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Grand Prix

Gestartet: 26 Mai 2011 06:46 - 10 Antworten


Veröffentlichung:
27.05.2011
Laufzeit:
176 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 26 Mai 2011 06:46

Patrick_Star

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Benzingeruch, Rauchschwaden, hunderttausende Fans und ohrenbetäubender Lärm. In vielerlei Hinsicht hat sich die Königsklasse des Motorsports im Laufe der Zeit nur sehr bedingt verändert. Seit 1950 gastiert die Formel 1 in den unterschiedlichsten Ländern und erfreut sich bis dato enormer Beliebtheit. Unvergessene Duelle großer Rivalen, wie zum Beispiel Senna/Prost, Lauda/Prost oder auch zwischen Schumacher und Hakkinen sind ebenso fixe Bestandteile der großen Sportgeschichte, wie die vielen tödlichen Unfälle der Vergangenheit. Fünf Jahre nach der HD-DVD Veröffentlichung von Grand Prix erscheint dieser nun endlich auch auf Blu-ray. Verantwortlich für den im Jahr 1966 gedrehten Film war John Frankenheimer.

Story

Der Große Preis von Monte Carlo ist in vollem Gange. Aufgrund von Getriebeproblemen winkt der Amerikaner Pete Aron seinen hinter ihm liegenden Teamkollegen vorbei, als es zur Kollision kommt. Ersterer wird dabei nur leicht verletzt, sein Stallgefährte muss allerdings im Hospital notoperiert werden. Daraufhin wird Aron von seinem Team B.R.M. gefeuert und muss sich einen neuen Job suchen. Nach einem kurzen Intermezzo als Kommentator wird er vom japanischen Yamura-Rennstall angeheuert. Diesem soll er endlich die lang erwarteten Siege einfahren. Rennen um Rennen, Punkt für Punkt wird bis zum letzten Rennen gekämpft. Am Ende liegen vier Fahrer beinahe punktegleich in der Fahrerwertung zusammen. Wer beim Saisonfinale am Ende die Nase vorne hat, darf als neuer Champion in die Winterpause gehen.

Gleich vorweg – Grand Prix ist keineswegs nur etwas für Formel 1 Begeisterte. Der Film sprüht nicht nur vor Authentizität, er vermittelt neben Tiefgang und Charakterdarstellung auch ein einmaliges Renngefühl. Für Zuseher, welche auch aktuell das Renngeschehen verfolgen, ist der Vergleich zwischen dem Jahr 1966 und 2011 faszinierend. Wo heute großzügige Auslaufzonen, Kohlefaser-Cockpits (Monocoque) und Reifenstapel die Piloten im Falle eines Ausrittes das Leben retten, befand sich vor 50 Jahren an jenen Stellen allerhöchstens ein paar Heuballen, wenige Zentimeter abseits der Straße tummelten und drängten sich bereits die Zuschauer. Mit den heutigen Hochsicherheitsautos hatten die damaligen „Seifenkisten“ nichts gemein.

Die Fahrer waren echte Haudegen, Verrückte und Rennfanatiker, die ihr Leben für ein paar tausend Dollar und kurzfristigen Ruhm aufs Spiel setzten– der Kampf, Mann gegen Maschine, stand im Mittelpunk. Aufgrund der langen Laufzeit von 176 Minuten fällt die Positionierung der wichtigsten Charaktere durchwegs gründlich aus, es entsteht zu keiner Zeit eine Art Stress oder Hektik. Vor dem letzten und allesentscheidenden Rennen sind sämtliche Stellungen bezogen und der Zuschauer kann die einzelnen Motive jedes Fahrers sehr gut nachempfinden. Dabei wurde seitens Frankenheimer auch auf eine gute Durchmischung zwischen den Rennwochenenden und den damit verbundenen spektakulären Zweikämpfen sowie den persönlichen Werdegängen der Piloten abseits der Strecke geachtet.

Trotz der vergebenen Fantasienamen sind die damaligen Vorbilder der einzelnen Figuren gut zu erkennen (Filmname/Realname): J.P.Sarti/John Surtees, Nino Barlini/Lorenzo Bandini, Scott Stoddard/Jackie Stewart und Pete Aron/Chris Amon, wobei zu Beginn des Filmes mit Jochen Rindt, Phil und Graham Hill, Fangio, Jim Clark und Jack Brabham zugunsten der Authentizität, auch reale Rennfahrer zu sehen sind. Das ganz große Highlight sind allerdings die beinahe dokumentarischen Szenen der einzelnen Rennen. Zwar wurden die damaligen Formel 1 Autos von Formel 3 Wagen gedoubelt, der Spannung tut dies allerdings keinen Abbruch. Nur Zentimeter über dem Asphalt rast der Zuschauer zusammen mit dem Fahrer mit bis zu 280 km/h über die Rennstrecke – die Qualität der Aufnahmen ist selbst nach heutigem Standard atemberaubend. Zusammen mit der packenden und durchaus berührenden Story ein einmaliges Filmerlebnis.

Bildqualität

Technik: MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 2,20:1 – 16:9
Warner hat bei diesem Transfer beinahe alles richtig gemacht – die Qualität ist sehr gut. Das Schwarz ist schön tief und richtig satt, die Farben kräftig und stets natürlich und der Kontrast einwandfrei. Der Schärfegrad schwankt gelegentlich leicht, wodurch manche Shots einen Tick zu weich wirken. Ganz vereinzelt sind zwar ein paar deftigere Unschärfen dabei, diese sind allerdings an ihrer Anzahl gemessen zu vernachlässigen – vor allem in Bezug auf das Alter des Transfers.

Die Durchzeichnung ist ebenso auf hohem Niveau wie die Plastizität und die feine Kornstruktur. Das einzig wirklich erwähnenswerte Manko sind die immer wiederkehrenden Verunreinigungen. Sowohl während der Rennen, wie auch abseits derselben sind mancherorts kleinere Kratzer, beziehungsweise Schmutzflecken zu erkennen. Ab der Halbzeit des Filmes erscheint genau in der Mitte des Bildes ein kleiner heller Punkt (zirka 4 Pixel groß). Zum Glück verschwindet dieser nach wenigen Minuten wieder. Dessen ungeachtet: eine tolle Qualität für diesen Klassiker.

Tonqualität

Technik: Deutsch DD 1.0, Englisch DTS-HD MA 5.1 Warum alle Synchronisationen auf der Blu-ray lediglich in DD 1.0 vorhanden sind, ist schlicht unverständlich. Da geben sich die Verantwortlichen derartig viel Mühe bei der Restauration des Bildes, und tontechnisch erhält der Käufer lediglich Schmalhans Küchenmeister. Gegenüber der englischen HD-Spur ist der hiesige Vertreter wenig überraschend deutlich unterlegen. Selbst der anglosächsische Track wartet nur bedingt mit Räumlichkeit auf, allerdings sind während der Rennen immer wieder gute Stereoeffekte zu vernehmen.

Auch die Dialoge und Hintergrundgeräusche sind wesentlich differenzierter abgemischt. Die hiesige Spur bringt zwar gut verständliche Sprecher mit sich und auch eine gewisse Art von Rennsportgefühl, die Dynamik ist allerdings genauso mau wie die immer wieder leicht dröhnende Filmmusik sowie die gänzlich fehlende Räumlichkeit. Trotz der Kritikpunkte versprüht Grand Prix einen gut passenden, fast antiquierten Charme, der das Alter des Filmes gut wiederspiegelt.

Ausstattung

Das Bonusmaterial fällt bei dieser Veröffentlichung üppig aus. Zum Glück wurde auf eine übertriebene Selbstbeweihräucherung seitens der Verantwortlichen verzichtet. Am interessantesten ist eindeutig das halbstündige Making Of. Darin kommen nicht nur damalige Formel 1 Fahrer zu Wort, sondern auch der Regisseur selbst berichtet über die Probleme und Herausforderungen am Set. Ebenfalls an Bord ist ein 17minütige Bericht über die damalige F1 Technik sowie viele Interviews mit den einstigen Größen des Motorsports. Neben Trailern ist mit „Style and Sound of Speed“ ein weiteres kurzes Making Of enthalten, ebenso wie ein Kurzbesuch am legendären Brands Hatch – Ring. Insgesamt wirklich tolle und vor allem sehenswerte Extras.

Fazit

Nur ganz gelegentlich blitzt das wahre Alter des Films auf. Die kleineren Verunreinigungen sind zwar ab und zu etwas ablenkend, summa summarum wurde der Bildtransfer hervorragend restauriert. Leider hat man sich beim Ton nicht so viel Mühe gegeben, der deutsche Monotrack vermittelt nicht wirklich echtes Racingfeeling inklusive Autodrom-Atmosphäre. Richtig gelungen hingegen sind die Extras, welche wirklich empfehlenswert sind. Das fehlende Marketinggewäsch macht die Veröffentlichung zusätzlich sympathisch Leidenschaft, Draufgängertum, Liebe, Tod und Lebenslust. Grand Prix gewährt einen tollen Einblick hinter die Kulissen der Formel 1 der 60iger Jahre. Als Männer noch Männer waren und dem Tode alle 14 Tage ins Auge sahen. Damals ging es nicht um Millionen Dollarverträge, es ging einzig und alleine um den Sport. Für alle Rennsportbegeisterte ein absolutes Muss!

Story 9/10
Bild 9/10
Ton 4/10
Extras 7/10
Overall 8/10

Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer VSX 920-K
Teufel System 5 THX 5.2
HTPC
#2
Geschrieben: 26 Mai 2011 08:09

Sawasdee1983

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Auf diese Review hab ich gewartet. Super geschrieben. Jetzt freue ich mich noch mehr auf den Streifen :thumb:
MfG Pierre

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#3
Geschrieben: 26 Mai 2011 09:14

Kuro77

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Sehr schön geschriebenes Review, Matthes. :thumb:

Werde mir den Film ebenfalls zulegen.
#4
Geschrieben: 26 Mai 2011 09:29

Gast

Sehr schönes Review :thumb:

Herzlichen Dank Matthias :rofl:

Ich weiß nicht, ob ich darf ? Sonst bitte löschen:

Review dvdbeaver.com: http://www.dvdbeaver.com/film3/blu-ray_reviews54/grand_prix_blu-ray.htm

Bei planetaxel.com inkl. dt. Ton für 12,58 € inkl. Versand. http://www.planetaxel.com/productDetails/883929096855
#5
Geschrieben: 26 Mai 2011 17:10

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Vielen Dank für diese schöne Review! Du hast mich restlos davon überzeugt, dass bei der großartigen Bildqualität dieser Klassiker unbedingt gekauft werden muss. :rofl:

Beim Ton werde ich einfach zur englischen Tonspur wechseln. ;)
#6
Geschrieben: 26 Mai 2011 18:04

Patrick_Star

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Die englische Spur ist wirklich deutlich besser. Geräusche und Dialoge sind viel besser und v.a. differenzierter abgemischt. Zwar nicht wirklich räumlich, aber doch mit einigen Stereoeffekten.

Außerdem sind die Dialoge wirklich gut zu verstehen, da fast alle ein sauberes Englisch sprechen. :):thumb:
#7
Geschrieben: 26 Mai 2011 18:15

Schlumpfmaster

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Deine Reviews sind immer toll zu lesen - gefallen mir von allen Review-Schreibern eigentlich mit am besten.

Den Film slebst kenne ich garnicht, aber interessant hört er sich dann doch an.

Einzig den Punkt mit dem deutschen Ton, da bin ich vom Grundsatz nicht ganz bei Dir, denn die alten Schinken können oftmals garnicht mehr besser klingen im Deutschen.

Hier haben die O-Ton-Schauer einen klaren Vorteil, da hier die Originaltonspuren vorliegen, während gerade in solchen Dekaden wie den tiefen 50ern oder 60ern Nachsyncronisation mit deutlich weniger Aufwand betrieben wurde. So ist es eben unter Umständen lohnenswert den O-Ton nochmals komplett zu bearbeiten und in einen Mehrkanalton zu mischen, während die Original-Deutschentonspuren eben nur in Mono vorliegen, alles komplett zusammengesmischt. Abhilfe würde hier oftmals nur eine Nachsyncronisation machen und die will man bei einem Klassiker nun wirklich nicht hören;)

Daher finde ich es eigentlich gut, dass Warner nicht auf Teufel komm raus versucht einen Mono in einen 5.1 Sound zu verwandeln, denn was dabei rauskommen kann, muss bei weitem nicht besser sein, als der Einkanalton, der immerhin dann genauso ist, wie er auch ursprünglich im Lichtspielhaus für 50 Pfennig zu sehen war.
#8
Geschrieben: 26 Mai 2011 18:25

Patrick_Star

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Da hast du natürlich recht - eine verunstaltete Monospur ist natürlich nicht das Gelbe vom Ei. Allerdings gibts halt auch viele Beispiele (bzw Veröffentlichungen) aus der Ära, die durchaus einen guten 5.1 Ton bieten - eben wie mein Beispiel mit der Brücke am Kwai.

Es ist halt schwer. Der O-Ton ist nicht perfekt. V.a. die Räumlichkeit bei den Rennen ist sehr gering. Der Spur hätte ich ne 7/10 gegeben, da viele Stereoeffekte drin sind und auch die Dynamik weit besser ist als die Deutsche.

In dem Fall ist es auch für mich schwer, wie man die Spur einordnen soll. Ist es eher positiv zu werten, dass man die Monospur nicht verhunzt hat und so gelassen hat, wie sie ist, oder hätte sich das Label durchaus die Mühe machen können, hier qualitativ mehr herauszuholen. In diesem Falle fand ich den deutschen Ton schlicht lieblos und erreicht auch nur das Niveau einer DVD.

Eine Szene ist mir besonders in Erinnerung geblieben (konnte ich beim Review nicht mehr ausführen, sonst hätte ich die Wörtergrenze vollends gesprengt^^):

Gleich am Anfang gibt es eine Szene in Monte Carlo, wo sich ein Mann und eine Frau über die Rundenzeiten unterhalten - während das Rennen läuft. Im englischen Track sind die beiden schwer zu verstehen, weil gerade Autos vorbeirauschen. Im deutschen Track hingegen sind die Stimmen ne Ecke lauter als die Motoren. Und diese Feinheiten ziehen sich durch den gesamten Film hindurch.

Bei Meuterei auf der Bounty (1935) war klar, dass nichts anderes als eine Monospur geht. Aber bei einem Film aus Mitte der 60iger Jahre...da hätte ich mir einfach ne Ecke mehr erwartet.

Ui...jetzt ist meine Erörterung etwas zu lang geraten. :o


Edit:

Zitat:
Deine Reviews sind immer toll zu lesen - gefallen mir von allen Review-Schreibern eigentlich mit am besten.

Vielen Dank - das freut mich natürlich ganz besonders. :pray:
#9
Geschrieben: 27 Mai 2011 12:34

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Finde auch das GP eines deiner schönsten, kenntnisreichsten Reviews ist, auch wenn ich beim Ton mit Schlumpfmaster übereinstimme - andererseits ist mir als O-Ton Hörer sowieso nicht wirklich wichtig :)
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

Geschrieben: 27 Mai 2011 15:18

Gandalf123

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Jetzt muss ich ja schon wieder ein super review von dir loben :pray: ... an den Film kann ich mich aus TV-Zeiten erinnern, ich glaube beim ersten Mal musste ich in mir noch in s/w ansehen :eek:


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