Da ist sie nun also, die heißerwartete Fortsetzung des Antihelden-Hits aus dem Jahr 2018. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten Fans ständige Starttermin-Verschiebungen hinnehmen, und der Film kam letztendlich rund ein Jahr später in die Kinos als ursprünglich angekündigt. Und nun bringt Sony Pictures Home Entertainment den Film von Regisseur Andy Serkis auch auf den Heimkinomarkt, wahlweise auf Blu-ray Disc, oder als ultrahochauflösende 4k-UHD-Scheibe, wobei hier dann obendrein die Wahl zwischen einer Keep Case und einer limitierten Steelbook-Variante auf den Kunden wartet. Was der Film letztendlich zu bieten hat, und wie sich die Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Immer öfter kommt es im zweckdienlichen Verhältnis zwischen Eddie Brock (T. Hardy) und Venom zu Meinungsverschiedenheiten ob und wie viele böse Menschen der außerirdische Parasit fressen darf. Da wird Brock einmal mehr in die Zelle des mutmaßlichen Serienmörders Cletus Kasady (W. Harrelson) zitiert, der sich seit ihrem ersten Gespräch weigert, mit jemand anderem außer Eddie zu sprechen. Tatsächlich gelingt es ihm, mit Hilfe von Venom, das Versteck von Kassadys Opfern herauszubekommen, was diesen direkt in die Todeszelle befördert. Allerdings erbeutet Cletus während Eddies letztem Besuch ein Stück von dessen Symbionten und gerade als seine Hinrichtung vollzogen werden soll, entwickelt sich ein neuer Parasit namens Carnage in ihm, der seinen Tod verhindert und ihn aus dem Gefängnis befreit. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in die Anstalt Ravencroft, um Cletus Freundin Frances (N. Harris) zu befreien. Zu dritt wollen sie Tod und Verderben über die Stadt bringen und Venom dabei endgültig ausschalten – ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, denn gerade eskalierte ein weiterer Streit zwischen Eddie und dem Symbionten in der Trennung der beiden, was Venom zu einem leichten Ziel für Carnages Wahnsinn werden lässt ...
Der Untertitel des Films lautet „Let there be Carnage“, zu Deutsch „Lass es ein Blutbad sein“, und dieser Satz bezieht sich zum einen auf den Gegner des vorlauten Symbionten, und spiegelt gleichermaßen eine Hoffnung vieler Zuschauer wieder, die sich von der Fortsetzung eben jenes Blutbad erhofft hatten, das auch die Comics um Venom prägten.
Für einige Verwirrung sorgte hier bereits die deutsche Altersfreigabe, die zunächst mit „ab 16“ angegeben, dann zum Kinostart aber auf „ab 12“ abgemildert wurde. Das gleiche gilt auch für die nun erhältlichen Heimkinoprodukte, die zwar das blaue Siegel der FSK auf der Hülle tragen, der Film allerdings ist nach wie vor ab 12 Jahren freigegeben. Das ist insofern wichtig, da gerade die „Venom“-Comics, ähnlich wie beispielsweise auch die Abenteuer von Marvel-Kollegen wie „Deadpool“ oder „Wolverine“ ausgesprochen brutal sind, und der eine oder andere auf eine entsprechende Umsetzung gehofft hatte. Dieser Wunsch erfüllt sich indessen nicht. Die Gewalt (so werden zum Beispiel Augen ausgedrückt und Köpfe abgerissen) wird nur angedeutet und findet weitestgehend „blutleer“ statt. Das wird sicherlich so manchen potenziellen Zuschauer vor den Kopf stoßen, und tatsächlich mag es auch nicht ganz zum allgemeinen Tenor des Films passen. So ist also auch dieses Abenteuer eher harmlos und wird den Erwartungen auch in dieser Hinsicht nicht ganz gerecht.
Leider ist das fehlende Blutbad nicht das Einzige, was dem Film fast komplett fehlt, denn alles in allem ist „Venom – Let there be Carnage“ eine einzige große Enttäuschung, es sei denn, man war von dem ersten Film der Reihe schon hellauf begeistert, und mochte die alberne Grundstimmung und die überladenen CGI-Gefechte. Von letzteren gibt es hier reichlich, denn immerhin bekommt es Venom diesmal mit Seinesgleichen zu tun. Leider ist auch der Schurke ausgesprochen albern und geizt nicht mit dummen Sprüchen, während dessen Wirt, der Serienmörder Carnage (gespielt von Woody Harrelson) ebenfalls eher lächerlich als beängstigend ist. Und so zieht sich der Humor wie ein deplatzierter roter Faden durch die Handlung. Was im ersten Kinoabenteuer noch gut platziert und wohldosiert eingesetzt wurde, wird hier zum Hauptaugenmerk: Eddie und Venom kabbeln sich was das Zeug hält, und das ist leider mitunter sehr anstrengend und nur wenig innovativ. Die Handlung indessen wirkt wie vom Reisbrett und enthält ebenfalls keine großen Überraschungen oder Wendungen, und auch eine Weiterentwicklung der grundsätzlich interessanten Charaktere findet quasi nicht statt. Somit ist diese Fortsetzung nicht viel mehr als ein weiterer, äußerst alberner und total überladener Superheldenfilm, der sich ohne Ecken und Kanten in das Marvel-Filmuniversum (zu welchem die Franchise gar nicht gehört) einreiht, und ohne großen Erinnerungswert brav in der Reihe steht. Schade eigentlich, denn die Masse an Superheldenfilmen hätte ein bisschen mehr Anarchie und Mut sicher gutgetan.
Bildqualität
Das glasklare Bild liegt im Bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und schaut unterm Strich betrachtet hervorragend aus. Die Schärfe bewegt sich überwiegend auf einem hervorragenden Niveau und bildet zumeist selbst kleinste Details sauber und messerscharf ab. Hin und wieder schleichen sich ein paar Unschärfen ein, aber dafür lässt sich in diesen Szenen der CGI-Einsatz nicht sofort erkennen. Die Farben sind genrebedingt leicht erhöht und szenenweise verfremdet, was dem Film einen gewissen Comic-Look verpasst, der ihm allerdings sehr gut zu Gesicht steht. Der Kontrast ist gut eingestellt und bildet auch schwarze Flächen sauber und tief ab und lässt das Bild nahezu plastisch wirken. Alles in allem eine hervorragende Performance, welche die Möglichkeiten des Mediums voll ausnutzt.
Tonqualität
. Der Ton liegt in deutscher, englischer und französischer Synchronfassung jeweils in dts-HD Master Audio 5.1, sowie in türkischer Sprachfassung in Dolby Digital 5.1 mit zahlreichen optionalen Untertiteln auf der Disc vor.
Akustisch hätte man hier gerne ein bisschen mehr auf die Tube drücken können, denn alles in allem wirkt der Film leider etwas zu leise und lässt den finalen Bombast vermissen. Immerhin sind die Dialoge jederzeit klar verständlich und die Abmischung ist recht harmonisch geworden. Die Surroundeffekte lassen sich überwiegend gut orten und sorgen für einen tollen aber nicht überragenden Raumklang, welcher zur rechten Zeit von satten Tieftönen unterstrichen wird. Die Musik von Marco Beltrami passt gut, bleibt aber ohne großen Wiedererkennungswert. Die deutsche Synchronfassung entstand unter der Dialogregie von Björn Schalla nach einem Dialogbuch von Sven Hasper und fährt ein ganzes Arsenal an bekannten und beliebten Synchronstimmen ins Feld. Tom Hardy erhält in der deutschen Fassung die Stimme von Torben Leibrecht, während über Woody Harrelson dessen Stammsprecher Thomas Nero Wolff erklingt. Des Weiteren bekommen wir Vera Teltz über Naomie Harris und Marcus Off, Timmo Nieser, Erich Räuker und Schaukje Könning zu hören.
Ausstattung
- Let there be... Action (7:20 Minuten)
- Outtakes & Pannen (3:22 Minuten)
- 6 Gelöschte Szenen (9:33 Minuten)
- Eddie und Venom: Das ungleiche Paar (10:18 Minuten)
- Verworrenes Netz: Easter Eggs (4:31 Minuten)
- Der kranke und verdrehte Cletus Kasady (5:36 Minuten)
- Eine schöne Romanze: Cletus & Shriek (5:02 Minuten)
- Konzept zu Carnage (4:23 Minuten)
- Szene auswählen Previs (8:38 Minuten)
- Extras - Trailer (1:09 Min.)
. Im Bonusmaterial erwartet uns eine Ansammlung von Werbefilmchen, die sich teils mit den unterschiedlichen Charakteren und ihrer Beziehung zueinander auseinandersetzen, und teils aus leicht veränderten oder alternativen Szenen bestehen. Interessant ist hingegen das Feature „Verworrenes Netz“ in welchem die zahlreichen Anspielungen innerhalb des Films auf andere Titel des weitverzweigten Heldenuniversums von Marvel erläutert werden. Darüber hinaus bekommen wir noch drei Szenen als Direktanwahl zu sehen (welchen Sinn und Zweck das auch haben mag bleibt ein Geheimnis), sowie den obligatorischen Trailer zum Film, ein paar verpatzte Szenen und ein Mini-Making-of ohne großen Mehrwert.
Fazit
Der Film bietet inspirationslose Superheldenunterhaltung mit Action und Humor, hat aber weder inhaltlich noch inszenatorisch viel zu bieten. Zudem ist der Film auch noch reichlich weichgespült und blutleer, was vor allem Fans der brutalen Vorlage übel aufstoßen dürfte. Wer allerdings seinen Spaß mit Teil 1 hatte, wird auch bei dieser Fortsetzung auf seine Kosten kommen, sofern er keine große Weiterentwicklung erwartet. Schade, dass die Möglichkeiten einen Antihelden mit Potential etwas besonders zu sein, nicht genutzt wurden.
(Michael Speier)
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