Ich bin Nummer Vier Blu-ray Review
Wer denkt, dass man die Rettung der Welt den
Erwachsenen überlassen sollte, liegt falsch. Jedenfalls wenn es
nach der Vorstellung vieler Hollywoodproduzenten geht. Was im
Horrorgenre bereits seit Jahrzehnten Gang und Gäbe ist, weitet sich
zunehmend auch auf andere Filmgenres aus. So bekämpfte in den
letzten Jahren nicht nur ein gewisser Harry Potter in insgesamt
acht Kinofilmen das Böse. Auch andere Teenager konnten sich
scheinbar das Treiben ihrer volljährigen Zeitgenossen nicht mehr
mit ansehen und griffen wahlweise zu mythischen Artefakten, wie in
„Percy Jackson – Diebe im Olymp“ oder sogar zum Lichtschwert, wie
in den Star Wars Episoden 1 bis 3. Mit wechselhaftem Erfolg, muss
man an dieser Stelle allerdings hinzufügen. Denn mehr als
bestenfalls kurzweilige Unterhaltung haben Filme dieser Art oft
nicht zu bieten. Nun steht mit
Ich bin Nummer Vier
ein weiterer Vertreter der Abteilung
Jugend
forscht in den Startlöchern. Mal sehen, ob Regisseur D. J.
Caruso, u. a.
Disturbia (2007) und
Eagle Eye – Außer Kontrolle (2008),
den jugendlichen Helden mehr Profil verleiht.
Story:
Auf den ersten Blick ist John Smith (A. Pettyfer) ein ganz normaler
Jugendlicher, der an den sonnigen Stränden Floridas seinen
Lieblingsbeschäftigungen nachgeht: mit Kumpels abhängen und dem
anderen Geschlecht nachstellen. Doch die Idylle trügt, denn John
hütet ein erstaunliches Geheimnis. Er ist einer von wenigen
Überlebenden eines außerirdischen Volkes, die auf der Erde Zuflucht
vor ihren Verfolgern suchen. John und acht weitere seiner Art sind
die letzten mit besonderen Gaben ausgestatteten Krieger vom
Planeten Lorien, die sich unter die Menschen mischen, um den
gnadenlosen Mogadori zu entkommen, die bereits den Heimatplaneten
der Flüchtlinge vernichteten. Dabei gehen die Mogadori äußerst
effizient und brutal vor. Die ersten drei von Johns Artgenossen
sind ihnen bereits zum Opfer gefallen. Und nun wird Johns Nummer
aufgerufen, denn er ist Nummer Vier.
Wenn es um Erfolg an den Kinokassen geht, dann gibt es heutzutage
zwei Zutaten, die ein Film beinhalten sollte: Superhelden oder
Außerirdische. Beides sind gute Voraussetzungen, um die Menschen in
Scharen anzulocken. Produzent Michael Bay vollzieht nun den
nächsten logischen Schritt und kombiniert beides miteinander.
Fertig ist der außerirdische Superheld. Bleibt noch die Zielgruppe
zu klären, die das Endprodukt ansprechen sollte. Hier führt
bekanntlich kein Weg an den bei der Wirtschaft besonders begehrten
14 bis 29jährigen vorbei. Also ist klar, dass der Superheld am
besten ein junger Erwachsener sein sollte, der zwar von einem
anderen Planeten stammt, aber praktischer Weise die gleichen
emotionalen Turbulenzen durchlebt, wie seine irdischen
Altersgenossen. Und welcher Schauplatz eignet sich besser als
hormonelle Hexenküche als die amerikanische High School?
Hier wird natürlich alles aufgefahren, wodurch sich eine
Hollywood-High-School auszeichnet: John als fremder Neuankömmling,
die tyrannische Footballgang, ein drangsalierter Außenseiter und
der unvermeidliche Love Interest, die missverstandene
Schulschönheit. Dabei ist John freilich immer bedacht, seine
besonderen Fähigkeiten zu verbergen, was natürlich nicht immer so
funktioniert, wie es sich sein Mentor und Vaterersatz vorstellt.
Dieser wird übrigens von Timothy Olyphant verkörpert, leicht
erkennbar als einziger ernstzunehmender Schauspieler in diesem
Ringelpiez. Darüber hinaus stellt sich unweigerlich große Sorge um
die Zukunft Hollywoods ein, wenn man auf die Riege der hier
agierenden Jungschauspieler schaut.
Alex Pettyfer eignet sich sicherlich gut als Poster Dreamboy in den
Kinderzimmern pubertierender 14jähriger Mädchen, auf der Leinwand
hat er auf Grund fehlender darstellerischer Fähigkeiten und einem
eklatanten Mangel an Charisma nichts verloren. Gleiches gilt für
Dianna Agron als Johns große Liebe, die im Wesentlichen damit
beschäftigt ist, rehäugig ihren Liebling anzuschmachten. Einziger
und viel zu kurzer Lichtblick ist Teresa Palmer als toughe Nummer
Sechs, die den bösen Jungs äußerst effektvoll und mit vollem
Körpereinsatz zeigt, wo der Hammer hängt.
Weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass der Film natürlich nicht
ohne Special Effects auskommt, diese den Film aber nicht
zukleistern, sondern sparsam und mit Bedacht eingesetzt werden. Am
Ende überwiegen aber die vielen Unzulänglichkeiten. Nicht auf
handwerklicher Seite, die Inszenierung erfüllt ohne Zweifel
aktuelle Standards. Es sind die fast schon ins parodistische
abdriftenden Klischees, die der Film über die gesamte Laufzeit
bedient und die ihm letztlich den letzten Funken Glaubwürdigkeit
kosten.
Bildqualität:
Videocodec: MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung
1080p
Der Bildtransfer bietet einiges für die Augen und erfüllt in nahezu
allen Belangen die Erwartungen, die ein aktueller Blockbuster
weckt. Das Bild ist zu jeder Zeit scharf und sehr gut
durchzeichnet. Bis in den Bildhintergrund ist jedes Detail gut zu
identifizieren. Unscharfe Nahaufnahmen sucht man vergeblich.
Auffällig sind die recht steilen Kontrastwerte und die knackig
kräftigen Farben, die besonders in hellen Szenen zum Tragen kommen.
Obwohl die Darstellung des Farbspektrums dadurch etwas unnatürlich
erscheint, entfaltet sich doch ein guter plastischer Eindruck auf
der heimischen Mattscheibe. Der Schwarzwert ist immer auf der Höhe,
nur in der düsteren Anfangssequenz gehen einige Details verloren.
Das filmgerechte Korn bleibt zwar erhalten, drängt sich aber nie
unangenehm in den Vordergrund.
Tonqualität:
Technik: Deutsch DTS-HD High Resolution 5.1
Die Tonspur macht ebenfalls alles richtig und bringt die
HD-Codierung zeitgemäß zu Gehör. In Actionszenen präsentiert sich
der Ton dynamisch und wuchtig. Zahlreiche direktionale Effekte
umschließen den Zuhörer mit einer ansprechenden Räumlichkeit, die
allerdings noch differenzierter ausfallen könnte. Auch während
lauter Passagen bleiben die Dialoge immer sehr gut verständlich.
Der Subwoofer wird stets mit einbezogen, kommt aber erst während
der finalen Entscheidungsschlacht dominant zum Einsatz. Der hippe
Soundtrack mit einigen bekannten Liedern profitiert ebenfalls von
der sehr guten Abmischung. Gravierende negative Eigenschaften gibt
es nicht zu vermelden.
Ausstattung:
Die Ausstattung fällt für einen aktuellen Kinofilm bemerkenswert
knapp aus. Sechs zusätzliche Szenen geben einen Eindruck davon,
dass diese den Film auch nicht besser gemacht hätten, wenngleich
sogar eine Szene mit Karen Allen (u. a. Indiana Jones 1 und 4), die
Johns Mutter spielt, der Schere zum Opfer gefallen ist. Jede der
Deleted Scenes wird mit einem kurzen Kommentar vom Regisseur
eingeleitet. Das ca. 12minütigen Feature
Nummer 6 werden
rückt Teresa Parkers anstrengende Dreharbeiten in den Mittelpunkt
und enthüllt die Geheimnisse hinter ihren waghalsigen Stunts. Eine
ca. 3minütige Gag Reel schleißt das Zusatzmaterial ab und
präsentiert noch einige lustige Pannen vom Dreh. Immerhin liegen
die spärlichen Extras komplett in HD vor.
Fazit:
Technisch erfüllt die vorliegende Blu-ray die Erwartungen, die man
an einen Hollywoodfilm aus dem Jahr 2011 richtet voll und ganz.
Sowohl Bild, als auch Ton genügen gehobenen Ansprüchen. Was sich
von den wenigen Extras nicht sagen lässt. Hier wird nicht einmal
ein Audiokommentar geboten.
Produzent Michael Bay präsentiert dem Zuschauer selbst für seine
Verhältnisse einen nahezu unerträglich oberflächlichen, am
Reißbrett für kommerzielle Blockbuster entworfenen
Teenie-Actionstreifen, der alle negativen Vorurteile gegenüber
seelenlosen Hollywoodproduktionen einmal mehr bestätigt. Bis auf
wenige Ausnahmen erfüllen die blassen Nachwuchsschauspieler nicht
einmal geringe Ansprüche. Bei einem weltweiten Einspielergebnis von
ca. 118 Millionen Dollar (Budget ca. 60 Millionen), ist allerdings
mit einer Fortsetzung zu rechnen, worauf das relativ offene Ende
des Films auch eindeutig abzielt. Ob man sich darauf freuen sollte,
steht freilich auf einem anderen Blatt.
Kurzbewertungen:
Story: 5/10
Bild: 9/10
Ton: 9/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 6/10
Die Kaufempfehlung der Ich bin Nummer
Vier Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)