Geschrieben: 29 Mai 2013 09:30
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Story: 8/10
Bildqualität: 910
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 7/10
Einleitung:
Bereits zwei Tage nach der Veröffentlichung wurde das Album
IMAGINAERUM der finnischen Symphonic-Metal-Band Nightwish mit
Doppel-Platin ausgezeichnet.
Zusammen mit Regisseur Stobe Harju wurde dieser Film, der als
Ergänzung zum Album zu verstehen ist, inszeniert. Mit einem
Gesamtbudget von 3,7 Millionen Dollar versuchte man hier ein
Denkmal zu setzen. Ein Denkmal für die Jungend, die Kindheit, die
Fantasie und das Leben an sich.
Story:
Der begnadete Musiker Tom Whitman liegt im Sterben. Die letzten
Jahre seines Lebens litt er an schwerer Demenz, was letztendlich
dazu führte, dass er sich von seiner Tochter, zu der er ohnehin
niemals ein sehr gutes Verhältnis hatte, vollends entfremdete. Nun
liegt es an ihr, die Maschinen, die ihren Vater am Leben halten,
abzuschalten.
Während Toms Körper langsam aber sicher ins Jenseits abdriftet,
macht sich sein Geist, in Form seines Jüngeren Ichs, auf einen
Ausflug in die Vergangenheit, wodurch dem Zuschauer nach und nach
aufgezeigt wird, wie und warum alles so kam, wie es gekommen
ist.
Und am Ende steigen einem unweigerlich die Tränen der Freude und
Trauer in die Augen. Ein emotionales Meisterwerk, das man nicht
einfach nur ansieht, sondern richtiggehend erlebt.
Wer jetzt erwartet, ein anderhalbstündiges Musikvideo geboten zu
bekommen, der wird etwas enttäuscht sein. Zwar gibt Nightwish
gerade in der zweiten Hälfte des Films zahlreiche Songs zum Besten,
aber die Geschichte des jungen Toms auf seiner Reise durch sein
inneres Ich dominiert die Handlung.
Beinahe der gesamte Film ist mit den herrlichen orchestralen
Musikstücken der Band unterlegt, aber man kann bei IMAGINAERUM
dennoch nicht von einem Musikfilm reden.
Überhaupt ist der Film nur schwer in eine Kategorie
einzuordnen.
Am ehesten könnte man hier von einer Mischung aus Drama und Fantasy
sprechen, wobei auch durchaus Elemente des Gruselfilms und der
Komödie zu finden sind.
Die Mischung ist jedenfalls gelungen, und auch wenn die Story nicht
wirklich nachvollziehbar ist, ist der Film ein wundervolles Stück
Kino, das mit traumhaft-düsteren Bildern und einem mitreißenden
Soundtrack zu begeistern versteht.
Die Darsteller geraten in diesem Strudel aus Musik und Bildern da
ein wenig in den Hintergrund, wodurch eine – mit regulären
Maßstäben gemessene – Bewertung der schauspielerischen Leistung
fast unmöglich ist.
Quinn Lord, der den 10 jährigen Tom und damit die größte Rolle des
Films spielt, konnte bereits Erfahrungen in Filmen wie Das Kabinett
des Doktor Parnassus sammeln, der zwar nicht inhaltlich, aber
inszenatorisch ein wenig an diesen Titel erinnert. Seine
Darstellung von Trauer, Freude und Angst ist so überzeugend, dass
man förmlich mitgerissen wird.
Wenn überhaupt, dann kann man hier schon fast von übertriebener
Theatralik bei sämtlichen Darstellern sprechen, was von den
zahlreichen Zeitlupenaufnahmen noch unterstrichen wird. Aber wer
würde so etwas bei einem solchen Film kritisieren wollen?
Bild:
- Bildformat: 2.39:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p/24
Auflösung
- Hervorragende Detailschärfe
- Unnatürliche, aber passende Farbgebung
- Keinerlei Fehler oder Störungen feststellbar
Solange die Handlung sich in der Realität abspielt ist das Bild gut
bis sehr gut, präsentiert sich in natürlichen, düster-warmen Farben
und verfügt über eine gute Detailschärfe.
Sobald die Handlung in die Traumwelt verlagert wird, was den
Großteil der Handlung ausmacht, dominieren kalte Blautöne, wobei es
immer einen warmen Fixpunkt gibt, zu dem der Zuschauer sich ebenso
hingezogen fühlt wie der Protagonist.
Das Bild hat satte, strahlende Farben, eine absolut hervorragende
Detailfülle, keinerlei bemerkbare Fehler und einen ganz
vorzüglichen Schwarzwert. Dieser ist oft vorherrschend und gibt nur
dann Details preis, wenn diese von Bedeutung sind.
Wenn es hier zu Unschärfen kommt, dann nur, weil die Handlung es so
vorsieht.
Traumhaft!
Ton:
- Deutsch DTS-HDM 7.1
- Englisch DTS-HDM 7.1
- Referenzverdächtige Musikeinlagen
- Hervorragender, permanenter Raumklang
- Erstklassige Signalortung
Wie bei einem solchen Titel zu erwarten war, handelt es sich
tontechnisch um eine echte Offenbarung. Satte Bässe, wundervolle
Klänge, hervorragende Signalortung. Da fliegt ein Doppeldecker
dröhnend durch das Heimkino, der Wind weht einem um die Ohren, und
alles wird von so genialer Musik unterstrichen, dass so mancher
Blockbuster sich eine dicke Scheibe abschneiden könnte.
Der Ton kommt in vielen Szenen mit einer solchen Wucht aus
sämtlichen Lautsprechern, dass es einem schier die Sprache
verschlägt.
Apropos Sprache: Hier zeigt sich leider das einzige Manko des
ansonsten Referenzwürdigen Tons – denn die Dialoge werden allzu
häufig von der wundervollen Musik überlagert und sind dann nur
schwer verständlich.
Extras:
- Making of (44:32 Minuten)
- Bildergalerie
- Musikvideo
- Kinotrailer
Das einzig wirklich erwähnenswerte Extra ist der knapp
dreiviertelstündige Making-of, das einen interessanten Blick hinter
die Kulissen erlaubt.
Informativ, interessant, kurzweilig und vor allem untertitelt,
stellt dieses Feature einen echten Mehrwert dar.
Dazu kommt der Film noch in einem wundervollen Steelbook mit
abziehbarem FSK-Sticker daher, das dem Titel optisch absolut
gerecht wird und richtig edel wirkt.
Ein Musikvideo von Nightwish und eine Bildergalerie runden das
Paket ab. Da gibt es nicht viel zu meckern.
Fazit:
Rein technisch ist die Disk fast schon referenzverdächtig. Bild und
Ton bewegen sich ganz oben im möglichen Spektrum, und es fehlt
nicht viel zur Höchstnote. Lediglich unverständliche Dialoge, die
von der traumhaften Musik überlagert werden sorgen für einen
Punktabzug.
Der Film selbst ist eine Mischung aus überlangem Musikvideo und
verworrener Traumstory – ein wundervolles, traumhaftes Stück
Fantasy das bewegt und berührt.
Ganz nachvollziehbar ist die Geschichte vielleicht nicht, aber
interessant ist sie allemal. Und wenn man ehrlich ist, geht es in
diesem Film auch weniger um die Geschichte, als vielmehr um das
Erleben. (ms)