Die Wutprobe Blu-ray

Adam Sandler spielt James Buznik, einen etwas verschüchterten Katzenkleid Designer, dessen Ideen vom eigenen Chef gestohlen werden. Anstatt aufzutrumpfen wartet er fast untertänig auf Anerkennung und belastet mit diesem Verhalten auch seine Beziehung. Neben jedweder Form von Auseinandersetzung geht James vor allem auch dem öffentlichen Kuss aus dem Wege – einleuchtend, wie uns die Eingangssequenz aufklärt - aber unnötig wenn man das Ende sieht. Seine Freundin leidet unter der Schüchternheit, die er selber mit großer Energie begründet und aufrecht erhält. Im Flugzeug trifft Bunzik auf Dr. Buddy Rydell, der von Jack Nicholson dargestellt wird. Durch eine unglückliche Verkettung von Demütigungen wird auch noch das betont unterwürfige Verhalten des James Buznik als gesteigerte Aggression interpretiert. Er findet sich später im Gerichtsaal wieder: Angriff auf die Stewardess lautet die Anklage, Aggressionsbewältigung bei eben diesem Dr. Rydell lautet das Urteil. Und der Trainer meint es ernst, verlängert die richterlich verordneten Fristen eigenmächtig und mischt sich auch sonst in das Leben des friedliebenden James ein. Er macht weder vor dem betrieblichen Umgang noch vor der privaten Haustüre seines Schützlings halt. Selbst die Lebensgefährtin trifft sich mit dem Doktor, und der kann ein gewisses Vergnügen am Leiden des Verzweifelten kaum verbergen.

Die zweilagige Blu-ray Disc beinhaltet einen modernen MPEG-4/AVC Codec und eine recht gute Qualität. Das Bildverhältnis von 2,4:1 trägt einen detaillierten und überwiegend tiefenscharfen Plot. Während die Farben vor allem mit außergewöhnlicher Natürlichkeit glänzen, bleibt trotzdem eine immer wieder durchscheinende Studioatmosphäre offensichtlich. Die gute Qualität scheint auch mehr durch Filter als durch den Transfer erreicht; das wird in den Porträts deutlich, die glattgeschliffenen TV-Produktionen gleichen. So ist das lobenswerte Ziel einer einwandfreien Darstellung dann insgesamt ein wenig überzogen, ergibt einen zu sterilen und seltsam weichgespülten Bildeindruck. Nicht vorhandenes Filmkorn raubt ein wenig die Tiefe, ein fast immer ausgereizter Kontrastumfang lässt auch keine außergewöhnliche Atmosphäre zu. Das Bild ist deutlich besser als auf DVD, nur scheint das den Zuschauer weder näher an die Geschichte zu bringen noch den Witz zu intensivieren.

Ähnlich wie das Bild erscheint der Ton zu sauber aufgezogen. Deutliche und gut verständliche Dialoge gefallen, bauen jedoch auch eine seltsam abwartende Haltung bei den Darstellern auf. Die Hintergrundmusik ist deutlich vom Score getrennt abgemischt. Das sorgt einerseits für klare Verhältnisse, verhindert andererseits auch wieder das Zusammenspiel. Gerade die deutsche Synchronisation nimmt die Filmmusik nur mit, anstatt mit ihr zu scherzen. Die nette und abwechslungsreiche Abmischung tut ihr übriges und lässt den gesamten Dolby TrueHD Track im deutschen recht steril tönen. Die überdeutlichen Effekte erscheinen oftmals aufgesetzt und verstärken die Distanz zum Geschehen, so wie Sandler immer ein wenig zu fett aufträgt und stellenweise gekünstelt wirkt. In der deutschen Spur kommt so mit den Synchronsprechern eine theatralische Performance zustande, die dem Witz endgültig im Wege stehen. In der englischen Abmischung erscheint der Dialogton wesentlich homogener und passender, jedem Wort liegt eine gewisse Authentizität zugrunde und der Sprachfluss ist ungestört. Wer des Englischen mächtig ist, sollte unbedingt reinhören. Denn die Musik kann gefallen und ist geschickt eingeflochten, unterstützt die Geschichte und wirkt frisch und satt ohne zu nerven.

Neben dem wohl unvermeidlichen Audiokommentar finden sich sogenannte Dokumentationen und ein Making Of auf der Scheibe. Während einige Inhalte dann auch dem Letzten noch die Witze erklären wollen - was man nur als unfreiwillige Komik entschuldigen kann – fehlt nur noch die Fotogalerie der kitschigen Katzenkleider. Dafür gibt es die berühmtesten Versprecher und ein kleines Porträt zu Jack Nicholson. Die Extras haben eine sehr wechselhafte und keinesfalls beeindruckende Bildqualität, so taugen sie überwiegend als Platzverschwender.

Ein interessantes Thema und großartige Schauspieler alleine machen keinen außergewöhnlichen Film. Gerade Jack Nicholson erweist sich als Idealbesetzung und schafft den Spagat, eine vollkommen überzogene Darstellung auch noch authentisch erscheinen zu lassen – und zwar in fast jeder Szene. Adam Sandler stolpert dann doch manchmal vernehmlich und erscheint ein wenig angestrengt in dieser Gegenüberstellung. Dabei macht er aber eine interessante Entwicklung durch und vermittelt das auch überzeugend. Man kann in dieser Komödie häufig lachen und immer wieder schmunzeln, aber der Humor erscheint zu billig und niemals tief reichend genug. Die Regie umschifft mit dem Plot (un)geschickt jedwede Auseinandersetzung und Polarisation, wird damit unfreiwillig zur Metapher einer Person, wie der des Hauptdarstellers. Sie überlässt der personifizierten Aggression das Feld und nimmt sich selber einfach nicht ernst genug. Nervig sind vor allem die ständigen sexuellen Anspielungen amerikanischer Vorstadtprägung, die offensichtlich vorgetragene Prüderie und der daran erstickende Witz. Insgesamt ergibt sich das angestrengte Bild, lustig sein zu wollen ohne das traute Familienfest zu stören. Das tut weh, weil das Schauspiel und Story doch genug Aggressivität und Durchsetzungskraft vermuten lassen. So bleibt die leicht angezogene Handbremse der ständige Begleiter einer durchaus abwechslungsreichen Geschichte. Die Chance, den brillanten Nicholson mit einem sehr guten Sandler als Provokation zu präsentieren, wurde leider nicht genutzt. So bleibt ein lustiger und vergnüglicher Film. Das durchaus wertige Thema wird zu oberflächlich gestreift und ausschließlich komödienhaft pointiert. „Mögen sie Komödien?“ fragt Dr. Rydell im Flugzeug seinen Sitznachbar Buznik, die Antwort erscheint nicht überzeugend genug. (tb)