Da ist er nun, der finale Abschluss der wohl bedeutendsten
Zombiesaga der letzten Jahre. Nach etlichen gut-bis-bahnbrechenden
Teilen läuft Paul W.S. Anderson wieder zur Höchstform auf (nicht zu
verwechseln mit Paul T. Anderson, der macht immer diese
langweiligen Dramen). Er schafft es sämtliche Story-Fäden zu einem
logischen und würdigen Ende zu verknüpfen. So gelingt es Anderson
auf elegante Art & Weise alte Bekannte aus dem Nichts
auftauchen zu lassen, führt wichtige Story-Arcs würdevoll zu Ende
(Weskers Bedeutung erfährt im Finale ihren langersehnten Höhepunkt)
und vergisst bei all dem Spektakel nicht immer noch einen fluffigen
One-Liner einzubauen um die schweißtreibende Zombiehatz
aufzulockern. Das fertige Gesamtbild erschließt sich erst ganz zum
Schluss, zollt damit vor allem den Anfängen der Reihe Tribut und
hinterlässt in nur einer Hinsicht einen negativen Beigeschmack:
Weil es leider schon vorbei ist. Diese Wiederkehr zu den Anfängen
hat etwas von einem Kreis, der sich schließt, dem Kreis des Lebens
vielleich. Dabei ist es besonders hilfreich, dass nicht auf einen
innovativen Storytwist zurückgegriffen wird, sondern der Zuschauer
sich schon im Verlaufe der Geschichte drauf einstellt, sodass keine
bösen Überraschungen entstehen können. Vieles was fragmentarisch
anmutete, ergibt nun ein ganzes Bild.
Apropos Bild: Die Action ist dermaßen rasant geschnitten, sodass
Verschnaufpausen auch wirklich ihren Namen alle Ehre machen. Wo
andere Franchises den Zuschauer zumindest noch ein Fünkchen
Übersichtlichkeit lassen, macht Anderson keine Gefangenen und zeigt
sich konsequent. Die Action ist ja schon kaum zu fassen (ein wilder
Bastard aus
Matrix,
Jason Bourne,
Blade
und
Speed Racer), aber als wenn das noch nicht genug wäre,
gibt es noch eine „dynamische“ Kameraführung obendrauf. So richtig
abgefahren wird es aber erst wenn der Film-Editor anfängt
mitzumischen und die Shaky-Cam Einstellungen im Sekundentakt
stakkato-artig durcheinanderwechseln. Das ergibt auch referenziell
Sinn, ist die Übersicht in der Videospiel-Vorlage auch nicht immer
optimal gewesen. Durch die Inszenierung wird auch die letztendliche
Absicht des Stils erst offenbart: Ein Massaker, welches sowohl
inhaltlich als auch visuell stattfindet, konzeptionelle Reinheit in
Bild und Form sozusagen. So „meta“ war selbst Romero nie.
Die Welt um die Hauptfigur herum wirkt so unnatürlich, sodass
Szenenbild, CGI-Hintergründe, Colorgrading und Mimik der Hauptfigur
eine nahezu perfekte Einheit bilden. Narrative Welt und Charaktere
bilden hier eine Symbiose, alles wirkt homogen. Milla Jovovich wird
ab sofort mit Größen wie Lt. Ellen Ripley, Sarah Connor und
Imperator Furiosa in einem Atemzug genannt werden. Es ist ihr nur
wenig variiertes Schauspiel, welches sie über den Rest hebt. Eine
Vollblut-Heldin, welche sich nicht mit Emotionen aufhält, dafür
einfach nur Ärsche tritt und ein paar Dutzend grimmige
Gesichtsausdrücken bereithält. Es sollten wirklich mehr Models eine
Filmkarriere anstreben. Wir lernten Alice einst als verwirrte
Kampfamazone kennen, beobachteten wie sie sich zu einer
selbstsicheren Kampfamazone entwickelte um schlussendlich zur
ultimativen Kampfamazone zu werden. Mehr Charakterzeichnung wäre
fehl am Platz und würde nur von ihrer Badassness ablenken.
Die blanke Ideenwut, welche uns Anderson hier entgegenschleudert
kann an einem Beispiel veranschaulicht werden: Alice‘ Schrotflinte!
Denn was ist geiler als eine doppelläufige Schrottflinte? Richtig,
eine Schrotflinte mit 3(!!) Läufen! Nicht auszumalen welche
Einfälle er noch für etwaige Fortsetzungen in der Hinterhand hat
(etwa eine schrotflinten-artige Gatling?).
Das was
The Final Chapter fehlt ist nur eins… mehr von
allem! Mehr Action, mehr SloMo-Einsatz, mehr Jumpscares , mehr
cool-dreinblickende Sidekicks, mehr Referenzen an die eigene
ideenreiche Geschichte, mehr Apokalypse usw.. Denn wenn eine
Over-the-Top-Actionszene auf die nächste folgt, so haben auch
irgendwann die Abnutzungserscheinungen Abnutzungserscheinungen.
Ergibt das überhaupt Sinn? Ist auch ganz egal, nach 2 Stunden
ultimativer Dystopie-Erfahrung ergibt alles und gar nix mehr einen
Sinn. Denn am Ende steht allein das Wort der Red Queen.
ALL HAIL PAUL W.S. ANDERSON (nicht zu verwechseln mit Wes Anderson,
der macht immer diese unlustigen Comedies)! Hoffentlich lässt das
Reboot nicht so lange auf sich warten. Als mögliche Settings würden
sich zerstörte Großstädte, zerstörte Kleinstädte, zerstörte
Vororte, zerstörte Natur, der Weltraum oder Silent Hill anbieten.
Am besten auch gleich als Crossover mit irgendeinem Adam Sandler
Film, gerne auch mit Genderswap. Filme können so aufregend
sein.
(9/10)