Der US-Amerikaner Aron Ralston wurde über Nacht unfreiwillig zu
einem der bekanntesten Männer der Staaten. Aufgrund eines Unfalles
während einer Klettertour in Utah, war er gezwungen, mittels
Taschenmesser seinen Arm zu amputieren. Er überlebte dies und
schrieb wenige Jahre später seine Biographie nieder, welche sich
primär diesem Ereignis widmet. Das Buch diente 2010 auch als
Vorlage für den von britischen Starregisseur Danny Boyle
(
Trainspotting,
28 Days
Later) gedrehten Film
127
Hours. Für die Hauptrolle Ralston wurde James Franco
verpflichtet, welcher schon in
Spider-Man 1, 2,
und 3 sowie
Green
Hornet mitspielte. Das Budget betrug zirka 18
Millionen US-Dollar, das weltweite Einspielergebnis rund 60
Millionen US-Dollar.
Story
Grossansicht
Aron ist ein selbstverliebter und von sich sehr überzeugter
Kletterfan. Er begibt sich prinzipiell alleine auf seine
Abenteuertrips durch unwirkliches und von Menschen verlassenes
Gelände und sucht dabei die Gefahr. Bei Verwandten oder Freunden
gibt er selten Bescheid, wohin es ihn gerade verschlägt – so auch
bei diesem Ausflug nach Utah. Während der Tour jedoch steigt er in
eine Felsspalte hinab, rutscht aus und fällt nach unten. Plötzlich
wird seine rechte Hand von einem herabstürzenden Felsen
eingeklemmt, und zwar derart fest, dass selbst mittels Klopfen und
Dagegentreten kein Entkommen möglich ist. Die vorhandenen Wasser-
und Lebensmittelvorräte sind knapp, ein ihn suchendes
Rettungskommando erscheint ihm unwahrscheinlich. So ist er völlig
auf sich alleine gestellt und lernt sich selbst in dieser
Extremsituation neu kennen.
Der Film war nicht nur finanziell ein Erfolg, auch die Kritiker
waren voll des Lobes bezüglich des Charakterdramas. So war es im
Endeffekt nicht weiter wunderlich, dass
127 Hours
für insgesamt sechs Oscars, drei Golden Globes sowie in acht
Kategorien des British Academy Film Awards nominiert wurde. Danny
Boyle stand mit seiner Biographie-Verfilmung vor einem
grundlegenden Problem, schließlich galt es, satte 90 Minuten
Spieldauer lediglich mit einem Darsteller und seiner Ausrüstung zu
füllen. Die Einführung beginnt durchwegs rasant mittels mehrerer
Splitscreens sowie der Zuhilfenahme vieler aggressiver Schnitte.
Schnell wird klar, was Aron für ein Mensch ist. Er verlässt sich
prinzipiell nur auf sich selbst, ist völlig selbstständig und
kapselt sich von seiner Umwelt ab. Selbst den Anrufen seiner Eltern
wird wenig Beachtung geschenkt, stattdessen wirft er sich von einem
Abenteuer in das Nächste. Seine Meinung über sich ist durchwegs
positiv und unerschütterlich – er ist der Größte und bildet mit den
Bergen und Felsen eine Einheit. Beinahe sieht er sich als Superman
– unverletzlich und über jedes Problem erhaben. Seine erste
Reaktion auf den herabgestürzten Felsen ist ein kurzes „Ups“,
welches unmissverständlich klarmacht, dass Aron von dem Ereignis
völlig überrascht wurde und niemals mit einer derartigen
Ereigniswende gerechnet hätte.
Grossansicht
Die anfänglichen Befreiungsversuche mittels Rütteln, Schläge sowie
der Einsatz des Taschenmessers schlagen allesamt fehl und die
zuerst relativ harmlos erscheinende Situation wird zusehends
brenzliger, denn auch die Wasservorräte reichen selbst bei
strengster Rationierung nur wenige Tage. Aufgrund dieser äußeren
Bedingungen vollzieht sein Charakter eine interessante und zu
Beginn kaum für möglich gehaltene Wandlung. Sein Leben
selbstreflektierend wird ihm immer mehr bewusst, wie falsch seine
bisherige Sicht der Dinge war. Während dieser Entwicklung in der
kalten, kargen Felsspalte und der zusehends seelischen Degeneration
erscheinen selbst kleine Details wie die täglichen 15 Minuten
Sonnenwärme wie ein Segen, welcher allerdings unbarmherzig
weiterzieht und Aron in der Dunkel- und Abgeschiedenheit
zurücklässt. Die Kameraeinstellungen zeigen einerseits großflächige
Close-Ups, auf der einen Seite wechselt die Ansicht wenige Minuten
später in weite Überflüge über die endlosen hügeligen Landschaften
Utahs. Diese Diskrepanz – wenige Meter liegen zwischen Gefangenheit
und Freiheit – lässt die gesamte Situation noch grotesker und
bizarrer erscheinen.
Bildqualität
-
Technik: MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis
1,85:1 – 16:9
-
exzellente Durchzeichnung und Schärfe, sowohl während Close-Ups
als auch während Panorama-Shots
-
kleinste Details wie Barthaare, Schürfwunden, Sandkörner und
selbst die Kauleiste einzelner Ameisen wunderbar sichtbar
-
hervorragender Kontrast, einwandfrei gesättigte Farben
-
Szenen „an der Oberfläche“ mit warmem Gelbstich, Farbgebung in
der Spalte deutlich kühler
-
unglaublich dreidimensionales Bild
-
vereinzelt leichtes Korn, während einer Szene leicht unschönes
stehendes Korn
Grossansicht
Der Transfer ist bis auf wenige kleinere Makel exzellent und
praktisch perfekt. Besonders hervorzuheben sind die wirklich
beeindruckende Schärfe und die für große Leinwände gemachte,
perfekte Durchzeichnung. Einmal stehendes Korn sowie einmalig eine
leichte Fehlfokussierung – davon abgesehen gibt es keinen Grund zur
Kritik.
Tonqualität
-
Technik: Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1
-
exzellente Dialogverständlichkeit
-
immer wieder Szenen mit toller Räumlichkeit
-
tolle Präzision selbst bei leisesten Effekten
-
im Vergleich zum O-Ton ist die Bühne des deutschen Tracks etwas
schmäler
-
Subwoofer relativ selten im Einsatz, dann allerdings mit toller
Exaktheit
-
hervorragende Dynamik
Tontechnisch ist der englische Track eine Nuance besser, die
Unterschiede sind allerdings marginal. Ganz egal, ob die Klarheit
der Stimmen, die Präzision einzelner Geräusche oder die harten
Schläge des Tieftoners während dem Unwetter – der DTS-Ton überzeugt
in allen Lebenslagen.
Ausstattung
Besonders sehenswert ist das Making Of „Hinter den Kulissen“, in
welchem der gesamte Drehablauf sehr detailliert geschildert wird –
dies gilt ebenso für die Audiokommentare. Alle Extras sind in
HD-Qualität vorhanden.
Fazit
Grossansicht
Technisch ist
127 Hours hervorragend gelungen,
Bild und Ton sind beinahe über alle Zweifel erhaben. Trotz der
kleinen Kritikpunkte bei ersterem ist die Referenznote drin. Die
Extras sind interessant und bieten für Fans viel wissenswertes
Material. Danny Boyle hat mit der Verfilmung der Biographie einen
hervorragenden Film geschaffen, der völlig fokussiert auf eine
Person die ganze Laufzeit hindurch packend und interessant bleibt.
Nicht nur für Fans von Dramen ergeht eine Kaufempfehlung, denn
diese Disc sollte in keiner guten Sammlung fehlen. (maw)
weitere Reviews
anzeigen
Story 8/10
Bild 10/10
Ton 9/10
Extras 6/10
Overall 8/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer SC-LX75
Boxen: 8.2 System - Braun M15 (L,R) + RM5 (Center, FHL,FHR) /
Teufel Dipol M550 (Surround) / Teufel M620 FCR (Back Surround) / 2x
Teufel M 5500 SW (Sub)
HTPC