Mit einer weiteren Backkatalog-Veröffentlichung im 4K Ultra HD Format stellt Sony Pictures Home Entertainment nun auch die Erst-Verfilmung des 2004 entstandenen 'Hellboy' in die Händler-Regale. Dies macht natürlich auch im Hinblick auf das kürzlich erschienene Remake Sinn, kann man so doch noch einmal perfekt beide Filme miteinander vergleichen. Wie bei Sony derzeit üblich, erscheint auch diese Comic-Verfilmung, welche auf den Werken des Zeichners Mike Mignola basiert, im 4K-only Paket, womit die ansonsten beiliegende Blu-ray eingespart wurde. Wie sich das Fantasy-Spektakel dabei anno 2019 macht, klären die nun folgenden Zeilen.
Story
Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wollen die Nazis noch einmal versuchen, durch die Kombination von Wissenschaft und schwarzer Magie die Weltherrschaft zu erlangen. Ein großangelegtes Ritual in Schottland, das durch den Zauberer Grigori Rasputin (K. Roden) sowie die Nazi-Schergen Karl Ruprecht Kroenen (L. Beran) und Ilsa Hauptstein (B. Hodson) durchgeführt werden soll, wird jedoch durch die Alleierten Einheiten gestört. Doch können auch diese nicht verhindern, dass durch ein geöffnetes Portal eine Kreatur auf die Erde gelangt: der kleine Junge mit den Teufelshörnern und Schweif wird fortan von Professor Trevor 'Broom' Bruttenholm (J. Hurt) aufgezogen. Als erwachsener Mann ist Hellboy (R. Perlman) nun Teil der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen mit Hauptquartier in Amerika, dem auch der Amphibe Abe Sapien (D. Jones) und die feurige Liz Sherman (S. Blair) angehören. Als es Hauptstein und Kroenen abermals gelingt, Rasputin zu reaktivieren, um erneut zu versuchen, die Welt zu unterjochen, liegt es an Hellboy und seinem Team, die machthungrigen Nazis abermals zur Strecke zu bringen. Unterstützung erhalten sie dabei durch den jungen Agenten John Myers (R. Evans), welcher der geheimen Spezialeinheit neu zugeordnet wurde.
Mit zynischen Kommentaren, humorvollen One-Linern und einer vorbildlichen Coolness gelang es Ron Perlman spielend, die Fantasy Fans auf seine Seite zu ziehen. Unter der Regie von Guillermo del Toro entstand dabei einer der ersten Superhelden-Filme, der Action und Humor in etwa gleichen Teilen verband. Dabei setzte del Toro auch auf die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Hellboy und Professor 'Broom', welcher ebenfalls sehr sympathisch von John Hurt gespielt wurde. Aber auch die anderen Charaktere wie Abe Sapien, hier von Doug Jones verkörpert, Liz Sherman, gespielt von Selma Blair, oder auch John Myers, welcher durch Rupert Evans dargestellt wurde, integrieren sich sehr gut ins Gesamtbild. Abseits der Fantasy-Elemente setzte del Toro vor allem auf die menschliche Seite von Hellboy, der sein tristes Dasein im Geheimen langsam aber sicher leid ist. Zudem sehnt er sich nach einer Beziehung - ist es doch heimlich in Liz verknallt. Diese zieht es jedoch eher zu dem neuen Agenten in Form von John Myers, was dann für einige eifersüchtige Momente sorgt und in Hellboy völlig neue Seite hervorbringt. Gerade solche Momente sind es dann auch, die durch gut platzierte Humoreinlage für Abwechslung im ansonsten recht actionreichen Film sorgen. Auf Seiten der Nazis geben Karl Roden in der Rolle des Grigori Rasputin, Biddy Johnson als weibliche Oberschurkin Ilsa Hauptstein und Ladislav Beran in der Maske von Karl Ruprecht Kroenen jeweils ihr bestes. Wie üblich sind die Nazis hier natürlich wieder sehr überzogen dargestellt, zudem agieren ihre Charaktere natürlich auch recht vorhersehbar. Dennoch stellen sie im Rahmen des Ganzen einen passenden Gegenpol zu den Superhelden dar, so dass man ihnen ihr eingeschränktes Schauspiel schnell verzeiht.
Mit einem für damalige Verhältnisse geringen Budget von ca. 50 Millionen Dollar, gelang es den Machern dennoch, dem Fantasy-Spektakel einen deutlich teureren Look zu verleihen, was vor allem den vielen Praktischen Effekten zu verdanken ist. Das Kreaturen-Design ist wirklich sehr gut gelungen und überzeugt auch heute noch. Sicherlich sind nun einige Computer generierten Effekte als eben solche zu erkennen, dennoch bietet der Film auch heute noch anschaubare Tricktechnik, die nicht allzu sehr aus dem Rahmen fällt. Wie schon erwähnt wechseln sich Action-Szenen und Beziehungshandlungen zwischen den Charakteren recht ordentlich ab, auch wenn es in der Mitte des Films zu leichten Längen kommet. Dies kann aber auch dem knapp 12 Minuten längeren Directors Cut geschuldet sein. Die spektakulären Verfolgungsjagden, mit viel Liebe zum Detail erschaffene Schauplätze und der mit viel Spielfreude agierende Cast trösten aber schnell darüber hinweg. Auch wenn der Film vielleicht gegenüber den Comics um einiges an Brutalität einbüßt, so funktioniert er auf der Ebene der Fantasy-Elemente sehr gut. Hier legte man außerdem mehr Wert auf die Charakter-Bildung, als auf die explizite Darstellung von Tötungsszenen oder Kampfverletzungen. Das benötigt der Film auch gar nicht unbedingt, die fantasievolle Darstellung der Kreaturen überzeugt hier eben mehr, als dass es Blutfontänen oder abgerissene Körperteile jemals könnten. In diesem Sinne macht der Film auch heute noch Spaß und gehört zu recht zu einer der beliebtesten Comic-Verfilmungen.
Bild 4k UHD
Der Ultra HD-Umsetzung spendierte man eine vollwertige 4K-Abtastung, was man dem Bild von der ersten Minute an auch ansieht. Selbst durch den starken Regen, welcher bei der Ritual-Durchführung fällt, kann man den gesteigerten Detailgrad deutlich wahrnehmen. Feine Tropfen, detaillierte Wandstrukturen und sichtbare Hauptporen bei den Charakteren zeugen von einer sehr guten Umsetzung. Bei den Farben kommt es eher immer wieder zu punktuellen Akzenten, da der Film zumeist bei Nacht oder an dunklen Orten spielt. Hier offenbaren sich dann auch ab und an einige Schwächen des ansonsten sehr guten Schwarzwertes: denn hier und da gehen vor allem in den weniger gut ausgeleuchteten Bereichen einige Details verloren - womit manche Bereiche einfach schwarz bleiben, ohne dass sich noch feine Abstufungen erkennen ließen. Insgesamt ist dies allerdings Meckern auf hohem Niveau, ist die generelle Bildqualität doch im oberen Bereich anzusiedeln. Dies ist vor allem auch den schon angesprochenen Effekten zu verdanken, die dank detaillierten motorisierter Puppen und Kostümen den Zahn der Zeit recht gut überstanden haben - sofern man das bei 15 Jahren schon sagen darf. Kurz um: die 4K Ultra Fassung bietet aktuell den Film in seiner besten bildlichen Darstellung.
Tonqualität
Bei der deutschen Synchronisation setzte man wieder auf eine Abmischung im Dolby Digital 5.1 Format, während man der englischen Originalspur einen Dolby Atmos Mix (inklusive Dolby True HD 7.1 Kern) spendierte. Betrachtet man zunächst jedoch nur die 2D-Ebene, so wird man keine nennenswerten Unterschiede zwischen den beiden Sprachfassungen feststellen können. Beide bieten sehr gut verteilte Effekte über alle Kanäle des Heimkinos und stets einwandfrei zu verstehende Dialoge. Hier ist ebenso eine genaue Ortung der Geräusche möglich, womit sich die Kämpfe äußerst intensiv gestalten. Der Bass-Einsatz ist ordentlich, könnte für den Geschmack des Rezensenten jedoch noch etwas prägnanter sein. Schaltet man dann einmal auf die englische Atmos Spur um, wird man mit einigen gut platzierten Überkopf-Effekten belohnt: so trampelt ein Höllenhund beim Sprint auf einem LKW über den Zuschauer hinweg, bei der Kamera-Überfahrt einer U-Bahn hat man wirklich das Gefühl, unter eben jener zu liegen. Sehr schön auch die Soundeffekte von herabfallenden Steinen, als Hellboy im Untergrund eine Wand einschlägt. Zudem wird der Soundtrack immer wieder auf die Deckenlautsprecher gezogen, wodurch er einige voluminöser wird. Einmal mehr also schade, dass man diese atmosphärischen Effekte nicht auch für Zuschauer der heimischen Sprachfassung bieten kann. Abgesehen davon kann sich die Synchronisation jedoch hören lassen und zeigt noch einmal, dass sie bei korrekter Abmischung nicht zum alten Eisen gehören muss.
Ausstattung
Der Bonus-Bereich wurde mit folgenden Extras üppig bestückt:
- Kinofassung (121:55 Min.) mit Besetzungskommentar und mit dem Kommentar des Erstellers (Mike Mignola)
- Directors Cut (132:27 Min.) mit Regiekommentar (Guillermo del Toro)
- Guillermo del Torro Einführung (0:23 Min.)
- Zur Hölle und zurück: Retrospektive (7:03 Min.)
- Die Samen der Schöpfung (143:02 Min.)
- Kinotrailer (3:47 Min.)
Zunächst führt Guillermo del Toro mit kurzen Worten in den Film ein, indem er erklärt, dass die 4K-Fassung neben einigen neuen Extras auch die bisherigen Bonus-Beiträge enthält und dass man mit dieser Version das beste Erlebnis aus dem Films herausholen möchte. Dann kommt mit der Retrospektive ein neues Interview, in dem del Toro den Film als einen der ersten Actionreichen und Humorvollen Superheldenfilm zugleich darstellt. Auch, dass es nicht einfach war, den Spagat zwischen Mike Mignolas Comics und deren filmischen Umsetzung zu finden, wird hier deutlich. Das Interview ist zudem mit vielen Filmausschnitten versehen, wird aber zwischendurch auch immer wieder mit Zeichnungen aus den Comics untermalt. Außerdem erfährt man, dass der Film aus del Toros Sicht für die ganze Familie konzipiert wurde. Danach geht es weiter zum Herzstück der Extras - dem knapp 2,5 Stunden langen Making-of, welches sich in insgesamt 6 Teile gliedert. Hier widmet man sich noch einmal ausführlich den Charakteren und ihren Darstellern, gibt massig Einblicke in die Dreharbeiten sowie der Erstellung der Spezialeffekte gibt und liefert aus allen beteiligten Bereichen Interviews mit den Filmemachern. Vom Aufbau her gleichen sich zwar alle Beiträge, jedoch bieten sie Informationen zu den verschiedenen Entwicklungsstadien eines Films. So liegt ein Hauptaugenmerk der Dokumentationen bei den vielen Tricks und Stunts, welche zumeist mit praktischen Effekten umgesetzt und durch einige CGI-Elemente ergänzt wurden. Insgesamt bekommt man hier sehr detaillierte Einblicke in die Entstehung des Films, was dem Zuschauer somit einmal sehr gut vor Augen führt, wie viel Aufwand für das Endergebnis betrieben wurde. Zum Abschluss der Extras gibt es dann noch einige Kinotrailer.
Fazit
Auch knapp 15 Jahre nach seinem Kino-Debut überzeugt Hellboy auch heute noch als Comic-Verfilmung, welche Action und Humor zu gleichen Teilen sehr gut verbindet. Die 4K-Umsetzung punktet mit einem sehr guten Bild, welches nur in wenigen dunklen Szenen mit Detailverlusten zu kämpfen hat. Der Ton bietet zwar bei der deutschen Synchronisation nur eine klassische Dolby Digital 5.1 Abmischung, diese zeigt jedoch noch einmal, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Dass es noch ein wenig atmosphärischer geht, beweist dann die englische Originalspur im modernen Dolby Atmos Gewand, welche zusätzlich noch über passende Überkopf-Effekte verfügt. Beim Bonus-Material schöpft man aus dem Vollen und bietet mit knapp 2,5 Stunden Material ausführliche Einblicke in die Entstehung des Films. Für Fans von Ron Perlmans Hellboy Darstellung lohnt sich somit ein Upgrade auf die 4K Version, welche den Film in seiner derzeit besten Form liefert.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989