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Barton Fink

Gestartet: 02 Jan 2012 10:22 - 2 Antworten


Veröffentlichung:
01.12.2011
Laufzeit:
116 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 02 Jan 2012 10:22

Breiti

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Barton Fink Blu-ray

Nachdem die Coen Brüder zuletzt mit True Grit ihren größten kommerziellen Erfolg feierten, erscheinen nun nach und nach immer mehr ihrer früheren Werke auf Bluray. Barton Fink ist einer der Filme aus ihrem Kanon, der unter ihren Fans längst Kultstatus genießt, während er bei der breiten Masse nie Anklang gefunden hat. Die satirische Farce ist besonders für Film und Literaturfans interessant, denn sie bedient sich zahlreicher Anspielungen auf das wirkliche Hollywood und nimmt keine Rücksichten. Grund genug für ein längst überfälliges Blu-ray Release.

Story - 9P

1944: Barton Fink, aufstrebender New Yorker Theaterautor kann einem Angebot aus Hollywood nicht widerstehen und zieht nach Kalifornien, um das Drehbuch für ein B-Movie Wrestlerfilm zu schreiben. Kaum dort angekommen, wird er in einem schäbigen Hotel mit seltsamen Zimmernachbarn untergebracht und ist fast unmittelbar von einer Schreibblockade befallen. Nicht allzu ungewöhnlich, denn was weiß ein New Yorker Intellektueller schon vom Wrestling? Als auch noch ein Mord geschieht, gerät Barton in einen Strudel surrealer Ereignisse und die Kontrolle über sein Leben entgleitet ihm.
 
Barton Fink versteht sich als Autor in der Rolle des Anwalts des „gemeinen Mannes", also der Arbeiterklasse. Hat er allerdings mal eine Begegnung mit einem gewöhnlichen Menschen, wie seinem Zimmernachbarn Charlie im Hotel Earle, der ihm Geschichten über das Leben erzählen könnte, hört er nicht zu, sondern bleibt in seiner eigenen elitären Gedankenwelt.
Genauso widersprüchlich ist, das er für einen Wrestler Film engagiert worden ist also genau der actionreiche Stoff, den das gewöhnliche Publikum gern auf der Leinwand sieht – ihm aber, der sich als Stimme und literarischer Vertreter der Arbeiterklasse versteht, dazu partout nichts einfallen will und er fortan von einer hartnäckigen Schreibblockade geplagt wird. Barton Fink wird nach und nach in die Mühlen der Hölle Hollywood gezogen, in der ein Autor wenig und die Kunst schon gar nichts zählt. Die Story handelt vordergründig vom Filmemachen und Drehbuchschreiben, eigentlich folgt man aber dem kreativen Prozess Barton Finks, dem verzweifelten Kampf gegen seine Schreibblockade und den stetigen Prozess seiner Selbstauflösung.

Wie immer ist die filmische Umsetzung dieser Geschichte das Besondere. Die Coens erzählen das nicht als bierernstes Drama, sondern als bitterböse schwarze Komödie und bevölkern auch diesen Film wieder mit vielen merkwürdigen skurrilen Gestalten: Egal ob Chet, der eigenartige Rezeptionist, der liebe, nette Versicherungsvertreter Charlie, versoffene Schriftsteller, größenwahnsinnige Hollywoodmogule und und und – die Fantasie der Coens kennt scheinbar keine Grenzen. Dabei finden sie eine Bild-, Symbol- und Metaphersprache, die unvergleichlich ist, wie etwa das tristtraurige Hotel Earle als klaustrophobischer Vorhof der Hölle. Wenn sich die Tapete in Bartons Zimmer von der Wand löst, kommt man nicht umhin, an seinen sich auflösenden Geisteszustand zu denken. Dabei benutzen die Coens immer wieder schwarzen Humor als Mittel um absurd surreale Erlebnisse aufzulösen. Der Humor ist allerdings meist so subtil, dass man beim ersten Schauen längst nicht jeden Gag mit bekommt.

Die Schauspielerleistungen sind eine Wucht, insbesondere John Goodman als Versicherungsvertreter Charlie liefert die vielleicht beste Leistung seiner Karriere ab und der restliche Cast steht ihm kaum nach. Die Ausstattung ist akribisch und erweckt das Hollywood der 40er Jahre glaubhaft zum Leben, während Kameralegende Roger Deakins für die passenden Bilder sorgt und Carter Burwell den stimmigen Sound beisteuert – beide zählen quasi zur Stammbesetzung bei den Filmen der Coens.
Obwohl Barton Fink einer der frühen Filme der Coen Brüder ist, sind schon alle Zutaten vorhanden die letztlich ihr Markenzeichen ausmachen: Eine vertrackt verrückte Geschichte, skurrile Figuren, erstklassige Dialoge, tolle Bildkompositionen und eben die ganz besondere Art von Coen-Humor. Das ist definitiv nichts für jeden, denn der Film macht es dem Zuschauer weder durch sein Erzähltempo, noch durch sein Thema und schon gar nichtdurch seine Auflösung leicht.


Bild 8P
  • Ansichtsverhältnis 1,85:1, Codec Mpeg4AVC, Full HD 1920*1080p

  • sehr gute Schärfe und hohe Detaillierung

  • warme Farben

  • sanft, gut abgestufte Kontraste

  • guter Schwarzwert, kein Blackcrushing

  • vereinzelte Unschärfen und Doppelkonturen

  • schwaches, nicht störendes Garining

Ein guter Transfer, der sowohl dem Film als auch dem HD Medium gerecht wird. Die sorgfältig komponierten Licht- und Schattenkompositionen kommen hervorragend zur Geltung und die Farbgebung und gute Detaillierung erwecken das Hollywood der 40er Jahre zum Leben. Ein guter Transfer.

Tonqualität - 6P

Deutsch / Englisch DTSHD MA 2.0 u.w.m.
  • sehr gute Dialogverständlichkeit

  • Deutsche Dialoge im Vergleich zur Originalspur etwas stärker, bzw. lauter

  • gelungene Abmischung

  • natürlicher Klang

  • gute Synchronisation

Der Verzicht auf eine Surroundspur fällt bei diesem dialoglastigen Film nicht allzu sehr ins Gewicht, auch wenn man sich diese gerade im letzten Drittel des Films wünscht. Der Score von Carter Burwell kommt aber auch in der HD-Stereospur sehr gut herüber und trägt entscheidend zur Atmosphäre des Films bei. Die englische Spur klingt etwas besser, da die Dialoge sich besser in den Sound einfügen, während sie im Deutschen etwas hervorgehoben worden sind.

Ausstattung - 0P

Ausgerechnet bei diesem Film auf Bonusmaterial zu verzichten, ist ein Schlag ins Gesicht und angesichts der Klasse des Films eine Frechheit von Universal. Das lieblose Menü zeigt wie Profitmaximierung zu Lasten des Kunden aussieht.

Fazit

Barton Fink hat einen guten Bildtransfer bekommen. Schärfe und Detaillierung sind gut, aber es gibt während der gesamten Laufzeit auch immer wieder Schwächen wie Unschärfen und unsaubere Konturen, was eine höhere Wertung verhindert. Die Audiospur liegt nur in Stereo vor, aber immerhin im HD Format und insgesamt zufriedenstellend. Glücklich ist derjenige, der die DVD noch im Regal hat, denn diese verfügt über z.T. klasse Bonusmaterial – der Bluray Käufer schaut in die Röhre und ärgert sich. Ein irritierender Film, der auch keine leichte Kost beim Finale liefert. Barton Fink ist jedenfalls einer der wenigen Filme, die mit jedem Anschauen besser werden, da es so viel zu entdecken gibt. Ganz großes Kunst – Kino mit Selbstbezügen, Anspielungen auf reale Personen und Ereignisse der Filmgeschichte; für Cinephile ist das Frühwerk der Coens eine Schatztruhe. Das Ende beschäftigt und zwingt zum Nachdenken über das Geschehen Transformers Fans sind also gewarnt. (fb)

Story 9
Bild 8
Audio 6
Extras 0
Gesamtwertung: 5P


Testgeräte
Beamer: Epson TW 4400 Light Power Edition
Celexon Leinwand 2,70m*1,58m
BDPlayer: Panasonic BD 80
AVReceiver: Marantz SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater 80
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#2
Geschrieben: 02 Jan 2012 11:37

Schlumpfmaster

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Gute und einleuchtende kritik zu einem grandiosen Film!

Für micfh einer der besten, den die Coens bislang gemacht haben und erstaunlich bei diesem Nischenfilm, dass der Bildtransfr und auch der Klang offensichtlich ganz gut bis gut geworden sind.

Das fehlende Bonusmaterial ist zwar schade, aber letztlich lieber so, qals diese Pseudo-Bonus-Features, wie man sie immer und überall drauf findet und die normalerweise niemanden interessieren (Trailer, Marketinggeblubber und Pseudomaking-Offs).

Gefällt mir persönlich jedenfalls deutlich besser als True Grit den ich eher ganz gut fand, was nach Ladykillers wohl so ziemlich die schlechteste Meinung zu einem Coenfilm von meiner Seite aus ist;)

Auch beim Klang ist mir bei einem solchen Film ein original belassender HD-Stereoton um Welten leiber, als im Nachhinein künstlich aufgeblasene Suround-Upmixe, zudem der Film abgesehen vom Musikeinsatz davon kaum proftieren würde...
#3
Geschrieben: 02 Jan 2012 19:21

Jason-X

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Zitat von Breiti
Ausstattung - 0P

Ausgerechnet bei diesem Film auf Bonusmaterial zu verzichten, ist ein Schlag ins Gesicht und angesichts der Klasse des Films eine Frechheit von Universal. Das lieblose Menü zeigt wie Profitmaximierung zu Lasten des Kunden aussieht.

Wieder mal ein schlechter Witz... da hätte man doch wenigstens die Deleted Scenes und den Trailer von der DVD drauf packen können.
Welche Syncrhonisation ist eigentlich drauf? Die Kinoversion oder die DVD Version?


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