Als John Carpenter 1978 mit „Halloween“ die Regeln des Slasherfilms definierte und damit gleichzeitig eine neue Welle von Horrorfilmen losstieß, wollten viele ein Stück von dem Kuchen abhaben und produzierten in Windeseile ähnlich gelagerte Titel, die ebenfalls an besonderen Tagen spielten. Neben den bekannteren Vertretern „Muttertag“, „My Bloody Valentine“ und natürlich die enorm erfolgreiche „Freitag der 13.“-Reihe sprang auch Cannon-Films auf den Zug auf, und brachte mit „Rocknacht des Grauens“ einen Film unters Publikum, in welchem der maskierte Killer am Silvesterabend, dem „New Years Eve“ zuschlug, und nannte den Film auch passenderweise „New Year’s Evil“. Der Film von Regisseur Emmet Alston erschien unlängst bei Wicked Vision in Form von drei unterschiedlichen Mediabooks, welche den Film sowohl auf Blu-ray Disc als auch auf DVD enthalten. Was der Film zu bieten hat und wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Diane „Blaize“ Sullivan ist eine der populärsten Sängerinnen der Punk-Rock-New-Wave-Szene und ausersehen, während der Neujahrsnacht in L.A. eine große Showveranstaltung zu moderieren. Bei einer Hörerwunschaktion meldet sich auch ein Mann, der sich „Evil“ nennt – und der mehrere Morde ankündigt, die er jeweils um Mitternacht in den jeweiligen Zeitzonen begehen will. Er arbeitet sich also von Ost nach West vor – und Diane soll sein letztes Opfer sein. Während die Polizei skeptisch reagiert, nähert sich der Täter immer mehr und bestätigt mit mehreren Morden seine Absichten. Doch sein Motiv ist sehr persönlich ... (Pressetext Wicked Vision)
Der Film atmet zu jeder Zeit die Atmosphäre der 1980er Jahre und punktet mit einem herrlichen Nostalgiebonus, allerdings vernachlässigt er dabei so ziemlich alles andere, was einen Slasherfilm ausmacht. Im Grunde genommen ist „Rocknacht des Grauens“ auch nicht wirklich ein Slasherfilm, sondern eher ein Serienmörder-Drama, das in eine Silvester-Show eingebettet wurde, die im Film deutlich mehr Platz einnimmt als die eigentliche Handlung. Wer also auf New Wave Musik, grelle Farben, schrille Kleidung und schräge Charaktere steht, der wird eher auf seine Kosten kommen als all die, die einen Film ala „Halloween“ erwarten.
Leider fehlt es dem Film sowohl an Identifikationsfiguren als auch an Protagonisten, denn die bedrohte Moderatorin ist alles andere als freundlich, und in gewisser Weise ist einem ihr angekündigtes Schicksal Schnuppe. Das gleiche gilt auch für die übrigen Opfer, die – wie der Killer betont – allesamt aus dem direkten Umfeld des Hauptopfers stammen, aber in keiner Weise irgendwelche Hintergründe angedichtet bekommen. So schlägt der Killer also zu und hinterlässt sein blutiges Werk, ohne dass es den Zuschauer juckt. Die Polizei übrigens auch nicht, denn diese sieht in der Handlungsweise des Hauptopfers und ihrer Musik eine Provokation, die früher oder später solche Blüten tragen müsste. Hach ja, was macht man es sich hier einfach.
Was dem Film leider auch fehlt sind Schauwerte, denn die Morde geschehen alle mehr oder weniger abseits des Sichtfelds des Zuschauers und auch die Opfer sind relativ unspektakulär inszeniert. Was den Film dennoch rettet ist das Finale, denn auch wenn man weiß, wer der Killer ist (diesen sieht man bereits beim ersten Anruf und wenn er sich „verkleidet“ ist der Zuschauer mit dabei), kennt man letztendlich eben doch nicht dessen Identität. Auch die Beweggründe des Mörders sind in gewisser Weise nachvollziehbar, zumindest was das Hauptopfer angeht. Somit birgt „New Year’s Evil“ zum Ende hin also doch noch eine kleine Überraschung, die den einen oder anderen Zuschauer sicherlich kalt erwischen wird. Der Film wird dadurch zwar nicht zu einem Klassiker oder auch nur zu einem guten Film, aber er ist dann doch etwas mehr, als man es auf den ersten Blick annehmen würde. Daher ist die „Rocknacht des Grauens“ ein kleiner Geheimtipp, der eventuell die nächste Silvesterparty eines Slasherfans bereichern könnte.
Bildqualität
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Das körnige Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und schaut dem Alter und Budget entsprechend gut aus. Die Schärfe bewegt sich überwiegend auf einem hohen Niveau und bildet hie und da auch kleinere Details sauber ab. Die Farben sind der Handlung- und Entstehungszeit entsprechend sehr knallig und ein wenig übersättigt, fallen aber weitestgehend noch einigermaßen natürlich aus. Die bunt-schrillen Kostüme kommen hierdurch perfekt zur Geltung. Der Kontrast ist gut eingestellt und bildet vorbildliches Schwarz ab. Altersbedingte Mängel sind selten, aber vorhanden. In einigen Szenen, besonders zum Anfang hin, zeigen sich immer wieder kleinere Kratzer und Pixelblitzer, was den Filmgenuss aber in keinem nennenswerten Umfang stört.
Tonqualität
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Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master Audio 2.0 vor – der deutsche Ton sogar zweimal – wenn auch nicht direkt über das Menü anwählbar, sondern nur mittels „durchklicken“. Hierbei handelt es sich laut Wicked Vision um einen zusätzlichen Track mit korrigierter Tonhöhe, wobei auch bei der regulären deutschen Tonspur diesbezüglich kein Fehler aufgefallen ist. Alles in allem ist der Ton hervorragend und holt das Optimum aus den Möglichkeiten heraus. Optimale Dialogverständlichkeit, wummernde Musik und angenehme Umgebungsgeräusche – alles in gutem Einklang miteinander und im Rahmen der Möglichkeiten dynamisch abgemischt.
Ausstattung
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Audiokommentar mit Regisseur Emmett Alston & Bill "Banana Man" Olsen (opt. deutsche UT)
- The Making of "New Year's Evil" (37:16 Minuten)
- Originaltrailer (1:48 Minuten)
- Press Kit (Nur "Texttafeln", Musikunterlegt)
- Bildergalerie (4:47 Minuten) selbstlaufend / Musikunterlegt)
Das Bonusmaterial liefert einen informativen Audiokommentar mit Regisseur Emmett Alston, welcher von Code-Red-Gründer Bill „Banana Man“ Olsen moderiert wird, der dem Regisseur einige Hintergrundinformationen entlockt. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, wird sich über die optional zuschaltbaren Untertitel freuen, die auch für die übrigen Extras vorliegen. Allerdings handelt es sich dabei lediglich noch um ein kurzes aber interessantes Making Of zum Film und einiges an Werbematerialen, aber wenn man bedenkt, dass es sich hier um einen relativ gering budgetierten, schnell abgedrehten Film aus den 1980ern handelt, geht das vollkommen in Ordnung.
Fazit
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Die Disc aus dem Hause Wicked Vision ist so gut, wie es die Möglichkeiten erlauben. Das Bild ist kräftig in den Farben und solide in der Schärfe, und lässt das Alter nur bedingt durchblicken. Der Ton klingt ebenfalls sauber und ordentlich, und wer an Hintergrundinformationen zum Film interessiert ist, findet diese im Bonuspaket. Der Film selbst ist zwar kein Genrehiglight, kann aber mit einer überraschenden Schlusspointe und einem herrlichen Soundtrack punkten.
(Michael Speier)
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