bewertet am 16.11.2017 um 14:26
#5
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Denon DBT-3313UD
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Panasonic TX-P42GT20E (Plasma 42")
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Diese Blu-ray ist ebenfalls in folgenden Versionen erhältlich:
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Zum Glück verzichtet Regisseur Danny Boyle darauf, den monolitischen Vorgänger zu kopieren. Es wäre unverzeihlich gewesen, das fortgeschrittene Alter der gesetzten Herren zu kaschieren und sie erneut auf eine Tour de force durch die Subkultur Edinburghs zu jagen. Krampfhaft auf der Suche nach Schenkelklopfern, Schwänken und Zoten, die dem frühen Erwachsenenalter zu eigen gewesen sind. So ein Glaubwürdigkeitsverlust hätte den Film ruiniert.
Die Jugend ist nunmal vorbei, die erste Euphorie des Lebens verklungen und der harte Kampf ums Überleben hat sie alle am Schlawittchen.
Was nicht heißen soll, daß die alte Clique um Mark, Sick Boy, Spud und Begbie in Würde gealtert und hochgeschätzte Mitglieder unserer Gesellschaft geworden sind. Im Gegenteil: Sie alle wühlen nach wie vor im tiefsten Dreck. Die soziale Prägung fordert eben unerbittlich ihren Tribut. Ken Loach läßt grüßen.
Begbie sitzt immer noch im Gefängnis, Sick Boy erpresst Promis mit Sex Videos, Spud ist zwar Vater, verzweifelt aber zunehmend an seiner Heroinsucht.
Mark hat sein Glück in Amsterdam versucht, kehrt aber jetzt, 20 Jahre nach Trainspotting, gescheitert in seine alte Heimat zurück.
Nachdem Mark im Schnellverfahren alte Rechnungen mit Sick Boy beglichen hat und cotherapeutisch Spuds Drogenentzug begleitet, basteln das Dreigestirn an einer neuen goldenen Zukunft: Man will Puffbesitzer werden.
Alles könnte nun ach so rosig werden, wäre Begbie nicht just in diesem Moment aus der Haftanstalt ausgebrochen. Immer noch der unberechenbare Psychopath von einst, erfährt er von der Reunion der alten Gang und wittert seine Chance, Vergeltung an seinen ehemaligen Weggefährten zu üben.
Die Rachestory um Begbie, der sich vom quälenden Schmerz des peinigenden Stachels seines Trainspotting Beschisstraumatas befreien will, der ihn Jahrzehnte seines Lebens kostete, bildet aber nur die grobe Rahmenhandlung von T2.
Im Grunde ist der Film mehr eine lose assozierte Aneinanderreihung skurriler Einfälle, Charakterstudie liebenswerter Exoten und Zeitgeistkritik. Die Reanimation des subversiven Underground Kultstreifens folgt derselben Bildsprache wie das Original. und auch die stilistischen Finessen von einst setzen erneut erfrischende Akzente.
Die Protagonisten sind ihren verkorksten Charakteren treu geblieben und von einer von Reue und Selbstverleugnung getriebene Wandlung vom Saulus zu Paulus ist weit und breit nichts zu sehen. Die Adoleszens läßt sich nüchtern betrachtet getrost als gescheitert diagnostizieren und von einem erfolgreich durchlaufenem "coming of age" ist man meilenweit entfernt. Sie wird sogar in Frage gestellt und als akademisch-literarisch aristokratische Emotionshascherei entlarvt. Hallo Wirklichkeit!
Das soziale Millieu in dem Mark & co sich bewegen ist immer noch die untere Mittelschicht der Arbeiterklasse. Vom Schmutz und der Patina des Verfalls geschlagen, kämpft man in diesem von schrägen Typen durchzogenen Loserhabitat nach wie vor um nichts weniger als das Existenzminimum.
All das trägt ebenso wie die gewohnte kühl-ästhetische Inszenierung mit dazu bei, daß der alte Spirit den Sprung in die Gegenwart unbeschadet überstanden hat.
Da es ein unmögliches Unterfangen gewesen wäre, die anarchistische Urgewalt des Originales wieder zu reanimieren, erscheint T2 als die bestmögliche und glaubwürdigste Fortsetzung.
Das Mark, Spud und co in dieser hochdigitalisierten Welt nur noch als abgehängte, analoge Auslaufmodelle fungieren können, ist dabei natürlich Ehrensache.