Es ist wieder soweit. Herausgeber Filmconfect Home Entertainment GmbH bringt im Vertrieb von Rough Trade Distribution GmbH wieder einen längst vergessenen Film heraus. Die Rede ist dieses Mal von Solaris (2002), einem Gemeinschaftswerk der beiden Oscar-Gewinner Steven Soderbergh (Unsane – Ausgeliefert, Traffic) und James Cameron (Avatar, Titanic). Nachdem der Film 2017 als limitiertes Digipak und Anfang 2018 als Futurpak Steel Edition erschien, wurde der Film nun auch im herkömmlichen (schwarzen) HD Keep-Case in den hiesigen Handel gebracht.
Story
Auf einer Raumstation, die einsam um den mysteriösen Planeten Solaris kreist, gehen merkwürdige Dinge vor sich. Mitglieder der Crew sind zu Tode erschrocken: Menschen, die sie längst verloren glaubten, erscheinen als lebende Phantome vor ihren Augen. Als der Psychologe Chris Kelvin (George Clooney) eintrifft, um den Vorfällen auf den Grund zu gehen, sieht er sich mit einer Macht konfrontiert, die das menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt. Sie ist der Schlüssel zu den geheimsten Träumen der Menschheit - oder zu ihren finsteren Albträumen.
Solaris (2002) ist bereits die zweite Verfilmung des gleichnamigen Science-Fiction Romans des polnischen Autors Stanislaw Lem. Bereits 1972 wurde „Solaris“ vom russischen Filmemacher Andrei Tarkowski auf Zelluloid gebannt.
Leider fielen aber beide Versionen beim Autor unten durch, da ihm in der Geschichte viel zu wenig Bezug auf die psychischen Konstitutionen als vielmehr auf eine, in seinen Augen, unnötige Liebesgeschichte Wert gelegt wurde. Nachdem man den Abspann der 2002er Verfilmung zu sehen bekommt, macht die Aussage Lems auch Sinn, denn die Liaison zwischen dem Psychologen Chris und seiner Rheya nehmen, vor allem ab der zweiten Hälfte des Films, einen zu beträchtlichen Part ein.
Aber beginnen wir von vorne.
Solaris (2002) ist im Wesentlichen weniger ein typischer Science-Fiction-Film als vielmehr ein auf Hochglanz poliertes kammerspielartiges psychologisches Drama. Als Chris auf der Raumstation ankommt, spricht er als erstes mit den verwirrten Überlebenden. Einer davon ist Snow, professionell gespielt von Jeremy Davies (Der Soldat James Ryan), der seine „Ticks“ und sein Stottern so weit auf die Spitze treibt, dass von ihm kaum ein Wort ausgesprochen werden kann, ohne dass seine Hände ständig in der Luft herum zappeln.
Dann wäre da noch die Wissenschaftlerin Gordon, gespielt von Viola Davis (Fences), die bereits gesehen hat, zu was diese „Erscheinungen“ fähig sind und in Psychologe Chris Kelvin nicht mehr die erhoffte Lösung ihrer Probleme sieht.
Psychologe Chris Kelvin verirrt sich zunehmend in seinen Träumen und kann zwischen Realität und Einbildung so gut wie gar nicht mehr unterscheiden. Wird er in seiner Leichtgläubigkeit wirklich glauben, dass seine Frau auferweckt wurde? Und was will der Planet? Warum macht „es“ das? Als Gefallen oder als Weg, uns dazu zu bringen, Manifestationen unseres eigenen Ichs und unserer eigenen Bedürfnisse anzunehmen? Wird die Menschheit irgendwann durch die Solaris-Version ersetzt?
George Clooney (Ocean´s 11, Hail, Caesar!) spielt Chris sehr intelligent, zurückgezogen, traurig und verwirrt. Er weiß, dass Rheya, gespielt von Natascha McElhone (Die Truman Show), zumindest auf der Raumstation nicht seine Frau sein kann… oder doch?
Hier entwickelt sich das Drehbuch aus der gegebenen Realität in ein schmerzhaftes Paradoxon.
Regisseur Soderbergh versucht leider nicht einmal ansatzweise dem Zuschauer irgendwelche Erkenntnisse nahezubringen, da er sich, wie bereits erwähnt, zu sehr dem Thema Liebe und auch der Verarbeitung von Trauer widmet. Viel zu oft werden Andeutungen gemacht, die über den menschlichen Verstand hinausgehen könnten, ohne je dabei etwas zu erklären.
Solaris (2002) fordert dem Zuschauer eine Menge ab: Geduld, Aufmerksamkeit und vor allem Einfühlungsvermögen, da der gewichtige und komplexe Roman Stanislaw Lem´s eben schwere Kost darstellt.
Wer einen typischen Science-Fiction Horrorfilm á la Event Horizon und Konsorten erwartet wird definitiv enttäuscht sein. Wer allerdings mit kammerspielartigen Mystery-Filmen etwas anfangen kann, dürfte auch mit Solaris (2002) glücklich werden.
Bildqualität
Das in MPEG-4 / AVC codierte Bild wird im Ansichtsverhältnis 2,35:1 präsentiert und kann sich, bis auf einige wenige dunkle und unscharfe Abschnitte, durchaus sehen lassen. Der Film wurde 2002 noch analog auf 35mm gedreht und weist fast durchgehend eine solide Schärfe auf. Details wie Gesichtsfalten und Bartstoppel lassen sich besonders in den Nahaufnahmen gut ausmachen. Die Farben werden meistens warm und natürlich dargestellt, in den Rückblenden erstrahlen sie noch einen Ticken roter. Der Schwarzwert sowie auch der Kontrast sind sehr gut eingestellt. Bei einem Budget von ca. 47 Millionen Dollar sollte die Darstellung auch so gut wie keine Mängel aufweisen.
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Englisch DTS-HD MA 5.1
- Französisch DTS-HD MA 5.1
Ausstattung
- Audiokommentare von Steven Soderbergh und James Cameron
- Featurette „HBO Special“ (SD, 12:51 Minuten)
- Featurette „Solaris: Behind the Planet“ (SD, 17:39 Minuten)
- Originaler englischer Kinotrailer (HD, 1:20 Minuten)
Fazit
Bild und Ton können auch 16 Jahre nach Erscheinen des Films so gut wie durchgehend überzeugen. Die natürlichen Farben wissen genauso wie der gut eingestellte Kontrast sowie einem satten Schwarzwert zu gefallen. Für eine höhere Wertung reicht es leider doch nicht ganz, da noch etwas Luft nach oben bleibt. Auch akustisch macht der Film eine gute Figur. Neben klar ortbaren Dialogen und direktionalen Umgebungsgeräuschen, ist es der starke Score von Cliff Martinez, der dem Film diese gewisse Atmosphäre verleiht.
Solaris (2002) ist ein auf Hochglanz poliertes kammerspielartiges psychologisches Drama, das sicherlich nicht jedermanns Sache sein wird, da es vom Zuschauer viel Geduld und Aufmerksamkeit abverlangt. Wer sich allerdings auf diese mystische Reise zwischen Traum und Wirklichkeit, Trauer und Hoffnung in einem Paradoxon einlässt, dürfte trotzdem, oder gerade deswegen, gut unterhalten werden.
(Alexander Gabler)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Sony KD-55 XD 8577
Player: Sony UBP X-800
AV-Receiver: Denon AVR X-1000
Lautsprecher: Teufel Motiv 6 (5.1)