Die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports. Es gibt für
Formel-Rennfahrer nur ein Ziel – ein Cockpit in einem F1-Wagen und
selbstverständlich damit einhergehend, zumindest einmal die
Weltmeisterschaft zu gewinnen. In unserer heutigen Zeit der schnell
voranschreitenden Technik spielt der Fahrer zwar immer noch eine
gewichtige Rolle, vor 20 Jahren allerdings waren diese deutlich
mehr gefordert. Handschaltung, so gut wie keine elektronischen
Hilfsmittel und stets das über den Köpfen schwebende
Damoklesschwert des Todes machte aus ihnen Volkshelden, die
Millionenen begeisterten. Der Größte unter ihnen war der
Brasilianer Ayrton Senna.
Story
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Senna wurde am 21. März 1960 in der größten brasilianischen Stadt
São Paulo geboren. Aufgrund seines gut betuchten Elternhauses
ergriff er die Chance, im Motorsport sein Glück zu versuchen. Mit
17 beziehungsweise 18 Jahren kürte er sich zum südamerikanischen
Kartmeister und legte aufgrund dieser Erfolge die Grundsteine
seiner zukünftigen Laufbahn. Nach diversen Engagements in der
Formel Ford 1600, Formel Ford 2000 sowie der britischen Formel 3
war sein Talent mehr als deutlich erkennbar. Teilweise gewann er
die Meisterschaften extrem überlegen und souverän. 1984
unterschrieb Senna seinen ersten 3 Jahres - Formel 1 Vertrag für
das Team Toleman. Obwohl der Rennstall ein typisches
„Hinterbänklerteam“ war, fuhr er in Monte Carlo von den hinteren
Startreihen bis auf den zweiten Platz nach vorne. Nachdem seine
Zukunftsaussichten bei Toleman aufgrund des schlechten Wagens trüb
waren, wechselte er im darauffolgenden Jahr zu Lotus Honda und
gewann in Estoril seinen ersten Grand Prix. 1988 wechselte er
abermals zum britischen Team McLaren. Seine dort erreichten Erfolge
und die wohl größte Feindschaft in der Sportgeschichte zwischen ihm
und Alain Prost sind inzwischen ebenso Geschichte wie sein
tödlicher Unfall 1994 in Imola.
2006 wurden von dem britischen Magazin „F1 Racing“ die aktuellen
Formel 1 – Rennfahrer sowie diverse Experten wie Marc Surer und
Hans Joachim Stuck befragt, wer der beste und herausragendster
Fahrer aller Zeiten war. Das Ergebnis war klar: Ayrton Senna ist
der unangefochtene Champion. Er war ein absolutes Ausnahmetalent
und besaß nicht nur einen tiefen Glauben, sondern auch ein
einzigartiges Gespür für sein Auto und die Rennstrecke. Die von
Regisseur Asif Kapadia gezeigten Szenen bestehen nicht nur aus
spektakulären Onboard-Aufnahmen, sondern auch aus Mitschnitte der
Fahrerbesprechungen, Interviews sowie Ausschnitten aus Privatvideos
der Familie Senna und teilen sein Leben von den Anfängen des
Motorsports bis hin zu seinem Tod mit den Fans. Die Produktion
wurde unter anderem von der Familie und der Senna-Stiftung
unterstützt, weshalb die Gefahr einer gewissen Heldenverehrung ohne
Objektivität gegeben war.
Zum Glück jedoch verzichtet
Senna weitgehendstes
darauf, diesen Weg einzuschlagen. An dieser Stelle ist eindeutig
die Langversion des Films zu empfehlen. Diese ist zwar mit fast
drei Stunden Spielzeit deutlich länger als die Kinoversion, dafür
jedoch kommen diverse Reporter aus vielen Teilen der Welt zu Wort,
aber auch Sennas ärgster Rivale Alain Prost sowie sein einstiger
Arbeitgeber Ron Dennis geben immer wieder ihre Sicht der Dinge zu
Protokoll. Trotz den vielen glorreichen Triumpfen des Brasilianers
ist schon von Beginn an klar, wie die Geschichte zu Ende geht.
Unvermeidlich schreiten der Film und die Jahreszahlen voran, 1986,
1987, 1988…. 1991 gewann er zum ersten Mal einen Grand Prix in
seiner Heimat. Diese Szenen des Jubels sind unbeschreiblich und
erzeugen eine schauerliche Gänsehaut. 300.000 Fans fielen sich in
die Arme, Streckenposten winkten dem Sieger zu und warfen sich vor
Freude zu Boden, ganz Brasilien vergaß in diesem Moment die vielen
Probleme des Landes.
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Obwohl Senna von der Anstrengung des Rennes gezeichnet war und
massive Schmerzen in den Schultern hatte, schwenkte er die
brasilianische Fahne – ein absolut einmaliger und ungemein
emotionaler Augenblick. Die Todesfahrt in Imola 1994 markiert den
traurigen Höhepunkt der Dokumentation. Über drei Millionen Menschen
begleiteten den Sarg Sennas in Brasilien vom Flughafen bis zum
Friedhof. Die interviewten Reporter ringen auch heute noch mit der
Fassung, als sie von dem Ereignis berichten. Es ist vielleicht eine
Ironie des Schicksals, dass der größte Fahrer aller Zeiten in einem
Rennauto verstarb und gleichzeitig auch der letzte Todesfall in der
Formel 1 darstellte. Sein Opfer und die daraus resultierenden
Verbesserungen in Sachen Sicherheit retteten vielleicht unbewusst
vielen seiner Kollegen das Leben.
Bildqualität
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Technik: VC1-Codec, 1080p – 23,976 fps, Ansichtsverhältnis
1,85:1 – 16:9
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für die gesamte Dokumentation wurde nur Archivmaterial verwendet
mit für heutige Verhältnisse nur unterdurchschnittlicher
Qualität
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viele Szenen extrem unscharf inklusive Unschärfen,
Doppelkonturen, Streifenbildung und Rauschen
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immer wieder ausgefranzte Kanten
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aktuelle Interviews ebenfalls sehr weich gehalten
-
je jünger die Aufnahmen werden, desto besser die Qualität
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Es muss fairerweise gesagt werden, dass ein besseres Ergebnis aus
dem teilweise schlechten Ausgangsmaterial nicht herauszuholen war.
Trotz des teils verwaschenen Bildes sind zum Beispiel die
Onboard-Aufnahmen absolut spektakulär und packend. Der Transfer ist
in jedem Fall weit weg von absoluten Referenztiteln, aber in
Anbetracht der schlechten TV-Aufnahmen war hier schlicht nicht mehr
möglich, weshalb die Verantwortlichen das Beste aus der Vorlage
gemacht haben. Schmutzig, authentisch, ergreifend, ehrlich.
Tonqualität
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Technik: Deutsch DTS 5.1
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sehr gute Tonqualität
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Tonaussetzer oder extremes Rauschen nicht vorhanden
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immer wieder tolle Stereoeffekte beziehungsweise Miteinbeziehung
der hinteren Lautsprecher
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geniale musikalische Unterstützung
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Tieftoner immer wieder aufgrund der Filmmusik zurückhaltend im
Einsatz
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Monolog der Synchronsprecher gut verständlich, teilweise sind
während der Interviews die Originalstimmen etwas schwer
verständlich
Der Track wurde sichtlich mit viel Liebe abgemischt. So wurden der
Tonspur einige gute Effekte verpasst, welche sich wunderbar in das
Gesamtbild einfügen. Exzellent gelungen ist der perfekte Score.
Einfühlsam, packend, traurig und rockig zu gleich – sprich
makellos.
Ausstattung
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Interviews (diese sind in der Langfassung bereits
inkludiert)
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Der größte Sieg von allen
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Radiointerview mit Senna
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Filmkommentar mit Regisseur und Filmemacher
Die Interviews vervollständigen die Kinofassung und geben weitere
wertvolle Einblicke in viele Bereiche Sennas Leben. Auch der
Filmkommentar sollte unbedingt begutachtet werden.
Fazit
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Technisch hat man das bestmögliche Ergebnis herausgeholt. Aufgrund
der schlechten Vorlagen (teilweise Super 8 Filme / schlechte TV
Aufnahmen) kann und darf man an dieser Stelle nicht mehr erwarten.
Beim Ton wurde behutsam eingegriffen, räumliche Effekte sowie eine
tolle Musikuntermalung den Live-Aufnahmen hinzugefügt. Auch die
Extras sind durchwegs üppig – einzig eine kleinere Dokumentation
über Sennas Privatleben oder eventuell ganze Grand Prix –
Mitschnitte wären wünschenswert gewesen.
Senna ist ein phantastisches Portrait über einen
der größten Sportler unserer aktuellen Zeit. Aufgrund seines Sinnes
für Gerechtigkeit, Kämpfergeist und der absolute und stets
vorhandene Siegeswillen brachten ihm Millionen Fans in aller Welt
ein. Für jeden Motorsportfan- und Interessierten ist dieser Film
absolute Pflicht. (maw)
Story 10/10
Bild 8/10
Ton 8/10
Extras 7/10
Overall 9/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer VSX 920-K
Boxen: Braun M15 (Front) + Braun RM5 (Center) / Teufel Dipol M 550
(Rear) / 2x Teufel M 5500 SW (Sub)
HTPC