Wallace & Gromit - The Complete
Collection
Wer hat als Kind wohl nicht mit Plastilin gespielt? Erfunden wurde
die Knetmasse ursprünglich von Franz Kolb im Jahr 1880. Der in
München als Apotheker arbeitende Bayer hätte wohl nicht zu träumen
gewagt, welche Auswirkungen seine Erfindung haben wird. Schließlich
findet die formbare Masse nicht nur für Rehabilitationszwecke oder
im Kindergarten Verwendung, bis nach Hollywood und in die
Oscarverleihung schaffte es das bunte Plastilin – und das alles
dank Nick Park. Der gebürtige Brite fand schon mit 13 Jahren
Gefallen an Cartoons. Wenig verwunderlich ist daher die Geburt von
Wallace & Gromit, welche seiner Feder
beziehungsweise Knetmasse entsprang. Der heute 52jährige arbeitet
seit 1985 für die Aardman Animationsstudios in Bristol, welche auch
für
Chicken Run – Hennen Rennen
verantwortlich waren. Die vier Kurzfilme –
Alles Käse, Die
Techno Hose, Unter Schafen und
Auf Leben und
Brot – wurden nun für das HD-Zeitalter fitgemacht und
erscheinen auf einer Blu-ray.
Story
Ort der Geschichten ist eine nicht näher genannte Kleinstadt in
Großbritannien. Die Hauptcharaktere der mittels
Stop-Motion-Verfahren produzierten Kurzfilme sind – wie der Name
schon verrät – Wallace und Gromit. Ersterer ist ein gemütlicher und
überaus gutmütiger Erfinder. Leider erfüllen seine Kreationen nicht
immer den vorbestimmten Zweck, so entsteht dank diverser
Fehlfunktionen des Öfteren blankes Chaos. Eine große Schwäche hat
er für Cracker und Wensleydale-Käse, auch einer Tasse Tee ist er
nicht abgeneigt. Einer fixen Arbeit geht Wallace nicht nach,
stattdessen hält er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. An
seiner Seite ist sein stets treuer und ihm in Sachen Intelligenz
deutlich überlegener Hund Gromit. Seine Hobbys sind das Lesen
schwieriger Literatur und Stricken.
„Alles Käse“
(1989)
Die Feiertage stehen vor der Tür – Zeit für einen Kurzurlaub. Und
da Wallace gerne Cracker mit Käse isst und jedes Kind weiß, dass
der Mond zu 100 Prozent aus der gelben Köstlichkeit besteht,
beschließt er mit seinem Hund Gromit, dem Erdtrabanten einen Besuch
abzustatten. Kurzerhand bastelt Wallace im Keller eine Rakete
zusammen treten ihre Reise an. Dort angekommen gönnen sich die
Titelhelden zuerst einen herzhaften Snack und probieren sogleich
den „Mond-Käse“. Plötzlich werden sie allerdings von einem
Mond-Bewachungsroboter belästigt, welcher vom Skifahren auf der
Erde träumt.
Schon das erste Abenteuer mit
Wallace & Gromit
begeistert von der ersten Minute an. Vor allem aber der Umstand,
dass Gromit seine Gefühle– obwohl er niemals spricht – perfekt zum
Ausdruck bringt und das zeigt ganz deutlich, wie essentiell die
Mimik doch ist. „Alles Käse“ wurde unter anderem für den Oscar
nominiert und erhielt den BAFTA-Award (britischer Filmpreis) als
bester Animationsfilm.
Die Techno-Hose
(1993)
Gromit hat Geburtstag, doch sein Herrchen besitzt ähnlich wie
Ehemänner nur wenig Gespür dafür, welche Wünsche der Partner denn
hat. So bekommt der Hund eine Techno-Hose geschenkt. Diese geht auf
Knopfdruck mit ihm Gassi, womit sich Wallace den täglichen
Spaziergang erspart. Abseits davon steht der Hausherr kurz vor der
Pleite – das Geld wird weniger und weniger, die Rechnungen immer
mehr. Da hilft nur eines: Der Untermieter Feathers McGraw (ein
Pinguin) wird aufgenommen. Allerdings handelt es sich hierbei um
einen Kriminellen, welcher es auf die Techno-Hose abgesehen
hat.
Trotz des neuen „Darstellers“ in Form eines Pinguins ist lediglich
Wallace der einzig sprechende Akteur. Wie auch Gromit kommuniziert
der Pinguin rein mit Gestik und Mimik. Obwohl die zweite Geschichte
nicht weniger abgedreht wirkt wie die erste, so fallen vor allem
die besseren Animationen sofort auf. Diese sind nun deutlich
flüssiger, runder und wirken dadurch lebensechter. Dass der erste
Teil in Sachen Skurrilität und Einfallsreichtum getoppt wurde,
lässt einen nur den Hut vor Nick Park ziehen und zeigt einmal mehr
das kreative Potential des Schöpfers. Der zweite Teil gewann sowohl
den Oscar, als auch ein weiteres Mal den BAFTA-Award.
Unter Schafen
(1995)
Wallace und Gromit haben eine Fensterreinigung eröffnet. Einer
ihrer Kunden ist die hübsche Wollgeschäft-Inhaberin Wendolene
Ramsbottom, in die sich Wallace auch prompt verliebt. Sie erzählt
ihm, dass immer mehr Schafe gestohlen werden und dadurch die Wolle
langsam knapp wird. Gromit hegt relativ bald Verdacht gegenüber
Wendolenes bösem Hund Preston. Als beide auch noch das entflohene
Schaf Shaun in ihrem Haus vorfinden, entbrennt eine
Kriminalgeschichte und die Suche nach den verschwundenen Tieren
beginnt.
Auch im dritten Teil erwartet den Zuschauer jede Menge
situationsbezogener Komik, viel britischen Humor und Kuriositäten.
Dabei kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass der Mensch
in Wirklichkeit recht unfähig und tollpatschig ist, die Tiere
hingegen warten mit herausragenden Fähigkeiten auf und sind dem
Zweibeiner bei weitem überlegen. Technisch hat sich ebenso einiges
getan. Kameraschwenks, Unschärfen und Fokussierungen wurden
exzessiv eingesetzt und erfreuen das Auge mit tollen Spielereien.
Wie schon der Vorgänger konnte auch „Unter Schafen“ den Oscar in
der Kategorie „Bester Animationsfilm“ gewinnen.
Auf Leben und Brot
(2008)
Nachdem Erfindungen und das Geschäft mit der Fensterreinigung nicht
wirklich von Erfolg gekrönt waren, wechselten Wallace und Gromit in
das Bäckerhandwerk. Ihr Haus ist inzwischen eine kleine, aber sehr
skurrile Bäckerei. Doch eine Mordserie erschüttert die kleine
englische Stadt – 12 Bäcker mussten schon das Zeitliche segnen.
Doch Wallace hat dafür keinen Kopf. Er hat sich in Piella, die
Backwarenfee, verliebt und möchte sie sogar heiraten. Gromit
hingegen hat weiterhin den Durchblick und geht den Bäckermorden auf
den Grund und stößt auf ein furchtbares Geheimnis.
Die Knetfigurhelden sind zurück auf der Leinwand mit einem neuen
Abenteuer. Dabei wird einem wieder aufs Neue gezeigt, dass der
Mensch gegen den tierischen Instinkt keine Chance hat. Einmal mehr
steuert Wallace blindlings ins Verderben. Allerdings werden doch
langsam gewisse Abnutzungserscheinungen erkennbar. Zu ähnlich ist
die Geschichte dem Vorgänger. Doch der Vorhersagbarkeit zum Trotz
ist es Nick Park einmal mehr gelungen, den Zuschauer mittels der
bunten, fiktiven und doch so realen Plastilinwelt zu
verzaubern.
Bildqualität
Technik: VC-1 Codec, Auflösung 1080p, Ansichtsverhältnis 1,33:1 /
1,66:1 / 1,78:1 – 16:9
Jeder der vier Kurzfilme ist im ursprünglichen Seitenformat zu
sehen. Dadurch werden die schwarzen Balken seitlich mit zunehmenden
Produktionsalter immer größer. Qualitativ ist der Transfer aller
Episoden erstklassig und phantastisch gelungen. Fans der
Knetprotagonisten werden ohne Zweifel voll auf ihre Kosten kommen.
Auch wenn ein qualitativer Unterschied zwischen dem ersten und
letzten Film sichtbar ist, so ist dieser einfach technisch bedingt
und der damaligen Zeit geschuldet und somit kein Manko des
eigentlichen Transfers. Ausgewogener Schwarzwert, kein
Blackcrushing, satte Farbgebung (abgesehen vom ersten Teil, bei dem
die Farben etwas trist wirken), toller Kontrast, einwandfreier
Schärfegrad und eine Durchzeichnung auf extrem hohem Niveau. Jeder
Fingerabdruck ist für den Zuschauer im Plastilin ersichtlich. Ab
und an ist eine Treppenbildung bei Hausdächern erkennbar, ebenso
ist gerade beim ältesten Teil stellenweise mittelstarkes Korn zu
erkennen, abgesehen davon hält sich die Kritik im absolut
minimalistischen Rahmen. Dank der Blu-ray und deren technische
Möglichkeiten wird klar, wie detailverliebt jede Szene aufgenommen
wurde. Jedes noch so kleine Detail an Fassaden, Dächern, Straßen
oder Hydranten wird dank der HD-Auflösung wahrnehmbar.
Erstklassig!
Tonqualität
Technik: Deutsch und Englisch DTS-HD MA 5.1
Auch tontechnisch wurde durch und durch saubere Arbeit geleistet.
Die deutsche HD-Spur besticht durch eine noch nie gehörte Klarheit
und Präzision. Selbst das Erstlingswerk
Alles Käse
wurde hervorragend abgemischt. Knacksen, Rauschen oder andere
altersbedingte Unsauberkeiten sind während der gesamten Laufzeit
nie hörbar. Die Dialoge (oder besser gesagt Monologe) sind stets
kristallklar und einwandfrei verständlich. Beeindruckend sind die
immer wieder vorkommenden stereo- und direktionalen Effekte. Trotz
allem bleibt der ursprüngliche Charme der Kurzfilme erhalten. Die
Musikunterstützung ist ausgezeichnet, der Subwoofer unterstützt die
Lautsprecher immer wieder mit tiefen und exakten Einlagen. Ab und
an hätte es etwas mehr Räumlichkeit sein dürfen. Gerade während
Szenen in der Stadt vermisst man etwas die natürlichen
Hintergrundgeräusche. Dies stellt aber den einzigen Makel
dar.
Ausstattung
Wow! Die Anzahl an Extras ist unglaublich. Satte 10 Kurzfilme
inklusive der kompletten deutschen Synchronisation sind vorhanden,
ebenso ein Making Of für jeden der vier Hauptfilme. Wäre dies
eigentlich schon genug, erfährt der Zuschauer dank zwei „Hinter den
Kulissen“ Videos sehr viel über
Wallace &
Gromit und ihrer erlangten Berühmtheit. Extras, die sich
in jedem Fall lohnen gesehen zu werden. Im Gegensatz zu den
Kurzfilmen sind die restlichen Extras in englischer Sprache mit
deutschen Untertiteln. Alle Boni sind in SD.
Fazit
Insgesamt gesehen eine phantastische Veröffentlichung. Bild und Ton
sind exzellent und lassen kaum Raum für Mängel offen. Bezieht man
die extrem geringen Budgets der einzelnen Filme in die Wertung noch
mit ein, so verdient die technische Kategorie zu Recht hohe Noten.
Abseits der Hauptfilme wurde die Blu-ray üppig mit Extras bestückt,
welche unbedingt begutachtet werden sollten.
Wallace & Gromit sind inzwischen Kult. In fast
20 Sprachen wurden die Filme bisher übersetzt und konnten seit
ihrem ersten Auftritt von vor 21 Jahren weltweit eine große
Fangemeinde gewinnen. Die Geschichten sprühen vor Witz, britischem
Humor und subtilen Anspielungen auf das reale Leben. Daher auch für
Nicht-Hardcore-Fans in jedem Fall ein Kauf wert. TOP –
Kaufempfehlung! (maw)
Story 10/10
Bild 9/10
Ton 9/10
Extras 10/10
Overall 10/10
Die Kaufempfehlung der Wallace & Gromit - The Complete
Collection Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.
Testgeräte
Samsung PS58B680
Yamaha RX-V663
HTPC – Abspielsoftware Total Media Theatre 3
Teufel System 5 THX 5.2