Erstmal ein riesiges Danke hibb! Grandios geschrieben und super
zusammengefasst. Besonders ist hier echt so gut wie alles dabei,
was man an Argumenten bringen kann. Ich habe insbesondere
Schwierigkeiten gehabt, einen Punkt, den ich sehr wichtig finde,
gut zusammengefasst Menschen zu erklären, die sich auf so eine
Diskussion einlassen:
Zitat:
Zitat von hibb
- Tonprobleme und Anpassungen im Soundmix (...) Im deutschen fühlen
sich die Stimmen meist nicht in er Umgebung verankert, auch wenn
die dt. Tontüftler sehr gut mit Hall und Equilizern umzugehen
wissen. Die Stimmen sind einfach manchmal zu dominant abgemischt
und fühlen sich drübergespult an. Im Vergleich zum Original, fühlen
sich die Stimmen nicht räumlich an.
Das ist echt klasse beschrieben. Ich habe es immer versucht darüber
zu erklären, dass die Stimmen nicht
dynamisch, sondern
drübergesprochen anfühlen. Und mit dynamisch meine ich genau dieses
"in der Umgebung verankert". Wenn man viel O-Ton guckt, was ich -
mehr durch Zufall - angefangen habe, fällt einem das bei Synchros
deutlich auf, und dann kann man irgendwie auch nicht mehr
zurück.
Gerade mit meiner Familie ist das besonders schwierig - die sind
halt gut im Englischen, aber einfach Sprachfaul, und wollen Filme
lieber auf deutsch gucken, obwohl sie es im O-Ton schauen könnten.
Ich kann das bei anderen Sprachen ja noch gut nachvollziehen,
sprich wenn man Untertitel braucht, ist es sicherlich ein wenig
anstrengender einen Film zu gucken und zu genießen, das merke ich
selbst auch, deswegen guck ich - gerade wenn ich nebenbei was tun
muss - bei nichtenglischen Filmen auch öfters mal die Synchro. Aber
wannimmer es geht, vermeide ich es. Eine kleine weitere Ergänzung
zu einem anderen Punkt, den hibb angesprochen hat:
Zitat:
Zitat von hibb
- Das schauspielerische Talent im Allgemeinen: Natürlich wird die
Synchro-Arbeit in Deutschland von talentierten Schauspielern
übernommen, aber je nach Vorlage kann zwischen Darsteller und
Sprecher immer noch Welten liegen. Das künstlerische Gefälle ist
einfach oft noch zu groß. Eine schauspielerische Leistung anhand
einer Synchro beurteilen zu können, halte ich mittlerweile für
nahezu ausgeschlossen, auch wenn schon mancher stummer Charakter
einen Oscar gewonnen hat wie z.B. Holly Hunter in
The
Piano. Stimme, Betonung und Stimmlage machen mMn mindesten 60%
der Performance aus.
Hier steckt implizit sicherlich auch drin, was Schauspieler
Teilweise auf sich nehmen um bestimmte Akzente überhaupt erst
einmal zu trainieren! Ein Schauspieler der mir Top-of-my-Head
sofort einfällt: Tom Hardy. Als ich den in
Child44 gesehen
habe, war ich überzeugt davon, dass Tom Hardy mindestens russische
Wurzeln haben muss. Bei Legend wo er gleich zwei Charaktere
spricht, erkennt man immer ganz genau welchen Charakter er spricht
- nicht nur anhand der Mimik, sondern auch - wirklich grandios -
anhand der Sprechweise und des minimal anders klingenden Akzents.
Was das für eine Arbeit sein muss, sich für einen Film regelmäßig
in die andere Rolle einzufinden, und so zu sprechen, dass man
diesen Film fast mit geschlossenen Augen schauen könnte und wüsste,
wer gerade redet? Jedenfalls ein perfekter britischer Akzent der
60er Jahre - total glaubwürdig. In
The Drop klingt er
perfekt nach einem amerikanischen Kleingangster der jetztzeit, in
Lawless oder auch in
The Revenant dafür dann
wieder nach einem amerikanischen Hillbilly
. Ich selbst
habe ja schon probleme, möglichst glaubwürdig deutsche regionale
Akzente abseits von Klassikern wie "ikke", "nich lang schnackn",
etc. so zu sprechen, dass man mir glaubt, ich käme von dieser
Region. Was Tom Hardy hier bspw. leistet - und von den genannten
sind glaube ich vier aus ein und dem selben Jahr! Das ist ein
komplettes Level an schauspielerischer Leistung und Talent, dass da
verloren geht! Und wenn man das im Hinterkopf hat, und sich dann
noch seine sonstige Performance anguckt... für mich ein
Ausnahmeschauspieler, gerade auch wegen der perfekten
Sprachbeherrschung!
Ein anderes Beispiel das mir gerade in den Sinn kommt: Samuel L.
Jackson in Kingsmen. Als ich den gesehen hab und aus dem Kino
gegangen bin (O-Ton) hab ich mich gefragt, wieviel Arbeit das wohl
für ihn gewesen sein muss, einen ganzen Film lang glaubwürdig zu
Lispeln, und wie oft er dabei wohl in Gelächter ausgebrochen sein
muss.
Falls es übrigens jemanden Interessiert: Ich habe vor fast 10
Jahren wirklich angefangen mit dem Filmegucken auf Englisch. Ich
war in der Schule (Gymnasium) ein 4er-Kandidat, Sprachunbegabt, von
Französisch zu Latein gewächselt, weil mir das zu schwer war, und
wegen Latein dann trotzdem zweimal fast sitzen geblieben; Englisch
hat meine Mutter mit mir gepaukt, damit ich mich auf der 4 halte
und sogar auf eine 3 komme. Insofern: Ich war nie Sprachbegabt und
hab mir das sogar fest eingeredet, bis ich während meiner
Ausbildung festgestellt habe: Es gibt auch schlimmere, und mich nur
deshalb mehr getraut habe. Dann kam ein halbes Jahr
Auslandsaufenthalt, und dort wohnte ich mit einem Italiener und
drei Lettländern in einer WG - WG-Sprache daher Englisch und da ein
Teil ebenfalls sehr Filmbegeistert war, mussten wir die Filme auf
Englisch gucken. Während ich bei den ersten Filmen das Gefühl habe,
ich verstehe nur die Hälfte und mir entgeht total viel, wurde es
gegen Ende so gut, dass ich keine Untertitel mehr brauchte. Wieder
zu Hause wollte ich dieses tolle Sprachlevel, dass ich so langsam
gewonnen hatte, nicht gleich wieder verlieren und so fing ich an
meine DVDs im O-Ton mit Untertitel zu schauen, und nach und nach
den Untertitel auszustellen. Bei vielen Filmen hab ich erst als ich
sie das zweite oder dritte mal geschaut habe, bestimmte Passagen
auch verstanden, aber gerade wenn man die Filme eh schon kennt, ist
das auch nicht so schlimm nicht alles zu verstehen. Ideal ist mit
was leichtem Anzufangen (bspw. Harry Potter), und ich würde
amerikanische Jetztzeit-Filme vorziehen, weil das das leichtere
Englisch ist; neben Filmen waren es vor allem Serien, die mir das
Englische haben immer leichter werden lassen: Friends, Six Feet
Under, Dexter - das waren meine ersten Serien auf Englisch.
Mittlerweile bewundern mich andere Menschen für mein tolles
flüssiges Englisch und glauben mir nicht, dass ich bei Englisch
Grundsätzlich ein 4er-Schüler war.
Was ich damit sagen will: Versteckt euch nicht hinter sowas wie
Talent, habt Mut Filme einfach zu gucken, selbst wenn ihr
anfänglich nur die Hälfte versteht - das Verständnis kommt
schneller als ihr glaubt, und ehe man es sich versieht hat man sich
auch an gewohnte Synchronsprechen entwöhnt und hält sich die Ohren
zu, wenn man dann nach Jahren das erste mal wieder die
Synchronstimme eines Schauspielers hört. ;) Wegen aller hier
besprochenen Vorteile lohnt es sich - gerade als Filmfan - wirklich
sehr!
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