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Getaway

Gestartet: 26 Mai 2011 20:28 - 7 Antworten


Veröffentlichung:
24.08.2007
Laufzeit:
123 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 26 Mai 2011 20:28

Breiti

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Und ein weiteres meiner frühen Werke, wieder zu lang und von der Struktur her nicht sauber, was solls, damals habe ich wie im Fieber ggeschrieben und mien eersten Erfahrungen als Schreiberling gemacht. Finde den Film noch immer klasse und hoffe, das er mehr Zuschauer findet.


Getaway


Rot ist röter als rot und Blut immer blutiger als Blut. Sam Peckinpahs Markenzeichen, die Farbe Rot in seinen Filmen in praktisch jeder Einstellung hervorzuheben und gelegentlich den Bildschirm in blutigen Zeitlupen zu ertränken, kommt auch in The Getaway zu seinem Recht. Die Geschichte der Flucht des Gangsterpärchens McCoy hat sich neben The Wild Bunch im Laufe der Jahre als Peckinpahs größter kommerzieller Erfolg erwiesen und gilt dennoch bis heute eher als Geheimtipp. Für Filmfans und solche, die es werden wollen, bietet sich mit der jetzigen Veröffentlichung des über 30jährigen Films eine Chance, abseits des Einheitsbreis aktueller Mainstreamproduktionen, ein Stück starkes Kino zu entdecken.

Peckinpah, der Regisseur von The Wild Bunch, Straw Dogs und Pat Garret jagt Billy the Kid, gilt noch heute als einer der ersten „coolen“ Regisseure und wird von Tarantino, Carpenter, Scorsesee und andere Größen des Filmgeschäfts bis dato in ihren eigenen Filmen zitiert. Die brutal blutigen Action Sequenzen aus The Wild Bunch haben das Kino für immer verändert, ähnlich wie dies Matrix, 2001 oder Pulp Fiction auf ihre Weise getan haben. Das Aufbrechen, der bis heute weitgehend üblichen Technik Geschichten linear zu erzählen, ist genauso wegweisend für die Entwicklung des Films, wie etwa der gezielte Einsatz von Zeitlupen in Actionsequenzen.

Obwohl das Tempo des Films sich nicht an den Sehgewohnheiten des Action- und Blockbustergesättigten Publikums orientiert, sorgt der Einsatz der Montage sowie brachial inszenierte Action als Stilmittel für Tempo.
1972 noch sehr ungewöhnlich, wagt es Peckinpah uns einen Berufsverbrecher als Helden zu präsentieren. Steve McQueen, einst „Sexiest Man Alive“, hat eine überwältigende Bildschirmpräsenz und geht mit Waffen, Freundin, nervigen Kindern, hysterischen Geiseln und auszuraubender Bank gleichermaßen lässig und professionell um. Dennoch verleiht Peckinpah seinen Protagonisten mehr Tiefe, in dem er seinen Helden Doc ebenfalls mit Eifersucht und der Angst, wieder zurück in das Gefängnis zu müssen, konfrontiert. Ungewöhnlich ist auch die Frauenrolle angelegt, Docs Frau ist eine selbstbewusste Gangsterbraut, die ihre eigenen Entscheidungen trifft.

Ist dieser moderne Oldie nun auf Blu-ray ein Goldie und sein Geld wert?

Story
Das Gangster-Road-Movie stellt den professionellen Ganoven DocMcCoy in den Mittelpunkt. Dieser wird vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, nachdem seine Frau einen Deal mit einem lokalen Gangsterboss eingeht. Der vereinbarte Preis für Docs Freiheit, dass er im Gegenzug für seine vorzeitige Entlassung einen Banküberfall organisiert, wird von den Auftraggebern um eine entscheidende Nuance bereichert. Auf der atemlosen, verzweifelten Flucht wird das Ausmaß von Verrat und Betrug unter den Verbrechern parallel zu dem wachsenden Misstrauen und Problemen des Ehepaars erzählt, so dass der Film den geradlinig inszenierten Actionszenen einen glaubhaften emotionalen Kern zu Seite stellt, der den Film letztlich erdet und den Charakteren Glaubwürdigkeit verleiht. Walter Jills Story fokussiert sich nicht nur auf das flüchtende Ehepaar, sondern gibt auch den Neben- und Subplots Zeit zur Entfaltung:
Die atemlose fotografierte Hetzjagd verbindet Peckinpah mit der parallel erzählten Ehekrise des McCoyschen Ehepaars und verknüpft diese wiederum mit dem Subplot des sie verfolgenden Killers. Die erotische Anziehungskraft zwischen McQueen und McGraw ist jederzeit spürbar ohne dass dafür auf billige Inszenierungstricks zurückgegriffen wird. Sowohl das Wiedersehen, als auch der Streit und die ruhigen Momenten zwischen den beiden sind nuanciert gespielt und werden mit zurückhaltender Cinematografie unterstützt.
So gewinnt die eher banale Grundidee der Story Textur und Komplexität, verleiht den Charakteren Glaubwürdigkeit und Tiefe und erhebt sich damit aus dem Action Einheitsbrei vergangener und aktueller Tage.

Bildqualität
So müssen Klassiker aussehen: Das Bild ist sehr gut. Der Film präsentiert sich in 1080p, dem Widescreen Format Ratio 2.35:1 (zumindest auf der US Box falsch als 1.85:1 bezeichnet!) und der VC-1 Codec liefert durchgängig gute Schärfe, natürliche Farben und weitgehend hohen Detailreichtum. Der Transfer ist durchaus gelungen. So sind weder Graining, noch Schmutz zu sehen. Das Bild wirkt frisch und klar.
Stellenweise sind zwar Artefakte und mangelnde Details zu beklagen, doch die Kontraste und Farbgebung wirken realistisch, Hauttöne erscheinen natürlich und Farbverläufe stimmig. Der Unterschied zur DVD ist verblüffend groß und rechtfertigt in jedem Fall den Blu-ray Kauf; wenngleich die Qualität der Blu-Ray nicht ganz an die Referenz anderer Genreklassiker heranreicht. HD Feeling stellt sich also ein - ganz klar eine Klassikerumsetzung, die sich lohnt und bei einem nun mehr als drei Jahrzehnte alten Filmen für Staunen sorgt.

Tonqualität
The Getaway hat einen vergleichsweise leisen Soundtrack, niemals stehen die Musik oder irgendwelche Effekte im Vordergrund. Eigentlich schade, denn hier wird auf Mono begrenzt eine Untermalung geboten, die ihrem Namen Ehre macht - und aufdrehen kann man ja auch. Vielleicht liegt der Reiz dieses Films nicht zuletzt in diesen akustischen Bildern, in der gekonnten Umsetzung einer musikalischen Vorlage in einen Sound, der nicht in den Ohren hängen kleben bleibt. Dieser Ton verschmilzt mit dem Video zu einem Erlebnis, er lenkt nicht ab, sondern unterstützt und trägt das Geschehen. Diese Abmischung macht aus stummen, bewegten Bildern lebendige Menschen. Quincy Jones (Thriller, M.Jackson; Back on the Block) liefert hier einen natürlichen Soundtrack, der, ergänzt vom Score Jerry Fieldings , auf ganz ungewöhnliche Weise die Story vorantreibt; in diese integriert ist und dabei nie in Musik-Video-Ästhetik abzugleiten droht.
Für die einkanalige Abmischung - dankenswerterweise hat das Studio auf Effekthascherei verzichtet - klingen die Geschehen und Dialoge natürlich zum Greifen nah und seltsamerweise dreidimensional. Sowohl der "echte" Geräuschanteil als auch die unterliegende Musik kommen direkt aus dem Geschehen - ein einwandfreie Synchronisation. Gut verständliche, aber niemals überbetonte Stimmen werden in den Raum transportiert, der den Blickwinkel auf das Geschehen definiert. Hier passt einfach alles; nichts wirkt nichts aufgesetzt.
Dabei sind auch Schüsse und splitternde Türen treffsicher explosiv. Wenn die Abmischung schon nicht durch überbordende Dynamik auffällt, so doch durch genau das Fehlen jeglicher Kompression. Eine solche Bescheidenheit zu Gehör zu bringen, das sollen aktuelle Produktionen mal nachmachen, denn dazu bedarf es einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Kurzum ein Genuss aus einem Guss.

Fazit
Einer der Filme, die positiv überraschen. Für viele weder im Kino erlebbar, noch im TV interessant, macht die Blu-ray Veröffentlichung vor allem deutlich, welch ein Gewinn das neue High Definition Format für das Klassikergenre bedeutet.
Nein! Da sind nicht irgendwelche abenteuerlichen Geschichten, waghalsige Stunts oder aufgeblasene Effekte. Das Fehlen jedweder affektierten Filmwelt, die realistische und zeitgenössische Ausstattung, DAS ist ganz großes Kino, weil sich alles an den Darstellern und ihrem Erleben orientiert. Dem Regisseur gelingt fast 2 Stunden lang packende Unterhaltung - ohne uns dabei je zu langweilen.
Dazu gehören Kleinigkeiten - wenn die Optik den Gestank einer Müllkippe in das Wahrnehmungszentrum transportiert und wenn man die körperliche Präsenz der Protagonisten im Magen spürt - gleichermaßen zum Erlebnis, wie brachial inszenierte Actionszenen, die auch nach über 30 Jahren nichts vermissen lassen. Neben der Bodenständigkeit fallen die kleinen Wendungen, die miterlebten Gefühle und allerlei skurrile Typen auf, fein gezeichnet und aufmerksam beobachtet.
Also eine abenteuerliche Geschichte, eine Lovestory und gleichsam zum Schluss die teuerste Moralpredigt Hollywoods? Dies ist ein Film, der mehr ist als die Summe seiner Teile.
Keine Minute zu lang, sogar das Happy End verzichtet auf falschen Pathos oder schmachtende Gefühlsduselei. Herz, was willst Du mehr?
Den Film wird man mehrmals schauen. Er hat mit der Blu-ray Veröffentlichung, neben den inneren Werten, nun auch die äußere Schönheit bekommen, die er verdient.
Also, überfallt nicht gleich 'ne Bank, doch der Film lohnt den Griff in die Kasse. (fb)

Bewertung:

Story - 8P
Bild - 8P
Audio - 7P
Ausstattung - 6P
(es fehlt seltsamerweise der Text dazu...entweder vergessen oder sonstwie untergegangen....)

Gesamtwertung: 7P
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#2
Geschrieben: 26 Mai 2011 20:32

Gast

So schön das alles geschrieben/beschrieben ist, aber schreibt man das Ganze nicht unter dem Punkt "Review" oder unter "Bewertung"?
#3
Geschrieben: 26 Mai 2011 20:47

Breiti

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Habe unterhalb des Textes die Bewertung angefügt, Danke für den Hinweis
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#4
Geschrieben: 26 Mai 2011 21:17

Schlumpfmaster

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Auch deine Frühwerke waren es immer wert gelesen zu werden.

Und manchmal finde ich lange oder auch extralange Reviews besonders interessant:)
#5
Geschrieben: 27 Mai 2011 07:35

Sawasdee1983

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Super geschriebenes Review zu einem richtig klasse Streifen. Sehr schön jetzt weiß ich wenigstens dass ich der Upgrade zur Blu Ray lohnt.
MfG Pierre

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#6
Geschrieben: 27 Mai 2011 12:04

Breiti

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Danke für die Rückmeldungen. Das Review stammt aus einer Zeit, als bluraydisc weniger als 500 Mitglieder hatte und ich wollte diesen Thread einfach nutzen, um so manchem "Frühwerk" eine weitere Chance zu geben. Und außerdem kann man für Filme wie Getaway einfach nicht genug Werbung machen :)
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#7
Geschrieben: 27 Mai 2011 12:35

Schlumpfmaster

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Zitat von Breiti
Danke für die Rückmeldungen. Das Review stammt aus einer Zeit, als bluraydisc weniger als 500 Mitglieder hatte und ich wollte diesen Thread einfach nutzen, um so manchem "Frühwerk" eine weitere Chance zu geben. Und außerdem kann man für Filme wie Getaway einfach nicht genug Werbung machen :)

Ja unsere Pioneerzeiten, als wir noch wirklich dabei waren alles aufzubauen, mit den alten Kollegen....ales ein wenig überschaubarer gewesen damals und manchmal auch weniger stressig:)

Ist schon erstaunlich, wenn man sich hier heute umschaut und manchmal fast niemanden vorfindet, den man von damals noch kennt...auch auf Redakteursseite hat sich doch viel verändert in den letzten 2 bis 3 Jahren.

The Getaway ist einer der Klassiker die man einfach gesehen haben muss - umso besser, wenn auch die Qualität der Scheibe dem Film und dem Medium gerecht wird!
#8
Geschrieben: 14 Sep 2014 23:21

bartonfink

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Interessantes Review, allerdings wäre es nett, die Beschreibung des Endes im Fazit zu löschen. Man hätte doch nur ein einziges Wort - das mit "H" - weglassen müssen, dann wär' alles in Ordnung.

Das hat mir nun die Vorfreude auf ein erneutes Anschauen nach etlichen Jahren ordentlich versaut. Mann, echt sch... :(


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