Benzingeruch, Rauchschwaden, hunderttausende Fans und
ohrenbetäubender Lärm. In vielerlei Hinsicht hat sich die
Königsklasse des Motorsports im Laufe der Zeit nur sehr bedingt
verändert. Seit 1950 gastiert die Formel 1 in den
unterschiedlichsten Ländern und erfreut sich bis dato enormer
Beliebtheit. Unvergessene Duelle großer Rivalen, wie zum Beispiel
Senna/Prost, Lauda/Prost oder auch zwischen Schumacher und Hakkinen
sind ebenso fixe Bestandteile der großen Sportgeschichte, wie die
vielen tödlichen Unfälle der Vergangenheit. Fünf Jahre nach der
HD-DVD Veröffentlichung von
Grand Prix erscheint
dieser nun endlich auch auf Blu-ray. Verantwortlich für den im Jahr
1966 gedrehten Film war John Frankenheimer.
Story
Der Große Preis von Monte Carlo ist in vollem Gange. Aufgrund von
Getriebeproblemen winkt der Amerikaner Pete Aron seinen hinter ihm
liegenden Teamkollegen vorbei, als es zur Kollision kommt. Ersterer
wird dabei nur leicht verletzt, sein Stallgefährte muss allerdings
im Hospital notoperiert werden. Daraufhin wird Aron von seinem Team
B.R.M. gefeuert und muss sich einen neuen Job suchen. Nach einem
kurzen Intermezzo als Kommentator wird er vom japanischen
Yamura-Rennstall angeheuert. Diesem soll er endlich die lang
erwarteten Siege einfahren. Rennen um Rennen, Punkt für Punkt wird
bis zum letzten Rennen gekämpft. Am Ende liegen vier Fahrer beinahe
punktegleich in der Fahrerwertung zusammen. Wer beim Saisonfinale
am Ende die Nase vorne hat, darf als neuer Champion in die
Winterpause gehen.
Gleich vorweg –
Grand Prix ist keineswegs nur
etwas für Formel 1 Begeisterte. Der Film sprüht nicht nur vor
Authentizität, er vermittelt neben Tiefgang und
Charakterdarstellung auch ein einmaliges Renngefühl. Für Zuseher,
welche auch aktuell das Renngeschehen verfolgen, ist der Vergleich
zwischen dem Jahr 1966 und 2011 faszinierend. Wo heute großzügige
Auslaufzonen, Kohlefaser-Cockpits (Monocoque) und Reifenstapel die
Piloten im Falle eines Ausrittes das Leben retten, befand sich vor
50 Jahren an jenen Stellen allerhöchstens ein paar Heuballen,
wenige Zentimeter abseits der Straße tummelten und drängten sich
bereits die Zuschauer. Mit den heutigen Hochsicherheitsautos hatten
die damaligen „Seifenkisten“ nichts gemein.
Die Fahrer waren echte Haudegen, Verrückte und Rennfanatiker, die
ihr Leben für ein paar tausend Dollar und kurzfristigen Ruhm aufs
Spiel setzten– der Kampf, Mann gegen Maschine, stand im Mittelpunk.
Aufgrund der langen Laufzeit von 176 Minuten fällt die
Positionierung der wichtigsten Charaktere durchwegs gründlich aus,
es entsteht zu keiner Zeit eine Art Stress oder Hektik. Vor dem
letzten und allesentscheidenden Rennen sind sämtliche Stellungen
bezogen und der Zuschauer kann die einzelnen Motive jedes Fahrers
sehr gut nachempfinden. Dabei wurde seitens Frankenheimer auch auf
eine gute Durchmischung zwischen den Rennwochenenden und den damit
verbundenen spektakulären Zweikämpfen sowie den persönlichen
Werdegängen der Piloten abseits der Strecke geachtet.
Trotz der vergebenen Fantasienamen sind die damaligen Vorbilder der
einzelnen Figuren gut zu erkennen (Filmname/Realname):
J.P.Sarti/John Surtees, Nino Barlini/Lorenzo Bandini, Scott
Stoddard/Jackie Stewart und Pete Aron/Chris Amon, wobei zu Beginn
des Filmes mit Jochen Rindt, Phil und Graham Hill, Fangio, Jim
Clark und Jack Brabham zugunsten der Authentizität, auch reale
Rennfahrer zu sehen sind. Das ganz große Highlight sind allerdings
die beinahe dokumentarischen Szenen der einzelnen Rennen. Zwar
wurden die damaligen Formel 1 Autos von Formel 3 Wagen gedoubelt,
der Spannung tut dies allerdings keinen Abbruch. Nur Zentimeter
über dem Asphalt rast der Zuschauer zusammen mit dem Fahrer mit bis
zu 280 km/h über die Rennstrecke – die Qualität der Aufnahmen ist
selbst nach heutigem Standard atemberaubend. Zusammen mit der
packenden und durchaus berührenden Story ein einmaliges
Filmerlebnis.
Bildqualität
Technik: MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis
2,20:1 – 16:9
Warner hat bei diesem Transfer beinahe alles richtig gemacht – die
Qualität ist sehr gut. Das Schwarz ist schön tief und richtig satt,
die Farben kräftig und stets natürlich und der Kontrast
einwandfrei. Der Schärfegrad schwankt gelegentlich leicht, wodurch
manche Shots einen Tick zu weich wirken. Ganz vereinzelt sind zwar
ein paar deftigere Unschärfen dabei, diese sind allerdings an ihrer
Anzahl gemessen zu vernachlässigen – vor allem in Bezug auf das
Alter des Transfers.
Die Durchzeichnung ist ebenso auf hohem Niveau wie die Plastizität
und die feine Kornstruktur. Das einzig wirklich erwähnenswerte
Manko sind die immer wiederkehrenden Verunreinigungen. Sowohl
während der Rennen, wie auch abseits derselben sind mancherorts
kleinere Kratzer, beziehungsweise Schmutzflecken zu erkennen. Ab
der Halbzeit des Filmes erscheint genau in der Mitte des Bildes ein
kleiner heller Punkt (zirka 4 Pixel groß). Zum Glück verschwindet
dieser nach wenigen Minuten wieder. Dessen ungeachtet: eine tolle
Qualität für diesen Klassiker.
Tonqualität
Technik: Deutsch DD 1.0, Englisch DTS-HD MA 5.1 Warum alle
Synchronisationen auf der Blu-ray lediglich in DD 1.0 vorhanden
sind, ist schlicht unverständlich. Da geben sich die
Verantwortlichen derartig viel Mühe bei der Restauration des
Bildes, und tontechnisch erhält der Käufer lediglich Schmalhans
Küchenmeister. Gegenüber der englischen HD-Spur ist der hiesige
Vertreter wenig überraschend deutlich unterlegen. Selbst der
anglosächsische Track wartet nur bedingt mit Räumlichkeit auf,
allerdings sind während der Rennen immer wieder gute Stereoeffekte
zu vernehmen.
Auch die Dialoge und Hintergrundgeräusche sind wesentlich
differenzierter abgemischt. Die hiesige Spur bringt zwar gut
verständliche Sprecher mit sich und auch eine gewisse Art von
Rennsportgefühl, die Dynamik ist allerdings genauso mau wie die
immer wieder leicht dröhnende Filmmusik sowie die gänzlich fehlende
Räumlichkeit. Trotz der Kritikpunkte versprüht
Grand
Prix einen gut passenden, fast antiquierten Charme, der
das Alter des Filmes gut wiederspiegelt.
Ausstattung
Das Bonusmaterial fällt bei dieser Veröffentlichung üppig aus. Zum
Glück wurde auf eine übertriebene Selbstbeweihräucherung seitens
der Verantwortlichen verzichtet. Am interessantesten ist eindeutig
das halbstündige Making Of. Darin kommen nicht nur damalige Formel
1 Fahrer zu Wort, sondern auch der Regisseur selbst berichtet über
die Probleme und Herausforderungen am Set. Ebenfalls an Bord ist
ein 17minütige Bericht über die damalige F1 Technik sowie viele
Interviews mit den einstigen Größen des Motorsports. Neben Trailern
ist mit „Style and Sound of Speed“ ein weiteres kurzes Making Of
enthalten, ebenso wie ein Kurzbesuch am legendären Brands Hatch –
Ring. Insgesamt wirklich tolle und vor allem sehenswerte
Extras.
Fazit
Nur ganz gelegentlich blitzt das wahre Alter des Films auf. Die
kleineren Verunreinigungen sind zwar ab und zu etwas ablenkend,
summa summarum wurde der Bildtransfer hervorragend restauriert.
Leider hat man sich beim Ton nicht so viel Mühe gegeben, der
deutsche Monotrack vermittelt nicht wirklich echtes Racingfeeling
inklusive Autodrom-Atmosphäre. Richtig gelungen hingegen sind die
Extras, welche wirklich empfehlenswert sind. Das fehlende
Marketinggewäsch macht die Veröffentlichung zusätzlich sympathisch
Leidenschaft, Draufgängertum, Liebe, Tod und Lebenslust.
Grand Prix gewährt einen tollen Einblick hinter
die Kulissen der Formel 1 der 60iger Jahre. Als Männer noch Männer
waren und dem Tode alle 14 Tage ins Auge sahen. Damals ging es
nicht um Millionen Dollarverträge, es ging einzig und alleine um
den Sport. Für alle Rennsportbegeisterte ein absolutes Muss!
Story 9/10
Bild 9/10
Ton 4/10
Extras 7/10
Overall 8/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer VSX 920-K
Teufel System 5 THX 5.2
HTPC