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Lolita

Gestartet: 13 Sep 2011 21:02 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
20.05.2011
Laufzeit:
153 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 13 Sep 2011 21:02

VincentVinyl

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Lolita

Story 7
Bild 7
Ton 6
Extras 1
Gesamt 5

Humbert Humbert ist ein Ekel: Er heiratet die verarmte Charlotte Haze, um sich seiner wahren Begierde, deren frühreifer Tochter Lolita zu nähern. Stanley Kubrick hat aus der höchst umstrittenen Romanvorlage Vladimir Nabokovs eine stark entschärfte Tragik-Komödie geschaffen, die 1962 dennoch auch an den Kinokassen Kontroversen auslöste. Jetzt liegt erstmals die hochauflösende Fassung des Filmes vor, um ihre Verführungskunst an High-Definition-Fans des neuen Jahrtausends zu erproben.


Story
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Den Engländer Humbert Humbert (J. Mason) zieht es in die USA, wo er in New Hampshire die verarmte Charlotte Haze (S. Winters) ehelicht. Eigentlich gilt sein Interesse jedoch deren frühreifer Tochter Lolita (S. Lyon). Humbert hat sich unsterblich in die 14jährige verliebt, kann diese Obsession aber weder ausleben noch fallen lassen. Charlotte entdeckt erst nach der Heirat die geheime Leidenschaft des ihr gegenüber kalten Ehemannes und wird als Konsequenz des darauf folgenden Gefühlsausbruches von einem Auto überfahren. Diese Situation scheint für Humbert die ideale Ausgangslage zu sein, um sich endlich im Geheimen Lolita zu nähern. Jene ist jedoch nicht auf den Kopf gefallen und keineswegs der naive Teenager, den Humbert in ihr zu sehen scheint, so dass die beginnende ungleiche Beziehung der beiden nicht von langer Dauer sein kann.

Stanley Kubrick wusste um die schwierige Verfilmbarkeit der kontrovers diskutierten Vorlage von Autor Vladimir Nabokovs, die in den USA erst nach wärmsten Kritiken Graham Greenes einen Verleger fand. So erhöhte der Regisseur das Alter der im Roman zwölfjährigen Lolita auf 14 und besetzte mit Sue Lyon eine Darstellerin, die zwar einen mädchenhaften Charme ausströmt, aber bereits erwachsen wirkt. Zudem erscheint Humbert in der Romanvorlage generell als Pädophiler, der bereits vor der Begegnung mit Lolita junge Mädchen begehrte. Im Film beschränkt sich diese Obsession auf Lolita allein. Obwohl Nabokov das Drehbuch für die Verfilmung lieferte, entschied sich Kubrick für eine starke Überarbeitung und schrieb weitere Details um. Etwa gedenkt er dem im Roman eher unbedeutenden, älteren Liebhaber, Clare Quilty, brillant gespielt von Peter Sellers, eine wichtigere Rolle zu. Auf diese Weise rückt er in den Fokus, dass nicht nur Humbert Interesse an jüngeren Mädchen / Frauen hegt, sondern auch Lolita ältere Männer vorzieht. Dies entschärft die Dynamik der Charaktere. Zudem wirkt der im Roman schlicht ekelhafte Humbert im Film wesentlich menschlicher, da viele seiner negativen Charakterzüge, wie sein allgemein gestörtes Verhältnis zu Frauen jeglichen Alters, zwar erhalten bleiben, aber zurückgefahren werden. Selbst an der Struktur der Handlung nahm Kubrick Veränderungen vor und verlegte etwa eine der Schlussszenen des Buches an den Anfang des Films, um die Charaktere besser ins rechte Licht rücken zu können.

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Trotz aller Kniffe bereute der Regisseur im Nachhinein den Film, da er laut eigenen Aussagen durch strenge Auflagen limitiert wurde und somit die aus dem Buch bekannte erotische Beziehung zwischen Humbert und Lolita nur andeuten konnte. Im Film musste sich Kubrick auf die psychologische Komponente des Verhältnisses zwischen Humbert und Lolita beschränken, was der Geschichte laut Kubrick zu viel an dramatischer Wirkung nahm. Wer die schwierige Buchvorlage nicht kennt, wird sich daran aber kaum stören: Auch heute noch ist Kubricks Lolita eine sehr gute Verfilmung eines schwierigen Themas, die der Regisseur auf gewohnt hohem Niveau inszeniert. Tatsächlich fehlt dem Film allerdings noch die Perfektion späterer Klassiker wie 2001: Odyssee im Weltraum oder Uhrwerk Orange, so dass der Film zwar gekonnt unterhält, dank seiner unsympathischen Hauptfigur aber nicht zu wiederholtem Genuss einlädt.


Bildqualität
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,66:1, Auflösung 1080p Mit Casablanca und Die Spur des Falken hat Warner bewiesen, dass sie genau wissen, wie man Schwarz-Weiß-Filme für Blu-ray aufbereitet. Zwar erreicht Lolita nicht das Niveau jener Referenz-Titel, das ist aber aufgrund von Kubricks Stil auch gar nicht möglich. Dennoch hat man es hier mit einer guten Katalog-Veröffentlichung zu tun: Der beinahe 50 Jahre alte Film ist zwar manchmal relativ weich anzuschauen, überzeugt aber insgesamt mit einem guten Schärfeeindruck.

Auch die Kontrast- und Schwarzwerte, für Schwarz-Weiß-Material besonders entscheidend, sind sehr gut. Das Filmkorn variiert von Szene zu Szene, ist aber nie aufdringlich und passt zur Atmosphäre der schwarzhumorigen Tragik-Komödie. Leider hat Warner den 150 Minuten langen Lolita, genau wie den zeitgleich erschienenen Barry Lyndon, auf eine BD-25 gequetscht, so dass vereinzelt leichte Kompressionsspuren auftauchen. Überraschend: Wo man den Klassiker Barry Lyndon unverständlicherweise im Bildformat beschnitten hat, präsentiert Warner Lolita im Originalformat von 1,66:1, so dass die Bildbewertung hier insgesamt trotz ähnlicher Aufarbeitung deutlich besser ausfällt.


Tonqualität
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Technik: Deutsch (Dolby Digital 1.0), Englisch (DTS-HD Master Audio 1.0), uvm. Der deutschen Monospur merkt man ihr Alter an: Besonders die Stimmen sind etwas dumpf und man hört stets ein leises, aber nie störendes Hintergrundrauschen. Die Dialogverständlichkeit ist sehr gut, während man bombastische Soundeffekte von diesem dialoglastigen Film aus dem Jahr 1962 natürlich nicht erwarten darf. Für sich genommen, besonders das Alter des Films in Betracht gezogen, ist die Tonspur recht gelungen und beispielsweise besser als Warners Monospur für den 20 Jahre jüngeren Excalibur. Der verlustfreie englische Ton bringt gegenüber der deutschen Spur zugleich Mehrwert wie Abzüge in der B-Note mit sich: Der Original-Ton punktet mit mehr Dynamik, dafür ist das aus der deutschen Variante bekannte Hintergrundrauschen lauter. Trotzdem ist auch diese Spur für einen älteren Katalogtitel in Ordnung und dem dialoglastigen Material angemessen.


Ausstattung
Bis auf den US-Kinotrailer in Standardauflösung enthält die Blu-ray zu Stanley Kubricks Lolita leider keinerlei Extras


Fazit
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Die gealterte Lolita verführt auf Blu-ray mit guter Bildqualität im Originalformat. Einzig Warners Entscheidung den 150 Minuten langen Film auf eine BD-25 zu quetschen, erweist sich als Fehler, der für leichte Kompressionsartefakte sorgt. Die Tonspur in Mono lässt heute zwar kein Herz mehr schneller schlagen, ist dem Material aber durchaus angemessen. Bei den Extras enttäuscht dieser Katalogtitel mit einem einsamen Kinotrailer in SD. Aus der kontroversen Buchvorlage hat Stanley Kubrick eine Tragik-Komödie mit schwarzem Humor gemacht, die als zeitlose Geschichte auch heute zu überzeugen weiß. Sensibel entschärft der Regisseur die wohl sonst unverfilmbare Handlung um den Pädophilen Humbert Humbert und die frühreife Lolita dahingehend, dass der Film deutlich harmloser unterhält als die Buchvorlage. Insgesamt ist die Blu-ray sowohl Kubrick-Fans als auch Liebhabern der Literatur-Vorlage ans Herz zu legen – besser ausgesehen und geklungen hat dieser bissige Film jedenfalls noch nie. (anw)


Kaufempfehlung


6 von 10
Die Kaufempfehlung der Lolita (1962) Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte
Sony Bravia 46 W 4000
Onkyo TX SR 606
Heco Victa 5.1 Komplett-Set
Playstation 3


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