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Eraserhead

Gestartet: 30 März 2012 10:51 - 4 Antworten


Veröffentlichung:
16.03.2012
Laufzeit:
89 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 30 März 2012 10:51

Kuro77

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Eraserhead Blu-ray Review


Wenn es im Filmgeschäft einen unkonventionellen Regisseur gibt, dann ist es ohne Zweifel David Lynch. Seit Jahrzehnten beweist er mit nahezu jedem Film, dass er mit dem Mainstream nichts gemein hat. Sein einziger Versuch, im großen Hollywood Fuß zu fassen, ist mit Dune – Der Wüstenplanet folgerichtig grandios gescheitert. Dass Lynchs Name dennoch fast jedem Filmfan ein Begriff ist, liegt nicht zuletzt an seiner Kultserie Twin Peaks, der Großmutter aller Mysteryserien, und natürlich an Blue Velvet. In beiden Fällen greift Lynch auf seine unverwechselbaren Trademarks zurück, die Geschichte selbst bleibt dabei aber immer nachvollziehbar. Was man von seinem Debütfilm Eraserhead aus dem Jahr 1976 nicht behaupten kann.


Story:

Eines Tages erhält Henry Spencer von seiner Nachbarin die Nachricht, dass ihn seine Exfreundin Mary bei ihren Eltern zum Abendessen einlädt. Obwohl er von Mary schon monatelang nichts mehr gehört hat, nimmt er die Einladung an. Neben mit den Flügeln zappelnden Grillhähnchen bekommt er noch eine überraschende Nachricht aufgetischt. Mary hat in der Zwischenzeit ein Kind zur Welt gebracht, bei dem die Vermutung naheliegt, dass Henry der Vater sein könnte. Von nun an teilt sich Henry seine winzige Wohnung mit Mary und seinem Nachwuchs, dessen Ähnlichkeit mit den Eltern allerdings zu wünschen übrig lässt.

Soweit das Grundgerüst einer Story, die eigentlich jeder Beschreibung spottet. Wer bei einem Film eine nachvollziehbare Handlung erwartet, die einigermaßen den Grundsätzen menschlicher Logik folgt, sollte es lieber mit einem anderen Werk versuchen. Eraserhead folgt anderen Gesetzen. Am ehesten nähert man sich an Lynchs Debüt, indem man ihn aus der Perspektive des Surrealismus betrachtet. Der Surrealismus, wie ihn zum Beispiel ein Salvador Dali geprägt hat, setzt Dinge in einen Zusammenhang, die eigentlich nichts miteinander gemein haben. Die Motivation der Künstler, die dahinter steckt, ist sicherlich in gewisser Weise eingefahrene Denkmuster aufzubrechen und die Welt aus einer völlig anderen Perspektive wahrzunehmen.

Eine Interpretation dieser fremden Welt ist dabei nur bedingt möglich. Wenn überhaupt ist sie vielleicht nur aus der individuellen Biografie des Künstlers selbst zu entschlüsseln. So ist die Frage letztlich müßig, warum Dalis Elefanten auf dürren Insektenbeinen herumlaufen. Genauso ist es müßig zu fragen, was die aufgedunsene Dame hinter Henrys Heizung zu bedeuten hat. Genauso wie sich Henry in diese Traumwelt flüchtet, ist diese skurrile Dame vielleicht auch David Lynch irgendwann einmal in einem Traum erschienen. Jeder Versuch eine allgemeingültige Interpretation des Films zu liefern ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Dadurch verlieren sich allerdings auch die Absurditäten, mit denen Lynch sein Publikum konfrontiert, in einer gewissen Beliebigkeit. Was vielleicht als einziges deutlich wird, ist die Tatsache, dass die Grenzen der geistigen Gesundheit von Zeit zu Zeit genauso zerfließen wie Dalis Uhren.

Lynch sagt selbst, dass noch keine Deutung des Films seiner eigenen Interpretation entsprochen hat. Daher wird dieses Review auch gar nicht erst den Versuch unternehmen, diesen gordischen Knoten zu lösen. Fast genauso interessant wie der Film selbst ist sein Entstehungsprozess. Fünf Jahre arbeitete Lynch mit einem kleinen Team an der Verwirklichung seines Debüts. Die Dreharbeiten wurden immer wieder durch Geldmangel monatelang unterbrochen. Parallel zum Dreh musste der Regisseur Zeitungen austragen, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Die Innenaufnahmen entstanden auf dem Gelände des American Film Institute. Lynch selbst hielt es nur ein Jahr als Student am AFI aus. Danach quartierte er sich in einen unbenutzten Bereich des riesigen Anwesens ein und bastelte mit immenser Akribie an der Fertigstellung seines Werks. Trotz der kryptischen Story ist ihm ohne Zweifel ein Film gewordener Alptraum gelungen, der teils fasziniert, teils abstößt, aber nur die Wenigsten gleichgültig zurücklässt.


Bildqualität:
  • Videocodec: MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung 1080p

  • Schwarzweißfilm

  • keine guten Kontrastwerte

  • mittelmäßige Schärfe

  • Schwarzwert verschluckt Details

  • teilweise deutliches Rauschen

  • in der Anfangssequenz legt sich ein helles Flackern über das Bild

  • darüber hinaus sauberer Transfer ohne erkennbare Verschmutzungen des Bildmasters

Obwohl das HD-Master im Vorfeld der Blu-ray Produktion vom Regisseur abgesegnet wurde, offenbaren sich doch einige Mängel, die zum großen Teil mit dem Alter des Films und dem damals verwendeten Filmmaterial zu erklären sind. Ein lupenreines HD-Erlebnis ist hier also nicht zu erwarten. Das wäre hier aber auch fehl am Platz. Die verschiedenen Unzulänglichkeiten korrespondieren hervorragend mit der alptraumhaften Grundstimmung des Films.


Tonqualität:
  • Englisch Linear PCM 2.0 mit deutschen Untertiteln

  • formatbedingt keine Räumlichkeit

  • die wenigen Dialoge sind gut zu verstehen

  • kein differenziertes Stereopanorama

  • teilweise Hintergrundrauschen

  • gute Dynamik

Der Film beinhaltet nur sehr wenige Dialoge, wodurch das Fehlen einer deutschen Synchronisation nicht allzu stark ins Gewicht fällt. Neben seinen alptraumhaften Bildern bezieht der Film einen wesentlichen Teil seiner Faszination aus der verstörenden Klangkulisse, die von der Tonspur angemessen transportiert wird. Auch hier sind allerdings qualitative Abstriche in Kauf zu nehmen.


Ausstattung:
  • Stories – Dokumentation (SD, ca. 85 Minuten)

  • Trailer (HD)

David Lynch erzählt höchstpersönlich in knapp anderthalb Stunden „Stories“ und Anekdoten über die Entstehung seines Debütfilms. Dabei beschreibt er zwar äußerst detailliert die Umstände der Produktion und würdigt alle Beteiligten. Eine Interpretationshilfe liefert er wie zu erwarten war nicht.


Fazit:

Aus technischer Sicht wird es die vorliegende Blu-ray sicher nicht in irgendwelche Bestenlisten schaffen. Der Bildtransfer wurde zwar von Lynch abgesegnet, unterliegt aber sichtbar den Beschränkungen seiner Entstehung. Trotz einiger Mängel passen aber sowohl das Bild, als auch der Ton gut zum verstörenden Charakter des Films. Interessierte sollten sich die Dokumentation mit dem Regisseur nicht entgehen lassen. Hier wird in vielerlei Hinsicht deutlich, dass Lynch kein „normaler“ Regisseur ist.

Eraserhead ist Surrealismus in bewegten Bildern. Ein verstörender Alptraum, der sich einer allgemeingültigen Interpretation entzieht. Eine Story im herkömmlichen Sinn existiert nur als ausgefranster roter Faden. Bereits mit seinem Debüt zeichnet David Lynch damit seinen weiteren Werdegang vor. Schon hier zeigen sich Motive, die auch in späteren Werken immer wieder zum Vorschein kommen. Der fließende Übergang zwischen Traum und Realität ist ein Schwerpunkt, der den Zuschauer oft zwar ratlos und schockiert, aber durchaus auch fasziniert zurück lässt. Wer wissen möchte, was Filme weitab der ausgetretenen Pfade des Mainstream bieten können, sollte sich Eraserhead nicht entgehen lassen.


Kurzbewertungen:

Story: 8/10
Bild: 6/10
Ton: 5/10
Extras: 5/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Eraserhead Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)
#2
Geschrieben: 30 März 2012 12:08

Cineast aka Filmnerd

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Cineast aka Filmnerd is a GHOST AGAIN !

Endlich eine Rezension zu einem der Klassiker des Midnight Kinos und zu einem der besten Filme überhaupt - Dafür Dank an Kuro77.

Dabei ist festzustellen, dass sich Eraserhead tatsächlich jedweder exakten Interpretation versperrt, was gerade den Reiz dieses Werkes ausmacht.

Wie vielfach bei Lynch anzutreffen, jedoch hier auf die Spitze getrieben, geht es weniger um den tatsächlichen Inhalt des Filmes sondern dessen Wirkung auf den Betrachter.

Diese Wirkung, die ebenfalls nur schwerlich in Worte transportiert werden kann, ist dass, was den Film eigentlich ausmacht.

Das Grauen lauert hier in den Bildern selbst und der grandiosen Geräuschkulisse. Beides umfängt den Betrachter, verstört, beunruhigt - man will aus- und den Film abbrechen - allerdings gelingt dies nicht, da man gleichzeitig in diese eigene kleine Welt hineingezogen wird und sich faszioniert und gleichzeitig angeekelt einfach nicht abwenden kann.

Ein filmisches Meisterwerk. Kompromisslos, einzigartig, mastabsetzend - man ist geneigt zu sagen: Eben ein typischer Lynch ! und selbst dies wird dem WErk nicht völlig gerecht, da es sogar über das sonst für Lynch typische hinausgeht.

Gleichwohl hat es Georg Seeßlen auf den Punkt gebracht, indem er ausführte:

„David-Lynch-Fans erkennen in diesem Film, der ein Bindeglied zwischen seinen noch als sehr ‚experimentell‘ empfundenen Kurzfilmen und seinen großen Produktionen ist, so etwas wie einen Katalog aller jener Motive, Bilder und Obsessionen, die in seinen späteren Arbeiten immer wieder auftauchen werden.“

Lynch ist, und das wird in diesem Film besonders deutlich, kein Filmschaffender im eigentlichen Sinne. Er ist vielmehr bildender Künstler, der sein Werk auf Zelluloid bannt.

Insoweit tun sich Schnittmengen mit den Surrealisten und deren bildhaften und filmischen Schaffen - aber auch mit den verstörenden Werken eines Hieronimus Bosch auf.

Schaut diesen Film - und er wird Euch verstören - er wir Euch anwidern - Ihr werdet ihn nicht mögen ---- und gerade deshalb fanatisch von ihm angezeugen werden, Ihn immer wieder sehen wollen - dem Lynch-Mythos verfallen, so wie ich :-).

Letztlich gilt - man muss sich einfach auf das Dargebotene einlassen ! Aber das sollte wohl für Filme jedes Genres gelten :-)
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#3
Geschrieben: 30 März 2012 21:01

Mansinthe

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super review und ich mag lynchs filme eh :) muss gestehen diesen noch nicht gesehen zu haben. mullholland drive fand ich bisher am besten von ihm :) werde mir diesen auch noch holen
I know only one thing. When I sleep, I know no fear, no trouble, no bliss. Blessing on him who invented sleep. The common coin that purchases all things, the balance that levels shepherd and king, fool and wise man. There is only one bad thing about sound sleep. They say it closely resembles death. - Andrei Tarkovsky, Solaris
#4
Geschrieben: 10 Apr 2012 01:29

VincentVinyl

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Bin seit Lost Highway Lynch Fan und mag auch Mulholland Drive oder Straight Story, den ich gern mal auf Blu-ray sähe, sehr gerne. Blue Velvet ist natürlich eh ein Klassiker. Eraserhead wird definitiv auch noch in meine Sammlung wandern. Danke fürs Review also, zumindest sind meine Erwartungen an die Technik nun gedämpft :-).
#5
Geschrieben: 20 Apr 2012 18:51

wolff

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Zitat:
Zitat von VincentVinyl
Straight Story, den ich gern mal auf Blu-ray sähe

http://www.blu-ray.com/movies/The-Straight-Story-Blu-ray/42502/ :thumb:


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