Entschuldigt bitte, dass ich diesen Thread noch einmal hervorkrame.
Aus aktuellem Anlass möchte ich jedoch noch einen Kommentar zum
Film abgeben.
Eigentlich war ich der Meinung, ich hätte hier nach meinem
Kinobesuch Anfang 2015 eine (sehr positive) Bewertung hinterlassen.
Offensichtlich habe ich mich getäuscht. Jedenfalls hatte ich den
Film als sehr gelungen in Erinnerung, was sich in 8,5-9 Punkte
übersetzen lässt.
Nun habe ich aber während meines Urlaubs endlich das Buch gelesen.
Es hat mich total gefesselt und super unterhalten. Gleichzeitig
regte sich dadurch die Lust in mir, wieder einmal den Film zu
sehen. Zumal ich auch nicht mehr recht wusste, welche oder ob alle
Ereignisse aus dem Buch auch im Film vorkamen. Also: gesagt,
getan!
Nachdem ich wieder zuhause war, habe ich am Sonntag Abend die -
Achtung, Frevel - Filmarena
The Martian Edition geöffnet
und mir die 3D-Fassung zu Gemüte geführt (wie damals im Kino,
diesmal allerdings in der OV). Vielleicht hätte ich das lieber
lassen sollen, sowohl was das Öffnen der FAC anbelangt als auch die
zweite Sichtung nach der Lektüre des Buches. Für mich verliert der
Film nämlich den Vergleich mit dem Buch deutlich. Das liegt v.a. an
der überheblichen Lässigkeit, die im Film vorherrscht.
Wenn man sich die Meinungen hier im Thread durchliest, war dies
scheinbar auch für den Großteil der Nutzer der bedeutendste Faktor,
an dem sich dann die Geister schieden. Sicher, auch der Buch-Watney
macht Späße und bringt eine gehörige Portion Galgenhumor mit.
Dennoch hat die Buchvorlage einen insgesamt sehr viel ernsteren,
bedrohlicheren Ton und hinterlässt nicht den Eindruck, dass es sich
bei der schiefgelaufenen Ares III Mars-Expedition um einen
Campingtrip im Wald fünf Kilometer hinter der Stadtgrenze handelt,
bei dem ein Zelt undicht geworden ist.
Ich kann auch nicht verstehen, warum die zwei Spannungsmomente am
Ende der Rover-Reise über den Mars aus dem Buch im Film
geflissentlich ignoriert wurden. Zumindest einer hätte sich
filmisch wunderbar umsetzen lassen und die Dramatik nochmals
deutlich steigern können, bzw. ein ernsthaftes "Gefährdungsmoment"
im Film überhaupt erst entstehen lassen - wohlgemerkt bei ziemlich
fortgeschrittener Laufzeit! Weiterhin, auch wenn dies letztlich
egal ist: Warum ändert man die Ausgangslage so willkürlich? Im Buch
geschieht das Unglück an Sol 6, im Film an Sol 18, wodurch sich
natürlich auch alle anderen Ereignisse nach hinten
verschieben.
Hätte ich das Buch vor der Erstsichtung des Films gelesen, wäre ich
womöglich sehr enttäuscht aus dem Kino gekommen. Meine Bewertung
reduziere ich deshalb "nur" auf
7/10 Punkte. Darin
enthalten ist jedoch ein Bonuspunkt für die wirklich hübschen
3D-Effekte, die im Heimkino nochmals besser rüberkommen.
Trotz allem bleibt
The Martian ein unterhaltsamer Film,
der aber nicht die Spannung des Buches zu vermitteln schafft, weil
er m.E. zu sehr in Richtung Komödie abdriftet.
Joh
P.s.: Frage an die Leser des Buchs in Originalfassung:
SPOILER! Inhalt
einblenden
Stimmt es eigentlich, dass sich das Buch-Ende
der Originalfassung von dem der Übersetzung unterscheidet? Ich
meine gelesen zu haben, dass das Filmende in der amerikanischen
Buchvorlage zumindest angedeutet wird, wohingegen in der
Übersetzung einfach Schluss ist, nachdem Watney an Board der Hermes
und damit gerettet ist. Finde die Seite nicht mehr, wo ich dies
gelesen haben... Gibt es noch weitere Unterschiede zwischen der
englischen Originalfassung und der deutschen Ausgabe?