Lord of War - Review
Fast fünf lange Jahre sind bereits vergangen, seitdem Lord of War
erstmals in den USA auf Blu-ray veröffentlicht worden ist. Jetzt
ist es endlich soweit, auch deutsche Zuschauer können sich nun den
Film ohne Importumwege in High Definition anschauen. Das gibt
Anlass zur Freude, denn nach vielen enttäuschenden Streifen mit
Nicolas Cage in der letzten Zeit, zählt Lord of War mit dem
brisanten Thema „Internationaler Waffenhandel“ zu seinen äußerst
empfehlenswerten Filmen. Doch lässt sich das auch von der
technischen Seite der Blu-ray behaupten?
Story
Als kleiner Junge wandert Yuri Orlov (N. Cage) zusammen mit seiner
Familie von der Ukraine in die USA ein. In New York angekommen,
verbringt er seine Kindheit in der Gemeinde Brighton Beach, in der
sich viele weitere ukrainische Immigranten ansiedeln. Eines Tages
wird Yuri Zeuge eines bewaffneten Mordes an zwei Männern, die im
Restaurant seiner Eltern erschossen werden. An diesem Tag wird ihm
klar, dass sein Schicksal nicht in der Verpflegung der Menschheit
mit Essen liegt, sondern er stattdessen einem anderen menschlichen
Grundbedürfnis nachkommen will: Der Versorgung der Menschheit mit
Waffen.
Yuri beginnt sich ein Netzwerk aus Kontakten aufzubauen, um seinen
illegalen Waffenhandel so unauffällig und scheinlegal wie nur
irgendwie möglich abwickeln zu können. Geschickt gelingt es ihm,
die Ware unter der Hand zu schmuggeln und zu verkaufen, ohne dass
es Interpol möglich ist ihm ungesetzliche Geschäfte nachweisen zu
können. Doch mit zunehmenden Erfolg seines Waffenhandels, wachsen
gleichzeitig auch Probleme und Herausforderungen, für dessen
Bewältigung er einen sehr hohen Preis zahlen muss – und dieser ist
nicht materieller Natur…
“Es befinden sich weltweit über 550 Millionen Schusswaffen im
Umlauf. Das heißt, auf diesem Planeten hat jeder 12. Mensch eine
Schusswaffe. Das führt zu der einen Frage: Wie bewaffnet man die
anderen 11?” In erwartungsvollem Gesichtsausdruck stellt sich Yuri
zu Beginn des Films diese Frage und wendet sich dabei direkt an die
Zuschauer, als wenn er eine Antwort erwarten würde. Darauf folgt
der Filmvorspann, der die industrielle Herstellung einer Patrone in
seinem gesamten Ablauf, von der Fertigung bis hin zum Abfeuern,
zeigt. Der erste Eindruck einer Dokumentation verblasst jedoch in
Windeseile, als Yuri beginnt seine Geschichte als Waffenhändler zu
erzählen und den Film auf eine emotionale Ebene bringt.
Statt wie häufig in der dritten Person, schildert er seine
Erlebnisse aus der Ich-Perspektive und geht in Folge dessen eine
unmittelbare Verbindung mit dem Zuschauer ein, der durch die
direkte Ansprache eine engere Beziehung zu Yuri aufbaut. Regisseur
und Drehbuchautor Andrew Niccol (u.a. Gattaca), gelingt bei der
Inszenierung und Darstellung der Figur Yuri ein bemerkenswerter
Spagat: Zum einen spielt Nicolas Cage überaus überzeugend den
toughen Waffenhändler, der auch vor Millionendeals mit
kolumbianischen Drogenbossen und dem sadistischen Diktator Liberias
“Baptiste” sowie dessen kannibalischer Sohn nicht zurückschreckt.
Zum anderen aber versucht Yuri seinen Aufgaben als Familienvater
mit Prinzipien gerecht zu werden. Diese menschlich, sensiblen
Charakterzüge führen unweigerlich zu einem Konflikt, aus dem es für
Yuri keinen Ausweg gibt. Das macht ihn als Person trotz aller
Waffengeschäfte zu einem erstaunlich sympathischen Menschen.
Im Gegensatz zu vielen Filmen, in denen Waffen nur dem Zweck der
sinnlosen Gewalt dienen, erhebt Lord of War den Anspruch eine
bewegende und mehrdimensionale Story zu liefern. Diese basiert auf
wahren Begebenheiten und gewährt realitätsnahe Einblicke in den
internationalen Waffenhandel. Dadurch, dass sich der Fokus vor
allem auf die Hauptfigur richtet und weniger auf reine Fakten,
fällt es dem Zuschauer leicht, sich diesem komplexen Thema
anzunehmen. Begünstigend kommt hinzu, dass Lord of War von Anfang
an durch ein hohes Erzähltempo bestimmt wird, das die Handlung
gradlinig, schnörkellos und zielstrebig voran treibt. Lord of War
ist ein großartig inszeniertes Action-Drama, dass erfreulicherweise
ohne Klischees und übertriebener Gewalt auskommt, sondern sich auf
die Charakterstärke der Protagonisten besinnt.
Bild
Im Vergleich zur US Blu-ray mit altem MPEG-2 Codec, hat 20th
Century Fox Home Entertainment der deutschen Neuveröffentlichung
einen frischen MPEG-4/AVC Transfer spendiert. Die Auflösung liegt
bei 1080p/24p und einem Seitenverhältnis von 2.40:1. Dank einer
hohen Datenrate von ca. 38 Mbps bleibt das Bild frei von digitalen
Kompressionsfehlern wie Artefakten. Erwartungsgemäß bewegt sich die
Bildqualität für eine moderne Produktion auf einem hohem Level.
Eine gute Detailzeichnung vermittelt ungetrübten HD-Genuss, der
auch von leichtem Filmkorn nicht beeinträchtigt wird. Nur
gelegentlich kommt es zu partiellen Unschärfen, die jedoch kaum ins
Gewicht fallen.
Leichten Schwankungen unterliegt ebenso der Schwarzwert, denn an
einigen Stellen bleibt es statt schwarz nur dunkelgrau. Farblich
ist Lord of War im aktuellen cyan/orange Touch gehalten, so dass
insbesondere warme Farbtöne und der Blauanteil verstärkt werden. Je
nach Lichtverhältnissen wirkt sich das insbesonders auf Hauttöne
aus, die teilweise übersättigt erscheinen. Um dem Verlangen nach
stets knackscharfen Bildern nachzukommen, lässt sich Anhand der
Konturen feststellen, dass leichte Scharfzeichnungsfilter angewandt
worden sind, die zum Glück in schwacher Form zu keinen
Doppelkonturen führen. Darüber hinaus sind leichte Rauchfilter zu
erkennen. Schade, dass darauf nicht verzichtet wurde, doch die
Angst der Studios, Konsumenten könnten sich über vermeintlich zu
starkes Rauschen beschweren, überwiegt offensichtlich.
Nichtsdestotrotz stellen die aufgeführten Punkte Kritik auf hohem
Niveau dar, denn insgesamt liefert Fox einen soliden HD-Transfer
ab.
Ton
Der englische Originalton liegt in DTS-HD MA 5.1 vor, währenddessen
es bei der deutschen Tonspur leider nur bei DTS 5.1 bleibt. Doch
das ist kein Grund sich zu verstecken, denn die Synchronisation
weiß zu überzeugen. Ein häufiges Problem des deutschen Tons
betrifft die zu leise Aussteuerung der Stimmen. Darauf hat man
glücklicherweise bei dieser BD geachtet, denn diese sind den Pegeln
des Originals angepasst und gehen nicht in der Geräuschkulisse
unter. Trotz vieler Dialoge, mangelt es Lord of War nicht an einem
ausgiebigen Effektfeuerwerk. Vor allem Schussgefechte, Explosionen
und Flugzeuglandungen hören sich druckvoll, dynamisch und
transparent an, was nicht zuletzt am häufigen Einsatz des
Subwoofers zu spüren ist.
Ausstattung
• Audiokommentar von Regisseur Andrew Niccol
• Entfallene Szenen (SD)
• Making-Of "Lord of War – Händler des Todes" (20 min, SD)
• Ein lukratives Geschäft: Internationaler Waffenhandel (15 min,
SD)
• Amnesty International Spot mit Nicolas Cage (SD)
Das Making of bietet umfangreiche Hintergrundinformationen zur Wahl
der Drehorte, der Entstehung des Drehbuchs und der Crew. Regisseur
Andrew Niccol weiht den Zuschauer neben seinem Bestreben den
internationalen Waffenhandel möglichst realitätsnah zu erzählen,
auch in zahlreiche weitere Besonderheiten ein, auf die er bei der
Realisierung des Films Wert gelegt hat. Wer sich noch weiter zum
internationalen Waffenhandel informieren möchte, dem sei der oben
aufgeführte 15-minütige Clip unbedingt zu empfehlen.
Fazit
Technisch ist 20th Century Fox ein hochwertiger Bildtransfer
gelungen, der kaum Wünsche offen lässt und die DVD weit hinter sich
lässt. Insbesondere die exzellente Detailauflösung und starken
Kontraste hinterlassen fast den gesamten Film hindurch einen sehr
guten Eindruck. Auch das akustische Ergebnis ist bis auf fehlenden
HD-Sound bei der deutschen Tonspur zufriedenstellend.
Lord of War ist ein bemerkenswerter Film, der realistische
Einblicke in den internationalen Waffenhandel liefert, ohne dabei
die Protagonisten als Abziehbilder von Stereotypen darzustellen.
Stattdessen verkörpert Vollprofi Nicolas Cage den sympathischen,
aber knallharten Waffenhändler. Regisseur Andrew Niccol inszeniert
die brisante Thematik meisterhaft und mit einer ordentlichen
Portion Zynismus.
Story: 8/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt: 8/10
Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704
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