblingskino ins Auge stach, sagte mein Bauchgefühl: Greif zum Hörer und probiers einfach aus. Scheiß auf die 50 Cent, die du dabei verpulverst.
Und voilà, nach wenigen Sekunden war ich im Besitz eines Codes, der mir 2 Freitickets für The Grey - Unter Wölfen versprach. Etwas perplex rief ich im CinemaxX an, ob die tatsächlich sowas veranstalten, erhielt jedoch keine weiteren Auskünfte darüber, sondern bekam mitgeteilt, dass externe Veranstalter durchaus öfters mal Säle für derartige Vorstellungen buchen. Genaueres könne man mir zu dem Zeitpunkt nicht sagen.
Der Tag rückte näher, ich mietete mich in München ein und stattete dem CinemaxX am frühen Nachmittag einen ersten Besuch ab, um meine Tickets zu holen. Und tatsächlich. Die App zeigte im Voraus schon leere Plätze im Programmblock an und der freundliche Herr am Tresen händigte mir nach Nennung meines Codes auch sofort die oben gezeigten zwei Tickets aus. YES!
Und nachdem ich mich mit den Jungs von DCOIpunx angefreundet hab, auf deren Zimmer ich nächtigte, gings direkt ins Kino.
Und ich sags euch: Screenings sind geil!
Nach einem Spot ging der Film direkt los.
Ich fand mich also wieder in einem Streifen, der mich sagenhafte 25 Cent Eintrittsgebühren gekostet hat und den ich mit 2197 weiteren Bürgern Deutschlands bereits 8 Tage vor dem offiziellem Start sehen durfte. Und was nichts kostet, ist ja angeblich nichts wert, oder?
Genauso fühlten sich auch die ersten 5 Minuten des Films an. Merkwürdig. Meine Befürchtungen im Gedenken an die im Internet gegebenen 5 von 10 Sternen brodelten auf dem Grund meiner Seele und mir schwante böses ... bis ... Liam Neeson sagte: "Du wirst sterben, das ist das, was jetzt gleich passiert."
What the ... ?!? Ab dem Zeitpunkt schleudert dich der Film immer wieder zwischen "Gebannt an die Leinwand" und "Gebasht in den Kinosessel" hin und her.
Die Story: Extrem natürlich. Es hätte alles tatsächlich haargenau so passieren können. Nichts übertrieben, nichts überspitzt, nichts ins Lächerliche gezogen oder irgendwelchen Filmregeln unterworfen, sondern penibel genau an den Grenzen der realen Möglichkeiten ausgelotet. Ich war: Beeindruckt.
Die Dialoge: Wahnsinn! Was da an Sätzen durch die Lautsprecher in meine Ohren dröhnte, war einfach nur ... Wahnsinn! So viel Feingefühl in einem Männerfilm? So viel Witz und gelungene Gags in einer Story, die eigentlich todernst ist? So viele rührende Elemente, die einem wirklich bitter bis auf die Knochen gehen und nicht nur mir zeitweise echt die Augen aus den Höhlen fallen ließen?
Die Authentizität des Gesagten siegt auf ganzer Linie. Es kommen niemals Zweifel auf, ob das, was man hier vorgehalten kriegt, auch tatsächlich so passiert sein könnte. Die Darsteller reagieren, wie man in echt auch reagieren würde. Sie leiden, sie drehen durch, die schreien, sie weinen, sie versagen, sie siegen und sie verhalten sich dabei in keiner Minute auch nur irgendwie "filmdoof" oder sonstwie verärgernd. Im Gegenteil. Sobald man auch nur etwas Zeit hat, um über die Situation als solches nachzudenken und einem die ersten Fragen dazu im Schädel aufkreuzen, fängt einer da vorne an, sich eben diese Frage zu stellen und konfrontiert seine Mitschauspieler damit, die sich in den kommenden Minuten damit befassen und dir eine plausible Erklärung liefern.
What the Hell? Sowas hab ich in meiner ganzen Kinokarriere noch kein einziges Mal erlebt, dass es tatsächlich so real abging und man mit so viel Feingefühl an etwas herangeführt wurde, das von Kino so überhaupt nichts mehr übrig, sondern einem durch seine Echtheit eher das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich war: Überwältigt!
Die Animationen zeugen davon, dass im Film tatsächlich keinem Wolf etwas zuleide getan wurde, und das ist bei den Szenen auch bitter von Nöten, dass die Zuschauer sich dessen bewusst sind. Denn hier geht's aufs Ganze. Der Mensch wird an seine Grenzen geführt, ein Kampf um Leben und Tod beginnt, in dem der Mensch sich erst in Dingen behaupten muss, die für die Tiere ganz normaler Alltag sind.
Trotz allem: Die Sphärik wirkt. Die Stellen, wo's drauf ankommt, hinterlassen in deiner Psyche sichtbare Spuren. Und das, obwohl du eigentlich kaum etwas siehst. In einen Wald in der Nähe von Alaska gehst du nach diesem Film garantiert nicht mehr allein!
Ein weiterer Pluspunkt für jemanden wie mich: Die Kulisse.
Als Fan der Natur, als Freund von majestätischen Landschaften, als Liebhaber des Ideals vom Ursprung lieferte der Film beständig Bilder auf die Leinwand, die das Herz eines Jungen wie mich höher schlagen ließen. Man sollte seine Jacke anbehalten, denn die Kälte im Film überträgt sich während der 117 Minuten Spielzeit auch auf dich. Der Natur wird hier ein Loblied gesungen und dir dabei gezeigt, wie wenig du tatsächlich gegen sie ausrichten kannst. Die diesbezügliche Botschaft gegen Ende des Films ("Was erwartet mich denn da hinten?") zerreißt einem fast das Herz! Kein Wunder, dass man da selbst auf der Leinwand irgendwann anfängt zu schreien und anzuklagen! Diese Passagen empfand ich als eine der stärksten im ganzen Film! Ich war ... seelisch komplett aus dem Gleichgewicht...
Der Spannungsbogen hat einen absolut unwürdigen Anfang - und genau so, und nur so, kann ich mir auch die überaus schlechten Kritiken im Internet erklären. Irgendwelche Vollidioten haben sich auf irgendeine Weise eine miese Dreckskopie besorgt, sich die ersten 10 Minuten des Films reingezogen und dann gleich mal eine allumfassende, allgemeingültige Bewertung geschaffen, die fortan die Kinobesucher in Deutschland verschrecken soll.
Leute: Vergesst es einfach! Geht ins Kino, zieht es durch, bleibt hocken und übersteht die ersten 10 Minuten. Danach macht der Film so viel Spaß, dass einem wie mir die Worte fehlen, um es zu beschreiben! Die Spannung reißt niemals ab. Die Story wird fortwährend gepusht und hat keine Längen, der Spannungsbogen bleibt konstant auf Anschlag und endet erst nach dem Abspann, wo dann die Auflösung der ganzen Geschichte geliefert wird. Sitzenbleiben lohnt sich also!
Was kann man also zusammenfassend über The Grey - Unter Wölfen sagen?
Es ist schon jetzt ein Film, der mein Kinoherz 2012 an einer der oberen Plätze erobert hat. Die realistische Darstellung der Handlungen und Geschichte suchen sicherlich noch lange seinesgleichen. Die Echtheit des Films überzeugt.
Wenn das Kino diesen Weg weiterhin einschlägt, hab ich Hoffnungen, dass es bald wieder viele hochwertige Streifen geben wird, die nicht mit 3D, sondern mit qualitativ hochwertigem Inhalt punkten. Dass sich die Macher voll auf die Story und Sensibilität konzentrieren konnten, und ihre Zeit nicht mit irgendwelchen effekthascherischen 3D-Sachen vergeudet haben, merkt man diesem Werk zu jeder Sekunde zu 100% voll an.
Das Ergebnis des Versuchs, das starke Geschlecht an den Bändern der Gefühle zu ergreifen und herumzuschleudern, beeindruckt mich beim daran denken immer wieder. Hier haben die Macher ganze Arbeit geleistet und es geschafft, Stimmungen im Kino zu erzeugen, die bleibende Eindrücke hinterlassen haben.
Ich hoffe und bete, dass dieser Film nicht im Medienwahn von Titanic 3D und Zorn der Titanen 3D (der im übrigen absolut grottig sein soll) untergeht. Tut euch selbst einen Gefallen und schließt an den Gefühlserfolg von Ziemlich beste Freunde an, indem ihr Tickets für The Grey bucht und diesen Film im Kino eurer Wahl mit euren Freunden konsumiert. Es lohnt sich!
Wenn du den Film noch nicht gesehen hast: ... verspürst du jetzt vielleicht das Verlangen danach. Lass es mich doch einfach wissen. Ich werde mit großer Wahrscheinlichkeit nochmal den vollen Preis für diese 2 Stunden auf die Theke vom CinemaxX blättern und solltest du dich mir anschließen wollen, melde dich einfach mal. Dann kann man etwas vereinbaren.
Wenn du den Film bereits gesehen hast: ... empfindest du jetzt entweder volle Zustimmung zu dem, was ich hier geschrieben habe, oder hegst tiefen Groll gegen den Verfasser dieses Textes. In beiden Fällen bist du herzlich dazu eingeladen, deine Meinung in den Kommentaren kundzutun, ganz gleich, wie immer sie ausfällt.
Ich freu mich auf euer Feedback.
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