Und ein weiteres meiner frühen Werke, wieder zu lang und von der
Struktur her nicht sauber, was solls, damals habe ich wie im Fieber
ggeschrieben und mien eersten Erfahrungen als Schreiberling
gemacht. Finde den Film noch immer klasse und hoffe, das er mehr
Zuschauer findet.
GetawayRot ist röter als rot und Blut immer blutiger als Blut. Sam
Peckinpahs Markenzeichen, die Farbe Rot in seinen Filmen in
praktisch jeder Einstellung hervorzuheben und gelegentlich den
Bildschirm in blutigen Zeitlupen zu ertränken, kommt auch in The
Getaway zu seinem Recht. Die Geschichte der Flucht des
Gangsterpärchens McCoy hat sich neben The Wild Bunch im Laufe der
Jahre als Peckinpahs größter kommerzieller Erfolg erwiesen und gilt
dennoch bis heute eher als Geheimtipp. Für Filmfans und solche, die
es werden wollen, bietet sich mit der jetzigen Veröffentlichung des
über 30jährigen Films eine Chance, abseits des Einheitsbreis
aktueller Mainstreamproduktionen, ein Stück starkes Kino zu
entdecken.
Peckinpah, der Regisseur von The Wild Bunch, Straw Dogs und Pat
Garret jagt Billy the Kid, gilt noch heute als einer der ersten
„coolen“ Regisseure und wird von Tarantino, Carpenter, Scorsesee
und andere Größen des Filmgeschäfts bis dato in ihren eigenen
Filmen zitiert. Die brutal blutigen Action Sequenzen aus The Wild
Bunch haben das Kino für immer verändert, ähnlich wie dies Matrix,
2001 oder Pulp Fiction auf ihre Weise getan haben. Das Aufbrechen,
der bis heute weitgehend üblichen Technik Geschichten linear zu
erzählen, ist genauso wegweisend für die Entwicklung des Films, wie
etwa der gezielte Einsatz von Zeitlupen in Actionsequenzen.
Obwohl das Tempo des Films sich nicht an den Sehgewohnheiten des
Action- und Blockbustergesättigten Publikums orientiert, sorgt der
Einsatz der Montage sowie brachial inszenierte Action als
Stilmittel für Tempo.
1972 noch sehr ungewöhnlich, wagt es Peckinpah uns einen
Berufsverbrecher als Helden zu präsentieren. Steve McQueen, einst
„Sexiest Man Alive“, hat eine überwältigende Bildschirmpräsenz und
geht mit Waffen, Freundin, nervigen Kindern, hysterischen Geiseln
und auszuraubender Bank gleichermaßen lässig und professionell um.
Dennoch verleiht Peckinpah seinen Protagonisten mehr Tiefe, in dem
er seinen Helden Doc ebenfalls mit Eifersucht und der Angst, wieder
zurück in das Gefängnis zu müssen, konfrontiert. Ungewöhnlich ist
auch die Frauenrolle angelegt, Docs Frau ist eine selbstbewusste
Gangsterbraut, die ihre eigenen Entscheidungen trifft.
Ist dieser moderne Oldie nun auf Blu-ray ein Goldie und sein Geld
wert?
Story
Das Gangster-Road-Movie stellt den professionellen Ganoven DocMcCoy
in den Mittelpunkt. Dieser wird vorzeitig aus dem Gefängnis
entlassen, nachdem seine Frau einen Deal mit einem lokalen
Gangsterboss eingeht. Der vereinbarte Preis für Docs Freiheit, dass
er im Gegenzug für seine vorzeitige Entlassung einen Banküberfall
organisiert, wird von den Auftraggebern um eine entscheidende
Nuance bereichert. Auf der atemlosen, verzweifelten Flucht wird das
Ausmaß von Verrat und Betrug unter den Verbrechern parallel zu dem
wachsenden Misstrauen und Problemen des Ehepaars erzählt, so dass
der Film den geradlinig inszenierten Actionszenen einen glaubhaften
emotionalen Kern zu Seite stellt, der den Film letztlich erdet und
den Charakteren Glaubwürdigkeit verleiht. Walter Jills Story
fokussiert sich nicht nur auf das flüchtende Ehepaar, sondern gibt
auch den Neben- und Subplots Zeit zur Entfaltung:
Die atemlose fotografierte Hetzjagd verbindet Peckinpah mit der
parallel erzählten Ehekrise des McCoyschen Ehepaars und verknüpft
diese wiederum mit dem Subplot des sie verfolgenden Killers. Die
erotische Anziehungskraft zwischen McQueen und McGraw ist jederzeit
spürbar ohne dass dafür auf billige Inszenierungstricks
zurückgegriffen wird. Sowohl das Wiedersehen, als auch der Streit
und die ruhigen Momenten zwischen den beiden sind nuanciert
gespielt und werden mit zurückhaltender Cinematografie
unterstützt.
So gewinnt die eher banale Grundidee der Story Textur und
Komplexität, verleiht den Charakteren Glaubwürdigkeit und Tiefe und
erhebt sich damit aus dem Action Einheitsbrei vergangener und
aktueller Tage.
Bildqualität
So müssen Klassiker aussehen: Das Bild ist sehr gut. Der Film
präsentiert sich in 1080p, dem Widescreen Format Ratio 2.35:1
(zumindest auf der US Box falsch als 1.85:1 bezeichnet!) und der
VC-1 Codec liefert durchgängig gute Schärfe, natürliche Farben und
weitgehend hohen Detailreichtum. Der Transfer ist durchaus
gelungen. So sind weder Graining, noch Schmutz zu sehen. Das Bild
wirkt frisch und klar.
Stellenweise sind zwar Artefakte und mangelnde Details zu beklagen,
doch die Kontraste und Farbgebung wirken realistisch, Hauttöne
erscheinen natürlich und Farbverläufe stimmig. Der Unterschied zur
DVD ist verblüffend groß und rechtfertigt in jedem Fall den Blu-ray
Kauf; wenngleich die Qualität der Blu-Ray nicht ganz an die
Referenz anderer Genreklassiker heranreicht. HD Feeling stellt sich
also ein - ganz klar eine Klassikerumsetzung, die sich lohnt und
bei einem nun mehr als drei Jahrzehnte alten Filmen für Staunen
sorgt.
Tonqualität
The Getaway hat einen vergleichsweise leisen Soundtrack, niemals
stehen die Musik oder irgendwelche Effekte im Vordergrund.
Eigentlich schade, denn hier wird auf Mono begrenzt eine
Untermalung geboten, die ihrem Namen Ehre macht - und aufdrehen
kann man ja auch. Vielleicht liegt der Reiz dieses Films nicht
zuletzt in diesen akustischen Bildern, in der gekonnten Umsetzung
einer musikalischen Vorlage in einen Sound, der nicht in den Ohren
hängen kleben bleibt. Dieser Ton verschmilzt mit dem Video zu einem
Erlebnis, er lenkt nicht ab, sondern unterstützt und trägt das
Geschehen. Diese Abmischung macht aus stummen, bewegten Bildern
lebendige Menschen. Quincy Jones (Thriller, M.Jackson; Back on the
Block) liefert hier einen natürlichen Soundtrack, der, ergänzt vom
Score Jerry Fieldings , auf ganz ungewöhnliche Weise die Story
vorantreibt; in diese integriert ist und dabei nie in
Musik-Video-Ästhetik abzugleiten droht.
Für die einkanalige Abmischung - dankenswerterweise hat das Studio
auf Effekthascherei verzichtet - klingen die Geschehen und Dialoge
natürlich zum Greifen nah und seltsamerweise dreidimensional.
Sowohl der "echte" Geräuschanteil als auch die unterliegende Musik
kommen direkt aus dem Geschehen - ein einwandfreie Synchronisation.
Gut verständliche, aber niemals überbetonte Stimmen werden in den
Raum transportiert, der den Blickwinkel auf das Geschehen
definiert. Hier passt einfach alles; nichts wirkt nichts
aufgesetzt.
Dabei sind auch Schüsse und splitternde Türen treffsicher explosiv.
Wenn die Abmischung schon nicht durch überbordende Dynamik
auffällt, so doch durch genau das Fehlen jeglicher Kompression.
Eine solche Bescheidenheit zu Gehör zu bringen, das sollen aktuelle
Produktionen mal nachmachen, denn dazu bedarf es einer gehörigen
Portion Selbstbewusstsein. Kurzum ein Genuss aus einem Guss.
Fazit
Einer der Filme, die positiv überraschen. Für viele weder im Kino
erlebbar, noch im TV interessant, macht die Blu-ray
Veröffentlichung vor allem deutlich, welch ein Gewinn das neue High
Definition Format für das Klassikergenre bedeutet.
Nein! Da sind nicht irgendwelche abenteuerlichen Geschichten,
waghalsige Stunts oder aufgeblasene Effekte. Das Fehlen jedweder
affektierten Filmwelt, die realistische und zeitgenössische
Ausstattung, DAS ist ganz großes Kino, weil sich alles an den
Darstellern und ihrem Erleben orientiert. Dem Regisseur gelingt
fast 2 Stunden lang packende Unterhaltung - ohne uns dabei je zu
langweilen.
Dazu gehören Kleinigkeiten - wenn die Optik den Gestank einer
Müllkippe in das Wahrnehmungszentrum transportiert und wenn man die
körperliche Präsenz der Protagonisten im Magen spürt -
gleichermaßen zum Erlebnis, wie brachial inszenierte Actionszenen,
die auch nach über 30 Jahren nichts vermissen lassen. Neben der
Bodenständigkeit fallen die kleinen Wendungen, die miterlebten
Gefühle und allerlei skurrile Typen auf, fein gezeichnet und
aufmerksam beobachtet.
Also eine abenteuerliche Geschichte, eine Lovestory und gleichsam
zum Schluss die teuerste Moralpredigt Hollywoods? Dies ist ein
Film, der mehr ist als die Summe seiner Teile.
Keine Minute zu lang, sogar das Happy End verzichtet auf falschen
Pathos oder schmachtende Gefühlsduselei. Herz, was willst Du
mehr?
Den Film wird man mehrmals schauen. Er hat mit der Blu-ray
Veröffentlichung, neben den inneren Werten, nun auch die äußere
Schönheit bekommen, die er verdient.
Also, überfallt nicht gleich 'ne Bank, doch der Film lohnt den
Griff in die Kasse. (fb)
Bewertung:
Story - 8P
Bild - 8P
Audio - 7P
Ausstattung - 6P (es fehlt seltsamerweise der Text
dazu...entweder vergessen oder sonstwie untergegangen....)
Gesamtwertung: 7P
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde