BRÜGGE SEHEN..und STERBEN?
EINLEITUNG
Kinofilme gibt es so
viele verschiedene wie fast Sandkörner am Strand. In allen Längen,
Genres und Farben. Für jeden Geschmack ist was dabei. Trotz aller
Unterschiede haben Kinofilme fast alle eine Gemeinsamkeit; --- sie
wurden alle irgendwo gedreht - und sofern es sich dabei nicht um
rein am Computer animierte Filme handelt, ist dabei fast immer eine
bekannter Stadt als Drehort dabei. Einige Städte wie New York oder
London z.B. eignen sich einfach hervorragenst zum Abdrehen von
Filmen, bietet doch schon oft allein diese Kulisse atemberaubende
Filmszenen.
Aber auch eher
unscheinbare Städte - abseits des Mainstreams - werden immer wieder
gerne von Regisseuren und Produzenten bereist und als Dreh- und
Angelpunkt ihrer Drehbücher verwendet. Beispiele könnte ich viele
nennen, möchte aber hier wiederum nicht im Thema abschweifen und
nur stellvertretend 3 Städte nennen, die nicht nur wegen eines
Filmes, sondern auch wegen der Stadt selbst eine Reise und
Besichtigung wert sind. (1) Da wäre Carcasonne in Frankreich zu
nennen, die wohl größte und besterhaltenste mittelalterliche Stadt
Europas, in der etliche Szenen aus gedreht wurden; (2) Görlitz, die
östlichste Stadt Deutschlands, die einen fast unversehrte
mittelalterlichen Stadtkern aus unterschiedlichen Stilepochen
aufzuweisen hat und u.a. Drehort für oder war; (3) Brügge, wiederum
eine sehr gut erhaltene mittelalterliche Stadt in Belgien, die dem
im folgenden bewerteten Film, ein ganz besonderes Flair und eine
ganz besondere eigene Note verleiht. Laßt es Euch erzählen
...
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STORY
(3,75)
Die Geschichte, die
sich Genre technisch nicht so recht einordnen will und irgendwo in
eine Mixschublade gesteckt wird, in der Liebesgeschichten,
Komödien, Aktionfilme, schwarzer Humor und Städtebesichtigung
zusammengeknuddelt liegen, handelt von 2 Auftrags-Killern, die nach
einem verkorksten Auftrag in Brügge untertauchen sollen. Während
Ray (C. Farrell) weder etwas mit der idyllisch mittelalterlichen
Stadt noch mit sich selbst etwas anzufangen weiss, nachdem er kurz
zuvor ein kleines Kind aus Versehen! ermordet hat, ist sein älterer
Killer-Kollege Ken (B. Gleeson) von der Stadt schlichtweg angetan
und ruht in sich selbst und harrt der Dinge, die auf sie
zukommen.
Diese Dinge sind
leider nichts Gutes, stellt sich doch heraus, dass ihr
Auftragsgeber Harry (R.Fiennes) sie nur in diese abgelegene Stadt
geschickt hat, um Ray möglichst schnell loszuwerden. Denn in sein
Credo paßt eines gar nicht: Ein Killer darf töten, aber eben keine
Kinder! Ken, der von seinem Boss Harry aus diesem Grund alsbald den
Befehl erhält seinen Kollegen Ray umzubringen, steht eine emotional
sehr belastende Zeit bevor. Zum einen hat er den klarer Auftrag
seines Bosses im Kopf, zum anderen muss er sich fast stündlich
ansehen und anhören, wie sein
lieber Kollege Ray selbst am allermeisten unter dem Kindsmord
leidet und sogar sich mit Selbstmordgedanken trägt. Brügge, so
scheint es, wird für den ein oder anderen zum Grab werden... doch
bis dahin fließt viel schwarzer Humor den kleinen kanalisierten
Fluß Reie, der sich durch die Weltkulturerbestadt Brügge schlängelt,
hinunter.
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BILD
(4,25)
Das im Verhältnis
2,35:1 daherkommende HD-Widescreenbild, im VC-1 Codec bietet wie
fast alle anderen BluRay auch eine maximale Auflösung von
1920x1080p. Auffällig ist die sehr natürliche Farbwiedergabe, die
mit eher leicht blassen als überknackig betonten Farben aufwartet.
Nahaufnahmen sind auf sehr hohem Niveau, egal ob man den Kontrast,
die Plastizität oder die Schärfe betrachtet. Es ist eine Freude,
den Gesichtsausdrücken der Schauspieler in diesem Detail zuschauen
zu können. Halbtotale und Totale fallen in der Schärfe und damit
auch in der Detaildurchzeichnung ein wenig ab, liegen aber immer
noch auf einem durchaus ansehbaren Niveau. Teilweise ist es sogar
angenehm, den ein oder anderen entstellten Toten nicht so genau zu
sehen. Auch Brügge bei Nacht und Aufnahmen aus dem Hotelzimmer sind
überdurchschnittlich gut und von einem sehr guten Schwarzwert
durchzogen. Wer genau hinschaut, dem wird ein leichtes Grieseln
auffallen, was aber in diesem Film eher weniger störend
wahrgenommen wird. Insgesamt kann man dem Film eine sehr gute 4
attestieren.===============================================
TON
(3,75)
In letzter Zeit
passiert es immer häufiger, dass sowohl der englische O-Ton als
auch die deutsche Tonspur, die gleiche Güte besitzen. In diesem
Fall eine DTS-HD 5.1 Master audio Abmischung. Sehr schön. Leider
profitiert der Zuhörer nur in begrenztem Rahmen; denn der Film, der
aufgrund der fast nicht enden wollenden schwarzhumorigen Dialoge
eben sehr Dialoglastig ist, bietet einfach nur selten (ohne
aufgesetzt zu wirken) die Möglichkeit Surround und Knalleffekte
einzubauen. Dort, wo das aber aufgrund von Verfolgungsjagden oder
Schiessereien möglich ist, kommt ein gefühlter Surroundklang zu
Tage, der angenehm dynamisch in den Ohren des Zuhörers haften
bleibt. Über die gesamte 107 minütige Dauer des Filmes darf man
sich jedoch weder allzuviel Surround noch allzuviel musikalische
Untermalung wünschen. Der Film setzt seine Akzente ganz klar auf
die vielzähligen Gespräche, die aber ausnahmslos alle präzise, wenn
auch frontlastig, abgebildet sind. Der Ton schrammt für mich an
einer knappen 4 vorbei.
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AUSSTATTUNG
(3,5)
Eine klassische
Allerwelts-Durchschnitt BluRay. Es werden etliche Extras geboten,
ein Wendecover liegt der BD-Hülle bei, Sprachen außerhalb des
Deutschen sind außer englisch nicht vertreten und die Menuführung
ist schlicht aber aufreizend mit ein paar bewegten Szenen aus dem
Film hinterlegt, und passabel zu bedienen. Insgesamt reicht es
daher auch nur zu unwesentlich mehr als eben dem Dreier
Durchschnitt.
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PERSÖNLICHES
FAZIT
Hm, was sagt man zu
so einenm Film? Einen Film, der nahezu perfekt und gewollt, Extreme
schildert und damit gegensätzlicher kaum sein könnte. Wie findet
man eiskalte Auftrags-Killer, die sich mit Emotionaliäten
beschäftigen und sich mit Selbstmordgedanken tragen? Wie passen
mittelalterliche Stadtführung in Brügge mit rasanten Schiessereien
zusammen? Wie verträgt sich schwarzer Humor zu toternsten Themen?
Wie harmonisch vertragen sich eine Liebesgeschichte und ein halbes
Dutzend Tote? hm, eigentlich gar nicht und doch wieder in dieser
Kombination und extremen Zusammenstellung irgendwie
gut.
Der Film ist auf
seine eigene Weise skurill, schräg, lustig, schwarz, konservativ,
langweilig, aufregend, emotional und krass zugleich. Die
schauspielerische Leistung der beiden Hauptakteure dabei auf
fantastischen Niveau. Selten habe ich eine so gut gespielte Rolle
von Colin Farell gesehen. Der schwarze Humor, der den gesamten Film
wie ein Parasit belagert, ist darüber hinaus omnipräsent;
unabhängig davon, ob er in die Situation passt oder nicht. Er ist
einfach da und zwingt sich dem Zuhörer geschickt auf. Nahezu
perfekt wird der schwarze Humor durch den irischen Akzent von
Farell unterstützt (wer englisch versteht, der MUSS sich diesen
Film in englisch anhören) --> GENIAL. Das Drehbuch sowie die
Drehortkulisse geben eigentlich locker 5 Punkte her. Leider bin ich
(wer mich kennt) sehr kleinlich, was die unnötige Übertreibung von
Szenen angeht. So finde ich es mehr als unpassend, halbdurchsiebte
Körper munter weiterlebend und agieren zu lassen. In meinen Augen
hätte auch hier ein Extrem gewählt werden können, was ein wenig
mehr der Realität entsprochen hätte. Für mich reicht es
schlussendlich zu knappen 4 Punkten.
>
STORY : 3,75 [schräg, skuril,
überdreht, schwarzhumorig, anders, in keine Schublade
passend]
BILD : 4,25
[Nahaufnahmen top, leichtes Grieseln, Detailtiefe
mittel, schwarzwert sehr
gut]
TON : 3,75 [frontlastige Dialoge,
wenig Gelegenheit um sich
auszuzeichnen]
AUSSTATTUNG :
3,5 [Wendecover, einge Extras, wenig
Sprachenauswahl]
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KAUFBEWERTUNG
* von***
Also irgendwie hatte
der Film was; nämlich was abstossend und anziehendes zugleich. Er
ist nicht wirklich gut aber auch nicht wirklich schlecht. Wo
sortiert man so einen Film ein. Hm? Ich weiss es selbst nicht so
genau. Fakt bleibt, dass der technische Transfer gelungen ist, ohne
wirklich als herausragend angesehen werden zu können. Bei der Story
muss jeder für sich entdecken, ob im der Film gefällt oder nicht.
Ich fand ihn so wirr und doch wieder schwarzer Humor technisch so
gut, dass ich ihn mir wahrscheinlich sogar noch einmal ansehen
werde. Ob das alle so sehen wie ich, mag ich hingegen schwer zu
bezweifeln. Daher vielleicht erst einmal ausleihen. Und wem die BD
gefällt, der wird grund genug haben sie anschliessend auch noch zu
kaufen; denn den Liebhabern bietet die Scheibe auch inhaltlich und
visuell genug, um den Film ein weiteres Mal zu
sehen.
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Ich ruh' mich dann mal aus!