Mit
Annie Hall (Der
Stadtneurotiker) landete Woody Allen im Jahr
1977 einen Volltreffer und heimste für die komische Tragödie den
Oscar unter anderem in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“
und „Bestes Drehbuch“ ein. Bis 1980 entstanden auf diesem Fundament
zwei weitere Genreverwandte (
Manhattan sowie
Stardust Memories) und bilden die bekannte New
York-Trilogie. Nachdem vor wenigen Wochen bereits der
Stadtneurotiker auf Blu-ray
veröffentlicht wurde, erscheint nun mit
Manhattan
der zweite große Hit Allens restauriert in HD.
Story
Isaac Davis besitzt so etwas wie eine magische Anziehungskraft für
Probleme aller Art. Seine beiden Ehen gingen in die Brüche, seine
letzte Frau wurde dank ihm lesbisch, sodass sein Sohn nun ohne
männliche Bezugsperson aufwachsen muss. Seine aktuelle Beziehung
mit einer 17jährigen Schülerin ist nicht nur aufgrund des
Altersunterschiedes behaftet mit Zweifel und Schwierigkeiten, den
Unterhalt verdient er sich als Gagschreiber für TV-Produktionen.
Ein weiterer Umstand, der ihm selber äußerst missfällt und den
neurotischen und pessimistischen Isaac recht griesgrämig in die
Zukunft blicken lässt. Inmitten von Manhattan, wo die obere
Mittelschicht ihren Karrieren und Liebschaften nachgeht, versucht
er irgendwo einen Platz für sich zu finden. Als jedoch die
Journalistin Mary in sein Leben tritt, geraten seine ungeordneten
Bahnen noch weiter durcheinander.
Der Handlungsort New York ist beinahe untrennbar mit Woddy Allen
und seinen Filmen verbunden – alleine der Titel
Manhattan lässt keinen Zweifel aufkommen, dass
sich in diesem Werk alles um die Stadt selber und deren Bewohner
dreht. So wird zu Beginn der „Big Apple“ in schönster Großaufnahme
präsentiert, alle wichtigen Gebäude, die Skyline, der Central Park
oder auch die beliebte Brooklyn Bridge und die begehrten
Einkaufsstraßen werden Schauplatz von Beziehungsdramen und der
Erfassung und Erörterung diverser Probleme der „Inselbewohner“.
Ständig im Hintergrund der unbändige Trubel der Stadt, die wirklich
niemals schläft. Die Gehsteige durchwegs mit Menschen gefüllt, die
sich nur vereinzelt an Ampelschaltungen halten und wild über die
Straße vorbei an den Auto-Karawanen laufen. Selbst des Nachts
durchdringt Straßenlärm und Polizeisirenen jedes Gebäude.
Wie schon zuvor
Annie
Hall ist auch
Manhattan eine
recht eindeutige Liebeserklärung an die New York, unter anderem
auch an Allens Satz während einem Gespräch mit Mary erkennbar: „Das
ist wirklich eine tolle Stadt. Ganz gleich, was die Leute sagen.
Sie ist einfach ein….ein Hammer“. Dank wunderschöner
Weitwinkelaufnahmen hinweg über die Wolkenkratzer bei Nacht – im
Vordergrund die aufgrund der Lampen grazil wirkende Brooklyn Bridge
– fängt der Film eine ganz besondere Stimmung ein. Und genau
zwischen den Gebäuden, in den Häuserschluchten spielen sich die
Dramen der einzelnen Bewohner ab. Die Dialoge sind nicht nur
gespickt mit vielen Andeutungen und zweideutigen Bemerkungen (so
werden Tauben zum Beispiel mit Katholiken vergleichen), die Art der
Unterhaltung behält auch während emotioneller Momente fortwährend
ein gewisses Niveau, welches niemals unterschritten wird. Gerade
das Spiel mit den Worten und der Mimik, die Komik und Tragik
zugleich verbunden mit absolut realistischen Dialogen, die eins zu
eins aus dem Leben stammen können, verleihen
Manhattan genau diesen besonderen Touch, der schon
in
Annie
Hall faszinierte und das Publikum
fesselte.
Isaacs Zukunftsängste sind zwar nicht ganz so stark ausgeprägt wie
beim Vorgänger, aber es wird doch recht deutlich, dass er mit
seinen etwa 40 Jahren unweigerlich vor der Frage steht, was er vom
Leben noch zu erwarten hat, nachdem zwei Ehen gescheitert sind. Ist
eine Beziehung zu einer 17 Jährigen hier wirklich der Weisheit
letzter Schluss oder doch eher nur ein Notbehelf, um der Einsamkeit
zu entgehen? Insgesamt genau wie der Vorgänger ein exzellenter
Genremix aus Komik, Tragik und Romantik.
Bildqualität
-
MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 2,35:1 –
16:9
-
natürliche Kornstruktur – Intensität reicht von leicht bis
mittelstark
-
exzellenter Schwarzwert
-
absolut keine digitalen Effekte (Nachschärfen, DNR, etc…)
sichtbar
-
natürlicher Schärfegrad (während wenigen Einstellungen schwankt
diese leicht)
-
Durchzeichnung vor allem während Close-Ups auf hohem Niveau,
Panoramashots von New York etwas weicher gezeichnet
-
stellenweise ein wenig zu dunkel gehalten
Der Transfer ist hervorragend gelungen – auch in Anbetracht des
Alters. Der Schwarzwert ist wunderbar, das natürliche Korn passt
perfekt in das schwarz-weiß gehaltene Bild und ist der Atmosphäre
extrem dienlich. Die Natürlichkeit des Bildes ist ganz klar dessen
Stärke, ebenso hervorzuheben ist die Tatsache, dass so gut wie
keine Verschmutzungen (Kratzer, Flecken) zu sehen sind.
Tonqualität
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Deutsch dts 2.0, Englisch dts-HD MA 2.0
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deutsche Spur leider ziemlich dumpf
-
Musikeinlagen mit höherer Lautstärke teils etwas
schrill
-
O-Ton deutlich klarer und weist mehr Umgebungsgeräusche auf,
viele einzelne Details besser hörbar
-
Bühne der Synchronisation merklich schmaler
Wie bei
Annie
Hall ist auch in
Manhattan die
englische Originalspur mit Abstand besser geraten. Die so wichtigen
Dialoge sind nicht nur klarer zuzüglich einem satteren Volumen, die
typisch städtischen Umgebungsgeräusche werden auch besser und
lauter abgebildet. So erreicht der hiesige Track wieder einmal nur
Mittelmaß.
Ausstattung
Bis auf den Trailer sind leider keine Extras vorhanden. (analog zu
Annie
Hall)
Es ist schlicht und ergreifend toll, wie viele feine Details die
Blu-ray freigibt. Das Bild ist wirklich sehr gut geraten und sogar
noch ein kleines Stück über dem Stadtneurotiker anzusiedeln. Hier
punktet vor allem die Natürlichkeit des Transfers. Beim Ton sind
die Neuigkeiten leider nicht ganz so gut – hier muss das deutsche
Publikum doch deutliche Abstriche machen. Auch in Sachen Extras
gibt es keine gute Nachricht, denn lediglich der Kinotrailer ist
doch eine magere Ausbeute.
Manhattan ist nicht nur
ein besonderer Film, er ist ein kleines Meisterwerk mitten aus dem
Leben. Die Dialoge sind stets authentisch, die Pointen passen
perfekt und Woody Allen als Hauptdarsteller neben New York und
Diane Keaton macht wiederrum einen ausgezeichneten Job. Hier dürfen
Filmfans in jedem Fall zugreifen und – falls noch nicht vorhanden –
Annie
Hall am besten ebenfalls gleich
mitnehmen.
Story 10/10
Bild 8/10
Ton 5/10
Extras 1/10
Overall 7/10
Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: Pioneer SCLX75
Boxen: 8.2 System Braun M15 & RM5 ,
Teufel Dipol M550, Teufel M620 FCR,
Teufel M 5500 SW
HTPC