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Deutscher Filmemacher Werner Herzog im Exklusiv-Interview mit bluray-disc.de
16.06.2014
Werner Herzog ist ein stiller Zeitgenosse. Bei Interviews überlegt er lange, bevor er mit einem starken süddeutschen Akzent auf Englisch den Reportern antwortet. Seine Grammatik ist dabei meist besser als die von denen, die Englisch als Muttersprache verwenden. Wohl auch deshalb, weil Herzog in den USA den Ruf genießt, ein "ganz schlauer Kopf" zu sein. Bluray-disc.de hatte das große Glück, den deutschen Regisseur in Los Angeles zu einem Interview zu treffen. Das Interview fand im Zusammenhang mit folgender Veröffentlichung statt: Am 05. Juni 2014 hat Arthaus im Vertrieb von Studiocanal Home Entertainment eine "Werner Herzog Edition" auf den Markt gebracht. Das 5-Disc Set umfasst insgesamt fünf Herzog-Titel auf Blu-ray Disc und vereint diese in einer Sonderedition.
Herr Herzog, Sie sind einer der besten Filmemacher der Welt. In der neuen Herzog-Blu-ray-Edition werden fünf ihrer Filme präsentiert. Welcher ihrer Filme ist in den USA eigentlich am bekanntesten?
Ha, das ist witzig, weil der Film in der Edition gar nicht zu finden ist. Das ist "Grizzly Man", mein Dokumentarfilm über einen Mann, der mit den Grizzly-Bären gelebt hat. Der kam in Amerika sehr gut an. Aber ich werde heute noch häufig von Schauspielerin auf "Kaspar Hauser" angesprochen. Der Film scheint einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.
Sie scheinen sich in vielen Filmwelten gut zurechtzufinden. Sowohl als Regisseur von Speilfilmen wie auch als Dokumentarfilmer und sogar als Schauspieler haben Sie sich schon profiliert. Gibt es ein Genre, das Ihnen am besten gefällt?
Ich bin mit ganzem Herzen Filmemacher. Alle Aspekte liebe ich. Ich habe mit Tom Cruise in einem Blockbuster mitgespielt ("Jack Reacher"), weil er das "Böse" in mir gemocht hat. Mich amüsiert so etwas, weil ich es mag, wenn Menschen etwas in mir sehen, was ich selbst vielleicht nicht unbedingt entdecken würde.
Sie sind wahrlich schon eine sehr lange Zeit im Filmgeschäft tätig. Wie gehen Sie eigentlich mit Veränderungen in Ihrem Business um?
Ich bin kein Mensch, der Angst hat vor Veränderungen. Ich möchte nicht alt werden und nur über die Dinge nachdenken, die ich vor 30 Jahren gemacht habe. Auch deshalb habe ich ein Rockkonzert im Internet live gestreamt – mit 18 Kameras. Das Publikum konnte mitmachen und Bilder einsenden. Ich bin ein neugieriger Mensch und ich freue mich auf das, was kommt. Heute gibt es phänomenale Möglichkeiten für Filmfreunde. Das ist toll.
Aber glauben Sie nicht, dass eine gute Geschichte immer noch eine große Rolle spielen wird im Filmgeschäft, egal, was es auch für technische Innovationen gibt?
Absolut. Eine gute Geschichte wird immer über alles andere triumphieren. Es wird alles zur Seite drängen und die Leute anlocken.
Haben Sie ihre Karriere eigentlich immer genauestens geplant?
Nein. Ich liebe einfach alles, was mit Cinema zu tun hat. Ob es nur das Verfassen eines Screenplays ist, das Produzieren oder das anschließende Schneiden. Ich liebe den ganzen Prozess. Meine Karriere hat mich immer wie ein Dieb in der Nacht überrascht. Das hat sich bis heute nicht verändert.
Hätten Sie jemals gehofft, dass wir mit der Blu-ray-Technologie eine solch gute Bildqualität ins Heimkino holen könnten?
Als ich anfing, da waren Videokassetten noch der große Hit (lacht). Was heute im Home Entertainment auf dem Markt passiert, ist toll und begeistert auch mich ungemein.
Sie haben mal gesagt, dass Sie gerne fiese Typen in Filmen darstellen und auch selbst gerne solche Typen spielen, warum ist das so?
Das hat eine ganz einfache Erklärung. Es fällt mir ungemein leicht. Ich finde es faszinierend, in eine andere Haut zu schlüpfen, die mit meiner eigenen Persönlichkeit herzlich wenig zu tun hat.
In Deutschland vertreten Sie die Filmschule von Werner Fassbinder und Wim Wenders. Wussten sie damals schon, dass sie ein Teil des neuen deutschen Kinos sein würden?
Es gab ein Vakuum im deutschen Kino. Wir waren die erste Generation, die nach der Nazi-Herrschaft dieses Vakuum füllen konnte. Es gab eine neue sehr offene Einstellung dem deutschen Kino gegenüber. Aber mir war es – gelinde gesagt – total egal, ob ich nun Teil einer neuen deutschen Kinobewegung war oder nicht.
Sie haben mit Klaus Kinski und mit Tom Cruise zusammengearbeitet. Gibt es zwischen den beiden Stars eigentlich Parallelen?
Ja, gibt es. Kinski war außergewöhnlich professionell am Set. Und Cruise ist das ebenso. Es erleichtert deine Arbeit als Regisseur ungemein, wenn du mit echten Profis arbeiten darfst. Cruise ist ungemein intensiv. Auch nach zehn Stunden am Set ist er immer noch voller Energie. Kinski hatte dieselbe Intensität.
Sind Sie ein Workaholic?
Nein, überhaupt nicht. Ich arbeite sehr ruhig, sehr gewissenhaft, aber sehr ruhig. Ich brauche meist keine einzige Überstunde am Set und ich habe schon sehr häufig meine Filme unter Budget fertig gemacht.
Wie lange brauchen Sie gewöhnlich, um ein Manuskript zu schreiben?
Ich arbeite normalerweise eine Woche lang an einem Manuskript. Ich arbeite in dieser Woche beständig an dem Manuskript. Selbst dann, wenn Freunde zum Essen vorbeikommen, verschwinde ich in mein Büro und arbeite zwischen den Gängen weiter. Ich kann sehr gut und sehr schnell redigieren. Das hilft ungemein.
Denken Sie jemals über eine mögliche Pensionierung nach?
Ich weiß nicht so recht. Es gibt so viele Projekte, die noch immer an mich herangetragen werden. Ich empfinde so etwas wie eine Pflicht, diese Projekte erst zu Ende zu bringen, bevor ich in Rente gehe. (fs)
16.06.2014 - Kategorie: Interviews
news
KOMMENTARE
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Nur schade, dass der Film "Die Höhle der vergessenen Träume" so unnötig aufgeblasen wurde - eine vergebene Chance...
Danke für das Interview!
Meiner Meinung nach immer noch einer der genial-skurrilsten Momente beim Interview mit Herzog:
http://www.youtube.com/w...lXqc8TQ15w
Klassiker ;)
Meiner Meinung nach immer noch einer der genial-skurrilsten Momente beim Interview mit Herzog:
http://www.youtube.com/w...lXqc8TQ15w
Klassiker ;)
Oha oha: leider kenne ich keinen einzigen Film von Werner Herzog, kenne ihn lediglich als Bösewicht in "Jack Reacher", wo er mir aber durch seine Präsenz und seine superdüstere Stimme extrem gut gefallen hat. Mal schauen, ob ich mich mal etwas weiter über seine Filme informiere und mir mal den einen oder anderen Streifen auch anschaue...
Danke für das schöne Interview mit einem der größten deutschen Regisseure, die noch am Leben sind. Schade eigentlich, dass da zur Zeit nicht mehr allzuviel nachzukommen scheint.
Sehr schönes Interview. Hab schon lange nix mehr von ihm gehört.
Herzog ist immer top. Schade nur, dass in Deutschland keine sehr würdige Edition erscheint. Wenn man sich mal in UK oder gar in den USA umsieht, läuft einem das Wasser aus dem Mund. Die deutsche Sparflammen-Box dagegen kann leider mal wieder nur als Ergänzung dienen...
Wede ich sicher est morgen lesen, ist mir grad zu lang :- )
Zumindest scheint es mehr als ein "Werbeinterview" zu sein. Dafür schon mal DANKE!
Zumindest scheint es mehr als ein "Werbeinterview" zu sein. Dafür schon mal DANKE!
Werner Herzog ist einer von wenigen deutschen Regisseuren, die sich auch im Ausland & hier vor allem in den USA etabliert haben!
Ihre Beitragsmeldung bleibt Anonym.
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