Als vor einigen Jahren bekanntgegeben wurde, dass die erfolgreiche Videospielreihe „Borderlands“ verfilmt und von Gore-Spezialisten Eli Roth in Szene gesetzt werden sollte, war die Freude bei einigen Fans der Spiele groß. Die Spielereihe, die sich durch schräge Charaktere, extreme Brutalität und derben, bitterbösen Humor auszeichnete, schien in den Händen des „Hostel“-Regisseurs bestens aufgehoben zu sein, doch schon bald wurden Gerüchte laut, die sich im Nachhinein leider auch bestätigten. Offenbar wurde eine niedrige Altersfreigabe „ab 12“ angepeilt, was weder zu den Spielen, noch zu Eli Roth passen würde. Das Endergebnis war ein enormer Kinoflopp, denn der Film fiel sowohl beim Publikum, als auch bei den Kritikern gnadenlos durch – und das trotz namhafter Darsteller wie Cate Blanchett, Jamie Lee Curtis und Kevin Hart. Nun bringt LEONINE die Videospielverfilmung auf Blu-ray Disc und UHD in den Handel, jeweils im Keep Case und in einer limitierten Steelbook-Version. Was der Film zu bieten hat und wie sich die technische Seite der UHD ausnimmt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Die Kopfgeldjägerin Lilith (C. Blanchett) bekommt den Auftrag, die gekidnappte Tochter des mächtigen Warlords Atlas (E. Ramirez) zu finden und nach Hause zurückzubringen. Die Suche nach Tiny Tina (A. Greenblatt) und ihrem Kidnapper, dem Elitesoldaten Roland (K Hart), führt sie schließlich auf ihren Heimatplaneten Pandora zurück, einen Ort, an den sie eigentlich geschworen hatte, nie wieder zurückzukehren. Schon bald stellt sich heraus, dass mehr hinter der vermeintlichen Entführung steckt, und gemeinsam mit der Forscherin Tannis (J. Lee-Curtis) und dem Roboter Claptrap macht sie sich auf die Suche nach einer uralten Legende, welche die Geschichte des Universums verändern könnte ...
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Bereits nach zweieinhalb Minuten gibt der Film eine zutreffende Selbstdiagnose ab, welche die kommenden rund 100 Minuten perfekt umreißt. Dort heißt es sehr zutreffend „Kling nach hirnpüriertem Dünnpfiff!“, und besser könnte man das, was hier nach jahrelanger Vorbereitung am Ende herausgekommen ist, nicht beschreiben. Wer die Spiele kennt, wird recht schnell merken, dass die Figuren im Film außer den Namen nicht viel mit ihren Spielpendants gemeinsam haben. Insbesondere die besonderen Fähigkeiten, die das A und O der Spiele waren, kommen hier nicht zum Einsatz. Darüber hinaus sind die Darsteller, egal wie großartig diese ansonsten sein mögen, in diesen Rollen völlig deplatziert und schlichtweg deutlich zu Alt oder – im Fall von Kevin Hart – komplett falsch gecastet. Wenn ein taffer und wortkarger Elitesoldat von Hollywoods Comedy-Zwerg gespielt wird, dann ist das erst einmal fragwürdig, und im Endeffekt ein Schlag ins Gesicht der Fans. Die beiden Oscar-Preisträgerinnen Cate Blanchett und Jamie Lee Curtis wirken in diesem Film ebenfalls komplett deplatziert, und sind damit ein perfektes Beispiel für „Perlen vor die Säue“. Einzig Jack Black, der hier im Original dem Roboter Claptrap seine Stimme lieh (in der deutschen Synchronfassung bekommen wir stattdessen dem Comedian Chris Tall zu hören), stellt sich als ausgesprochen gute Wahl heraus, wobei sich die Frage stellt, warum man hier nicht auf David Eddings, den legendären Sprecher aus den ersten beiden Spielen, zurückgegriffen hat. Generell scheint man mit der Vorlage nicht ganz konform zu gehen. Bekannte Orte wie Fyrestone haben nahezu keinerlei Wiedererkennungswert, die zahlreichen Kreaturen von Pandora werden bestenfalls kurz im Hintergrund gezeigt, der zynisch-morbide und bitterböse Humor fehlt völlig, der Gewaltgrat wurde zugunsten einer niedrigeren Freigabe komplett heruntergefahren, und auch die zahlreichen bekannten Figuren fehlen – mit Ausnahme der Barbesitzerin Mad Moxxi und dem Touristenguide und Waffenhändler Marcus. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sind die zahlreichen Waffen und Granaten, die das Spiel zu etwas besonderem machten, aber auch hiervon ist im Film nichts mehr zu sehen. Selbst auf die Vorstellung der einzelnen Figuren, die im Spiel mit Standbildern, Namenseinblendungen und kurzen Beschreibungen mega-cool geraten sind, hat man hier verzichtet. Fanservice geht jedenfalls völlig anders, und wie man es richtig macht, zeigt die erfolgreiche Prime-Serie „Fallout“.
Aber selbst wenn wir mal für einen kurzen Moment vergessen, dass es sich hier um eine Spieladaption handelt, und den Film als für sich stehendes Werk betrachten, kann dieser nicht wirklich überzeugen. Die Handlung ist zum einen recht banal und vorhersehbar, zum anderen voll mit unsinnigen und völlig zusammenhanglosen Nebenhandlungen verwoben, die den Film komplett ausbremsen und der Story nicht viel hinzuzufügen haben. Die gesamte Inszenierung wirkt wie ein kunterbuntes Sci-Fi-Märchen für die ganze Familie, allerdings ist nicht ganz klar, welche Zielgruppe hier angepeilt werden soll. Der Humor ist dürftig und teilweise albern, die Brutalität inkonsequent (hier kann man deutlich sehen, dass vormals eine höhere Altersfreigabe angepeilt wurde, denn es werden zwar haufenweise Personen erschossen, flambiert und ähnliches, aber dabei fließt nicht ein einziger Tropfen Blut!) und die Schauplätze vollkommen austauschbar. Das gleiche gilt auch für die Charaktere, die allesamt komplett blass und farblos bleiben. Zudem dümpelt die Handlung szenenweise so langsam vor sich hin, dass sich Langeweile ausbreitet, und das sollte bei einem Film wie diesen eigentlich nicht der Fall sein. Selbst wenn man all das ingnoriert und den Film anschaut, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, kann der Film nicht überzeugen. Kurz gesagt: Hier wurde eine Videospielverfilmung abgeliefert, die so schlecht ist, dass selbst Uwe Boll, der König der miesen Spieleverfilmungen, sich dafür schämen würde. Immerhin ist er schön bunt, stellenweise schön schnell und ein paar ganz gelungene Effekte lassen sich auch nicht von der Hand weisen – aber das trifft auch auf die meisten Disney+-Serienproduktionen aus der wuchernden Star-Wars-Marvel-Welt zu.
Bildqualität
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Hinweis der Redaktion:
Leider wurde uns zu Testzwecken lediglich die 4k-UHD Scheibe zugesandt, weshalb an dieser Stelle keine Bewertung der Blu-ray Disc Bildqualität erfolgen kann.
Bild 4k UHD
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Das glasklare, native 4k Bild verfügt über HDR10 und Dolby Vision und liegt im Ansichtsverhältnis von 2,39:1 vor. Die Bilder sind kunterbunt und knallig, wobei die Farben so richtig schön zur Geltung kommen, und dennoch alles weitestgehend natürlich bleibt. Die Schärfe bewegt sich fast durchgängig auf einem guten Niveau, was vor allem den (vermutlich Computer-Generierten) Hintergründen und den tollen Kostümen zugute kommt. Unglücklicherweise ist dieser positive Eindruck aber nicht durchgängig, denn es gibt immer wieder mal Szenen, die qualitativ deutlich abfallen - besonders mit Hinsicht auf die CGI-Effekte. Manche Szenen sind phantastisch, und man könnte fast von einer Referenzscheibe sprechen, andere Szenen hingegen wirken unfertig und fallen negativ ins Gewicht. Obendrein lässt sich nicht bestreiten, dass gerade Nahaufnahmen etwas detaillierter hätten ausfallen können. Gerade wenn man Cate Blanchett oder Jamie Lee Curtis in Nahaufnahmen sieht, scheint das Bild hie und da etwas gefiltert, wobei dies durchaus gewollt sein könnte, aber letztendlich fehlt es an Feinzeichnung. Der Kontrast ist gut, aber auch hier hätte etwas mehr Feinabstimmung noch mehr bringen können. Zwar bekommen wir mitunter tiefes, knackiges Schwarz zu sehen, aber in anderen Einstellungen wirkt das Bild leicht milchig und verwaschen. Unterm Strich ist der Gesamteindruck allerdings sehr gut, lässt aber noch etwas Luft nach oben.
Tonqualität
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Sowohl der englische Originalton als auch die deutsche Synchronfassung liegen in Dolby Atmos (mit Dolby TrueHD 7.1 Kern) mit optional zuschaltbaren deutschen Untertiteln auf der Disc vor. Was sich auf dem Papier gut liest, klingt in der Realität leider nicht ganz so gut. Zwar bekommen wir einige gut platzierte Surroundeffekte geboten, und auch die Höhenlautsprecher werden ein ums andere Mal ins Geschehen mit einbezogen, aber zum einen handelt es sich hierbei um äußerst seltene Effekte, die sich auch nicht immer richtig zuordnen lassen, und zum anderen fehlt es an Dynamik und Durchsetzungskraft. Die Schießereien und Explosionen klingen leider etwas zu zurückhaltend, die Dialoge sind weitestgehend gut verständlich, aber sind primär auf die Frontlautsprecher begrenzt, und der Subwoofer kocht selbst bei den wenigen Actionszenen auf Sparflamme. Auch der Soundtrack von Komponist Steve Jablonsky ist nicht so richtig rockig, und wird dem Soundtrack der Spiele nicht ansatzweise gerecht. Das gleiche gilt auch vollumfänglich um die eingesetzten Musikstücke, die in der Summe zu wenig und in der Auswahl zu unterdurchschnittlich sind. Ein Film wie dieser hätte einen angemessenen Soundtrack mit zahlreichen Musikstücken aus der Popkultur verdient – ähnlich wie es bei den „Guardians of the Galaxy“-Filmen der Fall war, aber hierauf wurde weitestgehend verzichtet. Ob dies nun am Budget lag oder ob man absichtlich auf musikalische Unterstützung dieser Art verzichtet hat, kann an dieser Stelle nicht mit Gewissheit gesagt werden, aber das Endergebnis ist, wie der gesamte Film, ernüchternd. Die deutsche Synchronfassung kann sich indessen hören lassen. Diese entstand unter der Regie von Björn Schalla bei der Cinephon Filmproduktions GmbH in Berlin und ist mit Elisabeth Günther über Cate Blanchett, Leonhard Mahlich über Kevin Hart, Lana Finn Marti über Ariana Greenblatt und Sabine Falkenberg über Jamie Lee Curtis gut und passend besetzt. Einzig Comedian Chris Tall, der dem im Original von Jack Black gesprochene Roboter Claptrap seine Stimme lieh, mag auf den ersten Blick etwas aus dem Rahmen fallen, allerdings macht Tall seine Sache sehr gut und liefert eine passende Leistung ab, an der es im Grund genommen nicht viel auszusetzen gibt. Dennoch wäre es natürlich noch schöner gewesen, wenn man hier auf Blacks Stammsprecher Tobias Meister zurückgegriffen hätte.
Ausstattung
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Die uns zu Testzwecken überlassene UHD enthält leider kein Bonusmaterial. Dieses befindet sich mutmaßlich auf der uns nicht vorliegenden Blu-ray Disc. Aus diesem Grund muss eine Bewertung leider entfallen.
Fazit
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Das Bild der UHD ist über weite Strecken hervorragend gut und kann mit kräftigen Farben, scharfen Bildern und einem guten Kontrast punkten – allerdings sind hier auch sämtliche CGI-Effekte sofort als solche zu erkennen. Der Ton ist – trotz Dolby Atmos – ebenfalls eher zurückhaltend und lässt den finalen „Wumms“ vermissen. Über das Bonusmaterial kann mangels Testmaterial nichts gesagt werden. Der Film selbst beschreibt sich in den ersten Filmminuten mit „hirnpüriertem Dünnpfiff“ perfekt selbst. Nahezu nichts, was die Spiele zu Hits machte, findet sich im fertigen Film: Die Charaktere sind nichtssagend und austauschbar, die Action ist zu rar gesät, der fiese, zynische Humor fehlt völlig, und den Todesstoß bekam der Film durch der Entscheidung, aus einem selbst in der 18er-Version zensierten Videospiel ein familientaugliches Sonntagsnachmittags-Sci-Fi-Märchen zu machen, verpasst. Der Film taugt als Videospieladaption überhaupt nichts und ist auch für sich genommen langatmig, spannungsarm und ohne Höhepunkte. Ein totaler Reinfall, auf den man in jeder Hinsicht verzichten kann.
(Michael Speier)
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