Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond - Blu-ray
Review
Eine Neuinterpretation einer bereits bekannten Geschichte stellt
meist ein Risiko dar. Die breite Masse vergleicht das Remake
üblicherweise mit der Vorlage und je besser diese ist, desto
negativer fällt die Reaktion zur neuen Adaption aus. Die
Regisseurin Catherine Hardwicke wagt sich mit
Red Riding
Hood an eine Neuverfilmung des bekannten Märchens „Das
Rotkäppchen“ der Gebrüder Grimm. Das Thema wurde schon des Öfteren
verfilmt, wobei die bekanntesten Adaptionen wohl Die Zeit der Wölfe
oder Freeway sind. Gerade erstgenannter gilt als Klassiker seines
Genres und hinterlässt große Fußstapfen, die gefüllt werden
wollen.
Story
In dem kleinen, gemütlichen Dorf Daggerhorn geht der Schrecken um,
denn ein grimmiger Werwolf bedroht die friedliebenden Bewohner.
Lange Zeit konnte die grausame Bestie mit Tieropfern beruhigt
werden, bis eines Nachts die Schwester der hübschen Valerie getötet
wird. Die kleine Gemeinde ist in Aufruhr und beschließt, den
berüchtigten Wolfsjäger Pater Salomon um Hilfe zu bitten. Dabei
steht die junge Valerie mehr im Mittelpunkt als ihr lieb ist.
Zugegeben, von der Atmosphäre und der Kameraführung ist
Red
Riding Hood wirklich traumhaft geworden. Vor allem die
Einführungssequenz ist Regisseurin Catherine Hardwicke sensationell
gelungen. Allerdings offenbaren sich schnell die negativen Aspekte
des Films, denn während die Stimmung, auch durch Einsatz von Farb-
und Effektfiltern, stets einen märchenhaften Charakter behält,
erschließen sich dem Zuschauer immer mehr Schwächen in der
Geschichte. Das beginnt bei der Tatsache, dass keine der Figuren
sympathisch wirkt. Die Rolle des Pater Salomon wird z.B. zwar
überzeugend, aber etwas farblos gespielt. Max Irons ist als Henry
Lazar ebenfalls blass und unglaubwürdig. Große Schauspielkunst
bekommt man nur wenig geboten.
Des Weiteren sind Parallelen zu Hardwickes Erfolgsfilm
Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen
nicht von der Hand zu weisen. Angefangen bei der Darstellung des
Werwolfes, über die Dreiecksbeziehung der Protagonistin Valerie
sowie die optische Ähnlichkeit von Peter (gespielt von Shilóh
Fernandez) mit Edward aus der
Twilight Saga. Und nebenbei
erwähnt: In beiden Filmen spielt Billy Burke den Vater der
Hauptfigur. So bekommt man letztendlich den Eindruck, dass
Red Riding Hood zu sehr auf ein jugendliches
Publikum zugeschnitten wurde und bloß ein - wenn auch gut
inszenierter - Abklatsch des oben genannten Filmes ist. Zugute
halten muss man immerhin, dass die Spannung bezüglich der Auflösung
der Frage „Wer verbirgt sich hinter dem Werwolf?“ bis zum Schluss
aufrechterhalten bleibt. Das einzige was den Film aber wirklich
sehenswert macht, sind die wunderschönen, märchenhaften und glatt
gebügelten Kulissen (eine authentische Mittelalteratmosphäre sieht
deutlich anders aus), untermalt von einem passend und leicht
verträumten Soundtrack.
Die Regisseurin hat bei der Verfilmung auf eine sehr starke
Bildsprache geachtet. Vor allem die Farbsymbolik fällt nicht nur
wegen des roten Gewandes (Farbe der Liebe, der Lebensfreude, der
Leidenschaft) der Titel gebenden Protagonistin auf. Auch das blaue
Kleid der Großmutter (Farbe des Vertrauens, des Friedens und der
Verlässlichkeit), blutroter Mond (siehe oben, auch Symbol für
Feuer, Blut, Kampf und Wut) sowie die purpurfarbene Kleidung von
Pater Salomon (steht für Würde, Mystik, in der Liturgie sogar für
Buße) sind Deutungen zur jeweiligen Charakteristik.
Die Grundidee hinter
Red Riding Hood, dass der
böse Wolf ein Werwolf ist, der ein Dorf tyrannisiert, ist an sich
sehr gut, wurde aber leider nicht adäquat umgesetzt. Vor allem die
romantische Liaison wurde zu stark in den Vordergrund gedrängt und
wirkt dadurch aufgesetzt. Schade, denn die Geschichte hat, vor
allem angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten, eine Menge
Potential.
Bildqualität
-
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,40:1
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kräftige Farben, leicht durch Filter verfremdet
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Atmosphäre generell düster
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guter Schwarzwert
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größtenteils gute Durchzeichnung
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sehr gute Gesamtbildschärfe
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sehr gute Detailzeichnung
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sehr schwaches Bildrauschen
Das Bild hinterlässt einen positiven Gesamteindruck. Durch Einsatz
von Farbfiltern wird eine märchenhafte Atmosphäre erzeugt, die dem
Film sehr gut zu Gesicht steht. In dunklen Szenen werden
stellenweise einige Details verschluckt. Meist ist ein schwaches
Bildrauschen zu erkennen, was aber nicht negativ auffällt. Die sehr
gute Kameraführung von Mandy Walker ist besonders hervorzuheben und
glänzt mit wundervoll photographierten Panoramaaufnahmen.
Tonqualität
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Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
u.v.a.
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kein deutscher HD-Sound
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sehr gute Dynamik
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gut akzentuierte Bässe
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gute räumliche Atmosphäre
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sehr gute Dialogverständlichkeit
Wie bei Warner üblich, ist auf der deutschen Blu-ray lediglich eine
Dolby Digital 5.1 Spur der Synchronisation enthalten. Die
Abmischung präsentiert sich mit einer guten Dynamik. In Punkto
Räumlichkeit wird eine gute authentische Atmosphäre durch
gelegentlichem Einsatz der hinteren Lautsprecher erzeugt. Im
Vergleich erweist sich die englische DTS-HD Master Audio 5.1 Spur
jedoch ein wenig authentischer. Der Soundtrack von Brian Reitzell
(30 Days of Night) und Alex Heffes (The Rite – Das Ritual, Der
letzte König von Schottland) passt sich sehr gut der Geschichte an
und untermalt die märchenhafte Gesamtstimmung entsprechend.
Ausstattung
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Extended Cut
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Behind the Scenes
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Featurette
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Gag Reel
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Music Video
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Nicht verwendete Szenen
Sämtliche Extras sind hochauflösend in 1080p. Der Extended Cut ist
leider nur in englischer Sprache vorhanden. Hinter “Secrets Behind
the Red Cloak” verbirgt sich ein wenig interessanter Bild-in-Bild
Kommentar, der kaum zusätzliche Informationen liefert. Bei dem
mehrteiligen Making of schaut dies indes anders aus, werden hier
doch Einblicke zur Entstehung des Soundtracks, der CGI Effekte, den
Castings sowie der Dreharbeiten geboten. Die Deleted Scenes sind
berechtigt aus dem Film entfernt worden. Zusätzlich gibt es noch
einen mehr oder minder lustigen Gag Reel, zwei Musikvideos sowie
eine BD-Live Funktion. Als besonderes Extra wurde noch ein Easter
Egg versteckt. Auf ein Wendecover wurde verzichtet.
Fazit
Technisch überzeugt die Blu-ray, wie von Warner bei aktuellen
Produktionen gewohnt, mit einem sauberen Transfer. Das Bild
befindet sich generell auf einem sehr guten Niveau, bei dem der
Farbfilter keineswegs stört, sondern hervorragend die märchenhafte
Stimmung betont. Der Ton ist, trotz der Tatsache, dass die deutsche
Synchronisation nur in Dolby Digital 5.1 vorhanden ist, sehr
ordentlich und bietet eine sehr gute Dynamik mit guter
Räumlichkeit. Die Extras sind komplett in HD vorhanden und bieten
ausreichend weitere Informationen.
Red Riding Hood
hätte wirklich was Großartiges werden können, aber leider nutzt der
Film das vorhandene Potential nicht aus. Regisseurin Catherine
Hardwicke hat ihre Adaption des Grimmschen Kultmärchens zu
zielgruppenorientiert inszeniert. Der Wolf, auch wenn düster
dargestellt, ist hingegen sehr zahnlos und nicht sonderlich
furchterregend. Statt einem schaurigen Horror Thriller, drängt sich
eine sanft-süße Liebensgeschichte in den Vordergrund, die zwar
dennoch Spannung aber auch zu viel Kitsch bietet.
Story: 5/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 8/10
Gesamt: 8/10
Kaufempfehlung:
7/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic
DMP-BD30
AV-Receiver:
Denon AVR-1602
Lautsprecher: Magnat