Das Wort: "Remake" ist in aller Munde. Nichts ist so erfolgsversprechend, günstig zu produzieren und dank der heutigen Möglichkeiten einfach umzusetzen, wie die Neuverfilmung eines B-Movies. My bloody Valentine 3D, Disney's Eine Weihnachtsgeschichte 3D oder Piranha 3D, alle beruhen auf der "Aus-Alt-Mach-Neu" - Idee. Sie haben auch eine weitere Gemeinsamkeit (man beachte die Titel): ihre neumodischen Umsetzungen kommen im Gewand der dritten Dimension daher und wollen somit den geneigten Zuschauern das Staunen lehren.
So dachte sich auch Regisseur Alexandre Aja (High Tension), dass ein Abstecher in die Mottenkiste längst vergessener Filmobszönitäten nicht schaden kann und bereitete mit einem deutlich höheren Budget, vielen Strandschönheiten und literweise Kunstblut seinen ganz speziellen Cocktail. Ist die Konvertierung von 2D zu 3D vorteilhaft für das Filmerlebnis? Welche Stärken und Schwächen der Film vereint und ob die technische Umsetzung gelungen ist, soll die folgende Review klären...
Story
Sommer-Sonne-Spring Break am Lake Victoria: Hunderte Studenten tummeln sich dort, um die Party des Jahres zu feiern. Durch ein Erdbeben ausgelöst, bricht ein riesiger Spalt auf den Boden des Sees auf und gibt den Weg von prähistorischen Piranhas an die Oberfläche frei. Diese sind nicht nur schnell, tödlich und sehr hungrig sie sind auch taktisch klug und jagen als Meute. Mittendrin: Der durch Zufall in das Geschehen geratene 17jährige Jake, welcher eigentlich zu Hause auf seine Geschwister aufpassen sollte. Doch widerspenstig, wie Teenager seines Alters nun mal sind (vor allem: wenn es um Mädchen geht), missachtet er die mütterliche Bitte und findet sich, umzingelt von Piranhas, auf einem sinkenden Boot wieder. Ein leischgewordener Albtraum, denn während die feiernden Studenten am Strand ein hübsches blutiges Buffet für die Piranhas abgeben, entbrennt auch auf dem sinkenden Boot ein erbitterter Kampf um das nackte Überleben...
Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass Piranha 3D nicht allzu ernst genommen werden sollte. Vorwiegend handelt es sich bei diesem Film um einen spaßigen Splatter, der seine Zielsetzung von der ersten Minute an klar definiert: Nackte Frauen, viel Blut und ganz böse Monsterfische alles im Sinne des Entertainments. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn die Schauspieler größtenteils hölzern agieren, Frauen (bis auf eine Ausnahme) lediglich der Fleischbeschau dienen und die Handlung ebenso sinnentleert wie löchrig daherkommt. So ertappt man sich als geduldiger Cineast relativ schnell dabei, wie man sich insgeheim fragt, wann denn nun endlich der nächste Teenie von hunderten Piranhas in seine Einzelteile zerlegt wird…
Zumindest diese recht makaberen und gleichsam absurden Szenen haben es teilweise in sich: Hier werden Körperteile zerrissen, Menschen zerteilt, Gesichter genüsslich von rasiermesserscharfen Zähnen zerkaut und als logische Konsequenz wundert man sich auch nicht mehr, wenn ein einzelner Piranha ein halb gefressenes männliches Genital in Richtung Publikum "rülpst". Gerade an dem Punkt, an welchem der Streifen dann doch etwas Fahrt aufnimmt und so etwas wie eine Spannungskurve aufzubauen vermag, flimmert allerdings schon/endlich der Abspann über den Bildschirm. Was bleibt, ist ein kurzer Ausflug in ein ungewöhnliches Setting, ein halbherziger Aufguss eines zu Recht vergessenen B-Movies und die Erinnerung an ein sehr unappetitliches Fressverhalten ausgewachsener Piranhas.
Bildqualität
- Ansichtsverhältnis 2.35:1 (16:9 FullHD), Codec MVC
- exakter Fokus des Bildes
- gestochen scharfe Bilder von azurblauem Wasser und hochglanzpolierten Landschaften
- Kontrast verläuft recht steil, wichtige Bilddetails werden jedoch nie verschluckt
- Helligkeit und Schwarzwert sind hervorragend gelungen
- leichte Filmkörnung in Nachtszenen
- Farbgebung sichtlich verändert: unauthentischer "Katalog- und Mode-Magazin-Stil"
- Plastizität ist gut gelungen.
- 3D Version des Filmes kann nicht besonders überzeugen: Bild wurde erst nachträglich konvertiert
- abgeflachtes, aufgerautes Bild
- Hintergründe verlaufen wie eine
- Tapete um die Konturen der Gesichter
- CGI-Szenen sind besser gelungen
- teilweise auftretende Fehlinformationen (Tiefenstaffelung) irritieren das Auge
- Crosstalk, Ghosting oder andere Unschönheiten nur selten zu beobachten
Tonqualität
- Deutsche / Englisch DTS-HD MA 5.1
- Lautsprecherkonstellationen werden präzise angesprochen
- intensiver Gebrauch von der Surroundkulisse
- Score nicht besonders gelungen
- Höhen, Mitten und Tiefen gut ausbalanciert, homogen abgemischt
- Sprachverständlichkeit auch bei Effektgewittern gut
Ausstattung
- schlichtes BD-Menü, Auswahlpunkte durch wenige Klicks leicht erreichbar
- Extras alle in Full-HD Auflösung
- "Making Of" ist einen Blick wert, man bekommt tiefe Einblicke in die Produktion
- zusätzliche Trailer fallen recht dürftig aus
- "Deleted Scenes" Sektion kurz und knapp
- Audiokommentar und die Storyboards bieten keinen besonderen Mehrwert
Fazit
Die technischen Details der BD überzeugen: Top Bild (zumindest in der 2D Version), gute Tonabmischung und sparsame aber dafür interessante Extras. Leider ist die 3D Version des Filmes lediglich mittelprächtig: zu viel gewollt, zu wenig gekonnt und teilweise fehlerhaft umgesetzt, trotz Konvertierung hätte das besser sein müssen, um einen echten Mehrwert zu bieten. Der Film selbst ist ein trashiger Monsterfilm, der keine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik oder der Handlung erfordert. Spaßig, blutig und (für manche) kurzweilig präsentiert sich ein längst vergessener B-Movie in neumodischem Gewand. Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich nicht streiten, doch mehr Tiefgang, etwas komplexere Charaktere und eine stimmigere Atmosphäre hätten dem Film durchaus gut getan… (ct)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic 50 VT20E
BDPlayer: Panasonic DMPBDT 300
A/V: Onkyo TXSR 608
LSpr.: Monitor Audio Silver RX Serie