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Gottes Werk & Teufels Beitrag

Gestartet: 26 Mai 2011 20:40 - 2 Antworten


Veröffentlichung:
21.04.2011
Laufzeit:
125 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 26 Mai 2011 20:40

Breiti

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Eines meiner letzten Reviews, auch wieder einer mener Lieblingsfilme.


Gottes Werk & Teufels Beitrag

John Irving, einer der renommiertesten und besten amerikanischen Autoren der Gegenwart, ist einer der wenigen Schriftsteller, die bei Publikum und Kritikern gleichermaßen hoch angesehen sind. Das rief selbstverständlich Hollywood auf den Plan und so sind z.B. Romane, wie Hotel New Hampshire oder Garp und wie er die Welt sah erfolgreich verfilmt worden. Mit Gottes Werk und Teufels Beitrag (The Cider House rules) erscheint nun die erste, oscarprämierte, filmische Adaption seiner Bücher auf Blu-ray. Das Besondere: John Irving arbeitete als Drehbuchautor gemeinsam mit Erfolgsregisseur Lasse Hellström an der Verfilmung, die mit einem „Traum Cast“ aufwartet und bis in die letzte Nebenrolle erstklassig besetzt ist

Story
Homer Wells wächst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts als Waise im vom Dr. Larch geleiteten Waisenhaus St. Cloud auf. In dem abgelegenen Kinderheim wird Homer bald zum Liebling des Stabes und übernimmt bereits in jungen Jahren viel Verantwortung. Dr. Larch, der für ihn väterliche Zuneigung entwickelt, bildet Homer früh zu einem fähigen Chirurgen aus mit dem Ziel, das Homer ihm als Arzt für St. Cloud einmal nachfolgt. Aber Homer hat Sehnsucht nach einem Leben außerhalb des Waisenhauses, zumal er die von seinem Ziehvater illegal durchgeführten Abtreibungen kategorisch ablehnt. Für Homer bietet sich die Gelegenheit St. Cloud zu verlassen und das Pärchen Wally und Candy nach einer Abtreibung zu ihrer Plantage zu begleiten. Bald genießt er das scheinbar sorgenfreie Leben als Apfelpflücker, bei dem er keine Verantwortung tragen muss. Homer macht erste Erfahrungen mit Liebe, ethischen und moralischen Bedenken und muss bald erkennen, dass auch das Leben als Apfelpflücker nicht sorgenfrei ist, sondern ihn vor eine schwere Entscheidung stellt und in einen Gewissenskonflikt treibt.

Lasse Helmström hat seine besten Filme als Regisseur von skurrilen Stoffen gedreht, z.B. Mein Leben als Hund oder Gilber Grape, weniger erfolgreich war er mit mehr am Mainstream orientierten Stoffen wie etwa Casanova. Daher ist es kein Zufall, dass ihm mit der Adaption des epischen Romans von John Irving ein künstlerischer Erfolg gelungen ist, den er bislang nicht wiederholen konnte. Dazu trägt vor allem die Drehbuchadaption durch den Autor der Romanvorlage selbst bei. Denn John Irving legt die Axt geradezu furchtlos an sein eigenes Meisterwerk (den gleichnamigen Roman) an. Während die Erzählung ein ganzes Menschenleben umfasst, ungeheuer detailliert und ausführlich die Figuren beleuchtet, konzentriert sich der Film auf die Wandlung Homers vom Kind zum Mann. Dennoch wird keines der zentralen Themen des Buches geopfert oder nur gestreift, alle stehen gleichberechtigt – genau wie die Liebesgeschichte und das Erwachsenwerden – nebeneinander; ja bedingen einander.

Das ist angesichts der Tatsache, dass es um Themen wie Inzest, Waisen, Adoptionen oder Rassismus geht umso erstaunlicher - nicht gerade leichte Kost und schon gar nicht in Amerika. Das Besondere liegt darin, wie die Story diese Themen aufgreift; nicht plakativ moralisierend oder scheinheilig aufgeregt, sondern als zum Leben gehörende Tatsachen die man akzeptieren muss und denen man sich nicht entziehen kann. Erträglich machen dies der Humor und die Anteilnahme, die der Film für seine Charaktere entwickelt – demzufolge gibt es auch keine eindimensionalen Charakterzeichnungen. Die Besetzung des Casts ist ein Traum und die Rollen sind bis in die kleinste Nebenrolle hinein fantastisch besetzt. Egal ob Michael Caine, Cathy Bates, Charlize Theron oder Tobey Maguire in seiner bislang besten Rolle – sie lassen ihre papiernen Vorbilder zu echten Menschen aus Fleisch und Blut werden und der Zuschauer lacht, weint und fühlt mit Ihnen.
Homers innerer Kampf um Gewissen, Verantwortung und Freiheit wird nie zu einem reinen Selbstzweck oder rutscht in Platituden ab; das oscarprämierte Drehbuch sorgt mit tollen Dialogen und Irving-typischen Humor dafür. Dass der Film der Buchvorlage treu bleibt und doch eine eigen Geschichte erzählt, ist das seltene Kunststück, das nur die besten Erzählfilme vollbringen. Die unaufdringliche, sentimental-melancholische Filmmusik von Rachel Portman trägt ihren Teil dazu bei – ein Meisterwerk.

Bildqualität
  • MPEG4-AVC Codec, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung 1920+1080p

  • warme, natürliche Farben

  • sanft abgestufte Kontraste

  • gute Schärfe und Detaillierung im Nah- und Fernbereich

  • überzeugender Schwarzwert der keine Details verschluckt

  • sehr gute Durchzeichnung

  • realistische Hauttöne- und Gesichtsfarben

  • vereinzelt schwaches, nicht störendes Graining


Ein hervorragender Transfer, der mit vielen positiven Eigenschaften glänzt. Eine wahre Freude diesen jungen Klassiker in dieser Form zu erleben. Die Schärfe im Nahbereich könnte noch eine Spur besser sein, ansonsten ein fast perfekter HD Transfer.

Tonqualität
  • Deutsch/Englisch HD-MA 5.1

  • etwas leise abgemischt

  • natürlicher, realistischer Klang

  • gute Dynamik

  • hervorragende Dialogverständlichkeit

  • seltene, aber sehr präzise eingesetzte Sound- bzw. Surroundeffekte


Der deutsche DTS-HD MA 5.1 Track ist seinem englischen Pendant ebenbürtig und eine Entdeckung wert. Insbesondere der sentimental-melancholische Score von Rachel Portman (u.a. Emma) begleitet das Geschehen ideal und ist integraler Bestandteil der Story- und Charakterentwicklung; fantastisch.


Ausstattung
  • Audio Kommentar, u.a. mit Lasse Helmström und John Irving

  • Making of

  • Behind the Scenes

  • Interviews

  • Trailer

  • Deleted Scenes


Es ist einiges an Zusatzmaterial vorhanden, dieses ist aber alles in Standard Defintion und bereits von früheren DVD Versionen bekannt. Aber: Wenn schon Resteverwertung, dann auf diese Weise. Denn insbesondere der Kommentar von Regisseur L.Hellström und Autor John Irving ist absolut empfehlenswert. Auch das Making of ist überraschend tiefgründig und bezieht sogar Außenstehende wie Bestsellerautor Stephen King mit ein. Andere Beiträge kommen dagegen nicht über Einheitsbrei hinaus, das gilt u.a. auch für die Deleted Scenes oder das Behind The Scenes Feature. Gänzlich überflüssig sind die nichtssagenden Interviews.


Fazit
Endlich mal wieder ein junger Klassiker, dessen HD Transfer hervorragend gelungen ist. Bild und Ton spielen in der obersten Liga und brauchen den Vergleich mit jüngeren Filmen nicht zu scheuen. Die Extras sind zwar nicht in HD, dafür aber recht umfänglich und stellen teilweise einen echten Mehrwert dar.
Noch schöner als ein technisch hervorragender Transfer ist es, wenn gute Technik auch auf einen guten Film trifft. Das ist hier der Fall. Die John Irving Verfilmung Gottes Werk und Teufels Beitrag gehört zu den besten Erzählfilmen überhaupt und entführt den Zuschauer in eine Welt, in der Tragik, Komödie und Drama nicht nur nebeneinander existieren, sondern sich bedingen. Denn all dies und noch mehr gehört zum Leben – und das schreibt noch immer die besten Geschichten. Dazu gesellt sich eine Schauspielerriege die ein absoluter Glücksfall ist und ein Regisseur, dem es gelungen ist, Herz und Geist der Buchvorlage zu bewahren. Hier ist die Quadratur des Kreises gelungen, nämlich die Verbindung von Unterhaltung mit Anspruch. (fb)

Bewertung:

Story - 10P
Bildqualität - 9P
Audio - 9P
Extras -7P


Gesamtwertung: 8P


Testgeräte
Beamer: Epson EH-TW4400LPE
Blu-ray Player: Panasonic DMP-BD80 (modded RCF)
AVReceiver: Onkyo 608
Boxensystem: Teufel System 5 THX Select
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#2
Geschrieben: 27 Mai 2011 12:56

Schlumpfmaster

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Den Film habe ich glaube ich wirklich nur einmal gesehen und das ist schon eine ganze Weile her! Aber so wie ich ihn in Erinnerung habe, ist der SDtreifen wirklich hervorragend.

Insgesamt wirkt gerade diese Review auf mich doch mehr als eine Verneigung vor dem Film selbst, also eine Ode oder auch ganz schnörkellos als Review getarnte Filmkritik.

Gerade der Punkt Bildqualität wird von Dir hier ja kaum behandelt, was ich ein wenig schade finde. In dem Fall wäre mir eine deiner etwas längeren Reviews lieber gewesen, denn gerade den Inhalt/Storyteil deiner Reviews machen deinen ganz eigenen Charme aus.
#3
Geschrieben: 23 Okt 2011 21:06

amoergosum

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Kann es sein, dass die US Blu-ray einen besseren Transfer bekommen hat?

US Blu-ray:
http://www.blu-ray.com/movies/The-Cider-House-Rules-Blu-ray/26308/#Screenshots


Deutsche Blu-ray:
http://www.caps-a-holic.com/hd_vergleiche/index.php?vergleich=the_cider_house_rules


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