“Mixed Martial Arts” (aka „Ultimate Fighting“) ist ein Sport, der es in Deutschland auch aufgrund seiner hohen Brutalität immer schon sehr schwer hatte und folgerichtig ein Nischendasein führt. Zusammen mit dem eher bescheidenen Erfolg von Warrior in den USA dürfte das der Hauptgrund dafür sein, dass der Publisher Universum sich dafür entschied, den Film in Deutschland ohne Kinoauswertung direkt auf Blu-ray zu veröffentlichen.
Story
Tommy (T. Hardy) und Brendan (J. Edgerton) sind ein ungleiches Brüderpaar. Während der Ex-Marine Tommy nach seiner Rückkehr aus dem Krieg sich von seinem ehemals alkoholabhängigen Vater Paddy (N. Nolte) trotz des angespannten Verhältnisses trainieren lässt, ist der Familienvater und Physik-Lehrer Brendan aufgrund der drohenden Privatinsolvenz gezwungen, an Parkplatzkämpfen teilzunehmen. Weil der Schulrat davon Wind bekommt, wird er kurzerhand suspendiert, was die finanziellen Probleme der Familie verschärft. Die Lösung ist dabei in Form eines internationalen Mixed-Martial-Arts-Turnieres in greifbarer Nähe, bei dem das Preisgeld 5 Millionen Dollar beträgt. Durch eine glückliche Fügung kann er an dem Turnier teilnehmen, doch auch sein Bruder Tommy gehört zu den Turnierkämpfern…
Auch wer mit Mixed Martial Arts (bzw. „Ultimate Fighting“) nicht viel anfangen kann, sollte sich nicht von der ungewöhnlichen Thematik davon abschrecken lassen, den Film anzuschauen, denn bei Warrior handelt es sich um ein eindrucksvolles Sport- bzw. Familiendrama, mit dem Regisseur Gavin O’Conner ein dickes Ausrufezeichen setzt. Strukturell ist der Film ein klassischer Sportfilm, dem man erwartungsgemäß vorwerfen kann, dass er einige gängige Klischees (alkoholkranker Vater, Scheidungskinder, Tommy im Krieg, Familienvater in finanzieller Not…) bedient, um damit eine Familien-Konstellation zu schaffen, die enormen zwischenmenschlichen Sprengstoff mit sich bringt. Allerdings muss man dem Film attestieren, dass er es jederzeit hinbekommt, seinen Charakteren trotz dieser stereotypen Ausgangspostionen eine Seele zu geben und die Personen, eine mehr als glaubwürdige Charakterentwicklung durchlaufen zu lassen. Hauptverantwortlich dafür sind das tolle Drehbuch (mit richtig starken Dialogen) und die noch besseren Darsteller. Tom Hardy (bald als „Bane“ in Dark Knight Rises zu sehen) liefert eine phänomenale Schauspielleistung ab und Joel Edgarton steht ihm in kaum etwas nach, sodass der Konflikt zwischen den in jeder Hinsicht ungleichen Brüdern mit einigen wirklich starken, eindrucksvollen Szenen illustriert wird.
Allerdings stiehlt Nick Nolte in der Rolle des alkoholkranken Vaters den beiden in fast jeder Szene die Show. Seine intensive, teilweise enorm emotionale Performance ist ohne wenn und aber Oscar-würdig und Nick Nolte dürfte sich im Januar zu den Nominierten in der Kategorie „Bester Nebendarsteller“ gehören. Auch im Bezug auf die technischen Qualitäten kann der Film überzeugen. Die Kameraarbeit ist hervorragend, die Split-Screen-Montage des Trainings ist genial und die Kämpfe sind recht harte, wirklich toll inszenierte Action-Sequenzen, die den Zuschauer noch dazu Emotional mitreisen. Das alles trägt dazu bei, dass der Film trotz der Länge von deutlich über zwei Stunden eine regelrechte Sogwirkung entwickelt und die Zeit deshalb wie im Flug vergeht. Natürlich ist aufgrund der Ausgangskonstellation das finale Aufeinandertreffen der beiden Brüder im Ring unvermeidlich, und diese visuell überragende Szene zählt dann auch zu dem kraftvollsten, was in den letzten Jahren auf der Leinwand zu sehen war. Die emotionale Wucht der eindrucksvollen Bilder dürfte kaum einen Zuschauer unberührt lassen und sorgen dafür, dass Warrior überraschenderweise zu den besten Filmen des Jahres gehört.
Bildqualität
- AVC-Codiertes Bild mit einem Ansichtsverhältnis von 2:40:1 (1920x1080p)
- in vielen Szenen (vor allem in Innenräumen) ist deutlich sichtbares, digitales Rauschen vorhanden; dieses Rauschen ist ein klares Stilmittel des Regisseur und gibt dem Film einen dreckigen, realistischen Look
- überwiegend düstere, kalte Farbgebung (Grau und Brauntöne), erst gegen Ende buntere Farben; gute Farbsättigung und meist guter Schwarzwert
- generell sehr gute Schärfe, aber eine Handvoll Szenen, die deutlich Weicher geraten sind (vermutlich aufgrund des nicht ganz passenden Kamerafokus)
- hohe Plastizität in den Außenaufnahmen, die Innenraum-Szenen wirken auch aufgrund des Rauschens teilweise relativ flach
- keine auffälligen Bildfehler und einwandfreie Kompression
Tonqualität
- deutscher und englischer DTS-HD MA 5.1 Ton, der englische Ton ist noch etwas druckvoller, im Gegensatz zur amerikanischen Blu-ray kein 7.1-Ton vorhanden
- perfekte, jederzeit einwandfrei verständliche Dialogwiedergabe
- großartige Einbeziehung des Soundtracks in das Hörerlebnis
- während der Kämpfe überzeugende Surround-Atmosphäre mit passender Dynamik
- teilweise (z.B. beim Feuerwerk) knackiger und präziser Basseinsatz
Ausstattung
- Bestes Extra ist der „Enhanced Film Mode“, der ein Picture-in-Picture Feature über die gesamte Laufzeit des Films (140 Minuten) darstellt und fast alle Beteiligten zu Wort kommen lässt. Sehr informativ und unterhaltsam!
- Ebenfalls sehr gut, auch wenn einige Information doppelt vorkommen: Das Making-Of „Bringing Warrior to Life“ (31 Minuten)
- Besonders interessant für Kampfsport-Fans: Gutes Feature „Philosophie des Kampfes“ (21 Minuten)
- Viele weitere Features: Eine „Deleted Scene“, Anatomie der finalen Kampfszene, „A Tribute to Mask“, Gag Reel und Trailer (zusammen ca. 35 Minuten)
- Alle Extras in HD
Fazit
Universum veröffentlicht Warrior auf einer technisch stimmigen Blu-ray. Das Bild ist trotz einiger (meist Stilmittel bedingter) Schwächen insgesamt gut, der überzeugende Sound wird dem Film mehr als gerecht und beeindruckt mit klarer Dialogwidergabe und sehr räumlicher Kampfszenen. Die Extras sind zahlreich und überwiegend Interessant. Dass es Warrior hierzulande nicht ins Kino geschafft hat, ist eine Schande: Trotz ein paar genreüblichen Klischees trifft der Film mit seinem grandiosen Cast, beeindruckenden Bildern und großer Emotionalität mitten ins Herz. Was Regisseur Gavin O’Conner hier abliefert, ist ein grandioses Sportler-Drama, das einen Fight gegen Genre-Größen wie Rocky oder Million Dollar Baby nicht zu fürchten braucht – Warrior ist einer der besten Filme des Jahres. Unbedingt empfehlenswert! (jos)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Philips 40“ 8505 3D-Fernsehr
Blu¬ray Player: Panasonic BDT110EG 3D
AV¬Receiver: Onkyo 608
Boxensystem: Teufel System 5 THX Select