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Children of Men

Gestartet: 15 Feb 2012 11:57 - 18 Antworten


Veröffentlichung:
06.08.2009
Laufzeit:
109 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 15 Feb 2012 11:57

Breiti

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Wieder mal ein älteres Review dem ich hier eine neue Chance geben möchte. Wer den Film noch nicht kennt, solllte dem Endzeitdrama unbedingt eine Chance geben; gute Story, klasse Darsteller und eine teilwese atemberaubend gute Fotografie.

Children of Men


Im Jahr 2006 gab es gleich drei Filme, die in Europa für Furore sorgten und deren Ruf sich bis nach Hollywood herumsprach: Das Leben der Anderen, Pan’s Labyrinth und der fantastisch fotografierte Children of Men von Regisseur Alfonso Cuaron (Harry Potter 3 , Great Expectations). Der mit knappen Budget realisierte Children of Men weist eine erstklassige Besetzung auf und dazu eine Cinematografie, die angesichts der Geldmittel von rund 50 Mio $ kaum möglich erscheint – so einfallsreich, innovativ und beeindruckend ist die Verfilmung von P.D. James’ (Cameo Auftritt im Film) Erzählung von Cuaron und seinem Kameramann Emmanuel Lubetzki in Szene gesetzt. Obwohl er die Auszeichnung als bester Ausländischer Film nicht gewann, verstärkte schon die Nominierung für den Oscar die Mundpropaganda für die düstere Zukunftsvision und ließ dem bis dato nur in Filmkreisen als Geheimtipp geltenden Werk größere Beachtung zuteil werden. Nun hat Children of Men endlich auch den Weg auf eine deutsche Blu-ray gefunden – nachdem es ihn wegen des Formatsstreits und der Ausrichtung von Universal auf den HD DVD Markt lange Zeit nur als skandinavisches Blu-ray Release gab.

Story 10P

London im Jahr 2027: Die Welt ist in Chaos versunken. Hoffnungslosigkeit, Chaos und Apathie beherrschen die Menschen im totalitären Großbritannien – einem der wenigen Staaten in denen es trotz täglicher Terroranschläge überhaupt noch eine staatliche Gewalt und Ordnung gibt. Die Menschheit ist unfruchtbar geworden; seit fast 2 Jahrzehnten können Frauen keine Kinder mehr bekommen. Auch künstliche Befruchtungen und andere Experimente zeigen keinerlei Erfolg - die Menschheit steht vor dem Aussterben. Theo Faron (C.Owen), desillusionierter ehemaliger politischer Aktivist, übernimmt seiner Exfrau zuliebe den Auftrag eine Immigrantin mit gefälschten Papieren durch das Land zu schleusen. Bald erkennt er dass die junge Frau schwanger ist – nicht weniger als ein Wunder. Damit wird die kleine Reisegruppe zur Zielscheibe verschiedener politischer Interessengruppen, die vor nichts zurückschrecken um die letzte Hoffnung der Menschheit in ihre Gewalt zu bekommen. Theo wird alles daran setzen die junge Frau in Sicherheit zu bringen…


Großes Kino zum kleinen Preis – zumindest wenn man die Produktionskosten (ca. 50 Mio $) am filmischen Resultat misst. Alfonso Cuaron erschafft mit sehr sorgfältiger Cinematografie und stimmigen Produktionsdesign die glaubhafte Vision einer allzu nahen, nihilistischen Zukunft in der die Menschheit ohne Hoffnung ist und apathisch ihrem Untergang entgegensieht. Dabei gelingt es dem Regisseur sowohl Action Szenen der allerersten Güte, als auch lyrisch-poetische Momente in einem dichten, fesselnden Plot miteinander zu verbinden. Christliche Erlösungsmetaphorik wird ebenso behutsam zitiert wie gesellschaftliche Schreckensszenarien, so wird z.B. staatlich unterstützter Selbstmord fast beiläufig gezeigt (Quietus).

Das albtraumhafte Chaos des Flüchtlingscamps ist ein sich selbst überlassenes, anarchisches Kriegsgebiet, das nur für einen winzigen Moment bei der Selbstzerfleischung inne hält – ein grandios fotografierter poetischer Moment. Alfonso Cuaron malt mit wenigen filmischen Pinselstrichen einen totalitären Staat, der wenigen Privilegierten eine abgeschottete Zuflucht bietet – allerdings keine Zukunft. Dies ist dank des hervorragenden Produktionsdesigns, sehr viel überzeugender und glaubhafter inszeniert als etwa das Regime im Wachowski Blockbuster „V – wie Vendetta“.
Die Schaupielerriege ist erstklassig und der gesamte Cast liefert Glanzleistungen: Clive Owen und Julianne More überzeugen als entfremdetes Ehepaar, welches dennoch Vertrauen zueinander hat, Chiwetel Ejiofor als zwiegespaltener Revolutionär ist ebenso glaubhaft wie Michael Caine in seiner Alt-Hippie Darbietung als Theos Vater – eine Runde Sache. Selbstverständlich bleibt der Film seiner Linie auch am Schluss treu und liefert ein Ende, das zwar nicht den rosarot gemalten Hollywood-Happy-Ends nacheifert, aber dennoch Platz für Hoffnung und eine bessere Zukunft lässt – großartig.

Bildqualität – 9P

Das Bild liegt im bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis 16:9, 1.85:1 vor, der VC-1 Codec wird verwendet, um die Standardauflösung (1920*1080p) mit Leben zu erfüllen.

Der Qualitätseindruck ist hervorragend. Die herabgesetzte Farbpalette passt ideal zum melancholisch- tristen Zukunftsszenario und weist steile Kontraste auf, die den hohen Detailreichtum des Bildes in Close-Ups und Aufnahmen aus mittlerer Distanz zur Geltung bringen. Insbesondere die Nahaufnahmen von Gesichtern (Zählung der Bartstoppeln von Clive Owen bei 244 gestoppt) und vor allem die First-Person-Kameraaufnahmen/Long Shots sind scharf, knackig und weisen keinerlei Bildrauschen oder sonstige Schwächen auf - High Def at its best!

Auch Bewegungsunschärfen bei schnellen Kameraschwenks sind nicht zu sehen, das Bild liefert in diesen Szenen erstklassige HD-Eindrücke. Gesichtsfarben und Hauttöne unterstützen diesen Eindruck, hier gibt es nichts zu bemängeln. Das gilt auch für den phänomenalen Schwarzwert, der auf ganzer Linie überzeugt – von feinsten Abstufungen bis hin zum tiefsten Schwarz.
Bei Fern- und Panoramaaufnahmen fallen dagegen bisweilen Unschärfen auf, der Detailgrad ist in diesen Szenen nicht auf dem gleichen, hohen Niveau, das ist z.B. an den Blättern von Bäumen zu sehen. Insgesamt liegt aber ein erstklassiger Blu-ray Transfer vor, der kaum Wünsche offen lässt und eine verdiente 9 Punkte Wertung abräumt.

Tonqualität - 8P

Während sich der englischsprachige Teil der Welt wieder über lossless DTS-HD MA 5.1 Sound freuen darf, werden deutsche Kunden - wie inzwischen bei den meisten US Major Studios üblich - erneut um den vollen HD Genuss betrogen. Auch wenn die Unterschiede zwischen den Tonformaten bei Children of Men nicht allzu groß ausfallen, sind sie dennoch präsent und führen daher zu einer Abwertung der deutschen Tonspur.

Der Audiotrack weist knackigen, aber nur punktuell eingesetzten Subwoofer-Einsatz auf und erzeugt teilweise hervorragende Surroundeffekte. Vor allem die Umgebungsgeräusche, sei es im Flüchtlingscamp oder beim Überfall im Wald, beeindrucken mit hervorragender Räumlichkeit und differenziert aufgelösten Details. Das gilt auch für den Center Speaker, welcher die Dialoge sauber und klar transportiert, in der englischen lossless Audiospur allerdings noch etwas bessere Räumlichkeit vermittelt.
Der Soundtrack ist ein weiteres Highlight des Films. Es löst zwar Vertrautheit aus, die Melodien bekannter Songs zu hören, allerdings sind die verwendeten Songs (Oldies) verfremdet und erklingen als dissonante und schräge Versionen der Originale – ein kongenialer Einfall, der sowohl die Vertrautheit, als auch das Unbehagen mit diesem scheinbar trostlosen No-Future Szenario verstärkt.

Extras – 6P

Das von Universal eingeführte U-Control Menü spaltet die Gemüter, nutzt aber die erweiterten Menüfähigkeiten der Blu-ray besser aus als dies einige Konkurrenten tun. Immerhin ist das Gebotene aber weitgehend sehenswert und informativ, insbesondere die Beiträge zu den Actionszenen und zum Design sind sehr empfehlenswert. Ein echtes Highlight ist der Kommentar von Soziologie-Professor S. Zizek, der Hintergrundwissen zu möglichen gesellschaftlichen Entwicklungen liefert und erläutert, wie glaubhaft und realistisch die dargestellte Zukunftsvision ist.

Andere Beiträge liefern zusätzliche Informationen zur Produktion und Realisierung des Films. Sie beleuchten, wie innovativ und einfallsreich man bei der Produktion des Filmes auf finanzielle Engpässe reagiert hat und auf welche Weise es gelungen ist, diese Probleme in Vorteile zu verwandeln. So ist der beste Beitrag dann auch „Under Attack“, der die Realisierung und Choreografie der Action-Szenen thematisiert und auf unterhaltsame Art echtes Hintergrundwissen dazu vermittelt - klasse.
Beiträge zur Romanvorlage von P.D. James fehlen leider - schade. Denn der Film setzt doch einige eigene Akzente (im Buch sind z.B. die Männer unfruchtbar), die folglich nicht betrachtet werden. Leider liegt fast das ganze Bonusmaterial in SD vor, das trübt den guten Eindruck ein wenig.

Fazit

Die Technik stimmt. Das Bild ist erstklassig, der Sound trotz fehlendem lossless Audiotrack sehr gut, und die Extras liefern genügend Material für eine unterhaltsam-informative Verlängerung des Heimkinoabends.

Der Film ist eine echte Entdeckung und ein Juwel im Blu-ray Regal. Die anspruchsvolle Geschichte ist für Action Fans zugänglich, bietet gleichzeitig aber auch Freunden des anspruchsvolleren Kinos erstklassige Unterhaltung – ein seltener Glücksfall. Nur ein Mysterium bleibt ungeklärt: Wie war es bloß möglich, dass Children of Men den Oscar für die beste Cinematografie nicht bekommen hat… Wie dem auch sei, der Film von Alfonso Cuaron hat eine solche Auszeichnung nicht wirklich nötig: Der Film spricht für sich selbst und gehört in jedes Blu-ray Regal. (fb)

Wertung:

Story – 10 P
Bild – 9 P
Ton - 8
Extras – 6 P

Equipment:
Player: Sony BDP-S350
TV: Sharp Aquos 46“ LCD, 100Hz, 24p
Verstärker: Marantz SR 5003
Kopfhörer Grado: RS -1
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#2
Geschrieben: 15 Feb 2012 12:07

Patrick_Star

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Unser Matthes (Kuro77) hat den Film glaube ich auch für den damaligen Review Contest ausgewählt....

Dadurch bin ich auf ihn aufmerksam geworden. Kann mich dir nur anschließen - ein wirklich gelungener "Endzeit-Film". :thumb:
#3
Geschrieben: 15 Feb 2012 12:24

Gast

Schöne Review einer der besten Endzeitfilme überhaupt. Allerdings hinkt der Vergleich mit V wie Vendetta m.M. nach etwas, da V eine Comicverfilmung ist und Children of Men ein realistischer Endzeitfilm.
#4
Geschrieben: 15 Feb 2012 12:27

Kuro77

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Bedankte sich 1975 mal.
Erhielt 2349 Danke für 752 Beiträge


Oh ja, da werden Erinnerungen an die Anfangszeiten als Reviewschreiber wach. :D

Inhaltlich stimmen wir ja zum größten Teil überein. Ist halt einfach ein toller Film. :thumb:
#5
Geschrieben: 15 Feb 2012 12:29

Patrick_Star

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Wusste ich doch, dass du es warst Matthes.
#6
Geschrieben: 15 Feb 2012 13:00

Breiti

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@ GregMC Ich finde den Vergleich sehr wohl statthaft. Beide Filme entwerfen ein düsteres Zukunftsszenario, egal welchem Genre sie zuzurechenn sind. In der graphic novel V - Vendetta ist das übrigens sehr viel bedrohlicher als in der Filmversion.
Wie man also als Filmemacher ein solches Szenario ausgestaltet hat und versucht glaubhaft zu machen ist m.E. sehr wohl vergleichbar - und in diesem Punkt zieht V - Vendetta eindeutig den Kürzeren.
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#7
Geschrieben: 15 Feb 2012 13:09

Jordrök

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Super Review und ein klasse Film. Die Actionszene im Flüchtlingscamp ist imho eine der besten Actionszenen aller Zeiten. Die Kameraarbeit ist echt beeindruckend.
#8
Geschrieben: 15 Feb 2012 14:32

Globox

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Super Review, Frank! :thumb: Als Fan von herausragend fotografierten Filmen und der offensichtlich guten Story, werde ich "Children of Men" auf jeden Fall mal anschauen.

Bei der hohen Schrott-Quote bei Endzeitfilmen ("2012", "Knowing", "Babylon A.D." und für mich zählt auch "I Am Legend" dazu) bin ich mal sehr gespannt, was "Children of Men" alles anders macht. :)
#9
Geschrieben: 15 Feb 2012 14:59

webonkel

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Sehr passendes Review zu diesen sehr guten Film.
Geschrieben: 15 Feb 2012 15:23

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@ Globox Ich denke, das ist genau der richtige Film für Dich, unbedingt mal besorgen. Der ist jedenfalls Klassen besser als die von Dir erwähnten Gurken...Schon mal in The Wire geschaut?
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