7 Days (2010) - Störkanal Edition Blu-ray
Review
Eigentlich dürfen sich die modernen westlichen
Demokratien einiges auf ihre Gesellschaftsordnungen einbilden.
Unser tägliches Zusammenleben folgt Regeln und Gesetzen, die es
jedem Einzelnen ermöglichen, ein freies und selbstbestimmtes Leben
zu führen. Manchmal regen sich in der Bevölkerung jedoch Zweifel,
ob die bestehende Rechtsprechung zu jeder Zeit den Anforderungen
gewachsen ist. Bei besonders schweren Verbrechen wird schnell der
Ruf nach drakonischen Strafen laut. Sinnlose Gewalt, brutaler Mord
und Vergewaltigung stehen sicher ganz oben auf dieser Liste. Gerade
im Film nehmen Opfer daraufhin gerne das Gesetz in die eigenen
Hände.
Ein Mann sieht Rot (1974) mit Charles
Bronson oder
Die Fremde in Dir (2007) mit Jodie
Foster sind nur zwei Beispiele für Selbstjustiz*-Thriller. Auch in
der kanadischen Produktion
7 Days aus dem Jahr
2009 mutiert ein Normalbürger zum erbarmungslosen Rächer.
Story:
Bruno Hamel (C. Legault) ist ein erfolgreicher Chirurg, der mit
seiner Frau und seiner 8*jährigen Tochter Jasmine ein beschauliches
und sorgenfreies Leben in einer kanadischen Kleinstadt führt. Doch
die Idylle findet ein jähes Ende, als Jasmine eines Tages nicht von
der Schule zurückkehrt. Und schon bald werden die schlimmsten
Befürchtungen schreckliche Realität. Jasmine wird nicht weit vom
Elternhaus entfernt vergewaltigt und ermordet aufgefunden. Schon
kurze Zeit später wird Anthony Lemaire (M. Dubreuil) als
Verdächtiger festgenommen. Doch die Aussicht auf eine lange
Gefängnisstrafe für den Täter befriedigt Bruno keineswegs. In einer
riskanten Aktion entführt er Lemaire kurzerhand aus dem
Polizeigewahrsam. Sieben Tage will er den Mörder seiner Tochter in
einer entlegenen Waldhütte für sein Verbrechen büßen lassen.
Die Story legt nahe, dass es sich bei
7 Days um
keine leichte Unterhaltung handelt. Vielmehr thematisiert der Film
den vermutlich schlimmsten Albtraum, mit dem Eltern konfrontiert
werden können. Das eigene Kind, auf diese schreckliche Art und
Weise zu verlieren, ist einfach unvorstellbar. Der Wunsch nach
Rache ist in diesem Fall sicher sehr naheliegend, den Vater Hamel
auch prompt in die Tat umsetzt. Zum Glück entgleitet der Film dabei
nicht in die Niederungen eines simplen Folterpornos. Zwar ist die
gezeigte Brutalität nichts für zartbesaitete Gemüter, doch gewisse
Grenzen werden hier nicht überschritten. Je weiter der Film
voranschreitet, werden die Folterszenen sogar weniger und nur noch
angedeutet. Der Schwerpunkt der Dramaturgie liegt vielmehr auf dem
zunehmenden psychischen Verfall des Vaters, der sich in seiner
Trauer und hilflosen Wut in ein ebenso brutales Monster verwandelt,
wie der Mörder.
Gleichzeitig rückt der Film auch die Arbeit der Polizei in den
Mittelpunkt, die Hamel, teilweise durchaus widerwillig, auf den
Fersen ist. Schauspielerisch und dramaturgisch erfüllt der Film
durchaus gehobene Ansprüche, jedoch zeigen sich mit zunehmender
Spieldauer auch einige Schwächen. Grundsätzlich ist die ganze
Rachegeschichte viel zu konstruiert, um wirklich glaubwürdig zu
sein. Schon die Entführung des Täters aus dem Polizeigewahrsam ist
extrem unglaubwürdig und wird im Film auch nie plausibel erklärt.
Es ist einfach unvorstellbar, dass so eine Aktion auch nur
ansatzweise von Erfolg gekrönt sein könnte. Zudem ist es natürlich
ein vortrefflicher Zufall, dass Vater Hamel Chirurg ist. Was ihn zu
einem umso leistungsfähigeren Folterer macht, der noch dazu Zugriff
auf lebenserhaltende Apparate hat, die das Leid seines Opfers
zusätzlich ver*längern. Ob eine Krankenhausapotheke über das
Nervengift Curare verfügt, sei einmal dahingestellt. Um seine
Geschichte erzählen zu können, nimmt
7 Days also
viele Logiklöcher in Kauf, die der Glaubwürdigkeit des Films nicht
gerade zuträglich sind. Sieht man darüber hinweg, wird der
Zuschauer Zeuge eines recht differenzierten Psychodramas, dessen
sterile und extrem wortkarge Inszenierung der bedrückenden Thematik
gerecht wird.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-*4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung
1080p
-
ausgeblichene, triste Farbgebung, die als gelungenes Stilmittel
zu werten ist
-
schwacher Schwarzwert, zeigt nur ein helles Grau
-
sehr gute Schärfe und Detailzeichnung im Nah-* und
Fernbereich
-
unauffälliges Filmkorn
-
in wenigen Szenen leichtes Banding
-
auffälliges Ruckeln sowohl bei horizontalen wie vertikalen
Kamerabewegungen, was nur durch einen gravierenden Masteringfehler
erklärbar ist
Neben dem äußerst schwachen Schwarzwert entwickelt sich das
ruckelnde Bild im Laufe des Films zu einem gravierenden Störfaktor,
der vom eigentlichen Geschehen ablenkt. Das ist so nicht hinnehmbar
und führt zu einer deutlichen Abwertung. In der Vergangenheit
wurden bereits wegen weitaus geringerer Mängel Rückrufaktionen
gestartet. Die wäre hier ebenfalls absolut erforderlich.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS*-HD Master Audio 5.1
-
der Film verzichtet vollständig auf eine musikalische
Untermalung
-
kleine Geräusche, wie Händereiben oder Schlucken werden stark
betont
-
Dialoge sind immer klar zu verstehen
-
frontlastige Abmischung
-
kaum Surroundeffekte, daher auch keine ausgeprägte
Räumlichkeit
-
Subwoofer bleibt ohne Beschäftigung
Der Film verzichtet nicht nur auf eine musikalische Untermalung,
sondern auch auf jegliche akustische Effekte. Dadurch bleibt die
Tonspur minimalistisch, was hervorragend mit der allgemein kargen
Inszenierung korrespondiert.
Ausstattung:Trailer (SD)
Bis auf einen Trailer sind keine filmbezogenen Extras enthalten.
Das ist natürlich sehr enttäuschend.
Fazit:
Der Bildtransfer ist leider als fehlerhaft zu werten. Das
beständige Ruckeln, welches bis zum Abspann erhalten bleibt, ist
extrem störend und lenkt vom eigentlichen Film ab. Dagegen zeigt
sich der Ton von einer wesentlich besseren Seite. Der Film
verzichtet auf Effekte und betont gekonnt die leisen Töne.
Nennenswerte Extras sind nicht vorhanden.
7 Days ist ein ambitionierter Rachethriller, der
die Thematik auf die Spitze treibt. Die Folterszenen sind zwar
drastisch, bleiben aber gerade noch erträglich. Der psychologische
Aspekt steht hier ohne Zweifel im Vordergrund. Die differenzierte
Darstellung verhindert zudem die uneingeschränkte Identifizierung
mit dem Vater. Leider fallen im Laufe der Spielzeit auch einige
gravierende Logiklöcher ins Gewicht, wodurch die Geschichte
teilweise ihre Glaubwürdigkeit einbüßt. Darüber hinaus gewinnt der
Film seiner ethisch und moralisch durchaus relevanten Fragestellung
keine neuen Erkenntnisse ab. Somit bleibt die abschließende
Bewertung dem Zuschauer überlassen.
Kurzbewertungen:
Story: 7/10
Bild: 6/10
Ton: 8/10
Extras: 1/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 6/10
Die Kaufempfehlung der 7 Days Blu-ray
wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung
der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP*LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP*LX71
AVR: Pioneer SC*LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M*500 (Surround)