Mit dem Film „No Escape“ – hierzulande besser unter dem deutschen Titel „Flucht aus Absolom“ bekannt – brachte der neuseeländische Regisseur Martin Campbell einen Actionkracher auf die große Leinwand, der sich im späteren Verlauf vor allem im Heimkino-Bereich zu einer Genre-Perle mausern sollte. Und dass, obwohl die Uncut-Fassung bereits ein Jahr nach ihrem Release auf dem Index landete und hier auch ein gutes Vierteljahrhundert liegen bleiben sollte. Währenddessen war das Werk lediglich in einer gekürzten Form auf VHS bzw. DVD erhältlich. Im Jahr 2018 erschien der mit Ray Liotta in der Hauptrolle besetzte Film jedoch endlich auf Blu-ray: Im Vertrieb von Nameless Media brachte man den Titel in drei verschiedenen Mediabook-Varianten auf den Markt. Nach seiner Listenstreichung im Jahre 2020 erfolgt nun - knapp 2 Jahre später - die Auswertung im ultra-hochauflösenden 4K-Format, welches im Vertrieb von Turbine Medien in den Handel gebracht wird. Wer die deutsche Edel-Schmiede kennt, der weiß, dass man sich zumeist bei solchen Veröffentlichungen mächtig ins Zeug legt und neben dem Bild auch den Ton aufwendig restauriert. So auch hier, denn für „Flucht aus Absolom“ fertigte man erneut sowohl eine Dolby Atmos-Spur als auch eine Auro 3D-Fassung an, welche man dann zusammen mit einer zusätzlichen Bonus-Blu-ray – vollgepackt mit neuen Extras - in ein Mediabook steckte. Dieses verfügt zudem über ein 40-seitiges Booklet und ist ebenfalls in drei verschiedenen Cover-Varianten erhältlich. Inwieweit sich der Aufwand dabei gelohnt hat, soll mit dem folgenden Sichtungsbericht in Erfahrung gebracht werden.
Story
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Im Jahre 2022 gibt es keine normalen Gefängnisse mehr, denn aufgrund der zahlreichen Kriminaldelikte hat man die Zuchthäuser privatisiert. Zu diesen privat geführten Anlagen gehört auch der Hochsicherheitstrakt auf der kleinen Insel Absolom. Hier werden die Insassen auf sich allein gestellt und den Gesetzen des Stärkeren überlassen. Ex-Soldat Robbins (R. Liotta) wird nach der Ermordung seines Vorgesetzten und wegen seiner rebellischen Art ebenfalls nach Absolom deportiert. Hier gerät er zwischen die Fronten zweier Banden: Während die Outsider, geführt durch Walter Marek (S. Wilson) in wilder Anarchie leben und mit brutalen Attacken nach Macht streben, versucht man im Camp der Insider wieder eine gewissen Normalität an den Tag zu legen und im gemeinsamen Miteinander die harten Bedingungen auf der Insel zu überstehen. Camp-Oberhaupt Vater (L. Henriksen) führt seine kleine Gruppe zwar ebenfalls nach harten Regeln, stellt diese allerdings zum Gemeinwohl der Insassen auf. Robbins findet sich schon bald in einem heftigen Gefecht um die Vormacht auf der Insel wieder, in dem es ums nackte Überleben geht.


Bildqualität

Bild 4k UHD

Tonqualität
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- Deutsch Dolby Atmos (inkl. Dolby True HD 7.1)
- Deutsch Auro 13.1 (nur UHD)
- Deutsch DTS 2.0
- Englisch Dolby Atmos (inkl. Dolby True HD 7.1)
- Englisch Auto 13.1 (nur UHD)
- Englisch DTS 2.0

Ausstattung
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- Legenden von Absolom
o Martin Campbell (Regie) (22:45 Min.)
o Gale Anne Hurd (Produktion) (27:18 Min.)
o Phil Meheux (Kamera) (31:31 Min.)
o Conrad E. Palmisano (Stunts) (46:07 Min.)
o Joel Gross (Adaption) (17:50 Min.)
- Featurettes
o Making-Of (28:02 Min.)
o Promo-Feature (6:20 Min.)
- Trailer
o Kinotrailer (Deutschland) (1:59 Min.)
o Kinotrailer (USA) (2:08 Min.)
- US-TV-Spots
o US-TV-Spot 1 (0:32 Min.)
o US-TV-Spot 2 (0:32 Min.)
o US-TV-Spot 3 (0:32 Min.)
o US-TV-Spot 4 (0:31 Min.)
Der Großteil des Bonus-Materials liegt auf einer separaten Blu-ray vor. Eröffnet werden die Extras dort durch ein Interview mit Regisseur Martin Campbell, welcher zunächst etwas über seinen Werdegang erzählt. Von seinen ersten kleinen Erotik-Komödien, über Folgen für die TV-Serie „Die Profis“ bis hin zu seiner eigene Fernsehshow „Die Plutonium Affäre“ und den ersten beide größeren Hollywood-Produktionen „Der Frauenmörder“ und „Wehrlos“ werden hier einige seiner Stationen angesprochen, bevor er sich „Flucht aus Absolom“ widmet. Campbell berichtet dann über die Bedingungen am Drehort im australischen Queensland, der Schauspielerauswahl, dem Aufbau der Geschichte selbst und der spektakulären Explosion im Finale. Im nächsten Gespräch steht Produzentin Gale Anne Hurd Rede und Antwort über ihre Vita im Filmgeschäft. In ihren Anfangstagen arbeitete sie für Roger Corman und hatte schon seit Teenagerzeiten ein Fable für Science-Fiction, Fantasy und Horror, was sich zunächst vor allem auf die Literatur bezog, immer mehr aber auch im Film-Bereich Einzug halten sollte. Bezogen auf „Flucht aus Absolom“ geht es dann ums Casting, sowohl für den Regieposten als auch für die einzelnen Charaktere, hochgiftige Tiere am Drehort sowie ihre generelle Herangehensweise an Filmproduktionen. Im nächsten Interview sieht man Kameramann Phil Meheux, einen langjährigen Partner von Regisseur Campbell. Auch er plaudert zunächst aus seinem Leben und wie er zu seinem Job gekommen ist. Kommt es zum Hauptfilm erfährt man ebenfalls wieder etwas über die Drehorte, seiner Zusammenarbeit mit Campbell, die Herausforderung bei Nacht zu drehen und wie es war, im Finale des Films das ganze Set in die Luft zu jagen. Als nächstes stellt man die Arbeit von Stunt-Koordinator Conrad E. Plamisano vor. Zu Anfang gibt auch er etwas über seinen Werdegang preis, der den Vietnam-Veteranen von einem Teppichverleger über die Rolle des Stuntman hin zum Stunt-Koordinator führen sollte. Palmisano berichtet von einigen Filmprojekten zu denen zum Beispiel auch der erste Rambo-Teil gehörte. Im weiteren Verlauf kommt man dann auch zu „Flucht zu Absolom“ und präsentiert einige Anekdoten zu den Stunts, Waffen und den Massenkampfszenen. Im letzten Interview berichtet Drehbuchautor Joel Gross von seiner Arbeit am Film und wie er den zugrunde liegenden Roman „The Penal Colony“ für die Leinwand adaptierte. Weiter geht es mit zwei Featurettes zu denen auch ein knapp halb-stündiges Making-of gehört. Cast & Crew geben hier etwas zu ihren Rollen und Aufgaben preis und man erfährt noch einige Hintergründe zur Geschichte. Zudem bekommt man einige Impressionen der Dreharbeiten in Australien zu sehen. Darin wird auch sehr gut ersichtlich, wieviel Arbeit man in die Set-Bauten steckte, die vor allem für das Camp der Insider nötig waren, um alles möglichst realistisch aussehen zu lassen. Ein moderiertes Promo-Feature inklusiver kurzer Interviews fasst dann den Film noch einmal kurz zusammen. Während die neuen Interviews in HD-Qualität vorliegen, bekommt man beim Making-of bzw. dem Promo-Feature noch alte Beiträge im SD-Format zu sehen. Als Fan bekommt man hier eine wirklich große Menge an Infos, auch wenn sich dabei einiges überschneidet bzw. mehrfach genannt wird. Alle Beiträge verfügen dabei über optional zuschaltbare Untertitel, darunter auch deutsch und englisch. Auf den Filmdisks befinden sich jeweils noch der deutsche und englische Kinotrailer sowie insgesamt vier kurze TV-Spot aus dem US-Fernsehen. Im 40-seitigen Booklet des Mediabooks trägt Autor Christoph N. Kellerbach zahlreich Infos zu Martin Campbell sowie den restlichen Mitglieder von Cast & Crew sowie der Film-Entstehung von „Flucht aus Absolom“ zusammen. Hat man jedoch die Interviews der Bonus-Disk geschaut wird man hier nur noch wenig neues in Erfahrung bringen, doppeln sich doch zahlreiche Infos – was sie jedoch nicht weniger interessant oder informativ macht.
Fazit
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Mit „Flucht aus Absolom“ gelang Martin Campbell 1994 ein fast zeitloser Klassiker des Actionfilms, welcher nur durch seine kurze Eingangssequenz mit den auffälligen Requisiten bzw. Modellen ein wenig einbüßt, ansonsten aber den „Zahn der Zeit“ sehr gut überstanden hat, was vor allem an den tollen Set-Bauten und real-gefilmten Action-Abschnitten liegt. Inhaltlich bietet die Roman-Adaption ein Thema, welches ebenso zeitlos ist, orientiert man sich hier ein wenig an Stoffen wie „Der Herr der Fliegen“. Auch heutige Werke, wie zum Beispiel „The Walking Dead“ mit seinen Kämpfen zwischen den verschiedenen Gruppierungen greifen diese Art von Thema auf. Zwar wenig überraschend, dafür dennoch kurzweilig und damit äußerst unterhaltsam kann der Film auch knapp 30 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung überzeugen. Auf der technischen Seite hat man Beiträge aus dem Hause der deutschen Edelschmiede Turbine Medien jedoch schon in noch besser Form gesehen: Beim Bild gibt es noch zahlreiche Blitzer und Verschmutzungen sowie einige Unschärfen und Verzerrungen, wobei letztere vermutlich jedoch dem Ausgangsmaterial geschuldet sind. Auf der Blu-ray kommt das alles noch ein wenig farbreduziert und ausgewaschen herüber – etwas, dass sich die UHD dann zum Glück nicht leistet und wesentlich besser darstellt – sie ist also der Full HD-Fassung definitiv vorzuziehen. In akustischer Hinsicht bekommt man gelungene 3D-Soundabmischungen zu hören, die jedoch gerne etwas atmosphärischer (im Hinblick auf den Einsatz der Deckenlautsprecher) und packender (in Sachen Subwoofer) hätten ausfallen dürfen. Leider vermiesen einem die altbackenden Soundsamples von Waffen und Explosionen leider etwas das Gesamterlebnis. Glücklicherweise überwiegen beim Sound die positiven Momente, sodass man gerne einmal über die Kritikpunkte zu selten eingesetzter Decken-Kanäle hinwegsehen kann. Definitiv nicht (!) drüber hinwegsehen sollte man über das massig vorhandene Bonus-Material, bei welchem man die neuen Interviews mit Regisseur, Produzentin, Kameramann, Stunt-Koordinator und Drehbuchautor anschauen sollte. Hier gibt es reichhaltige Infos zu deren Werdegängen und natürlich auch zu ihrer Beteiligung am Hauptfilm. Den kann man auch anno 2022 noch uneingeschränkt für den nächsten (Männer-)Filmabend empfehlen.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro