Seit dem 16. Februar ist "Findet Dorie" im deutschen Handel erhältlich und verzückt mit ihrer Vergesslichkeit sowohl das kleinere als auch das größere Publikum in den heimischen Wohnzimmern. Wir hatten die Gelegenheit ein Interview mit Markus Kranzler zu führen, der Teil des Produktions-Teams war.
Hallo Markus, ich hoffe dir geht es gut.
Ja, Danke. In Kalifornien fällt es schwer, sich zu beklagen.
Bei welchen Filmen außer „Findet Dorie“ hast du bereits noch mitgewirkt?
Bei Pixar ist „Findet Dorie“ mein zweiter Film, an dem ich beteiligt war. Der erste war „Arlo & Spot“. Und mittlerweile bin ich natürlich auch schon wieder am nächsten Film, bei dem wir langsam auch schon wieder auf die Zielgerade biegen. ;)
Was war deine Aufgabe bei „Findet Dorie“?
Bei „Findet Dorie“ war ich für die Wolken mitverantwortlich. Das ist vermutlich nicht das Erste, was dem Publikum in den Sinn kommt, wenn sie an einen Film über Meeresbewohner denken. Es zeigt aber, da in unseren Filmen alles am Computer entsteht, an was für Details wir berücksichtigen müssen, um eine Glaubhafte Welt zu erschaffen. Das alles selbstverständlich ohne vom Fokus der Geschichte abzulenken. Man kann sagen, wenn wir unsere Arbeit richtig gemacht haben, fällt dem Publikum kaum auf, was wir alles eingebaut haben, aber empfinden den Film hoffentlich dennoch als visuell ansprechend.
Was muss man sich (unter deiner Arbeit) darunter genau vorstellen?
„Findet Dorie“ ist der zweite Film, bei dem wir dazu übergegangen sind unsere Hintergründe und vor allem die Wolken, ebenfalls in 3D zu erstellen. Davor wurden Himmel und oft auch weit entfernte Landschaften einfach gemalt. [Diese gemalten Hintergründe hießen Matte Paintings, (was noch ein Ausdruck aus der frühen Entstehung des klassischen Films ist) was auch der Name meiner Abteilung war.] Bei dieser neuen Methode haben wir zunächst unterschiedliche Formen und Typen von Wolken (Cumulus, Nimbostratus, Cirrus etc.) modelliert. Diese haben wir dann ähnlich wie bei einem Legobaukasten, für verschieden Sequenzen, ineinander gesteckt um größere Wolkenformationen zu erstellen, so dass es von der Kameraposition gut aussieht. Wir haben natürlich vorher gesagt bekommen, wie in etwa das Wetter sein soll, hatten dann aber meist recht freie Hand, wie genau wir die Wolken platzieren wollten.
Kanntest du die komplette Handlung des Filmes oder nur den Teil für den du zuständig warst?
Hier bei Pixar ist alles recht transparent und jeder kann den Film anschauen und auch Feedback dazu geben, was einem gefällt oder was vielleicht verwirrend ist. Das bedeutet aber auch, dass immer wieder daran gefeilt wird und somit habe ich zwar gleich als ich auf das Projekt kam, eine Version des Films gesehen, aber manche Teile haben sich im Laufe der Zeit drastisch, andere Teile kaum geändert. Die Version, die man jetzt auf Blu-ray kaufen kann, ist aber schon die beste von denen, die ich gesehen habe.
Wie gefällt dir der fertige Film?
Sehr gut. Ich bin wirklich stolz auf unsere Leistung. Vor allem technisch war es eine große Herausforderung, weil wir sehr viele neue Technologien verwendet haben, die jeder erstmal verstehen und lernen musste. Aber wir haben alle Probleme bewältigt und die Hauptsache ist ja sowieso, dass die Geschichte gut ist und dem Publikum gefällt. Ich hoffe, dass nicht nur ich das als gelungen ansehe, ich bin da vielleicht auch nicht ganz unbefangen.
Die Filmakademie Baden Württemberg genießt ja einen sehr guten Ruf. Wie war deine Ausbildung dort oder hast du durch praktischen Erfahrungen mehr gelernt?
Die Filmakademie ist bei der Ausbildung ziemlich außergewöhnlich. Denn tatsächlich ist die Praxis der Hauptbestandteil der Ausbildung. Ich persönlich bin als Technical Director direkt in das Projektstudium eingestiegen und das bedeutet, sobald man am Animationsinstitut ankommt, geht es schon los, sich mit Teams zusammen zu finden und an Kurzfilmen zu arbeiten, die man interessant findet. Zwischendurch hat man immer wieder mehrtägige Workshops von Profis aus Firmen wie Pixar, ILM, Disney etc., die einem Techniken die man in der Umsetzung diese Projekte gebrauchen kann. Daher sind selbst die Unterrichtseinheiten ebenfalls überwiegend praktisch und zusätzlich auch up-to-date. Ich habe zwar auch in den Ferien Praktika gemacht, aber da man auch an der Filmakademie schon an die Teamarbeit gewöhnt ist, waren nur die Projektgröße und die Struktur neuartig. Ich denke auch, dass wegen dieser starken Praxisorientierung die Absolventen der Filmakademie so gerne von den großen Firmen angestellt werden.
Hier ist mein Demoreel, mit dem ich mich damals bei Pixar beworben habe:
Markus Kranzler - Demo Reel 2014 from Markus Kranzler on Vimeo.
Welche Filme gehören privat zu deinen Favoriten?
Das ist natürlich eine gemeine Frage für jemanden, der aus der Filmbranche ist. ;) Selbstverständlich liebe ich Animationsfilme und da gehört zu meinen Favoriten „WALL-E“ (da ich an dem Film selber nicht mitgewirkt habe, klingt es hoffentlich nicht eingebildet einen Pixar Film auf der Liste zu haben) weil die Liebesgeschichte, vor allem sogar komplett ohne Sprache, einfach Herzerweichend ist.
Von den alten Disney Klassikern habe ich ganz besondere Erinnerungen an „Die Schöne und das Biest“ und „Aladdin“, weil es die Ersten waren, an die ich mich im Kino erinnern kann. „Mein Nachbar Totoro“ von Studio Ghibli ist für mich ein Meisterwerk der Phantasie und mit seiner besonderen Erzählweise einfach was anderes zu den westlichen Animationsfilmen. Seit einiger Zeit verfolge ich auch den Werdegang vom japanischen Regisseur Makoto Shinkai, der visuell und erzählerisch einen ganz besonderen Stil hat und vermutlich auch bald in der westlichen Filmwelt bekannt wird.
Unter den nicht animierten Filmen gehören wohl auf meine Liste „Hero“, vor allem von dem philosophischen Aspekt und wie die Farben eingesetzt wurden. Ich habe selber auch viel Kampfkunst betrieben, was vielleicht auch zu der Faszination beigetragen hat. „Hinter dem Horizont“ habe ich auch schon viele Male gesehen und muss gestehen, dass mir jedes Mal mehrfach die Tränen kommen.
„American History X“, da er ein sehr spannendes Thema anspricht und eine etwas andere Perspektive dabei gibt. „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ ist vermutlich mit Abstand der Film, den ich am häufigsten gesehen habe. Mindestens 20 Mal und es ist eine Familientradition, dass wir ihn jedes Jahr zu Weihnachten mindestens einmal schauen. Ich könnte noch viele weitere nennen! Selbst im letzten Jahr habe ich einige Filme gesehen, die mich wahnsinnig begeistert haben. „Hunt for the Wilderpeople“, „Captain Fantastic“ und „Vaiana“ waren da wohl meine Favoriten von 2016.
Vielen Dank für deine Zeit!
Sehr gerne!
(Sascha Hennenberger)
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Seit 16. Februar 2017 im Kaufhandel erhältlich:
Bildrechte: © Disney, © Disney•Pixar, © Markus Kranzler - LinkedIn