Die Filme des britischen Regisseurs Pete Walker sind vermutlich eher einem eingefleischten Genrepublikum bekannt, immerhin sind seine Werke alles andere als Allgemein verträglich. Trotzdem, oder gerade deshalb, widmet Wicked Vision Media dem Filmemacher eine Reihe, die nach „Haus der Peitschen“, „Haus der Todsünden“ folgte nun mit „The Flesh and Blood Show“ der dritte Teil der Reihe. Was der Film aus dem Jahr 1972 zu bieten hat, und wie die technische Umsetzung der im Mediabook enthaltenen Blu-ray Disc ausgefallen ist, klärt die folgende Rezension.
Story
Eine Gruppe junger Schauspieler probt in einem alten, halb zerfallenen Theater eines verlassenen Küstenortes das Stück „The Flesh And Blood Show“. Während der Proben wird eine Mitspielerin geköpft aufgefunden, ihre Leiche verschwindet kurz darauf spurlos. Die Polizei tappt im Dunkeln. Nach und nach verschwinden weitere Schauspieler auf geheimnisvolle Weise und tauchen als Leiche wieder auf. Wer ist der Nächste, der dem wahnsinnigen Killer zum Opfer fällt? (Pressetext Wicked Vision)
Mit „The Flesh and Blood Show“ liefert Pete Walker seinen zweiten „richtigen“ Film (nach „Männer der Gewalt“) ab. Die vorherigen Titel drehten sich vornehmlich um die „schönste Nebensache der Welt“, aber mit „The Flesh und Blood Show“, schien es, bewegte sich der Filmemacher davon weg... aber: Falsch gedacht. Zwar handelt es sich bei der „Flesh and Blood Show“ auf dem Papier um eine Art Vorläufer des Slasherfilms, nur ist davon nicht allzu viel zu sehen. Die Schauwerte des Films liegen indessen anderswo. Statt blubberndem Blut und grausigen Goreeffekten bekommen wir bebende Brüste, posierende Popos und einen dicken Dödel zu sehen – Pete Walker blieb also selbst in diesem für ihn neuen Genre seiner Linie treu.
Der Unterschied zu seinen vorherigen Filmen, die verheißungsvolle Titel wie „School for Sex“, „Der Porno-Graf von Schweden“ und „Die Liebesmuschel“ trugen, liegt darin, dass die Kulisse diesmal eher ungemütlich gewählt und die darin auftretenden Leute nach und nach umgebracht wurden. Den Konventionen des Genres, welches es damals strenggenommen noch gar nicht gab, folgend, fangen nun die Verdächtigungen an, wer denn nun der üble Halunke sein könnte, der den Schauspielern nach dem Leben trachtet. Hier darf nach Herzenslust mitgerätselt werden, allerdings ist die Auflösung sehr simpel, und nur die Tatsache das alle Beteiligten ebenfalls sehr simpel sind, verhindert ein vorzeitiges Ende. Selbiges wäre allerdings wünschenswert gewesen, denn weder die Darsteller, noch das Setting, und schon gar nicht die kaum vorhandene Handlung können wirklich überzeugen. Die Auflösung wird uns dann obendrein noch 3D präsentiert, allerdings benötigt man dafür eine Anaglyphenbrille, welche (zumindest in dem uns zur Verfügung gestellten Rezensionsexemplar) leider nicht beiliegt. Pete Walker schafft es hier einfach nicht, die im zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen (das Setting hätte nämlich deutlich mehr hergegeben). Die massiven Handlungslücken möchten wir an dieser Stelle einfach mal unter den Tisch fallen lassen, da sie in diesem Genre keine Seltenheit darstellen. Trotzdem ist dieser Film bestenfalls für eingefleischte Pete Walker Fans oder Komplettisten zu empfehlen.
Bildqualität
Das Bild dieser deutschen HD-Premiere liegt im Bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,78:1 vor und wurde für diese Veröffentlichung vom Original 35mm-Negativ abgetastet und aufwendig restauriert. Tatsächlich schaut der fast ein halbes Jahrhundert alte Low-Budget-Streifen verhältnismäßig gut aus. Die Schärfe bewegt sich auf einem anständigen Niveau und bildet auch kleinere Details sauber ab. Das stets präsente Filmkorn wird ebenfalls sehr natürlich wiedergegeben und stört in keiner Weise – im Gegenteil. Es verleiht dem Film eine gewisse Kernigkeit und einen leichten Grindhouse-Look. Wo wir schon beim „Grindhouse“-Look sind: Das Bild wurde zwar anständig restauriert, trotzdem gibt es immer wieder kleinere Beschädigungen, Kratzer und Lichtblitze zu sehen. Die Farben sind ebenfalls sauber, allerdings „pumpt“ das Bild zuweilen ein wenig und ein wenig mehr Farbbrillanz hätte subjektiv betrachtet auch nicht geschadet. Zumindest das Blut glänzt in sattem, knalligen Rot. Der Kontrast ist hingegen ein wenig wechselhaft und auch hier macht sich das unruhige „pumpen“ mal mehr mal weniger stark bemerkbar. Der Schwarzwert ist ebenfalls nicht immer ganz optimal, geht aber so weit noch in Ordnung. Kurz gesagt: Auch wenn das Bild nicht ganz optimal ausgefallen ist, hätte man wohl nur mit erheblicher Mühe und enormem Kostenaufwand mehr herausholen können.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master 2.0 auf der Disc vor. Optional lassen sich deutsche und englische Untertitel hinzuschalten. Viel lässt sich hier natürlich nicht berichten, denn außer Dialogen, ein paar dezenten Umgebungsgeräuschen und sehr sparsam eingesetzter Musik von Cyril Ornadel bekommen wir hier ja schließlich nicht zu hören. Immerhin sind die Dialoge sauber und klingen frisch, und wurden von damals wie heute gern gehörten Stimmen eingesprochen. Als da wären unter anderem Manfred Seipold, Hans-Georg Panczak, Dagmar Heller, Norbert Gastell und Manuela Renard. Auch akustisch merkt man dem Film sein Alter nicht an – hier klingt alles ganz ordentlich und frisch, wobei der Hauptfokus klar auf den Dialogen liegt.
Ausstattung
Hier geht es zum Unboxing des der Rezension zugrunde liegenden Mediabooks.
- Audiokommentar mit Christopher Klaese, Matthias Künnecke und Dr. Gerd Naumann
- Featurette "Flesh, Blood & Censorship" (12:12 Minuten)
- Anaglyph 3-D Sequence (10:23 Minuten)
- Bildergalerie
- 2 Trailer
Im Bonusmaterial finden wir einen deutschen Audiokommentar mit Christopher Klaese, Matthias Künnecke und Dr. Gerd Naumann, der einen tief in die Materie und den Film einführt und interessante Hintergrundinformationen enthält. Besser wird der Film dadurch allerdings nicht – fast könnte man sogar sagen: Im Gegenteil. Darüber hinaus bekommen wir noch ein interessantes Interview mit Pete Walker in der er über seine Karriere und über die britische Zensur philosophiert. Die 10-Minütige 3D-Sequenz wäre vermutlich ganz nett, wenn man eine entsprechende Anaglyphenbrille beigelegt hätte, andererseits ist sie aber auch komplett überflüssig, da sie 1:1 so im Film vorkommt. Eine 3d-Brille, die man benötigt um die Szene richtig zu sehen, liegt dem Mediabook übrigens NICHT bei!
Fazit
Die HD-Premiere in Form der „Pete Walker Collection“ schaut verhältnismäßig gut aus und hört sich auch ordentlich an. Rein qualitativ gibt es an dieser Veröffentlichung kaum etwas auszusetzen, auch wenn sie erwartungsgemäß nicht mit neueren oder höher budgetierten Filmen mithalten kann – aber das war objektiv gesehen auch nicht zu erwarten. Im Bonussektor finden wir einen deutschen Audiokommentar und ein kurzes Feature, aber leider keine anaglyphe 3D-Brille um die entsprechende Szene im Film „richtig“ genießen zu können. Schade!
Schade ist auch dass der Film nicht hält was (ich mir) davon erhofft habe. Schlechte Darsteller, eine nicht vorhandene Spannungskurve und keinerlei Gore-Effekte, dafür haufenweise nackte Haut – wer's mag, bitteschön. Pete Walker war bei seinem ersten Gehversuch im Horrorgenre mit dem Kopf (und wer weiß womit noch) noch bei seinen Sexfilmchen, und hält die Kamera lieber auf Brüste und Popos als auf Messer und Blut. Das wäre nicht so schlimm, wenn der Film etwas anderes hätte – egal was. Hat er aber leider nicht. Und somit ist dieser Titel daher bestenfalls für absolute Hardcore-Fans zu empfehlen.
(Michael Speier)
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